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Dänemark / Schweden 1992

Mit dem Wohnmobil durch Dänemark und den Süden Schwedens - neben zahlreichen schönen Schlössern bildeten vor allem die beiden Hauptstädte Kopenhagen und Stockholm wahre Höhepunkte dieser Reise!

Karte Dänemark/Schweden 1992
  • Reisezeitraum:
  • 16. August - 1. September 1992

  • Fahrzeug:
  • Wohnmobil Hymer Camp

  • Fähren:
  • Vogelfluglinie: Puttgarden - Rødby + Helsingør - Helsingborg;

    Kattegat: Göteborg-Frederikshavn

  • Reiseroute:
  • Lübeck - Fehmarn - Lolland - Falster - Seeland - Roskilde - Kopenhagen - Helsingør - Helsingborg - Malmø - Kalmar - Norrköping - Stockholm - Uppsala - Gripsholm - Örebro - Vättern - Vänern - Trollhättan - Göteborg - Frederikshavn - Skagen - Ålborg - Århus - Flensburg

  • Reisebericht:
  • Nachmittags vor Beginn der Urlaubsreise, die unsere erste Fahrt mit einem Wohnmobil werden sollte, holten wir das seit vielen Wochen gebuchte Fahrzeug beim Vermieter ab. Dort wurde uns dessen Innenleben erklärt: Position und Wartung der verschiedenen Tanks, Bedienung der gasbetriebenen Funktionen Warmwasserbereitung, Heizung, Herd und Kühlschrank sowie allgemeine Hinweise zu Stauräumen und sonstigen nützlichen Dingen (wo sind Ölmessstab, Reserverad, Wagenheber?). Den größten Teil des Abends verbrachten wir dann damit, unsere ganzen Sachen in das "rollende Heim" zu räumen.

    Um 4 Uhr morgens ging es dann los: A 45 in Richtung Dortmund, A 1 über Münster, Osnabrück und Bremen bis nach Hamburg. Durch den Elbtunnel, dann nach Lübeck (11:45 Uhr: Zwischenstopp am Holstentor) und weiter auf die Insel Fehmarn zum Fährhafen Puttgarden. An einer Raststätte machten wir gleich Bekanntschaft mit dem besonderen Verhältnis der Wohmobilisten untereinander - nebenan stoppte ein anderes Wohnmobil und sofort entwickelte sich ein kleiner Plausch über die Fahrzeuge und die jeweiligen Fahrtziele.

    Auf dem letzten Stück der Strecke bis Puttgarden kamen wir nicht ganz so schnell voran und fuhren daher nicht wie geplant mit der um 14:05 Uhr ablegenden "Carl Carstens", Baujahr 1986, sondern eine halbe Stunde später mit der "Danmark", dem ältesten Schiff (Baujahr 1968) der insgesamt fünf Schiffe umfassenden Flotte.

    Am Kassenhäuschen kauften wir gleich das "Schweden-Ticket 1", das für die gesamte Vogelfluglinie, also auch für die Überfahrt von Helsingør nach Helsingborg, galt. Etwa 20 Minuten später wurden wir auf das unterste Deck der "Danmark" gelotst. Hier waren in schmalen Gängen Schienen für Züge verlegt - leider fuhr diesmal kein Zug mit, wir hätten gerne mal gesehen, wie das funktioniert. Stattdessen ließ man Lkws und Wohnmobile auf die Zug-Gleise fahren.

    Oben auf der Fähre gab es - genau wie letztes Jahr auf der "Kronprins Harald" - einen eher teuren Tax-Free-Shop, in dem die mitfahrenden Skandinavier aber mit Begeisterung einkauften. Damit hatte sich die Ähnlichkeit mit dem Luxus-Schiff der Color Line aber auch bereits. Der "Danmark" sah man ihr Alter schon an, von Luxus keine Spur. Nachdem wir uns am Bankschalter mit dänischen Kronen (DKR) versehen und uns an der Information einen Stadtplan sowie eine Beschreibung der Sehenswürdigkeiten Kopenhagens besorgt hatten, schauten wir kurz ins Restaurant hinein und nutzten dann die einzige für Passagiere erlaubte Möglichkeit, nach Draußen zu gehen. Leider durfte man weder an den Bug noch ans Heck, sondern nur auf beiden Seiten auf etwa einem Viertel der Schiffslänge (relativ weit hinten) herumlaufen.

    Auf der Strecke über den Fehmarnbelt nach Rødby Havn auf der dänischen Insel Lolland war ganz schön was los, da in jedem der beiden Häfen alle 30 Minuten ein Schiff ablegt. Um 15:30 Uhr kamen wir in Dänemark an. Unser Autodeck wurde als erstes entladen, so dass wir bereits nach wenigen Minuten von Bord und zur dänischen Zollstation am Hafenausgang fuhren, wo uns ein freundlicher Zöllner nach einem kurzen Blick auf die Personalausweise weiterfahren ließ.

    Durch die total flache Landschaft Lollands mit bereits abgeernteten Getreidefeldern und noch nicht geernteten Zuckerrüben führte uns die als Autobahn ausgebaute E 47 in das etwa 19 km entfernte Städtchen Maribo, wo wir uns den aus dem 15. Jahrhundert stammenden Dom anschauten; ein eindrucksvolles Bauwerk, das wir in diesem kleinen Städtchen mit seinen hübschen Puppenhäuschen gar nicht vermutet hätten. Weiter ging es durch flache Felder und Wiesen - die höchsten "Erhebungen" dieser von urzeitlichen Gletschern abgeschliffenen Landschaft sind gerade mal 15 m hoch.

    Vor Guldborg sollte man durch ein Waldgebiet namens Storskov (= großer Wald) kommen, wir sahen jedoch nur wenige Bäume. Rund um die Stadt stand dann aber Apfelbaum an Apfelbaum - Guldborg ist ein wichtiges Obstanbaugebiet, das wegen seiner aromatischen Äpfel geschätzt wird. Das Städtchen selbst fanden wir unansehnlich und die Brücke über den Guldborgsund hinüber auf die Insel Falster noch unansehnlicher, vor allem wegen der vielen hässlichen Kleinindustrie-Bauten auf beiden Seiten des nur etwa flussbreiten Wasserstreifens.

    Wenig später überquerten wir den Meeresarm Storstrømmen auf der 1937 erbauten, 3,2 km langen und auf 49 Pfeilern ruhenden Storstrømsbro. Diese Brücke war bis 1985 die einzige Straßen- und Eisenbahnverbindung zwischen den Inseln Falster und Seeland. Heute gibt es eine moderne Autobahnbrücke einige Kilometer weiter südlich. Wir hatten bewusst diese Route gewählt, weil man von hier aus einen schönen Blick weit hinaus aufs Meer und die vorgelagerten Inseln hat.

    Alte Brücke über den Storstrømmen

    Aber es kam noch besser: direkt hinter der Brücke fanden wir kurz nach 18 Uhr einen prima Schlafplatz, wo wir während des Abends den Blick aufs Meer und die vereinzelt vorbeifahrenden Segelschiffe genossen. Nach den heute zurückgelegten 720 Straßenkilometern und der Stunde Fährüberfahrt waren wir sehr müde und gingen deshalb früh schlafen.

    Weil es seit irgendwann in der Nacht regnete, ließen wir am nächsten Morgen den Besuch im nahen Vordingborg aus. Dort hatten wir nämlich den Gänseturm, den Botanische Garten und die Ruinen einer alten Festung anschauen wollen - alles Orte, an denen es nicht gerade egal ist, ob es regnet oder nicht. Der Regen wurde auf der Weiterfahrt zum Glück immer schwächer und hörte nach etwa einer Stunde ganz auf.

    Inzwischen waren wir durch das Innere der Insel bis nach Køge an der gleichnamigen Ostseebucht gelangt und wollten gerne ein Stück an der Strandpromenade entlangfahren, konnten aber leider keine finden. Das Meer sah hier fast aus wie ein Seeufer: gräserbestanden mit kleinen, grasbewachsenen Inselchen; am Ufer teilweise Pferdeweiden, teilweise hässliches Industriegelände.

    Einige Kilometer nördlich bogen wir auf die ebenfalls gut ausgebaute Str. 6 nach Roskilde ab. Genau wie auf den Inseln Lolland und Falster, die wir gestern durchquert hatten, wurde auch hier auf Seeland das Landschaftsbild durch große, gelblich-braune Felder bestimmt. Heute fiel uns auf, dass die meisten Felder einer Berg-und-Talbahn glichen, alles total hügelig aber trotzdem insgesamt flach.

    Dom von Roskilde

    Gegen 10:45 Uhr kamen wir - bei mittlerweile schönem Wetter mit blauem Himmel und schneeweißen Wolken - im Zentrum von Roskilde an. Der halb romanische, halb gotische Dom von Roskilde wurde um 1170 unter Bischof Absalon aus Backstein und Granit errichtet, in späteren Jahren verändert und nach verschiedenen Bränden wiederaufgebaut, ist aber seit 1670 fast unverändert erhalten. In diesem Dom wurden seit 1536 alle dänischen Könige bestattet, von den vorhergehenden Regenten ruhen Königin Margarethe I (starb 1412) und König Christian I (starb 1481) in dieser Kirche. Die Sarkophage der ersten Monarchen und die Gräber der Bischöfe befinden sich im Chor; für die späteren Königsgräber wurden im Laufe der Zeit prunkvolle Seitenkapellen angebaut.

    Der dreischiffige Dom ist riesengroß und sehr eindrucksvoll. Im Mittelschiff befinden sich die prächtig geschmückte Loge König Christians IV, eine sehr schöne Orgel und eine alabasterverzierte Sandsteinkanzel. Das Chorgestühl im Altarraum stammt aus dem Jahre 1420; die geschnitzten Reliefs auf der Südseite stellen Szenen aus dem alten, diejenigen auf der Nordseite Szenen aus dem neuen Testament dar. Den Hauptaltar schmückt eine mit Gold überzogene Altarwand, die um 1580 in Antwerpen im Stil der nordischen Renaissance gefertigt wurde.

    Die verschiedenen Baumeister der zahlreichen Seitenkapellen haben sich anscheinend gegenseitig zu übertrumpfen versucht, denn eine Kapelle ist prunkvoller ausgestattet als die andere. Das gesamte Bauwerk ist mit Gräbern förmlich übersät; durch verschiedene Fensteröffnungen konnten wir in unterirdische Räume schauen, in denen die Särge schon fast gestapelt waren - unserer Meinung nach eher makaber als prunkvoll.

    Anschließend wanderten wir zur Wikingerschiffshalle. An einer schmalen Stelle des Roskilde-Fjordes hatte man 1957 die Wracks von fünf Wikingerschiffen entdeckt, die zwischen 1000 und 1050 hier versenkt und mit Steinen überworfen worden waren, um eine Sperre gegen feindliche Überfälle - vermutlich norwegischer Wikinger - zu bilden. Damit die Schiffe bei der Bergung nicht vollständig zerstört wurden, legte man einen Staudamm an, pumpte das Wasser ab und präparierte jedes Teil mit einer speziellen Konservierungsflüssigkeit. Danach begann die mühevolle Kleinstarbeit, die verschiedenen Schiffe im inzwischen errichteten Museum zusammenzusetzen. Bis jetzt sind vier Schiffe fertig, beim fünften sind die Wissenschaftler immer noch dabei und die Museumsbesucher können ihnen bei der Arbeit zuschauen.

    Wikingerschiffe in Roskilde

    Die Roskilder Wikingerschiffe sind längst nicht so gut erhalten wie die Osloer Schiffe, auch handelt es sich hier um Gebrauchsschiffe, die als alte, mehrfach reparierte und ausgebesserte Fahrzeuge ausgedient hatten und dann im Fjord versenkt worden waren - also nichts mit Prunk und Pracht und kostbaren Grabbeigaben für verstorbene Häuptlinge!

    An den einzelnen Schiffen sind Beschreibungen in unterschiedlichen Sprachen, darunter auch Deutsch, angebracht. Das größte Wrack war einst ein Ozeanschiff, auch "Knarr" genannt. Dieser gedrungene und robuste Schiffstyp diente dem Warenaustausch mit England, Island und Grönland. Ein kleineres Handelsschiff wurde zur Küstenschiffahrt in der Ostsee eingesetzt. Zwei andere Wracks waren Kriegsschiffe: Das erste ist ein "Drakkar" genanntes, gefürchtetes Kriegsschiff; schmal und niedrig, aber so lang, dass 24 Ruderer Platz fanden.

    Das zweite Kriegsschiff war ein 28 m langes Langschiff, von dem die Archäologen zuerst dachten, es seien zwei Schiffe. Auch dieses Schiff war äußerst leicht gebaut und mit 50 Ruderern sehr schnell und wendig - eines jener Schiffe, die Jahrhunderte lang Europas Küsten in Angst und Schrecken versetzten. Das fünfte Wrack diente wahrscheinlich als Fähre, mit der Menschen, Tiere und Güter über den Fjord transportiert wurden.

    Die bei und in den Wracks gefundenen Gegenstände, Geräte und Werkzeuge sind in Vitrinen ausgestellt. An den Wänden des Museums dokumentieren viele mit erläuternden Texten versehene Fotos die Bergung der Schiffe. Außerdem hängen dort Beschreibungen und Zeichnungen, die verdeutlichen, wozu die Wikinger die Schiffe benutzten. In einigen Vitrinen sind Reproduktionen von Wikinger-Schmuck ausgestellt, die man käuflich erwerben kann (teuer!). Der in einem Nebenraum gezeigte Film über die Bergungsarbeiten lief zur Zeit unseres Besuches in Englisch und Französisch, auf die deutsche Version wollten wir nicht mehr warten.

    Durch die Glasfront des Museums schaut man auf den Roskildefjord - hier liegen die als originalgetreue Kopien der Wracks nachgebauten Wikingerschiffe verankert, mit denen man das Segelverhalten der damaligen Schiffe überprüft und daraus Erkenntnisse über die Segelkunst der Wikinger gewonnen hat. Interessierten Besuchern wird auf einem dieser Schiffe ein vierstündiger Segeltörn auf dem Fjord angeboten. Abhängig von Wind und Wetter wird das Schiff ausschließlich mit Hilfe der Segel und der Riemen in Fahrt gebracht, was insbesondere bei starkem Wind harte Arbeit bedeutet.

    Nachmittags setzten wir unsere Fahrt in Richtung des 36 km entfernten Kopenhagen fort. Der auf der Fähre erhaltene Stadtplan tat uns dabei gute Dienste. Etwa um 15 Uhr stellten wir unser Wohnmobil auf einem Parkplatz am Südhafen, in der Bernstorffs Gade, relativ nahe am Tivoli ab und zogen am Parkscheinautomaten direkt ein bis zum nächsten Morgen gültiges Ticket. Vom Storstrømmen bis hierher hatten wir heute insgesamt 140 km zurückgelegt.

    Unsere Stadtbesichtigung führte uns zunächst zum Rathaus, in dem gerade eine Fotoausstellung stattfand. Über dem Hauptportal steht eine vergoldete Statue des Stadtgründers Bischofs Absalon, der in der Rechten ein Schwert und in der Linken den Krummstab hält. Vom 106 m hohen Rathausturm soll man einen herrlichen Blick über die Stadt und den Sund haben - wir mussten leider darauf verzichteten, da die Besichtungungszeit (10-15 Uhr) bereits vorbei war. Auf dem riesengroßen Rathausplatz schauten wir uns den Drachenspringbrunnen und die Lurenbläser, zwei Bronze-Wikinger auf einer 12 m hohen Steinsäule, an.

    Durch die äußerst belebte Fußgängerzone Strøget, über den Gammeltorv, den Nytorv und die Rådhusstræde spazierten wir nun zum Schloss Christiansborg, dem Sitz der Regierung und des Parlaments auf der Insel Slotsholmen, wo 1167 Bischof Absalon seine Festung errichten ließ. Fundamentreste dieser Befestigungsanlage sind heute noch in Christiansborg zu sehen. Verschiedene Nachfogebauten fielen immer wieder Feuersbrünsten zum Opfer; erst wenige Wochen vor unserem Besuch brannte die von 1820 stammende Schlosskirche durch leichtfertigen Umgang mit Feuerwerkskörpern ab. Die Gebäude des heutigen Schlosses entstand 1907-1916. Da die Repräsentationssäle im Inneren des Schlosses montags leider nicht besichtigt werden können, schauten wir uns nur im Schlosshof etwas um.

    Dann ging es zur 1619-1625 in niederländischem Renaissancestil errichteten Börse mit ihrem 54 m hohen Turm, dessen Spitze die ineinander verschlungenen Schwänze von vier Drachen bilden. Das langgestreckte Gebäude ist relativ niedrig, aber sehr schön anzusehen; sein Inneres beherbergt heute die Handelskammer und ist nicht zu besichtigen.

    Eigentlich wollten wir nun über die Knippelsbro in den Stadtteil Christianshavn gehen, um dort die Erlöserkirche mit ihrem Wendeltreppen- Turm anzuschauen, doch die Kirche wurde gerade restauriert und der Turm mit der außen angebrachten Wendeltreppe war - weithin sichtbar - eingerüstet. Also spazierten wir stattdessen zum Kongens Nytorv mit dem Königlichen Theater und dem (ebenfalls gerade eingerüsteten) Schloss Charlottenborg, das seit 1753 die Akademie der schönen Künste beherbergt. In der Mitte des 3,3 ha großen, sehr schön angelegten Platzes steht ein Reiterstandbild König Christians V.

    Nyhavn in Kopenhagen

    Der Nyhavn ist ein idyllisches Hafenbecken mit Segelschiffen und hübschen, bunten Häusern. Dies war einst das verrufene Viertel Kopenhagens; heute starten hier die Boote zur Stadtrundfahrt und in den Häusern befinden sich Läden, Gasthäuser, Tätowierstuben und Bars. Der dänische Märchendichter Hans Christian Andersen lebte in diesem Stadtviertel, seitdem er 1819 nach Kopenhagen übergesiedelt war. Am inneren Ende des Nyhavn liegt ein Riesenanker, der an die in den beiden Weltkriegen gefallenen dänischen Seeleute erinnert.

    Im 1749-1760 unter König Frederik V im Rokokostil erbauten Schloss Amalienborg residiert die dänische Königin Margarethe II. Um einen weiten, achteckigen Schlossplatz gruppieren sich vier Palais, die ursprünglich als getrennte Adelspaläste errichtet worden waren. Der Platz, in dessen Mitte ein Reiterstandbild Frederiks V steht, gilt wegen seiner architektonischen Ausgewogenheit und Harmonie als einer der schönsten Plätze des europäischen 18. Jahrhunderts. Nach dem Brand von Schloss Christiansborg im Jahre 1794 erwarb die königliche Familie die vier Paläste, die heute die Namen früherer dänischer Könige tragen, für ihre Residenz.

    Schloss Amalienborg

    Wenn sich die Königin in der Stadt befindet (was bei unserem Besuch der Fall war, denn die dänische Flagge über ihrem Palais war gehisst), findet die tägliche Wachablösung mit Musik statt - allerdings um 12 Uhr mittags, jetzt war es später Nachmittag und die Schauräume im Palais Christian IX waren ebenfalls bereits geschlossen. Die Gardesoldaten mit ihrer blauen Uniform und der hohen schwarzen Pelzmütze sind eines der Wahrzeichen der Stadt - lassen sich aber anscheinend nur ungern fotografieren, denn einer der Wachtposten machte sich schnell aus dem Staub, als wir die Kamera auf ihn richteten.

    Im Jahre 1642 ließ König Christian IV gegenüber dem ebenfalls von ihm erbauten Studentenwohnheim Regensen eine Kirche für die Studenten und Professoren bauen. Der König war ein praktischer Mann und bestimmte, dasss der Glockenturm der Kirche gleichzeitig ein Observatorium für die Universität aufnehmen und der große Dachboden über dem Kirchenschiff als Bibliothek dienen sollte. So entstand der 36 m hohe, massige Rundetårn mit einem Durchmesser von 15 m, in dessen Innerem es - um die schweren optischen Geräte leichter hinauftransportieren zu können - keine Treppe gibt, sondern einen breiten, 209 m langen Schneckengang. Nur auf dem letzten Stück bis zur Plattform wird der Gang von einer Treppe abgelöst. Nach der Fertigstellung des Turmes ritt König Christian IV den Schneckengang hinauf; Zar Peter der Große tat es ihm 1721 gleich und Kaiserin Katharina ließ sich im Pferdewagen auf den Turm fahren.

    Der Turm stieg in seiner Popularität und die Kopenhagener liebten ihn. König Frederik IV gab ihn fürs Publikum frei - gegen ein geringes Entgelt konnte jedermann oben, hinter dem prächtigen, von Hofkunstschmied Caspar Fincke angefertigten Gitter stehend, die Aussicht geniessen. Die vielen Menschen verursachten jedoch Lärm und Vibrationen, weshalb das Observatorium nicht länger für wissenschaftliche Zwecke benutzt werden konnte und 1861 mit Einverständnis der Astronomen geschlossen wurde.

    Weil wir keinen solchen Komfort in Anspruch nehmen konnten, wie es die gekrönten Häupter einst getan hatten, hielten wir es mit den Kopenhagener Bürgern und wanderten auf unseren eigenen Füßen den acht- oder neunmal um den Turm gewundenen Gang hinauf. Unterwegs konnten wir durch eine Glastür in die angegliederte Trinitatis-Kirche schauen.

    Ausblick vom Runden Turm

    Auf der Plattform angekommen, hatten wir einen wunderbaren Blick über das Häusermeer Kopenhagens mit den grünen Kupferdächern der historischen Bauwerke. In östlicher Richtung konnte man den Øresund und ganz klein auf der anderen Seite die schwedische Stadt Malmö sehen. Etwas weiter nördlich Schloss Rosenborg und den Park Kongens Have, im Süden Schloss Christiansborg und die Börse, dahinter Christianshavn mit der Erlöserkirche. Praktisch: am schmiedeeisernen Gitter sind in Abständen Tafeln angebracht, auf denen man ablesen kann, welche Bauwerke man gerade vor sich sieht.

    Etwa um 19 Uhr waren wir zurück am Wohnmobil und legten eine längere Pause ein - unsere Füße taten nämlich ganz schön weh, was allerdings angesichts der Strecke, die wir heute nachmittag zu Fuß zurückgelegt hatten, auch kein Wunder war.

    Gegen 21 Uhr spazierten wir dann zum Tivoli, der jetzt von zehntausenden weißen und bunten Glühbirnen und sonstigen Lichtern - sämtlich ohne Neonlicht - erhellt wurde. Sie waren einfach überall angebracht: auf dem Wasser, rings um die Wasserflächen, in den Bäumen und an den Gebäuden - das sah sehr schön aus. Im Inneren des Parks gibt es zahlreiche, immer wieder anders gestaltete Restaurants, Cafes, Kiosks und Bars.

    Tivoli - Palast

    Die wunderbare chinesische Pagode und der indische Palast, die sich beide zusätzlich noch in Wasserflächen spiegelten, gefielen uns besonders gut. In unterschiedlichen Gebäuden fanden Konzerte und andere Veranstaltungen statt. Mit dem Wetter hatten wir beinahe schon unverschämtes Glück - es war eine klare, warme Sommernacht.

    Zu einer ganz im chinesischen Stil gestalteten Freilichtbühne kamen wir gerade, als sich die letzten Zuschauer hinsetzten. Wir blieben stehen um zu sehen, was es hier jetzt wohl geben würde. Der Pfauenvorhang öffnete sich zu einem originellen Pantomimenspiel - die ganze Aufführung war sehr schön gemacht. Ihren besonderen Zauber erhielt sie aber erst durch das exotisch wirkende Theater mit seinen wechselnden, bunten Bühnenbildern vor den dunklen Zuschauerreihen; das Ganze eingerahmt von der einmaligen Atmosphäre des nächtlichen Tivoli.

    Nun kamen wir in einen riesigen Kirmes-Teil des Vergnügungsparks mit bunt beleuchteten Fahrgeschäften aller Art: Fliegender Teppich, Achterbahnen, Spiegelkabinett, Riesenrad, Berg- und Talbahn mit Wikingerschiffchen (sah in Bewegung besonders witzig aus), alle möglichen Wurf-, Schieß- und sonstigen Buden. Wir sahen viele Spiele, bei denen Münzen eingeworfen werden und waren in mindestens drei großen Hallen, in denen Spielautomat an Spielautomat stand - vom Videogame bis zum einarmigen Banditen.

    Der wunderbare Garten mit seiner Blumenpracht, den Gebäuden in allen Stilarten, den Karussels und Attraktionen wurde 1843 von Georg Carstensen gegründet. Er war Kosmopolit und wollte den Park möglichst fremdartig machen. Die Presse verspottete seinen Leichtsinn und die Kulturverantwortlichen hatten so gut wie nichts für ihn übrig - aber die Kopenhagener Bürger waren begeistert. Der Name Tivoli stammt höchstwahrscheinlich von einem Pariser Vergnügungspark, der wiederum nach der wegen ihrer vielen Springbrunnen berühmten italienischen Stadt Tivoli benannt wurde. Liest man den Namen rückwärts, so ergibt sich (mit einem kleinen Schönheitsfehler) Tivoli - I love it. Kann das ein Zufall sein?

    Tivoli wird jeden Tag pünktlich um Mitternacht geschlossen - Mittwochs, Freitags und Samstags findet um 23:45 Uhr ein Feuerwerk statt - heute war Montag, also kein Feuerwerk. Wir verließen den Park gegen 23:40 Uhr und lagen bereits um 0:10 Uhr im Bett (total kaputt!!).

    Am nächsten Morgen fuhren wir gegen 9:30 Uhr zum Schloss Rosenborg, stellten das Wohnmobil auf der dem Schloss gegenüberliegenden Seite des Kongens Have in der Kronprinsessegade ab und wanderten dann quer durch den Park und den schönen Rosengarten zum Schloss. Auf einer benachbarten Wiese übte gerade ein Teil der hier stationierten königlichen Leibgarde die Wachablösung.

    Schloss Rosenborg

    König Christian IV ließ das relativ kompakte Renaissanceschloss 1610-1625 als Sommerresidenz außerhalb der Stadtwälle Kopenhagens errichten. Lange Zeit war es der bevorzugte Aufenthaltsort der dänischen Könige. Nach dem Tod König Frederiks V im Jahre 1730 wurde es nur noch selten benutzt; seit 1833 dient es als Museum und ist mit Ausstellungsstücken der bereits seit 1660 bestehenden Sammlung der dänischen Krone förmlich vollgestopft.

    Diese Sammlung besteht aus Gemälden, Gold- und Silberwaren, Skulpturen, dänischem, französischem und chinesischem Porzellan, venezianischem Glas und den unterschiedlichsten Gegenständen, die die gekrönten Häupter Europas den dänischen Herrschern zum Geschenk machten.Zu den Kostbarkeiten gehört das - durch eine Glastür zu betrachtende - Porzellanservice Flora Danica, das Anfang des 19. Jahrhunderts in der Königlichen Porzellanmanufaktur von Kopenhagen gefertigt wurde.

    Das Service für 100 Personen war als Geschenk für die Zarin Katharina d. Große gedacht; diese starb jedoch, bevor das Porzellan fertig war und so blieben die kunstvoll mit Motiven aus Dänemarks Pflanzenwelt bemalten Teller, Tassen und Schalen im Lande.

    Die einzelnen Räume des Schlosses sind in chronologischer Reihenfolge mit dem der jeweiligen Regierungszeit entsprechenden Mobiliar ausgestattet. Die Wände sind mit Seidentapeten bespannt, die Decken bemalt und mit Stuckarbeiten versehen. Überall stehen Vitrinen mit Ausstellungsstücken, was die Räume relativ klein und eng erscheinen läßt. Dieser Eindruck wird noch dadurch verstärkt, dass die bleiverglasten Fenster nicht besonders viel Licht hereinlassen.

    Im zweiten Stockwerk betraten wir einen sehr schönen, großzügig angelegten Ballsaal, den "Großen Festsaal". Hier steht der bis 1940 verwendete Krönungsthron aus Elfenbein und Narwalzahn; davor drei fast lebensgroße, silberne Löwen. Auch die anderen Räume fanden wir schön, nur leider ziemlich überladen.

    Durch einen Seiteneingang stiegen wir nun in den Keller des Schlosses hinunter, wo sich die durch dicke Panzertüren gesicherte Schatzkammer befindet. Im fast vollständigen Dunkel funkeln und glitzern große und kleine Kronen, viele Diademe, Colliers, Ringe und unzählige Juwelen auf blauem Samt in beleuchteten Vitrinen aus dickem Panzerglas. Zusätzlich zu den installierten Alarmanlagen passt noch eine Wache auf - aber wohl hauptsächlich darauf, dass niemand fotografiert, das ist hier unten nämlich verboten.

    Am Eingang zum Schloss - fast wären wir auf dem Rückweg daran vorbeigelaufen - befindet sich das Silbermuseum mit silberdurchwirkter Kleidung und silbernen Gegenständen; ein weiterer Teil der königlichen Sammlungen. Hier sind sowohl Kleinigkeiten wie silberne Haarbürsten, Broschen und Spangen als auch Silberleuchter aller Größen, silberne Kaminaufsätze und Tische sowie kostbare Silberbestecke zu sehen. Die größten Schätze dieses Museums stellen jedoch die zu großen Teilen aus Silberfäden bestehenden, äußerst wertvollen Kleider dar, die nur zu besonderen Anlässen getragen wurden (und natürlich auch ein entsprechendes Gewicht haben). Auf dem Rückweg zum Wohnmobil sahen wir in einiger Entfernung die Leibgarde der Königin losmarschieren, die jetzt zur Wachablösung im Schloss Amalienborg ging.

    An der Promenade Langelinie schauten wir uns Kopenhagens berühmtestes Wahrzeichen an: "Den Lille Havfrue" sitzt auf einem wasserumspülten Felsen direkt vor dem Ufer. Die grazile Figur, die mit traurigem Gesichtsausdruck über den Hafen schaut, ist kleiner als wir dachten; das liegt wahrscheinlich daran, dass wir sie uns unwillkürlich in Menschengröße vorgestellt hatten. Der Bildhauer Edvard Eriksen schuf die Bronzestatue 1913 nach einem Märchen von Hans Christian Andersen: Die unglückliche Meerjungfrau opfert ihre Stimme, damit sich ihr Fischschwanz in Beine verwandelt. In Menschengestalt gewinnt sie die Liebe eines Prinzen, muss dann aber stumm mitansehen, wie er sie zugunsten einer Prinzessin verlässt und stürzt sich schließlich ins Meer.

    Jetzt verließen wir Kopenhagen auf der anfangs zusammen mit der Autobahn E 55 / E 47 verlaufenden Str. 19 in Richtung Hillerød. Die Gegend war hier etwas abwechslungsreicher als im Süden; es gab mehr Bäume und kleine Wäldchen - alles war irgendwie freundlicher als auf Lolland, Falster und im Süden Seelands.

    Das zwischen 1602 und 1620 im Stil der nordischen Renaissance aus Back- und Sandstein erbaute Schloss Frederiksborg besteht aus drei Flügeln: in der Mitte liegt der Königsflügel, links der Kirchenflügel und rechts der Prinzessinenflügel. Die gesamte Anlage ist vom aufgestauten Schlosssee umgeben, der das Schloss auch von seinem Park, dem terrassenförmig angelegten "königlichen Garten", trennt. Frederiksborg gilt als eines der prächtigsten Renaissanceschlösser Nordeuropas; es ist das monumentalste Bauwerk König Christians IV und angeblich das schönste Schloss Dänemarks. Zwischen 1660 und 1848 wurden alle dänischen Könige in der hiesigen Schlosskapelle gekrönt.

    1859 wurde der größte Teil des Schlossesinneren durch eine Feuersbrunst zerstört; lediglich die Mauern, die Schlosskirche und das Audienzhaus blieben verschont. Dank einer nationalen Spendenaktion, der Unterstützung durch die Staatskasse und die Privatschatulle des Königs wurde das Schloss 20 Jahre später in seiner ursprünglichen Pracht wieder aufgebaut. Seitdem ist es nationalhistorisches Museum und ein Rundgang durch die mehr als 50 Räume gleicht einer Wanderung durch die Geschichte Dänemarks. Da sie alle durchnummeriert sind, wird man automatisch durch das gesamte Schloss geführt.

    Zu sehen sind sehr viele Möbel und vor allem Bilder (hauptsächlich Portraits); durch ihre großzügigen Abmessungen wirken die jeweils einer bestimmten Zeit, meist der Regierungszeit eines Königs, gewidmeten Räume aber nicht überladen. Der 55 m lange, zur Zeit König Christians IV prächtig möblierte Ehrensaal wurde durch den Brand von 1859 völlig zerstört. Einige Details, der Marmorfußboden und die Kassettendecke wurden wiederhergestellt, die Wandteppiche nach Originalentwürfen neu gearbeitet. Trotz der fehlenden Möblierung fanden wir den Saal äußerst beeindruckend.

    Direkt unter dem Ehrensaal befindet sich die Schlosskapelle, die eigentlich eine recht ansehnliche, hohe Kirche mit gotischen Sterngewölben ist. Man besichtigt sie über die von vergoldeten Pfeilern getragenen Arkadenreihen; nach unten ins Kirchenschiff gelangt man nicht. Entlang der Galerie sind die Wappenschilder der Ritter des Elefantenordens und der Ritter des Großkreuzes aufgehängt. Der Altar, die Kanzel und die zu den wertvollsten Musikinstrumenten Europas zählende, seit 1610 fast unverändert erhaltene Orgel wurden aus Ebenholz gefertigt und mit Silberreliefs versehen. Der gesamte Innenraum ist äußerst prachtvoll mit Marmor und Schnitzereien geschmückt. Das Königspaar hatte zwei getrennte Logen: der König saß unten in der Nähe des Altars, die Königin oben auf der Empore.

    Weil wir mittags ein bischen getrödelt hatten und erst später feststellten, dass Schloss Kronborg nur bis 17 Uhr geöffnet war, mussten wir uns jetzt ziemlich beeilen, ins etwa 23 km entfernte Helsingør zu kommen. Die gesamte Strecke führte über eine Landstraße, so dass wir nicht besonders schnell fahren konnten. Das nur wenige Kilometer seitlich unseres Weges liegende Schloss Fredensborg wird fast ständig von Königin Margarethe II und ihrer Familie bewohnt und ist nur im Juli, wenn die königliche Famile nicht anwesend ist, für Besucher geöffnet. Wir hatten es eigentlich von außen anschauen wollen (der Park ist während des ganzen Jahres zugänglich), fuhren jetzt aber aus Zeitgründen vorbei.

    Durch den Ort Helsingør gelangten wir bis zu dem auf einer Halbinsel im Øresund gelegenen Schloss Kronborg, wo wir um 16:40 Uhr relativ abgehetzt ankamen, denn vom Parkplatz bis zum Schlosshof musste man noch eine ziemliche Strecke zu Fuß gehen. An der Kasse wollte man uns keine Tickets mehr verkaufen - es sei zu spät, um noch Besucher ins Schloss zu lassen. Ins angegliederte Handels- und Seefahrtmuseum hätten wir noch hineingedurft, aber das wollten wir ja nicht besichtigen.

    Im ganzen Innenhof war nur noch eine einzige Tür geöffnet; wir schauten hinein - es war die Schlosskirche. Doch dann stand schon eine Frau vor uns und verlangte unsere Eintrittskarten zu sehen - weil wir keine hatten, mussten wir wieder gehen. Ärgerlich war nur, dass wir die jetzt noch vorhandene Zeit prima für die Außen-Besichtigung von Schloss Fredensborg hätten verwenden können, aber wir hatten eben fest damit gerechnet, vor 17 Uhr auf jeden Fall noch eingelassen zu werden.

    Von den Festungswällen seitlich des mächtigen Schlosses, das 1574-1585 von König Frederik II an der Stelle einer älteren Festung (von 1420) erbaut wurde, konnten wir über den hier nur 4,5 km breiten Sund hinüber nach Schweden schauen. Diese strategisch günstige Lage nutzten die Dänen jahrhundertelang, um von vorbeifahrenden Schiffen den Sundzoll zu erpressen. Wer sich weigerte zu zahlen, wurde von den zahlreichen Kanonen leckgeschossen und im Øresund versenkt.

    Das Wetter war übrigens den ganzen Tag über gut; es wechselte zwischen sonnigen und wolkigen Abschnitten mit manchmal recht starkem Wind. Auf dem Rückweg zum Wohnmobil lasen wir auf einem Schild, dass das Schloss morgens erst um 10:30 Uhr geöffnet wird; das war uns für den nächsten Tag zu spät. Nun fuhren wir die kurze Strecke zurück bis nach Helsingør, wo wir einen schönen ruhigen Parkplatz nahe am Ortszentrum fanden. Ein Blick auf den Tacho verriet, dass wir heute 95 km zurückgelegt hatten.

    Gegen 21:30 Uhr machten wir noch einen Spaziergang im überwiegend als Fußgängerzone gestalteten historischen Stadtkern. Die schönen alten Häuser, die hauptsächlich aus dem 17. und 18. Jahrhundert stammen, wurden sorgfältig restauriert. Helsingør war zur Zeit des Sundzolls (1427-1857) eine reiche Handelsstadt; hier ließen sich viele fremde Kaufleute nieder und gaben der damals nach Kopenhagen wichtigsten Stadt des Landes eine kosmopolitische Prägung. Als wir zum Hafen kamen, funkelten uns drüben auf der anderen Sundseite die Lichter von Helsingborg entgegen.

    Am nächsten Morgen brachte uns die 9:10-Uhr Fähre "Prinsesse Elisabeth" in 20 Minuten hinüber nach Schweden. Zunächst schauten wir uns kurz im Inneren des Schiffes um: Restaurant, Kiosk, Bank und Tax-Free-Shop, letzterer diesmal nur mit Süßigkeiten; Alkohol und Parfümeriewaren wurden nicht angeboten.

    Schloss Kronborg

    Vom Außendeck hatten wir während der Fahrt über den Øresund einen schönen Blick auf die Seeseite von Schloss Kronborg. Am Heck des Schiffes stehend, sahen wir zu, wie sich Helsingør langsam entfernte und wanderten dann zum vordersten Platz an der Seite des Schiffes (an den Bug durfte man wieder einmal nicht), wo die schwedische Hafenstadt Helsingborg immer näher kam.

    Nachdem wir aus dem Schiff gelotst worden waren - eine Zollkontrolle gab es nicht - parkten wir am Hafen und zogen uns erst einmal sommerlich um, denn es war schön warm und die Sonne schien von einem strahlend blauen Himmel. Weil wir kein schwedisches Geld für den Parkautomaten hatten, ging unser erster Weg zur Post, wo man eine Nummer zog und dann bequem auf einer der Sitzbänke wartete, bis diese Nummer an einem der Schalter angezeigt wurde - sehr praktisch, das lästige Schlangestehen wird so vermieden.

    Am unteren Ende des Stortorget schauten wir uns das Reiterstandbild des Feldherrn Graf Stenbock an, das 1901 zur Erinnerung an den im Jahre 1710 nördlich von Helsingborg errungenen Sieg über die Dänen errichtet worden war. Der Graf hatte damals die gesamte Bevölkerung zu motivieren gewußt; nur gemeinsam konnten die Eindringlinge zurückgeschlagen werden. Deshalb zeigt das Standbild neben dem Reiter kämpfende Bürger; alle Figuren sind sehr "lebendig"; ihre Gesichter zeigen die Entschlossenheit, ihre Stadt bis zum Äußersten zu verteidigen.

    An der Fassade des hübschen Rathauses, das an jeder Ecke einen dicken, runden Turm und über dem Hauptportal den 70 m hohen Rathausturm (mit Glockenspiel) aufweist, betrachteten wir den von dänischen und norwegischen Flüchtlingen, die hier während des zweiten Weltkrieges Zuflucht fanden, gespendeten Gedenkstein und schauten uns anschließend im Inneren des Gebäudes die 1950 angebrachten Glasfenster, die Szenen aus der Geschichte der Stadt darstellen, an.

    Kärnan

    Hoch über der von zwei runden Türmen flankierten Terrasse König Oskars II (Lift im linken Turm) erhebt sich der alte Turm Kärnan als eindrucksvoller Rest der 1680 zerstörten Festung. Die Anfänge dieses Turms stammen aus dem 10. Jahrhundert; er ist 35 m hoch, sein Umfang beträgt an der Basis 60 m und die Mauern sind mehr als 4 m dick.

    Über die 190 Stufen der Wendeltreppe stiegen wir hinauf auf die Plattform, wo sich uns ein sehr schöner Ausblick bot: im Westen schauten wir über das Rathaus hinweg auf das mit kleinen weißen Segeln gesprenkelte Wasser des Øresunds mit Schloss Kronborg und Helsingør am gegenüberliegenden Ufer; im Norden und Osten auf Parkanlagen und natürlich rundum auf die Dächer Helsingborgs. Während des Abstiegs schauten wir in die ehemaligen Wohn- und Wachräume auf den verschiedenen Etagen des Turmes, die jedoch sämtlich unmöbliert waren.

    Zurück in der Stadt, schauten wir uns die sehr schöne, aus dem 12. Jahrhundert stammende Marienkirche an, die man im 15. Jahrhundert zu einer dreischiffigen gotischen Kirche umgebaut hatte. Ihr Triptychon wurde um 1450 in einer norddeutschen Werkstatt gefertigt; die schöne Barockkanzel stammt aus dem Jahre 1615. Anschließend spazierten wir durch die Fußgängerzone zur Norra Storgatan, der Straße mit den meisten alten Fachwerkhäusern der Stadt.

    Um 12 Uhr verließen wir Helsingborg auf der E 6 in südlicher Richtung. Der nächste Haltepunkt war das 25 km entfernte Landskrona mit einer im 16. Jahrhundert vom Dänenkönig Christian III im Renaissancestil erbauten Zitadelle. Im Innenhof des von einem dreifachen, sternförmig angelegten Wall- und Wassergrabensystem umgebenen Bauwerks erfuhren wir, dass es bereits für die Saison geschlossen sei. Also schauten wir uns nur ein wenig um - sehr viel gab es nicht zu sehen, denn die Zitadelle war jahrelang Gefängnis und Kaserne gewesen - und gingen dann zum nahen Strand des Øresundes.

    Das Wasser war nicht besonders kalt, aber es schwammen einige Quallen darin, so dass man aufpassen musste, wohin man trat. Aus dem Kies des Strandes sammelten wir ein paar Muscheln, dann fuhren wir weiter nach Süden. Die als Autobahn ausgebaute E 6 verläuft hier teilweise am Øresund entlang, teilweise etwas weiter im Landesinneren zwischen großen Feldern mit vereinzelten Baumgrüppchen und einigen der für die Landschaft Schonen (Skåne), die "Kornkammer Schwedens" genannt wird, typischen Windmühlen.

    Wir kamen gegen 15 Uhr in Malmö an und folgten den Wegweisern zur Innenstadt, um uns das von Kanälen umschlossene Altstadtviertel rund um den Stortorget anzuschauen. Hier fand gerade das Malmö-Festival statt: auf dem Stortorget waren eine große Bühne und zahlreiche Verkaufsstände aufgebaut; eine Radiostation sendete live vom Marktplatz. Zu unserem Glück wurde gerade einer der wenigen verbliebenen Parkplätze frei und wir bugsierten unser Wohnmobil in die relativ schmale Lücke.

    Nach der Fütterung des Parkautomaten spazierten wir am 1546 im niederländischen Renaissancestil errichteten und später öfters umgebauten Rathaus vorbei zur nach dem Vorbild der Lübecker Marienkirche erbauten Sankt Petri Kyrkan. Sie stammt aus dem 14. Jahrhundert und ist die zweitgrößte Kirche Schwedens. Ihr Hochaltar entstand Anfang des 17. Jahrhunderts, die Kanzel und das Taufbecken wurden im gleichen Jahrhundert in Lübeck gefertigt. Die Fresken sind jedoch älter; sie entstanden 1529. In den Fußboden der sehr hohen und ziemlich hellen Kirche sind Grabsteine kirchlicher Würdenträger eingelassen.

    Nach einem kurzen Besuch in der Tourist-Information, wo wir uns einen Stadtplan besorgten, wanderten wir über den südlich des Stortorget gelegenen Lilla Torg (= kleiner Markt) mit seinen schönen alten Häusern und durch die belebten Fußgängerzonen Skomakergatan und Södergatan zum Slottsparken und weiter zum Schloss Malmöhus, wo wir um 15:30 Uhr ankamen. Die alte Festung (von 1434) beinhaltet heute das Malmöer Museum mit archäologischen, naturwissenschaftlichen, historischen, völkerkundlichen, technischen und Kunstsammlungen.

    Auf einem Schild am Eingang lasen wir, dass der Gebäudekomplex nur bis 16 Uhr geöffnet war und beschlossen daher nach kurzer Beratung, wieder zur Stadt zurückzugehen. Doch nun sprach uns ein freundlicher Museums-Mitarbeiter an und meinte, wir könnten gerne diese letzte halbe Stunde kostenlos hineingehen. Nachdem er sich erkundigt hatte, was wir am liebsten sehen möchten, brachte er uns durch ansonsten "verbotene" Durchgänge und Treppen zum Stadtmuseum.

    Hier sind einige recht eindrucksvoll eingerichtete Räume zu sehen; außerdem Ausstellungen über die Stadtgeschichte und Ausgrabungsfunde von verschiedenen Stellen der Stadt. Alles ist recht gut dargestellt mit per Knopfdruck beleuchtbaren Tafeln usw., aber leider immer nur in Schwedisch beschriftet. Auf dem Rückweg kamen wir an alten Möbeln und einigen lebensgroßen Puppen mit historischer Kleidung vorbei. Im Erdgeschoss schauten wir noch kurz in die naturhistorische Abteilung mit allen möglichen - sowohl skandinavischen als auch exotischen - ausgestopften Tieren, die sich jeweils in großen Schaukästen befinden, in denen ihre natürliche Umgebung nachempfunden ist. Auch in das 14 verschiedene Lebensräume zeigende tropische Aquarium warfen wir einen - leider nur sehr kurzen - Blick.

    Auf dem Rückweg zum Zentrum kamen wir am Jörgen Kockshuset vorbei, einem schönen, 1525 im Renaissancestil erbauten Haus. Auf dem Stortorget schauten wir uns die Auslagen der verschiedenen Verkaufsstände an und sahen eine Weile der Radio-Veranstaltung zu. Bei dieser Gelegenheit "entdeckten" wir auch das mitten auf dem Platz stehende Reiterstandbild des Königs Karl X Gustav, der 1658 Skåne für Schweden erobert hatte. Von den schönen alten Häusern rings um den Stortorget konnten wir wegen des Festes leider nur die oberen Teile der Fassaden betrachten. Dann bestiegen wir unser Wohnmobil und verließen die Stadt in Richtung Lund auf der ebenfalls wieder als Autobahn ausgebauten E 22.

    Unterwegs versuchten wir unseren Frischwassertank zu füllen - was in Dänemark kein Problem gewesen war -, aber hier wurde an jeder Tankstelle abgewinkt - einmal hätten wir zwar Wasser bekommen können, sollten aber für 50 Liter 20 SKR zahlen - ein absoluter Wucherpreis! An einer anderen Tankstelle hätten wir den Tank zwar füllen können, der Tankwart riet uns aber davon ab; er meinte, das Wasser habe keine Trinkwasserqualität.

    So hangelten wir uns von Tankstelle zu Tankstelle, auch in Lund erging es uns nicht besser. Ehe wir uns versahen, waren wir auf einmal mitten in der Altstadt und irrten in einem Gewirr kleiner Gässchen (mit schönen alten Fachwerkhäusern) herum. Da alle Parkpläzte in der Innenstadt zeitlich begrenzte Parkzeiten aufwiesen und man auch in der Nacht weiterzahlen musste, verlegten wir unsere Schlafplatzsuche in die Wohngebiete. Doch hier durften nur die Anwohner parken, weshalb wir fast schon zu den teuren Innenstadt-Parkplätzen zurückgekehrt wären, doch schließlich fanden wir ein schönes verstecktes Plätzchen auf dem Parkplatz eines Tennis- und Squash-Centers, der lediglich ein P-Schild ohne irgendwelche Zusätze trug. Unser Tacho zeigte jetzt 129 km mehr als gestern abend.

    Schräg gegenüber war eine Tankstelle und wir entschlossen uns, nochmal einen Versuch in Richtung Frischwasser zu starten - jetzt allerdings zu Fuß, denn wir rechneten uns auch hier keine großen Chancen aus. Aber dann sagte dieser Tankwart doch glatt ja und wir holten schnell das Wohnmobil herbei. Unseren langen Wasserschlauch konnten wir jedoch nicht anschließen, weil die kurzen Schläuche zum Autowaschen in der Waschhalle der Tankstelle fest angeklemmt waren. Deshalb musste das Wohnmobil wohl oder übel in die Halle - teilweise waren nur noch wenige Zentimeter Platz zwischen dem Dach des Wohnmobils und dem Tor bzw. den Querverstrebungen des Torträgers. Aber es klappte: das Fahrzeug stand schließlich mitten in der Halle und wir füllten den Tank mit einem der Autowasch-Schläuche.

    Nachdem wir den Tankwart gefragt hatten, was er denn für das Wasser bekäme und er uns versichert hatte, dass wir dafür nichts zu zahlen bräuchten, zogen wir mit unserem vollen Wassertank von dannen - zurück in unser ruhiges Schlaf-Eckchen. Beruhigt, dass man zumindest an manchen schwedischen Tankstellen Wasser bekommen kann, nahmen wir uns für die nächsten Male vor, nur dort Diesel zu tanken, wo wir auch Wasser bekommen konnten, denn das hatten wir heute an der allerersten Tankstelle blöderweise zuerst erledigt und erst beim Bezahlen nach Wasser gefragt. Es war schon komisch; jetzt, wo wir für das Wasser beinahe jeden Preis gezahlt hätten, bekamen wir es auch noch umsonst.

    Weil es trotz der frühen Stunde bereits schön sonnig war, machten wir uns am nächsten Morgen gegen 8:45 Uhr gleich in hochsommerlicher Kleidung auf den Weg zur Innenstadt, um den Dom zu besichtigen. Aus Zeitgründen hatten wir sowohl das Historische Museum als auch das Kulturhistorische Museum "Kulturen" mit seinem großen Freilichtmuseumsteil von unserer Besichtigungsliste gestrichen.

    Dom von Lund

    Der romanische Dom von Lund ist die älteste erzbischöfliche Kirche des Nordens, seine ältesten Teile stammen von 1080. Das große Tryptichon über dem Hauptaltar (14. Jahrhundert) fanden wir besonders schön. Links und rechts vor dem Altar befindet sich ein reich geschnitztes Chorgestühl aus der gleichen Zeit; die Kanzel des Doms wurde 1592 gefertigt. Das schöne Mosaik an der Apsis-Decke entstand 1925 und stellt die Auferstehung dar.

    Die wunderbaren Kirchenfenster des Domes wurden vom Norweger Gustav Vigeland gestaltet. Als kostbarstes Gut des Domes gilt die Ende des 14. Jahrhunderts gefertigte astronomische Uhr "Horologium mirabile Lundense". Die von 28 Pfeilern getragenen Krypta unter dem Dom soll die größte und schönste der nordischen Länder sein - sie enthält verschiedene Grabkapellen, Grabsteine und einen kleinen Altar; an einige der Pfeiler schmiegen sich eigentümliche Figuren.

    Kurz nach 10 Uhr fuhren wir weiter zum Schloss Bosjökloster, das sehr schön inmitten von Gartenanlagen auf einer in den See Ringsjön ragenden Landzunge liegt. Der prachtvolle Besitz wurde auf den Grundmauern und Überresten eines im Jahre 1080 gegründeten Benediktinerinnenklosters erbaut und 1760-1870 restauriert. Die alten Klostergewölbe, der Brunnen, der Kräutergarten und die Bußkapelle stammen noch aus der Nonnenzeit. In den mittelalterlichen Sälen finden im Sommer wechsende Ausstellungen moderner Künstler statt.

    In der Schlosskirche brauchte man nur auf den entsprechenden Knopf auf einer Tafel neben der Eingangstür zu drücken und schon erzählte eine Lautsprecherstimme die Geschichte von Kloster und Schloss in Deutsch. Nun schauten wir uns ein wenig im sehr schönen Garten des Schlosses um. Besonders gut gefielen uns die vielen verschiedenen Blumen, allen voran natürlich die Rosen.

    In einem Nebengebäude entdeckten wir eine Fotoausstellung über die schwedische Königsfamilie Bernadotte und verbrachten eine ganze Weile damit, die vielen Fotos anzuschauen. Von den Terrassen des Gartens hat man einen schönen Blick über den Ringsjön - besonders bei so strahlendem Wetter wie heute. In den westlich des Schlosses gelegenen, waldähnlichen Teil des Parks spazierten wir nur ein kurzes Stück hinein; hier gibt es neben einer tausendjährigen Eiche einen kleinen Tierpark und einen Ententeich zu sehen.

    Nachmittags kamen wir dann nach Kristianstad, das 1614 vom Dänenkönig Christian IV mit streng rechtwinkligem Grundriss und einem Paradeplatz - dem Stora Torg - in der Mitte angelegt wurde. Wir parkten direkt neben der 1618-1628 im holländischen Renaissancestil erbauten Dreifaltigkeitskirche. Ihr Innenraum ist beeindruckend groß; besonders schön fanden wir den Altar und die Kanzel, die beide aus Alabaster und Marmor gefertigt sind, sowie die große, aus dem Jahre 1630 stammende Orgel.

    Anschließend schauten wir uns die Gebäude rund um den benachbarten Stortorget an. Im Giebel des 1891 erneuerten Rathauses befindet sich eine Nische mit einer Statue des Stadtgründers Christian IV; das Gebäude trägt die Inschrift "Pax Vobis" (= Friede sei mit Euch), den Gruß des Königs an die Bürger der neuen Stadt. Diese Bürger kamen übrigens nicht freiwillig hierher, sondern wurden zwangsweise umgesiedelt. In der Mitte des Platzes steht ein eigentümlicher, moderner Springbrunnen aus zersplitterten Metallteilen mit Namen "Ikarus".

    Die Landschaft, durch die wir heute zwischen Lund und Kristianstad gefahren waren, wird zwar auch von der Landwirtschaft geprägt, die Felder sind jedoch nicht mehr ganz so riesig und werden hin und wieder durch Baumgruppen und Wälder voneinander getrennt. Alles sieht viel freundlicher und schöner aus als an der Øresundküste. Das Wetter war heute ganz wunderbar: sonnig mit azurblauem Himmel und Temperaturen zwischen 21 und 23 Grad.

    Die Gegend, durch die wir fuhren, wurde zunehmend hügeliger; öfter sah man links und rechts der übrigens sehr gut ausgebauten Straße Granitfelsen - das erinnerte uns sehr an Norwegen, nur dass hier in Schweden doch alles sehr viel flacher ist. In den ausgedehnten Wäldern sahen wir zahlreiche Elch-Warnschilder und an manchen Stellen waren Wildzäune entlang der Straße aufgestellt; wir hielten aber vergebens Ausschau nach einem oder gar mehreren dieser urigen Tiere.

    Im Zentrum von Sölvesborg ergatterten wir einen Parkscheiben-Parkplatz, von dem gerade ein anderes deutsches Wohnmobil wegfuhr und wanderten dann zur St. Nikolai-Kirche. Sie stammt aus der Zeit um 1300 und gilt als eine der schönsten Kirchen der Provinz. Auch uns gefiel die mit Fresken fast schon übersäte Kirche sehr gut. Mitten im Innenraum hängt ein großes Kruzifix, das genau wie die Fresken aus dem 15. Jahrhundert stammt; die Kanzel und der Altaraufsatz entstanden im Barock.

    Pukaviksbukten

    Nun folgten wir der E 22 über die Halbinsel Listerland zur Pukaviksbukten, wo wir immer wieder einmal kurz das blaue Wasser der Ostsee zwischen den Bäumen hindurchblitzen sahen. Flugs hielten wir am nächsten Parkplatz und folgten einem Trampelpfad durch den Wald zum Wasser. Das Ufer war hier felsig; wir kletterten ein wenig auf den großen Steinen herum und testeten die Wassertemperatur - ziemlich kalt!

    Von unserem Standpunkt aus konnten wir fast die gesamte Bucht überblicken: die Ostsee war himmelblau und sehr ruhig mit ganz flachen Wellen, fast wie an einem Binnensee. Das felsige Ufer wurde nur ab und zu durch kleine Sand- oder Kiesstrände unterbrochen und überall schloß sich schon nach wenigen Metern der dichte grüne Gürtel des Waldes an.

    Das durch die vorgelagerten Schären geschützte Karlskrona besteht aus etwa 30 mit Brücken untereinander verbundenen Inseln. Auf der Hauptinsel liegt das Stadtzentrum mit Stortorget, Rathaus, Frederiks- und Dreifaltigkeitskirche. Wir kamen um 17:10 Uhr auf dem Stortorget an und lösten gleich einen Parkschein bis zum nächsten Morgen (nachts parkte man kostenlos). Ein Blick auf den Tacho vierriet uns, dass wir heute insgesamt 224 km weit gefahren waren.

    Unser Rundgang führte zunächst zur Tourist-Information, wo wir uns einen Stadtplan besorgen wollten. Kurz vor der Stadt hatten wir schon einmal an einer Info-Tafel mit einem - leider leeren - Stadtplan-Automaten gehalten. Hier vor der Tourist-Info stand nun wieder ein solcher Automat, der auf Knopfdruck schöne, ausführliche Hochglanz-Stadtpläne ausspuckte. Diese Einrichtung fanden wir wunderbar - konnte man so doch völlig unabhängig von irgendwelchen Öffnungszeiten einen Stadtplan bekommen. Auf dem Plan waren übrigens die Standorte der Automaten eingezeichnet - über Karlskrona verteilt gibt es 10 Stück davon.

    Als erstes schauten wir uns die beiden nach Vorbildern aus Rom entworfenen Kirchen am Stortorget an. Die Frederikskirche stammt aus dem Jahre 1744, die Dreifaltigkeitskirche wurde 1709 erbaut. Letztere diente bis 1846 als Pfarrkirche für die deutschen Einwanderer und wird deshalb auch Deutsche Kirche genannt. Die Eingangstüren beider Gotteshäuser waren bereits verschlossen, so dass wir sie nur von außen betrachten konnten. Den Stortorget und die umliegenden Straßen ließ der Stadtgründer Karl XI, dessen Standbild mitten auf dem Platz steht, besonders groß und breit anlegen, um prächtige Militärparaden veranstalten zu können.

    Segelschulschiff 'Jarramas'

    Durch die Straße Alamedan mit den ältesten Holzhäusern der Stadt spazierten wir hinunter zum Hafen. Es war mittlerweile fast 18 Uhr und immer noch schön warm. Hier am Wasser war - außer dem Meer und einigen Schären - nicht viel zu sehen. Durch die Marine und ihre Sperrgebiete kommen fast keine fremden Schiffe hierher; große Teile des Hafens sind für Zivilisten gesperrt (Links: das Segelschulschiff "Jarramas").

    Nun gingen wir weiter zur Admiralitätskirche, die bereits 1685, nur fünf Jahre nach der Stadtgründung, fertiggestellt wurde. Diese größte Holzkirche Schwedens war bereits geschlossen, aber beim Umrunden des in Falunrot gestrichenen Gebäudes konnten wir hier und da einen Blick auf das (anscheinend prächtige) Innere erhaschen. Vor der Kirche steht die Holzfigur "Gubben Rosenbom" aus Selma Lagerlöfs "Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen", eine aus dem 19. Jahrhundert stammende Armenbüchse.

    Am nächsten Morgen standen wir kurz nach 7:30 Uhr auf und schauten beim Frühstück einigen Markthändlern zu, die auf der anderen Seite des Stortorget ihre Stände aufbauten. Seit heute früh um 5 Uhr trommelte Regen auf das Dach unseres Wohnmobils und die hellgraue Wolkendecke am Himmel sah leider ganz nach Dauerregen aus. Auf den 85 km bis Kalmar führte uns die E 66 durch eine waldbestandene, ziemlich felsige Gegend. Das nicht weit entfernte Meer sieht man hier so gut wie nie, weil sich zwischen ihm und der Straße ständig mehr oder weniger dichter Wald befindet.

    In Kalmar angekommen, parkten wir in der Nähe des Bahnhofs, lösten ein Parkticket und machten uns dann - mit Schirmen bewaffnet - auf den Weg zum Dom. Kalmar ist eine der geschichtsträchtigsten und ältesten schwedischen Städte. Sie liegt an der schmalsten Stelle des Kalmarsundes, der Meerenge zwischen dem Festland und der langgestreckten Ostseeinsel Öland.

    Den zwischen 1660 und 1703 in italienischem Barockstil errichteten Dom mit seiner reich geschmückten Renaissancekanzel und dem pompösen barocken Altaraufsatz fanden wir sehr schön. Im Inneren erklärte eine Führerin uns alles ganz genau auf deutsch; später erzählte sie uns, sie sei Deutsche und lebe schon seit 1948 in Schweden. Außer uns nahm noch eine weitere Familie an dieser Führung teil; wie sich herausstellte, waren sie aus Koblenz. Jetzt befanden sie sich auf der Rückreise von Stockholm, vor dessen Straßenverkehr sie uns - wegen der Lage auf vielen kleinen Inseln - warnten: sie hätten sich ständig verfahren und seien dabei immer weit vom eigentlichen Ziel abgekommen.

    Bei wieder trockenem Wetter fuhren wir die kurze Strecke zum Kalmarer Schloss, wo wir um 12 Uhr Mittags ankamen. Die ältesten Teile des großen, fünftürmigen Bauwerkes stammen vom Anfang des 11. Jahrhunderts. In der Zeit von 1307 bis zum Beginn des Kalmarer Krieges im Jahre 1611 widerstand die Festung 24 Belagerungen. Die entstandenen Schäden wurden jeweils repariert und zerstörte Teile wiederaufgebaut. König Gustav Vasa ließ die Festung im 16. Jahrhundert zu einem gewaltigen Renaissanceschloss ausbauen, das bis heute fast unverändert ist. Zwischen 1956 und 1969 fand eine grundlegende Restaurierung statt; heute beherbergt das Schloss das Kalmarer Provinzialmuseum.

    Durch den Schlosshof mit dem Renaissancebrunnen betraten wir das Gebäude. Von den vielen zu besichtigenden Räumen, Sälen und Gemächern, die teilweise noch original eingerichtet sind, teilweise Ausstellungen wie z. B. Uniformen, Segelschiffe und -zubehör oder Kleidung früherer Jahrhunderte enthalten, fanden wir nur die bei "Polyglott" erwähnten Räume und die Schlosskirche einigermaßen schön. Das ganze Schloss hält unserer Meinung nach von innen nicht, was es von außen verspricht. Man merkt eben deutlich, dass es ein sehr altes Schloss ist, in dem jahrhundertelang niemand mehr gewohnt hat. Am besten gefiel uns das sehr gemütlich wirkende Gemach König Eriks mit feinen Holzeinlegearbeiten, einem Stuckfries, bemalter Decke und einem großen barocken Kamin.

    Um 14 Uhr ging es dann weiter zur 6.070 m langen Ölandsbrücke, über die wir jedoch nicht hinüberfuhren. Von einem Parkplatz am diesseitigen Ufer des Kalmarsundes, seitlich unterhalb der von 153 Pfeilern getragenen Brücke, machten wir einige Fotos und fuhren dannn weiter in Richtung Norden.

    Das Fahren mit einem Wohnmobil macht übrigens sehr viel Spaß. Da man sehr hoch sitzt, sieht man viel mehr von der Umgebung und hat auch einen ganz anderen Blick auf die Straße und die anderen Fahrzeuge. Die Lkw-Fahrer behandeln einen als ihresgleichen und geben beispielsweise Lichtzeichen, wenn man sie überholt hat und weit genug entfernt ist, um wieder einzuscheren. Darüber hinaus hatten wir bereits in Dänemark Bekanntschaft mit einem sehr schönen Brauch unter allen Autofahrern gemacht, den es auch hier in Schweden gibt: nach einem Überholmanöver, bei dem das zu überholende Fahrzeug halb von der Fahrbahn auf den breiten Standstreifen ausgewichen ist, bedankt sich der Überholende durch kurze Blinkzeichen: erst wird der rechte, dann der linke und schließlich wieder der rechte Blinker betätigt. Der Überholte grüßt anschließend auf die gleiche Weise zurück.

    Den nächsten Abstecher in Richtung Meer (die Straße führt auch hier nicht durch die Orte, sondern etwas weiter im Landesinneren an ihnen vorbei) machten wir 65 km weiter nördlich in Västervik, wo wir die St.-Petri-Kirche (neueren Datums) und die aus dem 15. Jahrhundert stammende St.-Gertruds-Kirche besichtigten. In letzterer fiel uns besonders die schöne, geschnitzte Kanzel auf. Obwohl es schon nach 17 Uhr war, waren beide Kirchen noch geöffnet - gut für uns! Auf der anderen Seite der kleinen Bucht Gamlebyviken kletterten wir auf das "Hügelchen" Kylbacken und genossen die Aussicht aufs Meer.

    Getreidefeld bei Mønsterås

    Während des gesamten Nachmittags waren wir durch eine schöne Landschaft gefahren: sehr viel Wald, nur ab und zu einige Bauernhöfe mit großen Viehweiden und nur wenigen, dafür aber riesigen Feldern. Dann kam wieder Heidelandschaft mit Wacholder und Heidekraut, direkt dahinter wieder Wald. Man konnte nirgends weit in eine Landschaft hineinsehen; der Wald stand fast wie eine Mauer links und rechts. Ab und zu kamen wir an Wasserflächen vorbei; eine Tankstelle, zwei, drei Häuser, vereinzelt Briefkästen an der Straße - wenn man genau hinschaute, sah man die Häuser, die dazugehörten, zwischen den Bäumen hervorblitzen. Die nur wenige Kilometer entfernte Ostsee war so gut wie gar nicht zu sehen, wir hätten auch mitten im Landesinneren sein können.

    Auf der nun folgenden Strecke passierten wir öfter Seen bzw. Meeresarme, die nur mit Hilfe der Karte der einen oder anderen Kategorie zuzuordnen waren, denn sie sahen sich zum Verwechseln ähnlich. Dann folgten wir einem Wegweiser nach Valdemarsvik, um uns den 20 km ins Land reichenden Fjord Valdemarsviken anzuschauen. Den nächsten Halt machten wir etwa um 19:30 Uhr in Söderköping, wo wir übernachten wollten. Auf dem Stortorget fanden wir direkt gegenüber dem im Jahre 1770 erbauten Rathaus nach 368 Tageskilometern einen schönen Parkplatz für unser Wohnmobil. Seit 1832 endet in Söderköping der Götakanal, der Göteborg mit Stockholm, den Skagerrak mit der nördlichen Ostsee verbindet.

    Am nächsten Morgen fuhren wir nach Norrköping, wo wir das Wohnmobil zwischen Bahnhof und Rathaus direkt am Motala Ström parkten. Auf der Brücke über den Fluss und auch weiter in der Innenstadt waren seitlich der Straße Tribünen aufgebaut, denn heute fand hier der Norrköping-Karneval mit einem allerdings erst um 18 Uhr beginnenden großen Umzug statt. Wir schauten uns zunächst den Tyska Torget (Deutscher Markt) mit der 1673 erbauten, im 18. Jahrhundert umgebauten und 1969 restaurierten Hedwigskirche, die auch Tyska Kyrkan genannt wird, an.

    Hier steht auch das von 1910 stammende Rathaus mit seinem 68 m hohen Turm und einem bereits 1750 gefertigten, aus 35 Glocken bestehenden Glockenspiel, das täglich um 12 und 17 Uhr (Sommerzeit: 13 und 18 Uhr) zu hören ist. Sowohl die Kirche als auch das Rathaus konnten wir nur von außen betrachten, da sie beide geschlossen waren. Ob dies generell samstags der Fall ist, oder ob man sie nur wegen des Karnevals geschlossen hatte, konnten wir nicht erfahren. Jedenfalls waren heute mehrere Bühnen davor aufgebaut; auf dem Gamla Torget und in der benachbarten Straße fand eine Art Jahrmarkt statt: Verkaufsstände mit allen möglichen Sachen, Losbuden usw.

    Nun wanderten wir zum Dommarringen (Richterring), einer alten vorchristlichen Thing- und Kultstätte, wo auch Recht gesprochen wurde. Der Weg dorthin war viel weiter, als es auf dem Stadtplan ausgesehen hatte. Endlich angekommen, fanden wir lediglich ein paar in einen Halbkreis gelegte dicke Steine in einem ganz normalen Park - das hatte sich wirklich ganz und gar nicht gelohnt. Also zurück zur Innenstadt - unser einziger Trost war, dass es jetzt wenigstens bergab ging.

    Kakteenpflanzungen Karl-Johans-Park Norrköping

    Im Karl-Johans-Park gegenüber dem Bahnhof schauten wir uns die kunstvollen, aus über 25.000 Gewächsen bestehenden Kakteenpflanzungen an. Wegen des Karnevals waren sie leider mit hohen Gittern umgeben, aber wir kamen im Huckepack- Verfahren trotzdem zu Fotos ohne Gitter. Gegenüber den Kakteen steht ein Denkmal des Königs Karl XIV Johan; dahinter erstreckt sich bis zum Bahnhof eine schön bepflanzte Parkanlage.

    Nun schauten wir eine Weile dem direkt gegenüber auf der anderen Flussseite von einem hohen Kran aus stattfindenden Bungeespringen zu. Pünktlich um 13 Uhr begann das sehr schöne Glockenspiel vom nahen Rathausturm.

    Felszeichnungen in Norrköping

    Nachmittags fuhren wir zum Himmelstalundsparken, einem 60 Hektar großen Park westlich der Stadt, um uns die 3.000 Jahre alten Felszeichnungen (Hällristningarna) aus der Bronzezeit anzuschauen. Nach einem Fußmarsch von fast 2 km erreichten wir die flachen Felsen mit den etwa 1.700 Zeichnungen. Damit die Bilder besser zu erkennen sind, wurden man die in das Gestein eingeritzten Schiffe, Menschen und Tiere mit roter Farbe ausgemalt.

    Später setzten wir unsere Fahrt in Richtung Kolmårdens Djurpark fort. In diesem größten Tierpark Schwedens leben über 100 Tierarten auf einer Gesamtfläche von etwa 250 Hektar. Wir wollten jedoch nicht in den eigentlichen Tierpark (Zoo), sondern in den angegliederten Safaripark, durch den man mit dem eigenen Auto fahren kann. Im Inneren des Parks gibt es einen genau vorgeschriebenen Rundweg, den "Karavanvägen", über den sich die Autoschlange im Schrittempo zu bewegen hat. Anhalten ist eigentlich verboten, aber zu einem Foto kann man hin und wieder kurz stoppen, ohne dass gleich ein Aufseher angerannt kommt.

    Der ganze Park ist in mehrere große Gehege mit jeweils friedlich zusammenlebenden Tiergruppen eingeteilt. Zwischen den einzelnen Abteilungen fuhr unsere Wagenkolonne jeweils in eine Art Schleuse: das vordere Tor wurde erst dann geöffnet, wenn sich alle Fahrzeuge innerhalb der Schleuse befanden und das hintere Tor geschlossen worden war. Die Park-Aufseher in ihren an beiden Toren aufgestellten Wachtürmen überzeugten sich vorher gewissenhaft davon, dass keines der Tiere aus der gerade durchfahrenen Abteilung mit in die Schleuse geschlüpft war.

    Vor den Raubtier-Abteilungen mit Bären und Löwen muss man alle Scheiben hochdrehen; sie dürfen innerhalb der Gehege nicht wieder heruntergelassen werden. Wir machten es dann aber trotzdem, weil man anders nicht fotografieren konnte. Einmal kam ein Bär ganz nahe heran - da wurde mir doch gleich ganz anders! Ich glaube, ich habe noch nie eine Autoscheibe so schnell hochgedreht. In einem anderen Gehege kamen uns mitten auf der Straße einige kuhartige Tiere mit langen, seitlich abstehenden Hörnern entgegen, womit sie bestimmt furchtbare Kratzer in die Seiten des Wohnmobils machen konnten. Zu unserem Glück hatten sie aber nichts derartiges im Sinn, sondern gingen friedlich vorbei.

    Elch in Kolmarden

    Hier im Safaripark sahen wir unsere ersten schwedischen Elche - allerdings nur in Gefangenschaft, aber wir hofften, auf der Weiterreise noch einigen ihrer wilden Artgenossen zu begegnen. Neben den Elchen leben in der "Skandinavischer Park" genannten Abteilung noch Rehe und Hirsche. Im nächsten Gehege sahen wir eine ziemlich große Giraffengruppe, Zebras, Gnus, Strauße und andere Tiere aus der Savanne.

    Dann ging es in die "Bergsanläggning" mit im Gebirge lebendem Wild und weiter durch die Raubtierabteilungen mit Bären, Wölfen und Löwen. Dem Vorteil, ohne störendes Gitter nahe an die in größerer Freiheit als beispielsweise im Zoo lebenden Tiere des Parks heranzukommen steht als Nachteil die relativ kurze Zeit gegenüber, die man hat, um die Tiere zu betrachten. Nach etwa einer Stunde hatten wir den gesamten Safaripark durchfahren und folgten nun einer anderen Nebenstraße, die etwas weiter östlich zurück zur E 4 führte.

    In Nyköping parkten wir direkt vor dem Schloss Nyköpinghus, dessen Ursprünge aus dem 13. Jahrhundert stammen. Die mehrfach abgebrannte Festung wurde später in ein Renaissanceschloss verwandelt, das aber bei der großen Feuersbrunst des Jahres 1665 zerstört und nicht wieder aufgebaut wurde. Erhalten blieben nur das Haupttor Vasaporten und der Herzog-Karl- Turm (Kungstornet), in dem heute das Provinzmuseum untergebracht ist.

    Es war jetzt 16:15 Uhr und das Museum war - wie konnte es anders sein - vor einer Viertelstunde geschlossen worden. Deshalb schauten wir uns nur ein wenig im Hof des ehemaligen Schlosses, von dem wirklich nicht sehr viel übriggeblieben ist, um. Nachdem der Himmel während des ganzen Tages bedeckt gewesen war, kam jetzt gegen Abend auf einmal noch die Sonne zum Vorschein, was uns zu einem Spaziergang durch die fast menschenleere Fußgängerzone des schönen Städtchens und entlang des Flusses animierte.

    Einige Zeit später bogen wir von der E 4 auf die Nebenstraße zum wunderschön inmitten eines gepflegten Parks an der Schärenküste der Ostsee gelegenen Schloss Tullgarn ab. Große Teile des vor allem im 18. und 19. Jahrhundert prunkvoll eingerichteten Schlosses, das heute der königlichen Familie als Sommerresidenz dient, sind als Museum zugänglich.

    Schloss Tullgarn

    Als wir auf dem Parkplatz vor dem Schloss ankamen, war es gerade 18 Uhr, also für eine Besichtigung der Innenräume bereits viel zu spät. Deshalb wanderten wir ohne Eile durch den Park zur Vorderfront des Schlosses und gingen dann um das Gebäude herum auf die dem Wasser zugewandte Seite. Von der Terrasse aus bot sich uns ein sehr schöner Blick auf die Ostseeschären. Das Ganze sah allerdings mehr wie ein großer See mit baumbestandenen Inselchen aus; alles wirkte sehr ruhig und friedlich. Wir konnten uns gut vorstellen, dass das nicht weit von Stockholm entfernte Schloss Tullgarn mit seiner wunderbaren Umgebung ein idealer Ferienort ist.

    Weil es hier so schön war, beschlossen wir, über Nacht zu bleiben. Das Schloss wollten wir aber morgen nicht mehr besichtigen (öffnete erst relativ spät), sondern lieber schon früher in die schwedische Hauptstadt Stockholm weiterfahren. Außer uns waren noch zwei weitere Wohnmobile hier: Das eine gehörte einer französischen Familie, die bereits am Nordkap gewesen und jetzt auf der Rückreise war. Mit dem anderen Wohnmobil war eine Familie aus München unterwegs; sie wollten morgen bis zur Öffnung des Schlossmuseums bleiben und dann ebenfalls nach Stockholm fahren.

    Während des heutigen Tages hatten wir noch ziemliches Glück mit dem Wetter gehabt; es war fast ständig bewölkt, aber trocken und mit 13 bis 17 Grad noch relativ warm. Ab und zu standen zwar dickere, Regen androhende Wolken am Himmel, aus denen jedoch - zumindest solange wir uns darunter aufhielten - kein einziger Tropfen fiel. Auf den insgesamt 150 km von Söderköping bis hierher waren wir heute durch eine ziemlich hügelige Landschaft gefahren, in der wir im Gegensatz zum Süden des Landes nur vereinzelte Bauernhöfe sahen, die dann aber von goldgelben Getreidefeldern umgeben waren. Meist fuhren wir jedoch durch Wälder und Wiesen mit schönen Erika-Polstern am Waldrand. Die Gegend war relativ felsig und teilweise war die Straße durch Felsen hindurchgesprengt worden, die dann ziemlich hoch links und rechts aufragten.

    Am nächsten Morgen verriet uns der erste Blick aus dem Fenster, dass sehr schönes, sonniges Wetter herrschte. Nach dem Frühstück wurden am Service-Haus, einem der Nebengebäude des Schlosses, die Wassertanks aller drei Wohnmobile gefüllt. Leider ließ sich das Schlauchende nicht fest an den Wasserhahn anschließen, deshalb musste immer jemand den Schlauch so dicht wie möglich an den Hahn pressen. Das war eine unangenehme Aufgabe, weil einem nicht gerade wenig von dem eiskalten Wasser über die Hände lief, aber wir wechselten uns dabei kameradschaftlich ab.

    Kurz vor 10 Uhr brachen wir dann auf. Mit dem bereits in Deutschland besorgten Stadtplan fanden wir uns in Stockholm, das wegen seiner Lage auf 14 Inseln auch "Venedig des Nordens" genannt wird, auf Anhieb prima zurecht und parkten unser Wohnmobil um 11 Uhr am Hauptbahnhof, wo wir uns zunächst am Postschalter mit Geld versorgten und dann in der Tourist-Information die zwei Tage geltende Stockholmskortet erwarben. Für 270 SKR können mit jeder dieser Karten ein Erwachsener und zwei Kinder 48 Stunden lang (bei der ersten Benutzung werden Datum und Uhrzeit eingetragen) mit allen öffentlichen Verkehrsmitteln fahren, alle Stockholmer Museen besichtigen, eine ein- oder zweistündige Stadtrundfahrt auf einem Sightseeing-Boot mitmachen und zu ermäßigten Preisen Schiffstouren nach Schloss Drottningholm oder in die Stockholmer Schären unternehmen.

    Weil wir das Wohnmobil während unseres Aufenthalts in der schwedischen Hauptstadt nicht stundenlang unbewacht auf irgendeinem Parkplatz stehenlassen wollten, ließen wir uns auch gleich ein Campingplatz-Verzeichnis geben. Unsere Wahl fiel schließlich auf den westlich der Innenstadt direkt am Mälarsee gelegenen Platz "Ängby-Camping". Die im Verzeichnis angegebenen Preise entsprachen etwa dem Durchschnitt aller Campingplätze; ausschlaggebend war für uns aber die geringe Entfernung (400 m) zur nächsten T-Bahn-Station und die Nähe zum nur etwa einen Kilometer weiter südlich gelegenen Schloss Drottningholm. Also fuhren wir quer durch die Stadt zu diesem Campingplatz, erledigten die Formalitäten, suchten uns einen halbwegs waagerechten und auch ein wenig schattigen Platz auf dem für Wohnmobile reservierten Gebiet und notierten die heutigen 150 Tageskilometer.

    Nachmittags spazierten wir zur T-Bahn-Station Ängbyplan und fuhren mit dem nächsten Zug in die Innenstadt. In den nächsten 2 1/2 Tagen schauten wir uns - bei durchweg schönem Wetter - in Stockholm folgendes an:

    Riddarholmskirche - Sie wurde Anfang des 14. Jahrhunderts errichtet und im Laufe der Jahrhunderte mehrfach verändert und erweitert. Ihre Turmspitze aus filigranem Gusseisen gilt als ein Wahrzeichen Stockholms. Seit dem 17. Jahrhundert dient sie als Grabkirche der schwedischen Könige und verdienter Bürger; insgesamt sind hier 17 Monarchen bestattet. Genau wie im dänischen Pendant in Roskilde gibt es auch hier einen Kranz von Grabkapellen rund um die eigentliche Kirche, die auf uns jedoch lange nicht so einen bombastischen Eindruck machte wie der Roskilder Dom.

    Königliches Schloss - Unser Rundgang durch die Bernadotte-Gemächer, dessen Reihenfolge sich durch die hintereinander geschachtelten Räume von ganz alleine ergab, führte uns durch Säle und Hallen, Kabinette und Salons sowie Vor-, Audienz-, Schreib- und Speisezimmer, von denen ein Raum prunkvoller war als der andere. Sehr interessant fanden wir auch die Bernadotte-Galerie mit Familienportraits der heute noch herrschenden Dynastie von König Karl XIV Johann und Königin Desideria bis hin zu König Carl XVI Gustav und Königin Silvia. Bis sich letztere dazu entschlossen, in Schloss Drottningholm zu wohnen, war das Stockholmer Stadtschloss mit seinen 608 Räumen der größte als Residenz dienende Palast der Welt.

    Vom Seiteneingang Slottsbacken aus schauten wir uns die Schatzkammer an. In den eleganten, effektvoll beleuchteten Vitrinen der ansonsten völlig dunklen Schatzkammer befinden sich die stets in den Nationalfarben Blau-Gelb gehaltenen Kronjuwelen der schwedischen Könige und Königinnen: Kronen, Zepter, Schlüssel und Reichsäpfel. Direkt gegenüber ging es dann in die Schlosskirche. Obwohl ursprünglich als reine Barockkapelle konzipiert, wurden während der 50jährigen Bauzeit auch Rokokoelemente hinzugefügt, was die ganze Kirche etwas theatralisch wirken läßt. Der normalerweise ebenfalls zu besichtigende Reichssaal war wegen eines abends dort stattfindenden Konzertes geschlossen.

    Dann betraten wir die Kellergewölbe, wo sich die "Livrustkammaren", die königliche Rüstkammer, befindet. Hier sind Prachtkarossen, Rüstungen, Jagdwaffen und Krönungsornate zu bewundern. Durch suggestive Beleuchtung und eine Untermalung mit Geräuscheffekten sollen insbesondere die dargestellten Jagd- und Kriegsszenen möglichst realistisch wirken. In diesem Jahr beschäftigte sich das Museum speziell mit der Ritterschaft, der Ausrüstung der Ritter und den Ritterspielen. Allen Besuchern, die sich für dieses Themengebiet interessierten, wurde die Mitgliedschaft in einem eigens dafür gegründeten Ritterclub angeboten.

    Storkyrkan (= Große Kirche) - Sie stammt aus dem 13. Jahrhundert und ist die älteste Kirche der Stadt. In ihrem imposanten, fünfschiffigen Innenraum wurden die meisten schwedischen Könige gekrönt. Neben dem 1654 entstandenen Flügelaltar aus Ebenholz, Silber und Elfenbein und der kunstvoll geschnitzten Kanzel (Ende 17. Jahrhundert) steht eine beeindruckende Holzbildhauerei, die den Kampf St. Georgs mit dem Drachen darstellt und den Kampf Schwedens gegen Dänemark symbolisiert. Der Reichsverweser Sten Sture schenkte sie der Kirche anlässlich seines im Jahre 1471 errungenen Sieges über die Dänen.

    Historisches Museum - Leider kamen wir nur eine halbe Stunde vor Schließung des Museums an, mussten uns also ziemlich beeilen, um wenigstens einen groben Überblick über die Ausstellungen zu erhalten. Im ersten Stock betrachteten wir die aus dem Mittelalter stammenden Kircheneinrichtungen. Die Ausstellungsstücke reichen von einzelnen Altaraufsätzen, Statuen und Kruzifixen über kirchliche Gold- und Silberschmiedearbeiten, Stickereien, Wandteppiche und liturgische Gewänder bis hin zu Kirchenglocken und der Rekonstruktion einer kompletten Kircheneinrichtung.

    Das im zweiten Stock gelegene Münzkabinett ließen wir aus Zeitgründen aus und gingen stattdessen lieber ins Erdgeschoss, wo wir uns die Funde aus der Steinzeit, der Bronze- und der Eisenzeit, der Zeit der Völkerwanderung und der Wikingerzeit anschauten. In den jeweils einer bestimmten Zeitperiode gewidmeten Sälen sind Runensteine, Felszeichnungen und Skelette von Menschen und Tieren ausgestellt. In den Vitrinen befinden sich Waffen, viele kleine und kleinste Gebrauchsgegenstände und Schmuckstücke aus den unterschiedlichsten Materialien sowie Münzen aus den späteren Epochen. Im Saal der Wikingerzeit hat man ein komplettes Wikingerhaus rekonstruiert; ein anderer Saal ist für die kleinen Museumsbesucher bestimmt, denen hier die Vorgeschichte Schwedens anschaulich nähergebracht wird.

    Skansen - Dieses älteste Freilichtmuseum der Welt wurde 1891 von Dr. Artur Hazelius gegründet, der hier die Lebens- und Arbeitsweise sowohl der schwedischen Bauern und Handwerker als auch der Kaufleute, Beamten und der Edelleute in den verschiedenen Epochen darstellen wollte. Auf dem etwa 30 Hektar großen Arreal stehen 150 Gebäude aus allen Teilen Schwedens; im Sommer arbeiten in den Werkstätten Glasbläser, Weber und Töpfer. An das Freilichtmuseum ist ein Tierpark mit Freigehegen, Aquarium und einem Streichelzoo für Kinder angegliedert.

    Wir kamen etwa um 17:30 Uhr hier an und gingen zunächst zu den außerskandinavischen Tieren, von denen wir aber nicht viel zu sehen bekamen; die Tiere wurden gerade in ihren Häusern, die leider für Besucher nicht zugänglich waren, gefüttert. Nur ins Affenhaus, dessen Bewohner ebenfalls gerade mit ihrem Abendessen beschäftig waren, durfte man hinein. Die nächste Station auf unserem Weg bildete das Aquarium mit angegliedertem Terrarium, in dem außer allen möglichen Fischen auch Krokodile, Papageien, Lemuren und Schlangen zu bewundern sind. In der fast kreisrund angelegten Mondscheinhalle konnten wir die unterschiedlichsten nachtaktiven Tiere beobachten - das war sehr interessant.

    Nun wanderten wir durch den Freilichtmuseums-Teil und schauten uns die verschiedenen alten Häuser und Höfe an, darunter auch ein Sami-Lager mit Rentieren und einem originellen Baum-Vorratshäuschen. Bei den skandinavischen Tieren waren Wildschweine und Wisente, Luchse, Wölfe, Braun- und Eisbären, Elche, Rentiere und Seehunde zu betrachten. Die Luchse und Wölfe waren in ihren ziemlich großen Gehegen mit vielen Bäumen und Büschen nur schwer auszumachen, was aber aus dem Entdecken und Beobachten ein besonderes Erlebnis machte. Sehr gut gestaltet fanden wir auch das Seehund-Schwimmbecken, durch dessen große Glasscheiben man die wendigen Tiere auch unter Wasser beobachten kann.

    Zum Schluss schauten wir uns die zu einer kleinen Stadt zusammengestellten Handwerkshäuser der Abteilung "Städtische Bauten" aus dem 17. bis 19. Jahrhundert an, dann verließen wir das Museum und stöberten noch ein wenig im direkt vor dem Eingang gelegenen Souvenirshop.

    Vasa-Museum - Das Regalschiff Vasa war in den Jahren 1625-1628 als das schönste und prächtigste Schiff der Kriegsflotte König Gustavs II Adolf gebaut worden, der es nach dem Begründer der Dynastie, Gustav Vasa, benannte. Am 10. August des Jahres 1628 standen König, Hofstaat und Bürger erwartungsvoll am Kai, um die Vasa ihre Jungfernfahrt antreten zu sehen. Nach dem Stapellauf waren die Geschützklappen für die Salutschüsse zu Ehren des Königs geöffnet worden, als eine plötzliche Bö das gut 1.300 Tonnen schwere, aus massiver Eiche gefertigte Schiff erfasste und auf die Seite drückte. Durch die geöffneten Klappen drang Wasser ein und die Vasa sank innerhalb kürzester Zeit mit Mann und Maus. Nach mehreren erfolglosen Versuchen, das Schiff wieder flottzumachen, musste man sich damit begnügen, die 54 Kanonen zu bergen und überließ die Vasa auf dem Meeresgrund ihrem Schicksal.

    Erst 1956 wurde das Schiff wiederentdeckt und der Entschluss zum Heben der Vasa gefasst. Die ersten, mehrere Jahre andauernden Konservierungsmaßnahmen erfolgten noch unter Wasser. 1961 war es dann so weit: nach 333 Jahren kam das Schiff wieder an die Wasseroberfläche, wo man es zunächst einmal in ein Schwimmdock steckte. Damit das Holz nicht austrocknet und sich spaltet, muss stets für eine große Feuchtigkeit gesorgt werden, deshalb wird der Rumpf der Vasa auch jetzt noch ständig mit einer Konservierungsflüssigkeit besprüht. Nach drei Jahrzehnten in der "Vasawerft", wo man das Schiff natürlich auch besichtigen konnte, brachte man es vor wenigen Monaten in das neue, speziell auf die Vasa zugeschnittene Museumsgebäude.

    Neben Galerien in sechs Stockwerken, die ein optimales Betrachten des Schiffes möglich machen, ohne dass auch nur ein Besucher seinen Fuß darauf setzt, gibt es hier großzügige Ausstellungen, in denen die vielen tausend Gegenstände zu sehen sind, die man an Bord der Vasa fand. Darunter sind Skelette, Segel, Kleidung, Werkzeuge, Münzen und andere Gebrauchsgegenstände sowie zahlreiche Einzelteile des Schiffes. Letztere wurden nummeriert, registriert und in den letzten 30 Jahren in mühevoller Kleinarbeit an ihren ursprünglichen Platz im oder am Schiff zurückversetzt.

    Außerdem kann man sich in den Ausstellungen über den Bau des Schiffes und natürlich auch über die komplizierte Bergung und Konservierung informieren. Hierzu gibt es zusätzlich einen 25minütigen Film, der zu jeder vollen Stunde im großen Filmsaal, allerdings nur in Schwedisch mit englischen Untertiteln, gezeigt wird. Warum die Vasa sank, weiß man bis heute nicht; es wird jedoch vermutet, dass der sehr hohe und nicht besonders breite Schiffskörper zu sehr nach optischen und zu wenig nach seemännischen Gesichtspunkten gestaltet wurde. Weil das Schiff so schnell unterging, ohne dass ein Brand oder eine Explosion stattgefunden hatten, blieben die meisten Gegenstände, die man damals auf einem Schiff mit sich führte, weitgehend erhalten. Für uns heutige Menschen ist dies sehr interessant, weil wir so einen außergewöhnlich guten Einblick in das Leben der Seeleute und Handwerker des 17. Jahrhunderts erhalten.

    Wir fanden das Schiff äußerst eindrucksvoll und vor allem wunderschön. Vom Eingang aus wirkte es fast golden, aber dieser erste Eindruck war - neben den gerade herrschenden Lichtverhältnissen - auf das dunkle, wegen der ständigen Befeuchtung mit Konservierungsflüssigkeit nasse und dadurch glänzende Holz zurückzuführen. Obwohl die Vasa als Kriegsschiff dienen sollte, hatte man sie überreich mit etwa 700 hölzernen Statuen und anderem Schnitzwerk verziert. Dies gilt insbesondere für das Heck des Schiffes, wo zwischen den beiden reich geschmückten Erkern ein riesengroßes Vasa-Wappen prangt. Direkt darunter liegen die großzügigen Fenster der Offizierskabinen. Während diese es sich hier zu acht in einer großen, für damalige Verhältnisse recht luxuriösen Kabine gemütlich machen konnten, sollten die Soldaten und Mannschaften an Deck oder zwischen den Kanonen schlafen - für sie gab es noch nicht einmal Hängematten.

    Vor dem großen Schiff steht ein originalgetreues, ziemlich großes Modell der Vasa, an dem vier Männer fünf Jahre lang gebaut haben. Dies war jedoch keine Spielerei sondern ernsthafte Restauratoren-Arbeit, denn am Modell konnte man lernen, wie die Vasa gebaut worden war und wie fehlende Teile ersetzt werden mussten. Im Gegensatz zum Original ist dieses Modell bereits mit allen Masten und Segeln versehen, denn solange sich die Vasa noch in der provisorischen Vasawerft befand, konnte man die Masten nicht befestigen. Hier im neuen Museum soll der Hauptmast noch in diesem Jahr wieder an seiner alten Stelle eingesetzt werden, so dass das 62 m lange Schiff dann vom Kiel bis zur Mastspitze ganze 52 Meter hoch ist. Bis jedoch die komplette Takelage mit ca. 1.200 Quadratmetern Segelfläche wieder installiert ist, werden wohl noch Jahre, wenn nicht Jahrzehnte vergehen.

    Einige Vasa-Restauratoren beschäftigen sich momentan mit Farbexperimenten, um den Farben, mit denen die Vasa bemalt war, so nahe wie möglich zu kommen. Hinweise auf die ursprüngliche Bemalung sind genügend vorhanden. So weiß man beispielsweise, dass die Löwenköpfe auf den Kanonenluken grellgelb bemalt waren, um die Feinde zu beeindrucken und abzuschrecken. Wenn diese Arbeiten abgeschlossen sind, plant man, zunächst das Modell und danach die Vasa wieder genauso zu bemalen, wie sie im Jahre 1628 ausgesehen hat.

    Ausblick vom Eisbrecher

    Zum Vasamuseum gehören noch zwei Museumsschiffe: der erste große Eisbrecher Schwedens, die 1915 gebaute "St. Erik", die bis 1977 die Seewege der Ostsee im Winter eisfrei hielt, sowie die 1903 gebaute "Finngrundet", eines der letzten schwedischen Feuerschiffe, das bis 1969 im Einsatz war. Beide Schiffe liegen fest vor dem Vasa-Museum verankert und die Besucher können fast überall auf ihnen herumlaufen, was wir natürlich ausgiebigst taten. Vom Deck der "St. Erik" aus bot sich uns außerdem ein wunderbarer Blick über die Bucht Nybroviken mit den Häuserfronten der Stadtteile Östermalm und Blasieholmen.

    Ziel des Nordischen Museums ist es, ein Bild über das Leben der Schweden in den verschiedenen Gesellschaftsschichten und in den verschiedenen Landesteilen vom 15. Jahrhundert bis zum heutigen Tag zu vermitteln. In den langen Ausstellungsräumen, die sich auf vier Stockwerken rund um einen großen Innenhof gruppieren, schauten wir uns die Sammlungen "Wohnen in Schweden" mit einzelnen Möbeln und zwei kompletten Wohnungseinrichtungen, "Schwedische Volkskunst" mit reich verzierten, geschnitzten Gebrauchsgegenständen, gewebten Teppichen und gestickten Tüchern sowie "Essen und Trinken" mit mehreren festlich gedeckten Tafeln aus unterschiedlichen Zeiten an.

    Die Ausstellungen über Mode und schwedische Volkstrachten bestehen aus dutzenden lebensgroßer Puppen, die Kleider aus verschiedenen Epochen tragen. "Kultur der Sami" fanden wir ebenfalls sehr interessant, wenn auch nicht so ausführlich wie im Nordischen Volksmuseum in Oslo. Im Innenhof des Gebäudes war ein "Kinderfestival" aufgebaut: eine Spielstadt mit allem erdenklichen Spielzeug und einem großen, bunten Heißluftballon.

    "Unter den Brücken von Stockholm" - Eine Führerin erklärte die Gebäude, an denen wir auf dieser schönen Bootsfahrt vorbeikamen, nacheinander in Schwedisch, Englisch, Französisch und Deutsch. Die Erläuterung fiel dabei immer sehr kurz und knapp aus, weil sie ja viermal gegeben werden musste, solange das beschriebene Objekt noch zu sehen war. Zunächst fuhren wir rund um Blasieholmen in den Nybroviken hinein, dann glitt das Boot am Strandvägen, einem Boulevard mit schönen alten Häusern entlang zur Insel Djurgården, wo wir das Nordische Museum und das Vasa-Museum von der Wasserseite aus bewundern konnten. Quer über den Saltsjön genannten Ostseearm fuhren wir zur Schleuse "Slussen", wo wir in wenigen Minuten auf das Niveau des je nach Wasserstand zwischen 50 und 70 cm höher gelegenen Mälarsees gehoben wurden.

    Jetzt befanden wir uns in einem "Riddarfjärden" genannten Arm des drittgrößten schwedischen Sees und glitten langsam an Söder Mälarstrand auf Stockholms größter Insel Södermalm vorbei. Danach kamen wir zu der kleinen Insel Longholmen, einem Freizeitgebiet mit viel Wald, Badestränden und einem Freilichttheater. In einem ehemaligen Gefängnis kann man übernachten, denn es dient heute als Vandrarhem. Die nächste Insel, Stora Essingen war früher die Sommerfrische der reichen Stockholmer. Davon zeugen die zahlreichen Villen, in denen noch immer gut betuchte Bürger wohnen, wie wir unschwer an den davor festgemachten Luxusbooten erkennen konnten.

    An einigen anderen Inseln entlang ging es durch den Liljeholmsviken und den Ärstaviken zur zweiten, in den 1920er Jahren gebauten Schleuse "Hammarby Sluss", die inmitten eines Industriegebietes liegt. Zurück im Saltsjön, kamen wir an den Anlegestellen der großen Fährschiffe vorbei, wo wir ein Schiff der Stockholm mit Helsinki verbindenden Viking Line und die gerade nach St. Petersburg auslaufende "Birka-Queen" sahen. Dann schauten wir uns die Bucht Waldemarsviken am südlichen Ende der Insel Djurgården an. Hier steht das Schlösschen Waldemarsudde, ein vom Malerprinzen Eugen erbautes und ausgestattetes Haus aus der Jahrhundertwende.

    In nördlicher Richtung sahen wir den 155 m hohen Fernsehturm Kaknästornet, von dessen Spitze aus man eine herrliche Aussicht über Stockholm haben soll, über Djurgården hinausragen. Auf dem Rückweg zur Innenstadt passierte unser Schiff das Gelände des Gröna Lund Tivoli und wir stellten fest, dass der Vergnügungspark geschlossen war - unser für heute Abend geplanter Besuch dort fiel also aus. Nun ging es durch den Strömmen zurück zur Anlegestelle Strömkajen.

    Rechts sahen wir die Insel Skeppsholmen und das davor festgemachte ehemalige Segelschulschiff "Af Chapman", das heute als Jugendherberge dient; links glitten wir langsam an den in abendliches Gegenlicht getauchten Häusern der Skeppsbron auf Gamla Stan entlang. Nach insgesamt 1 3/4 Stunden hatten wir schließlich wieder festen Boden unter den Füßen. Die Bootsfahrt hatte uns sehr gut gefallen; allerdings wäre eine der früheren Fahrten des Tages (wir waren um 16 Uhr gestartet) wegen der besseren Lichtverhältnisse zum Fotografieren günstiger gewesen.

    Rund um den Stortorget stehen schöne alte, im Stil der nordischen Renaissance gestaltete Häuser, darunter auch die 1776 errichtete Stockholmer Börse, in der heute die Literatur-Nobelpreise vergeben werden.

    Gustav Adolfs Torg - Hier steht ein Reiterstandbild des großen schwedischen Feldherrn König Gustav Adolf, der im 30jährigen Krieg große Teile Europas für Schweden eroberte. An diesem Platz befindet sich auch die im Jahre 1773 von König Gustav III, einem großen Kunstmäzen, gegründete Stockholmer Oper "Operan", in der er 1792 während eines Maskenballes erschossen wurde. Nach dem Vorbild dieses tragischen Ereignisses schrieb Guiseppe Verdi die Oper "Un ballo in mascera". Auf dem benachbarten Inselchen Helgelandsholmen steht das alte Reichstagsgebäude.

    Schloss Drottningholm

    Schloss Drottningholm - ist seit 1981 der ständige Wohnsitz der schwedischen Königsfamilie, die den durch zahlreiche Wachen besonders abgesicherten, östlichen Flügel des Schlosses bewohnt. Bis zum Beginn der Öffnungszeit des Westflügels machten wir einen etwas mehr als einstündigen Spaziergang im prächtigen, streng geometrisch angelegten Schlosspark, der großzügig mit Statuen, Brunnen, Bäumen und Grünflächen versehen ist. Rund um den ursprünglichen, barocken Schlossgarten wurde in späteren Jahren ein großer englischer Garten angelegt. Uns gefielen vor allem die schönen, uralten Bäume.

    Im hinteren Teil des Schlossparks besichtigten wir das China-Schlösschen, das als ungewöhnlich repräsentatives Beispiel des europäischen Geschmacks an Exotischem und Chinoiserie des 18. Jahrhunderts gilt. Das bereits in früheren Jahrhunderten geweckte Interesse an China und Japan wurde zu dieser Zeit durch die Handelsverbindungen der Ostindischen Kompanie verstärkt, weshalb das Wissen und Verständnis von und für asiatische Kunst und Kultur erheblich zunahmen. Uns gefiel das Schlösschen, dessen Inneres mit vielen chinesischen Kostbarkeiten angefüllt ist, sehr gut. Die Wandbespannungen aus Seide, Stoff und Papier, die Möbel, Vasen und Skulpturen; alles ist chinesisch angehaucht.

    Barockgarten von Schloss Drottningholm

    Durch den Barockgarten wanderten wir zurück zum Schloss, wo wir durch das wirklich atemberaubende, ein ganzes Drittel der Fläche des Hauptgebäudes einnehmende Treppenhaus mit zahlreichen Marmorskulpturen, reichlich Stuckdekor und kunstvoll bemalten Wand- und Deckenfeldern, die den Raum perspektivisch noch erweitern, in den Ersten Stock gelangten. Neben zahlreichen offiziellen Sälen und Salons mit kostbarster Ausstattung, die meist nach der darin vorherrschenden Farbe benannt waren, kamen wir auch in ehemals privatere Räume wie Schlaf-, Schreib- und Wohnzimmer.

    Neben einer prachtvollen Bibliothek, dem "Chinesischen Salon" mit einem Kachelofen in chinesischem Stil, den einst die russische Zarin Katharina König Gustav III zum Geschenk machte und einem Raum mit Portraits Königin Josefinas und zeitgenössischer europäischer Königinnen wiesen zwei Säle große Schlachtenbilder auf. Der Reichssaal mit einer ausgemalten Barockdecke und Portaits europäischer Herrscher um 1850 wurde gerade restauriert, aber man konnte in einer Glas-Kanzel, die ein Stück in den Raum hineinragte, einen Blick in den prunkvollen Saal werfen. Zurück im Treppenhaus, konnten wir durch ein geöffnetes Fenster den wunderbaren Blick auf den Barockgarten genießen.

    Anschließend gingen wir zum Drottningholm Schlosstheater, das 1764-1766 im Auftrag Königin Lovisa Ulrikas erbaut und 1777 von ihrem Sohn König Gustav III übernommen und erweitert wurde. Unter seiner Regentschaft gelangte das Theater zur größten Blüte; heute ist es das einzige einschließlich der vollständigen Bühnendekoration gänzlich unverändert erhaltene Hoftheater des 18. Jahrhunderts. Besichtigen kann man es nur im Rahmen einer Führung durch das Theatermuseum. Wir hatten jedoch Glück, denn gerade startete eine Führung in englischer Sprache, der wir uns anschlossen. Gezeigt wurden das prachtvolle Theater, das Foyer, einige andere Repräsentationsräume sowie die Wohnräume des Theaterbaumeisters und späteren Theaterdirektors.

    Die über 300 Jahre alte Bühnenmaschinerie wird heute noch benutzt; neben der Aufführung von antiken Stücken aus der Blütezeit des Theaters veranstaltet man auch Konzerte, Ballettaufführungen und Opern. Zur Schonung der alten Bühnenbilder werden für die Aufführungen originalgetreue Kopien benutzt. Um die Maschinerie der etwa 20 m tiefen Bühne in Aktion zu sehen, muss man allerdings in eine der Vorstellungen gehen, denn während der Führung wird sie lediglich "in Ruhe" gezeigt und erläutert.

    Hier in Drottningholm gibt es übrigens eine sehr praktische Einrichtung: bei allen drei Besichtigungen gibt man Taschen und Rucksäcke an der Kasse ab und kann so von allem "Ballast" befreit durch die Räume spazieren. Das Ganze soll jedoch weniger der Bequemlichkeit der Besucher, sondern vielmehr der Sicherheit vor Langfingern dienen, denen die kostbaren Porzellanfiguren und sonstige kleinere Kunstgegenstände allzu gut gefallen könnten.

    Schloss Rosendal

    Schloss Rosendal - Dieses kompakte Schlösschen auf der Insel Djurgården ließ König Karl XIV Johan in den Jahren 1823-1826 für seine Frau Desirée erbauen und im französischen Empire-Stil einrichten. Man kann es nur im Rahmen einer Führung besichtigen - heute nahmen außer uns nur Schweden daran teil. Überhaupt scheinen sich nicht viele Touristen zu diesem relativ weit abgelegenen Schloss mit den unfreundlichen Öffnungszeiten zu verirren. Obwohl wir von den Erläuterungen so gut wie nichts verstanden, gefiel uns die Führung recht gut; es machte Spaß, dem Klang der schwedischen Sprache zu lauschen und zu raten, von welchem Einrichtungsgegenstand wohl gerade die Rede war.

    Wir wurden durch prachtvoll ausgestattete Räume geführt, in denen mit kräftigen Farben nicht gespart worden war. Dies gilt sowohl für die Wand- und Fensterdekorationen und die Bezüge der Möbel als auch insbesondere für die schönen, speziell für die einzelnen Räume dieses Schlosses angefertigten Teppiche. Am besten gefielen uns die wunderbaren, kunstvoll übereinander drapierten Gardinen; in jedem Raum hängen andersfarbige, genau zur Einrichtung passende und jeweils in anderer Form gestaltete, meist an überkreuzten Lanzen befestigten Gardinen, die - trotz der prächtigen Inneneinrichtung - unsere Blicke magisch anzogen. Sehr beeindruckend fanden wir auch das im Verhältnis eher kleine, sehr gemütlich wirkende Arbeitszimmer des Königs. Man konnte sich sehr gut vorstellen, dass er hier stundenlang über seinen Büchern gesessen hat, um die schwierige Aufgabe, das riesige, ihm so fremde Land zu regieren, so gut wie eben möglich zu erfüllen.

    Seitlich des zweistöckigen Schlosses wurde nachträglich ein einstöckiger Anbau errichtet, in dem sich das sehr schöne Esszimmer mit weißer, gefältelter Wand- und Deckenbespannung, angedeuteten roten Wandsäulen und wunderbaren, rot-weißen Gardinen mit Goldkanten befindet. Die große, festliche Tafel ist mit kostbarem Rörstrand-Porzellan von 1818, das das von einer Krone umgebene Monogramm König Karls XIV Johann trägt, goldenen Kerzenleuchtern und ebensolchen Tafelaufsätzen gedeckt. Bei Bedarf konnte der heute für 18 Personen eingedeckte Tisch noch verlängert werden, so dass bis zu 30 Personen daran Platz fanden.

    Kurz nach 15:30 verließen wir Stockholm auf der als Autobahn ausgebauten E 4 in Richtung Uppsala. Kurz vor Märsta bogen wir auf die Str. 263 ab, die uns ins etwa 10 km entfernte Sigtuna führte.

    Altes Postamt in Sigtuna

    Das Stadtbild dieser im 11. Jahrhundert gegründeten, ältesten Stadt Mittelschwedens hat sich seit dem Mittelalter kaum verändert; die Storagatan ist die wahrscheinlich älteste Straße Schwedens. Bei Ausgrabungen wurde festgestellt, dass sie heute noch genauso verläuft wie vor 1.000 Jahren, nur lag sie damals einige Meter tiefer. An ihrem Rand entstanden nämlich immer wieder neue Holzhäuser auf den Ruinen alter, abgebrannter Gebäude. Wir schauten uns die vielen schönen Holzhäuser (links: altes Postamt) und die Auslagen der Geschäfte an und spazierten auch eine Weile am Ufer des Mälarsees entlang.

    Durch eine sehr schöne Gegend mit lichten Kiefernwäldern, die teilweise als Naturschutzgebiet ausgewiesen ist, erreichten wir den südlichen Stadtrand von Uppsala. Schon von weitem waren die hohen Doppeltürme des Domes zu sehen und als wir etwas näher herangekommen waren, erkannten wir auch das auf einem Hügel gelegene Schloss. Wir fuhren bis ins Zentrum der Innenstadt, wo wir um 17:45 Uhr auf dem seitlich unterhalb des Domes gelegenen St. Eriks Torg ankamen. Ab 19 Uhr parkte man hier kostenlos, weshalb unser am Automat gezogener Parkschein eine Parkdauer bis zum nächsten Morgen anzeigte. Das kam uns sehr gelegen und wir beschlossen, über Nacht hier stehenzubleiben. Vom Campingplatz in Stockholm bis hierher hatten wir 109 km zurückgelegt.

    Dom von Uppsala

    Wir spazierten nun zunächst die etwa 200 m hinauf zum St. Eriksportal des wirklich riesigen, sehr beeindruckenden Domes. Die schweren Metalltüren erwiesen sich als noch geöffnet und wir betraten die mit 119 m Länge und 45 m Breite größte Kirche Skandinaviens. Ihr Kirchenschiff ist 27 m hoch und die Türme ragen sogar ganze 118 m in den Himmel. Der außergewöhnlich hohe Innenraum des dreischiffigen Domes wird von 28 mächtigen Säulen getragen und besitzt ein kaum ausgeprägtes Querschiff.

    Rings um den Innenraum befindet sich ein Kranz von Grabkapellen der vornehmsten Familien des Reiches und berühmter Persönlichkeiten. In der großen Liebfrauenkapelle hinter dem Hochaltar ruhen König Gustav Vasa und seine beiden Gemahlinnen Katharina und Margaretha, deren sterbliche Überreste 1520 aus Stockholm hierher überführt wurden. Das Grabmal stellt den König neben seinen beiden Frauen liegend dar. Auch die dritte Frau des Königs, Karin, wurde später hier bestattet.

    In der benachbarten Finsta-Kapelle befindet sich das kostbarste Gut des Domes: ein von 1570 stammender Reliquienschrein des heiligen Erik, König und Schutzpatron von Schweden, der 1160 in Uppsala den Märtyrertod starb. Im Chor liegen Bischöfe und kirchliche Würdenträger bestattet; im Langschiff nahe des Eingangs ruhen der Mystiker, Wissenschaftler und Philosoph Emanuel Svedenborg und der Botaniker Carl von Linné.

    Unter dem am Kreuzungspunkt von Haupt- und Querschiff gelegenen Krönungsgewölbe wurden insgesamt 17 schwedische Herrscher gekrönt, zuletzt im Jahre 1719 Königin Ulrika Eleonora. Uns gefielen vor allem die schönen, großen Glasfenster über den Portalen. Seitlich des Eingangs befindet sich eine Schalttafel, auf der man per Knopfdruck Tonbänder mit einer Kurzbeschreibung des Domes in verschiedenen Sprachen, darunter auch Deutsch, abrufen kann.

    Direkt gegenüber dem Dom schauten wir uns nun das zur Universität gehörende Gustavianum an. Dieses älteste Gebäude der Stadt war im Mittelalter erzbischöfliches Palais und wurde 1622-24 für die Universität zu einem "Theatrum anatomicum" umgebaut, das die Wissenschaftler als Sektionssaal für ihre Vorlesungen benutzten. Das Innere des Gustavianums ist nur nach vorheriger Anmeldung zu besichtigen.

    Jetzt wanderten wir in nördlicher Richtung zur nicht weit entfernten, bereits im 12. Jahrhundert, einige Zeit vor dem Baubeginn des Domes, im gotischen Stil errichteten Dreifaltigkeitskirche, die jedoch bereits geschlossen war. Vorbei am Hauptgebäude der Universität, einem Neurenaissancebau von 1887, spazierten wir schließlich zurück zu unserem Wohnmobil auf dem St. Erikstorg, legten die Beine hoch und ruhten uns ein wenig von den Anstrengungen des heutigen Tages aus.

    Abends gingen wir noch einmal hinauf zum Dom, auf dessen Vorplatz Tribünen und Scheinwerfer aufgebaut waren. Bei unserem ersten Besuch hatten wir nämlich auf einem Plakat gelesen, dass hier heute um 20:30 Uhr eine Freilicht-Veranstaltung stattfand und wollten jetzt mal sehen, um was es sich dabei handelte. Mittlerweile hatte sich bereits eine ganz beträchtliche Anzahl von Zuschauern eingefunden und wir kamen gerade rechtzeitig zum Beginn der Aufführung. Die Tribünen waren voll besetzt und genau wie viele andere Zuschauer mussten auch wir uns mit einem Stehplatz begnügen.

    Thema des Spiels war die Geschichte des später in Uppsala umbenannten Ortes Östra Aros, seiner Bürger, seines Domes sowie der Bischöfe und Könige, die sein Schicksal bestimmten. Besonders beeindruckend fanden wir die Darstellung eines der zahlreichen Stadtbrände, bei dem auch der Dom zerstört wurde. Unter den Mitwirkenden waren alle Altersklassen vom Kleinkind bis zum Senior vertreten; die Mehrzahl der Darsteller schien jedoch die Gruppe der Studenten zu stellen. Alle machten ihre Sache sehr gut; man sah, dass sie mit Leib und Seele dabei waren. Außer den Menschen waren noch drei Pferde und eine Ziege an der Aufführung beteiligt.

    Weil uns die dargestellte Geschichte in groben Zügen bekannt war, bekamen wir trotz der für uns unverständlichen schwedischen Sprache ganz gut mit, um was es jeweils gerade ging. Die Akustik auf dem Domplatz war übrigens so gut, dass keine Verstärkeranlage für die Stimmen der Darsteller benötigt wurde; lediglich die Hintergrundgeräusche und die Musikuntermalung mancher Szenen kamen vom Band. Nicht zuletzt durch die gut gemachte Beleuchtung wurde das riesige Gebäude des Domes immer wieder geschickt in die Handlung einbezogen.

    Auch heute Abend hatten wir wieder wahnsinniges Glück mit dem Wetter - es war trocken und verhältnismäßig warm, allerdings bekamen wir nach längerem Stehen doch langsam kalte Füße. Viele Zuschauer hatten nur ihre Jacke auf den Boden gelegt und sich daraufgesetzt; einer der Darsteller lief sogar barfuss herum - beides wäre uns viel zu kalt gewesen. Gegen 22 Uhr war die wirklich sehr schöne Aufführung zu Ende und wir gingen den kurzen Weg zurück zum Wohnmobil, wo wir Kaffeewasser aufsetzten und die Heizung einschalteten, um uns erst einmal wieder richtig aufzuwärmen.

    Am nächsten Morgen fuhren wir zum Schloss von Uppsala, wo wir direkt auf dem großen Schlosshof parkten. Bis auf einige Pkw mit schwedischen Kennzeichen, die wohl Angestellten der hier untergebrachten Provinzregierung gehörten, war der Platz völlig leer - kein gutes Zeichen für unsere Besichtigungsabsichten! Der Eingang zu den Repräsentationsräumen erwies sich dann auch leider als noch verschlossen; auf einer Tafel lasen wir, dass die Besichtigungszeit erst in mehr als einer Stunde begann.

    Der benachbarte hölzerne Glockenturm enthält eines der Wahrzeichen Uppsalas: die Glocke Gunilla läutet jeden Tag um 6 Uhr den Tag ein und gebietet um 21 Uhr Ruhe. Vom Aussichtspunkt seitlich des Turmes hat man einen sehr schönen Blick auf den Dom, die Stadt sowie einige Gebäude und Gartenanlagen der Universität, der heute allerdings durch den bedeckten Himmel etwas getrübt wurde. Bis zum Beginn der Schlossöffnungszeit wollten wir nicht mehr warten und fuhren deshalb zurück in die Stadt zur 1621 gegründeten Universitätsbibliothek Carolina Rediviva.

    Sie umfasst mehr als zwei Millionen Bücher, darunter 28.000 Handschriften. Neben den umfangreichen historischen Dokumenten werden hier alle jemals in Schweden erschienenen wissenschaftlichen Druckschriften aufbewahrt. Kostbarstes Gut der Bibliothek ist der "Codex Argenteus", die sogenannte "Silberbibel" des Bischofs Wulfia. Diese gotische Niederschrift der vier Evangelien in Silberschrift auf Purpurpergament entstand um das Jahr 500 und wurde vom Stifter mit einem kostbaren Einband aus Silber versehen.

    In den Vitrinen und Wandschaukästen der Ausstellungsräume kann man alte Bücher, Handschriften und Landkarten bewundern. Die Silberbibel lag aufgeschlagen in einer Einzelvitrine, war jedoch zum Schutz vor dem Tageslicht mit Pergament abgedeckt, so dass wir sie nicht besonders deutlich sehen konnten. Vor der Vitrine stand extra eine kleine Treppe mit mehreren Stufen, damit man sich richtig darüberbeugen und die aufgeschlagenen Seiten betrachten konnte. In einem Glaskasten an der Wand sahen wir die ebenfalls besonders wertvolle "Carta Marina", eine große, im Jahre 1539 in Venedig gedruckte Karte Nordeuropas.

    Bei mittlerweile leichtem Regen verließen wir Uppsala auf der Str. 55 in Richtung Enköping, fuhren also ab jetzt nicht mehr weiter nach Norden, sondern befanden uns auf dem Rückweg in Richtung Südwesten. Nachdem wir etwa 40 Minuten lang durch eine hügelige Landschaft mit viel Wald und vereinzelten Dörfern gefahren waren, hörte es schließlich auf zu regnen. Kurz darauf erreichten wir die Abzweigung zur mittelalterlichen Kirche von Härkeberga. Das über und über mit Kalkmalereien aus dem 15. Jahrhundert ausgeschmückte, zwischen 1280 und 1310 erbaute Kirchlein gefiel uns sehr gut. Die vom berühmten schwedischen Kirchenmaler Albertus Pictor stammenden Bilder stellen sowohl das irdische Leben der Gemeindemitglieder als auch deren Hoffnungen auf ein Leben nach dem Tod dar.

    In Enköping wanderten wir zunächst zur auf einem steilen Hügel gelegenen Liebfrauenkirche, der "Vårfrukyrkan". Jetzt im Sommer konnte man die Steigung ja noch recht gut bewältigen, aber wie die Kirchgänger bei Eis und Schnee hier heraufkommen sollten, war uns schleierhaft. Die im 12. Jahrhundert errichtete und in den folgenden Jahrhunderten mehrfach umgebaute Kirche war leider gerade für die Mittagszeit (12-13 Uhr) geschlossen worden. Also schauten wir uns nur ein wenig in den Geschäften des Zentrums um und nutzten die Gelegenheit zu einigen Einkäufen.

    Auf der Weiterfahrt in Richtung Strängnäs sahen wir links und rechts der Straße fast ausschließlich riesige Ackerflächen, an die sich weit im Hintergrund einzelne Baumgruppen oder langgezogene Waldränder anschlossen. Immer noch auf der Str. 55, fuhren wir nun in südlicher Richtung quer über den Mälarsee. Bei dieser über Dämme, Brücken und Inseln führenden Strecke wechseln sich Wald und Wasser ab. Letzteres sah man allerdings nicht ganz so oft, wie wir uns das vorgestellt hatten, weil meistens Bäume bzw. dichter Wald die Sicht auf den See verdeckten. Nur zweimal, während wir jeweils über eine größere Brücke fuhren, bot sich ein weiter hinausreichender Blick auf das Wasser des mit 1.140 qkm drittgrößten See Schwedens.

    Der E 20 an Strängnäs vorbei nach Osten folgend, fuhren wir bis ins etwa 21 km entfernte Mariefred, um das auf einem Inselchen am Rande des Mälarsees gelegene Schloss Gripsholm zu besichtigen. An der Kasse zeigten wir probeweise unsere Stockholm-Karten vor und wurden anstandslos eingelassen; auf das längst abgelaufene Datum der Karten schaute niemand.

    Das heutige, mächtige Schloss geht auf eine Festung aus der Mitte des 14. Jahrhunderts zurück, die im Laufe der Jahrhunderte mehrfach um- und ausgebaut wurde. König Gustav Vasa legte 1544 den Grundstein für die bedeutende Portraitsammlung Gripsholms, die zu seiner Zeit 25 Bilder, 1840 bereits 1.200 Bilder und 1990 mehr als 4.000 Bilder umfasste.Von den 102 Räumen des Schlosses, das Eigentum des schwedischen Staates ist, sind 60 für die Öffentlichkeit zugänglich.

    Im ersten Stock hängen die Portraits aus dem 16. und 17. Jahrhundert, also von König Gustav Vasa bis König Karl XII; im zweiten Stock diejenigen aus dem 18. Jahrhundert, was den Regierungszeiten von König Frederik I bis König Gustav III entspricht. Im dritten Stock befinden sich die Portraits aus dem 19. und 20. Jahrhundert; ausländische Portraits sind in einer besonderen, fünf Räume umfassenden Suite ausgestellt. Neben den Bildern sind im Schloss sehr viele Möbel und reichlich kunstgewerbliches Inventar zu bewundern. Manche Säle und Zimmer sind auch heute noch sehr schön und prunkvoll eingerichtet; insgesamt ist das Schloss aber gemäß den Erfordernissen eines Museums umgestaltet worden, wohnen könnte hier niemand mehr.

    Anschließend wollten wir uns die Kirche von Mariefred anschauen, aber sie war leider bereits geschlossen, weshalb wir uns mit dem Ausblick über den Mälarsee und auf Schloss Gripsholm begnügten, der allerdings heute durch den bedeckten Himmel etwas getrübt wurde.

    Auf der Rückfahrt in Richtung Strängnäs hielten wir - wie immer in mehr oder weniger bewaldeten Gebieten - wieder nach Elchen Ausschau. Zu dieser Tageszeit - später Nachmittag - hielten wir es jedoch für sehr unwahrscheinlich, welche zu sehen; größere Chancen rechneten wir uns in der Zeit rund um die Dämmerung aus. Etwa 6 bis 7 km hinter Mariefred sahen wir dann aber plötzlich links der Straße auf einer Wiese, nahe am Rand eines Gebüschs eine Elchkuh mit zwei Jungtieren. Wir bremsten, fuhren ein kleines Stück zurück und beobachteten die Tiere eine ganze Weile genauso aufmerksam wie sie uns.

    Durchs Fernglas konnte man die leider ein ganzes Stück entfernten Elche ziemlich gut sehen. Auf den eilig geschossenen Fotos sollte später jedoch nicht viel mehr als drei braune Flecke zu sehen sein. Die Elchkuh ließ kein Auge von uns, während es ihren zwei Jungen schon bald langweilig wurde, zu uns herüberzustarren; sie beschäftigten sich lieber wieder damit, Gras und Kräuter auszurupfen und zu fressen, wobei sie sich aber nur in Richtung des Gebüsches und nicht etwa auf uns zu bewegten. Hätten wir es gewagt, eine Tür zu öffnen, wären sie sicherlich alle drei sofort davongelaufen, doch wir wollten sie nicht unnötig erschrecken und fuhren deshalb langsam wieder weiter.

    Ab Strängnäs folgten wir der E 20 in Richtung Örebro. Unterwegs konnten wir ab und zu rechts der Straße auf das Wasser des Mälarsees blicken, ansonsten ging es duch weites, ebenes Land mit großen Feldern, die immer wieder durch Wald und Büsche unterbrochen wurden. Das Wetter hatte sich übrigens wieder gebessert; ab und zu war der Himmel sogar richtig blau.

    Runenstein in Kjula

    In Kjula schauten wir uns das aus insgesamt 45 Hügelgräbern, vier Steinsetzungen, mehreren einzelnen Grabsteinen und einem 4 m hohen Runenstein bestehende Gräberfeld von Kungshållet an. Rund um drei große Grabhügel gruppiert sich eine ganze Anzahl kleinerer Hügelchen, dazwischen stehen einige verstreute, senkrecht aufgestellte Grabsteine, die man aber nicht unbedingt als solche erkennen kann. Wie man herausgefunden hat, dass dies Gräber sind, war uns ein Rätsel, denn sie sahen alle wie x-beliebige Hügel aus. Besonders schön fanden wir den großen Runenstein, auf dem man die vielen eingeritzten Zeichen und Bilder zur besseren Sichtbarkeit mit roter Farbe ausgemalt hatte.

    Die E 20 führte uns nun auf einem als Autobahn ausgebauten, etwa 10 km langen Teilstück nördlich um die Industriestadt Eskilstuna herum. Im nahen Arboga hielten wir auf dem Parkplatz eines relativ zentral gelegenen Supermarktes mit angeschlossenem Warenhaus und nutzten die letzten Minuten, die dieses noch geöffnet war, um uns darin ein wenig umzuschauen. Es war jetzt kurz nach 19 Uhr und angesichts des ruhigen, baumbestandenen Parkplatzes beschlossen wir, über Nacht hierzubleiben (229 Tageskilometer).

    Gegen 21 Uhr machten wir noch einen fast einstündigen Rundgang in den Straßen des mittelalterlichen Stadtkerns, der uns an zahlreichen alten Holzhäusern und dem weißen Gebäude der Dreifaltigkeitskirche vorbeiführte. Laut unserem Reiseführer befinden sich in ihrem Inneren sehr schöne, das Leben des heiligen Franziskus darstellende Fresken, die wir leider nicht bewundern konnten, denn zu dieser späten Stunde war die Kirche natürlich verschlossen.

    Nachdem es während der Nacht ziemlich viel geregnet hatte, war es morgens wieder schön trocken bei zunächst bedecktem Himmel. Wir starteten gegen 9 Uhr in Richtung Örebro, bogen aber kurz vor der Stadt nach Glanshammar ab, um uns die dortige Kirche anzuschauen, die um 1200 errichtet und im 15. Jahrhundert zu einer großen Hallenkirche ausgebaut worden war. Im Inneren der sehr schönen, mit Fresken bemalten Kirche machte uns ein freundlicher Schwede auf eine Schalttafel aufmerksam, auf der man, wie wir es schon in vielen schwedischen Kirchen erlebt hatten, per Knopfdruck ein Tonband mit einer Kirchenbeschreibung in verschiedenen Sprachen abrufen konnte. Wir drückten den Knopf für "Tysk" und hörten zunächst etwas über die Geschichte der Kirche, danach wurden die einzelnen Fresken und Einrichtungsgegenstände erklärt.

    Nachdem das Band abgelaufen war, kam der Pfarrer, der recht gut deutsch sprach, auf uns zu und fragte, von wo in Deutschland wir kämen. Auf unsere Frage, ob die Kirche denn gut besucht wäre, antwortete er, dass letzten Sonntag nur ein einzelner Mann am Gottesdienst teilgenommen habe, und der sei Spanier gewesen. Auf der Weiterfahrt heiterte sich das Wetter zunehmend auf, manchmal kam sogar die Sonne durch. Die Straße führte abwechselnd durch Wald, Felder und Wiesen; den Hjälmarsee, der doch irgendwo links von uns liegen musste, bekamen wir leider nicht zu sehen.

    Auf unserem Weg in die Innenstadt von Örebro kamen wir an ihrem Wahrzeichen, dem "Svampen" (= Pilz) genannten Wasserturm vorbei. Er wurde 1958 in einem besonderen Verfahren errichtet: erst baute man den "Hut" und dann - durch Anheben - stufenweise den "Stiel". In 58 m Höhe befindet sich eine Plattform mit Restaurant, von wo aus man eine herrliche Aussicht über die Stadt und ihr Umland haben soll. Wir hielten jedoch nicht an, sondern fuhren weiter ins Zentrum zum auf einer kleinen Insel mitten im Svartån gelegenen Schloss. Die frühere Verteidigungsburg wurde im 16. Jahrhundert zu einem Renaissanceschloss umgebaut, das jedoch im Laufe der Zeit weitgehend verfiel. Erst vor etwa 100 Jahren erhielt es sein heutiges, prächtiges Aussehen. Die Innenräume konnten wir leider nicht besichtigen, da das Gebäude seit wenigen Tagen für die Saison geschlossen war.

    Nun stöberten wir durch die Geschäfte an der Fußgängerzone Köpmangatan, schauten uns am Stortorget das Rathaus und das Bronzestandbild des schwedischen Nationalheiligen Engelbrekt an und betraten dann die am oberen Ende des Platzes stehende Stora Nicolai Kyrkan aus dem 13./14. Jahrhundert. Der Innenraum dieses nach norddeutschen Vorbildern gestalteten, ziemlich großen Kalksteinbaus wirkt sehr nüchtern und gefiel uns nicht besonders.

    Zurück am Wohnmobil, fuhren wir die kurze Strecke zum Kulturreservat Wadköping, einem "lebendigen" Freilichtmuseum. Die ältesten Gebäude Wadköpings sind der vermutlich aus dem Mittelalter stammende "Königshof" und das um 1700 erbaute "Cajsa Warg`s Haus", in dem sich heute ein kleines Küchenmuseum befindet. Wir waren überrascht, dass das Gelände überhaupt nicht eingezäunt ist und wir weder beim Betreten des Museums noch an den einzelnen Häusern ein Eintrittsgeld zu zahlen hatten.

    Alter Gemischtwarenladen in Wadköping

    Unser Rundgang führte uns durch eine Reihe ehemaliger Handwerkshäuser wie z. B. das "Haus des Schusters", in dem die komplette Werkstatt durch raumhohe Glasscheiben als Schustermuseum zu besichtigen ist. In der ehemaligen Weberei schauten wir uns die schönen Handarbeiten an, die einige Frauen hier herstellten - man konnte ihnen bei der Arbeit, die vom Spinnen der Wolle bis zur Verzierung der fertigen Stücke reicht, zusehen und die Tücher, Decken und Deckchen auch gleich käuflich erwerben. Sowohl die alte Bäckerei als auch der schöne Gemischtwarenladen im "Haus des Zinngießers" werden heute noch genauso betrieben wie damals.

    Eines der Häuser beherbergt ein Antiquariat, ein anderes ein Restaurant. In Wadköping sind jedoch nicht nur alte Häuser und deren Einrichtungen zu sehen; auch heutige Künstler erhalten die Gelegenheit, hier zu arbeiten und ihre Werke - zur Zeit unseres Besuches hauptsächlich Keramikerzeugnisse - auszustellen.

    Wir verließen Örebro in südwestlicher Richtung auf der E 3, von der wir nach etwa 30 km auf die Str. 50 in Richtung Motala abbogen, der wir dann bis nach Askersund, einem kleinen Städtchen an der Nordspitze des Vätternsees, folgten. Ein Stück südlich des Ortes führte uns eine schöne Allee zum Schloss Stjärnsund, wo wir gerade noch rechtzeitig zum Beginn der 14 Uhr-Führung ankamen. An der Kasse wurde uns eine Kurzbeschreibung des Schlosses in deutscher Sprache ausgehändigt, die wir nach dem Ende der in Schwedisch geführten Tour wieder zurückgeben mussten.

    Schloss Stjärnsund liegt sehr schön auf einer Landzunge, die sich in das schmale Nordende des Vätternsees schiebt. Es wurde 1637 errichtet und erhielt seine heutige, elegante Form im Jahre 1798. Die sehr schöne Einrichtung des Schlosses ist ein Zeitdokument aus der Ära der ersten Bernadotte-Generationen; in unserem Führer stand, dass wir hier gerade die bestdokumentierte Möblierung aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts in ganz Schweden bewunderten.

    Gegen 15 Uhr setzten wir unsere Fahrt auf der Westuferstraße des Vätternsees (Str. 49) in Richtung Karlsborg fort. Der Vättern, dessen Name in der deutschen Übersetzung "Wettersee" lautet, ist mit 1.900 Quadratkilometern Fläche der zweitgrößte See Schwedens. Nach etwa 20 km Fahrt auf der nahe am Seeufer entlanglaufenden Straße, bei der wir aber nur ab und zu durch den dichten Wald einen kurzen Blick auf das Wasser erhaschen konnten, bogen wir bei Olshammar in die ursprüngliche, von Menschenhand weitgehend unberührte und als Naturschutzgebiet ausgewiesene Landschaft Tiveden ab. Der Teerstraße, die nach einigen Kilometern von einer Schotterstraße abgelöst wurde, folgten wir ein ganzes Stück in das Waldgebiet mit vereinzelten Lichtungen hinein, kehrten dann aber schließlich um, weil es hier fast genauso aussah, wie bei uns zu Hause. Von der im Reiseführer angekündigten wildzerklüfteten Landschaft mit Steilhängen und Seen war hier jedenfalls noch nicht viel zu bemerken.

    Vor dem Ortseingang von Karlsborg mussten wir einige Minuten an einer geöffneten Zugbrücke über den hier in den Vätternsee mündenden Götakanal warten, bis ein schönes weißes Segelboot vorbeigeschippert war. In dem kleinen Garnisionsstädtchen bot sich uns erstmals ein nicht sofort wieder durch Bäume verdeckter Blick auf einen Teil des Vättern. Dann stand die Besichtigung der zwischen 1820 und 1909 errichteten Festung auf dem Plan, die auf einer ein Stück in den See reichenden Landzunge im unmittelbaren Stadtgebiet Karlsborgs liegt. Bei ihrem Bau mussten aus finanziellen Gründen immer wieder Abstriche gemacht werden; trotzdem verschlang die Anlage ungeheure Geldmengen und war durch die schnelle Entwicklung der Kriegstechnologie zum Zeitpunkt ihrer Fertigstellung bereits völlig veraltet.

    Obwohl die Festungsgebäude noch heute von der schwedischen Armee benutzt werden, gibt es keinerlei Eingangskontrolle und man kann mit dem eigenen Fahrzeug kreuz und quer auf dem Gelände herumfahren. Nachdem wir am "Fästningstorget" kurz ausgestiegen und ein bischen herumgelaufen waren, erkundeten wir den Rest der Festung vom Wohnmobil aus. Insgesamt war hier aber nicht viel zu sehen. Schließlich kamen wir an ein Gebäude, in dessen Innerem sich ein Armee- und ein Kirchenmuseum befinden, die jedoch beide um 17 Uhr, also in wenigen Minuten, geschlossen wurden.

    Also verließen wir Karlsborg wieder und fuhren in Richtung Mariestad. Im nahen Forsvik befindet sich eine der ältesten Schleusen des zwischen 1810 und 1832 gebauten Götakanals. Die großen Höhenunterschiede der Strecke zwischen Göteborg und Stockholm, die von Meereshöhe an den Küsten der Nord- und Ostsee bis zur maximalen Höhe von 91,5 m zwischen den beiden großen Seen Vänern und Vättern reichen, werden durch insgesamt 65 Schleusen überwunden. Längst ist der Kanal zu schmal für moderne Frachtschiffe, daher sieht man zwischen dem Vänernsee und Söderköping nur noch kleine Passagierdampfer sowie Motor- und Segelyachten.

    Wir hielten an einigen alten Gebäuden seitlich der vermeintlichen Schleuse an, die sich dann jedoch als Staustufe herausstellte. Im Inneren eines der Häuser befand sich eine Art Museum mit alten Handwerksgeräten; in einem anderen eine Getreidemühle, in der man sich anschauen konnte, wie früher Mehl gemahlen wurde. Dann fuhren wir weiter in den Ort hinein und erreichten auch bald die gesuchte Schleuse. Leider war weit und breit auch nicht das kleinste Schiffchen zu sehen, für das der Mechanismus in Gang gesetzt werden würde.

    Auf der Weiterfahrt bot sich einmal ein kurzer Blick auf den See Viken, ansonsten sah man links und rechts der Straße selten etwas anderes als Bäume und Wald. In Töreboda trafen wir wieder auf den Götakanal und gelangten schließlich nach Mariestad am Ostufer des riesigen Vänernsees. Auf der Suche nach einem ruhigen Plätzchen für die Nacht fanden wir seitlich unterhalb des Hügels, auf dem die Altstadt und der Dom liegen, einen geeigneten, etwas abgelegenen Parkplatz. Laut Tacho hatten wir heute 243 km zurückgelegt. Gegen 20:30 Uhr begann ein leises, rhytmisches Klopfen auf dem Dach unseres Wohnmobils - ein leichter Regen hatte eingesetzt. Die Tatsache, dass wir dieses Phänomen nicht zum ersten Mal erlebten, ließ uns vermuten, dass es in Schweden anscheindend mit Vorliebe während der Nacht regnet - solange es tagsüber trocken war, sollte uns das recht sein.

    Leider war auch am nächsten Morgen noch kein Ende des Regens in Sicht. Wir schauten uns zunächst den fast benachbarten, spätgotischen Dom von 1619 an, dessen Innenraum uns sehr gut gefiel. Auch hier konnte man sich wieder per Knopfdruck eine deutsche Beschreibung des Gebäudes und seiner Einrichtung anhören. Zurück am Wohnmobil, fuhren wir ins Stadtzentrum, wo wir auf dem Postamt (mit dem uns bereits bestens vertrauten Nummernsystem, bei dem die Kunden bequem auf einer Bank warten können, bis ihre jeweilige Nummer für einen der Schalter angezeigt wird) Geld von unserem Postsparbuch abhoben. Auf dem Rückweg sahen wir im Vorbeigehen durch die große Glasfront einer Apotheke, dass auch dort dieses praktische System angewandt wurde.

    Jetzt setzten wir unsere Fahrt auf der E 20 in Richtung Göteborg fort. Nach etwa 30 km wechselten wir auf die Str. 44 in Richtung Lidköping, Vänersborg, von der wir aber zunächst einmal in den Ortskern von Götene abbogen, um uns die dortige Kirche anzuschauen. Diese aus dem 12. Jahrhundert stammende, mit Fresken aus dem 15. Jahrhundert dekorierte, romanische Kirche war gar nicht so einfach zu finden, denn weder der Kirchenbau noch der Glockenturm ragen über die anderen, ziemlich verstreut errichteten Häuser und die vielen dazwischenstehenden Bäume hinaus.

    Das Gelände ist hier sehr flach, so dass man von keinem Punkt aus einen Blick über den gesamten Ort werfen kann. Uns blieb deshalb nichts anderes übrig, als jeweils eine Straße entlangzufahren und an jedem Kreuzungspunkt in die rechtwinklig angelegten Seitenstraßen zu spähen. Mit dieser Methode hatten wir schließlich Erfolg und parkten direkt gegenüber der Kirche. Insgesamt gefiel uns dieses Gotteshaus jedoch lange nicht so gut wie z. B. die Kirche von Glanshammar und wir wunderten uns, dass es in unserem Reiseführer als "eine der schönsten Kirchen Västergötlands" bezeichnet wurde.

    Kaum zurück auf der Str. 44, bogen wir auch schon wieder ab, diesmal in nördlicher Richtung zum Tafelberg Kinnekulle. Dieser gewaltige, mit Tannenwald bestandene, etwa 15 km lange und 6 km breite, terrassenförmig ansteigende Tafelberg gipfelt im 307 m hoch gelegenen "Högkullen". Hier steht ein 18 m hoher Aussichtsturm, von dem aus man einen einzigartigen Blick über den Vänernsee und Västergötland hat.

    Die Tafelberge in diesem Gebiet entstanden vor etwa 500 Millionen Jahren, als das Urgestein Gneis im Meer versank. Darauf lagerten sich in Jahrmillionen Sand, Lehm, Pflanzen- und Tierreste ab, die im Laufe der Zeit versteinerten. Durch Gesteinsspalten quollen Lavaströme herauf und schlossen verschiedene Gebiete ein. Als das Land schließlich langsam wieder aus dem Meer stieg, wurden die leicht verwitternden Schichten weggespült, nur die von der Lava geschützten Gebiete blieben unversehrt. Als größter Tafelberg dieser Gegend zeigt der Kinnekulle mit seinen "Treppen" alle Ablagerungen bis hinunter zum Urgestein und ist damit ein wichtiger und interessanter Zeuge geologischer Geschichte.

    Die Straße, der wir hinauf zum Högkullen folgten, führte uns zunächst durch eine wilde, einsame Landschaft mit vereinzelten Bäumen und Sträuchern und dann durch dichten Tannenwald. In der Nähe von Österplana hielten wir kurz an einigen, wie kleine Baggerseen wirkenden Tümpelchen, denn an den in mehreren Stufen abfallenden Rändern waren sehr gut die verschiedenen Erdschichten des Kinnekulle zu erkennen. In der Nähe des Gipfels stellten wir unser Wohnmobil auf einem menschenleeren Parkplatz ab und gingen die restlichen 900 m bis zum Aussichtsturm zu Fuß hinauf. Der ursprüngliche, im Jahre 1892 errichtete Turm brannte 1982 ab, wurde aber ein Jahr später wieder rekonstruiert, so dass in diesem Jahr das 100jährige Turmjubiläum gefeiert werden konnte.

    Heute war das Wetter leider nicht gerade ideal für einen Besuch auf dem Tafelberg: leichter Nieselregen und - besonders störend - ein starker Wind, der an unseren Schirmen riss und sie am liebsten weggeblasen hätte. Oben angekommen, stellten wir fest, dass der Turm abgeschlossen war, obwohl er laut einer neben der Tür angebrachten Tafel jetzt geöffnet sein musste. Die in luftiger Höhe rund um den Turm laufende Aussichtsplattform ist lediglich durch ein Holzgeländer gesichert, weshalb wir vermuteten, dass es bei diesem starken Wind wohl zu gefährlich war, dort oben zu stehen.

    Ein Stück hinter dem Turm fiel das Gelände hinter einigen Felsen relativ steil ab, so dass wir über die Baumspitzen hinweg einen ganz passablen Blick auf einen Teil der riesigen Wassermassen des Vänernsees hatten. Diese bei schönem Wetter sicherlich fantastische Aussicht war heute durch die dicken Regenwolken regelrecht verdorben; den Horizont als Übergang zwischen Wasser und Wolken konnten wir nur mit Mühe ausmachen. Wenigstens hatte es vorhin mit unserer Ankunft auf dem Gipfel des Högkullen aufgehört zu regnen. Durch den immer noch recht starken Wind kämpften wir uns zurück zum Wohnmobil und begannen die kurvenreiche Abfahrt entlang der Vänern-Bucht Kinneviken. Zunächst konnten wir noch ab und zu durch eine Lücke zwischen den Bäumen auf das Wasser des Sees schauen, dann rückte der Wald aber schnell immer dichter heran und nahm uns jede Fernsicht.

    Am Fuß des Berges angekommen, herrschte schon wieder schönes Wetter und bald kam sogar die Sonne zum Vorschein. Wir fuhren jetzt meistens ein Stück weit vom Ufer entfernt an dichtem Wald vorbei, während auf der dem See zugewandten Seite grüne Weiden mit grasenden Pferden und Kühen lagen. Wegen direkt am Ufer stehender Bäume und Sträucher war es auch hier unten nur selten möglich, einen Blick auf das Wasser der Bucht zu werfen. Ab und zu führte uns die Nebenstraße aber auch ganz vom Seeufer weg und wir fuhren durch hübsche kleine Dörfer.

    Die um das Jahr 1450 entstandene Altstadt Lidköpings liegt am östlichen, die 1670 gegründete Neustadt am westlichen Ufer des hier in den Vänern mündenden Lidan-Flusses. Das heute als Rathaus dienende, ehemalige Jagdschloss am Stora Torget in der Neustadt schauten wir uns nicht an, sondern fuhren gleich zur Porzellan- und Keramikfabrik Rörstrand. Diese im Jahre 1726 gegründete Porzellanmanufaktur ist eine der ältesten Europas und die älteste in Schweden. Auf dem Parkplatz vor der Fabrik trafen wir ein deutsches Ehepaar aus Ost-Holstein, die mit einem Wohnwagengespann am Nordkap gewesen waren und in den letzten drei Wochen 6.000 km zurückgelegt hatten.

    Im Inneren der Fabrik schauten wir uns zunächst die sehr schöne Ausstellung mit kostbaren Objekten aus Porzellan und Keramik an, die allesamt als Einzelstücke hergestellt wurden und sowohl aus der Gründerzeit der Manufaktur als auch aus den folgenden Jahrhunderten und der heutigen Produktion stammen. Uns gefielen vor allem die großen Schalen und Vasen mit wunderbaren Mustern und Motiven. Natürlich sind hier auch die berühmten Rörstrand-Porzellanservices der unterschiedlichsten Zeitperioden ausgestellt. Daneben kann man sich historische Wandteller und viele Porzellangegenstände anschauen, die in den vergangenen zwei Jahrhunderten zur Ausstattung königlicher oder zumindest adeliger Tafeln und zum Schmuck der Ess- und Wohnräume in den unzähligen Schlössern und Landsitzen angefertigt wurden.

    Nachdem wir unseren Rundgang in der Ausstellung beendet hatten, besuchten wir die benachbarte "Fabriksbutiken", in der Stücke aus der derzeitigen Produktion zum Verkauf angeboten werden. Darunter sind auch im Verhältnis zu den normalen Einzelhandels-Verkaufspreisen sehr günstige B-Sortierungen der Kaffee- und Speiseservices. Moderne Skulpturen, Schalen und Vasen, wie wir sie in der Ausstellung gesehen hatten, waren hier jedoch nicht zu sehen. Solche Teile produziert Rörstrand anscheinend auch heute nur als - für uns unerschwinglich teure - Einzelstücke und nicht, wie ich gehofft hatte, in vielleicht etwas abgewandelter Form auch in bezahlbarer Serie.

    Wir kauften schließlich zwei weiße Porzellanleuchter mit schönen, wild wirkenden Blumenkränzen in Grün und Apricot, die sowohl Souvenir als auch mein diesjähriges Geburtstagsgeschenk sein sollten. Die dazu passenden, apricotfarbenen Kerzen konnten wir leider nicht mitnehmen, weil die Verkäuferinnen hartnäckig darauf beharrten, sie seien lediglich Dekoration und nicht verkäuflich.

    Der nächste Haltepunkt auf unserer Fahrtroute war Schloss Läckö an der Spitze der etwa 21 km entfernten Vänerninsel Kållandsö. Weil wir keinerlei Information über die Öffnungszeiten dieses Schlosses hatten, machten wir uns lieber direkt auf den Weg dorthin, anstatt erst noch einmal in die Innenstadt Lidköpings zu fahren und dann später vielleicht nicht mehr in das Innere des Schlosses zu gelangen. Den nicht sehr breiten Sund hinüber zur Insel hätte man ohne weiteres für einen Fluss halten können. Während wir durch die sehr schöne Landschaft mit Wald, Feldern und Wiesen fuhren, herrschte wunderbares Wetter mit Sonnenschein und teilweise schon wieder richtig blauem Himmel; man konnte kaum glauben, dass es heute morgen auf dem Kinnekulle noch grau und regenverhangen gewesen war. Nur der Wind war fast unverändert stark, was uns aber nicht weiter störte, weil wir ihm ja diese gewaltige Wetterverbesserung zu verdanken hatten.

    Schloss Läckö

    Schließlich erreichten wir das weiße, von mehreren Türmen gekrönte Schloss, das wunderschön auf einem Kap über dem Vänernsee liegt und auf drei Seiten von der riesigen blauen Fläche des Seewassers umgeben ist. Das vor allem von weitem wie ein Märchenschloss wirkende Gebäude wurde im 13. Jahrhundert als Festung erbaut und im 17. Jahrhundert zu einem Renaissanceschloss umgebaut. Nach einer in unserem Jahrhundert durchgeführten gründlichen Instandsetzung und Restaurierung kann heute eine Auswahl der 248 Räume des Schlosses, darunter auch die Schlosskapelle, besichtigt werden.

    Es war jetzt 14:50 Uhr und die nächste Führung begann erst in 40 Minuten - wir hätten also doch noch genügend Zeit für einen Besuch der Alt- und Neustadt Lidköpings gehabt. Hier in Läckö verbrachten wir die Wartezeit aber auch sehr angenehm: nachdem wir uns in den zwei hintereinanderliegenden Schlosshöfen umgesehen hatten, wanderten wir auf einem Fußweg rund um die Außenmauer des Schlosses.

    Ausblick auf den Vänernsee

    Zunächst ging es an einer schmalen Vänern-Bucht mit schilfbestandenen Ufern entlang, dann gelangten wir zur Nordseite des Schlosses, von wo aus man einen wirklich beeindruckenden Blick hinaus auf den riesigen Vänernsee hat. Das Wasser reicht bis an den weit entfernten Horizont und man kann sich kaum vorstellen, dass das was man hier sieht, trotzdem nur ein kleiner Teil des Vänern ist. Insgesamt hat dieser größte See Schwedens nämlich eine Fläche von fast 6.000 Quadratkilometern; er ist 140 km lang, bis zu 73 km breit und weist eine größte Tiefe von 98 m auf. Wie unvorstellbar groß dieser See ist, zeigt die Länge seines Ufers: wollte man ihn einmal umrunden, müsste man 400 km zurücklegen.

    Pünktlich um 15:30 Uhr begann die in schwedischer Sprache durchgeführte Führung. Nicht-Schweden wie wir erhielten am Eingang einen Zettel mit einer Kurzbeschreibung der Räume, die wahlweise in Englisch, Französisch oder Deutsch zu bekommen war und nach dem Ende der Besichtigung wieder abgegeben wurde. Das Innere des Schlosses hielt leider nicht, was sein Äußeres versprochen hatte: im Laufe der Jahre hatte es ständig wechselnden Besitzern gehört, die es nicht alle gut behandelt und instandgehalten hatten.

    Schloss Läckö besitzt heute noch einen ganz passablen Rittersaal und ein oder zwei weitere Räume mit annähernd vollständiger Einrichtung; ansonsten sind die Säle so gut wie leer. Die Wände, Decken und Türen weisen Malereien auf, die jedoch sehr blass und teilweise auch nicht besonders kunstvoll ausgeführt sind. Zum Schluss der Tour verließen wir das Hauptgebäude und gingen zur schräg gegenüberliegenden Schlosskirche, die noch vollständig möbliert ist und unserer Meinung nach den schönsten Raum des Schlosses darstellt.

    Ihre Wände sind mit schönen, blassblauen Fresken bedeckt; Kanzel, Altar und Orgel reich geschnitzt. Dann warfen wir noch einen Blick in den ebenfalls sehr schönen Schlossgarten mit leuchtend bunten Blumen in streng geometrisch angeordneten Beeten, die von kleinen Buchsbaumhecken eingefasst sind. Wegen der hohen, rundum laufenden Mauer hatten wir diesen Garten, in den man nur vom Schloss aus gelangen kann, vorhin bei unserer Wanderung rund um das Gebäude nicht sehen können.

    Kurz nach 16 Uhr fuhren wir schließlich zurück nach Lidköping, von wo aus wir dann der Str. 44 in Richtung Vänersborg folgten. In dem für besonderen Elchreichtum bekannten Gebiet zwischen den beiden Tafelbergen Hunneberg und Halleberg hielten wir wieder besonders genau Ausschau - leider vergeblich. Am Stadtrand von Vänersborg hielten wir an einer Stadtplan-Tafel und entnahmen einem kleinen Kasten einen der grob skizzierten Stadtpläne, der uns quer durch die Stadt zum Yachthafen am Vänern führte, wo wir ein wenig am Seeufer entlangspazierten.

    Auch am Ortseingang von Trollhättan stand eine dieser praktischen Stadtplan-Tafeln, an der man sich ein DIN-A-4-Blatt mit einer Stadtplan-Skizze mitnehmen konnte. Die größte Attraktion der Stadt stellen der Trollhättan-Kanal und die Wasserfälle dar. Beim Durchbruch eines Gneisrückens schuf der aus dem Vänern abfließende Götaälv im Laufe der Jahrmillionen die vier Trollhättan-Wasserfälle, über die er bis vor wenigen Jahrzehnten auf einer Strecke von 1,5 km mehr als 33 m tief hinabfiel. Heute ist das Flussbett an dieser Stelle trockengelegt, denn die riesigen Wassermengen fließen jetzt unterirdisch durch das Kraftwerk "Hojums Kraftstation", wo sie der Stromgewinnung dienen. Nur an einem Tag im Juli, dem zu einem großen Volksfest ausgeweiteten "Fallens Dagar" darf das Wasser von 12 bis 23 Uhr durch sein ursprüngliches Bett schießen. Während der übrigen Zeit des Jahres kann man die Wildnis betrachten, die in dem trockenen Flussbett entstanden ist.

    Wir schauten uns zunächst die 1800 entstandene, oberste der alten Polhem-Schleusen an. DieWände des vollständig leeren Beckens sind bereits so verwittert, dass man fast nicht mehr erkennen kann, dass dies einmal eine Schleuse war. Seitlich über dem Becken befindet sich ein großer, "Kungsgrottan" genannter, halbrunder Felsen, in den im Laufe der Jahrhunderte viele Mitglieder des Königshauses und später auch Mitglieder der Regierung ihre Namen sowie das Datum ihres Besuches eingraviert haben.

    Die übrigen Schleusen, darunter auch die heute noch benutzten, befinden sich an einem etwas weiter östlich verlaufenden Arm des Götaälv, wohin wir nun fuhren. In der Nähe des - wegen der fortgeschrittenen Stunde natürlich bereits geschlossenen - Kanalmuseums fanden wir einen kleinen, ruhigen Parkplatz und beschlossen, über Nacht hier stehen zu bleiben. Der Tacho zeigte 221 Tageskilometer.

    Die treppenartig angelegten Staubecken mussten teilweise in die Felsen gesprengt werden. Wie schon oben bei der ersten Polhem-Schleuse, war auch hier bei den älteren Schleusen nicht besonders viel zu sehen; der einzige Unterschied bestand darin, dass diese Becken mit Wasser gefüllt waren. Die 4 neueren Schleusenbecken (von 1916), durch die heute pro Jahr bis zu 20.000 Wasserfahrzeuge geschleust werden, sind jeweils 90 m lang und heben bzw. senken die Schiffe um 7 bis 9 Meter. Insgesamt wird so ein Höhenunterschied von 32 Metern überwunden.

    Als wir gegen 20 Uhr gerade wieder beim Wohnmobil angekommen waren, sahen wir ein großes Schiff flussabwärts auf die Schleusenanlage zufahren und beeilten uns, schnell wieder zurück zur obersten Schleuse zu kommen. Wie wir ganz richtig vermuteten, passierte die "Stella Atlantic", ein ziemlich großes Seeschiff, die Schleusen noch heute abend. Zusammen mit einigen anderen Zuschauern, die von einigen flussaufwärts festgemachten Segelbooten herbeigekommen waren, beobachteten wir, wie das Schiff langsam in die erste Schleuse, in die es gerade so hineinpasste, einfuhr. Dann wurde das obere Tor geschlossen und das Wasser durch kleine Öffnungen im unteren Tor abgelassen, so dass das Schiff im Zeitlupentempo hinuntersank. Nachdem es auf der Höhe des Wartesees angekommen war, wurde das untere Tor geöffnet und das Schiff fuhr weiter zur zweiten Schleuse.

    Am nächsten Morgen setzten wir unsere Fahrt in Richtung Göteborg fort. Nach etwa einer Stunde Fahrt bogen wir von der Str. 45 ab, um uns die bereits von weitem sichtbare, auf einer hohen Insel im Götaälv gelegene Ruine der Festung Bohus anzuschauen. Sie wurde im Jahre 1308 als Holzbau angelegt und im 16. Jahrhundert in Stein neu errichtet. Obwohl Dänen, Norweger und Schweden sich hier wiederholt blutige Kämpfe lieferten, wurde die Festung niemals bezwungen. Über einen steinigen Weg kletterten wir zur Festung hinauf, deren Tor aber leider noch geschlossen war. Wegen des unangenehm kühlen Windes, vor dem man hier oben nirgends Schutz finden konnte, warteten wir nicht auf die Öffnung (in etwa 20 Minuten), sondern fuhren lieber gleich weiter nach Göteborg.

    Dort steuerten wir als allererstes das Dänemark-Terminal der Stena Line am Masthuggskajen an, um ein Ticket für die morgige 13-Uhr-Fähre nach Frederikshavn auf dem dänischen Festland zu kaufen. Die Dame am Schalter verlangte 910 Kronen für das Ticket - so viel schwedisches Geld hatten wir aber gar nicht mehr. Ohne den genauen Preis, von dem ich ausgegangen war, im Kopf zu haben, wusste ich nur noch, dass ich das Ganze so ausgerechnet hatte, dass wir sowohl die Fahrkarte als auch die übrigen noch in Göteborg anfallenden Ausgaben mit diesem Geld bezahlen konnten.

    Glücklicherweise hatte ich den deutschen Prospekt dabei und konnte direkt hier am Schalter nachsehen, ob der Ticketpreis darin genauso hoch war oder ich mich doch irgendwo verrechnet hatte. Und tatsächlich war der Preis im Prospekt mit 158 DM angegeben - das waren umgerechnet 570 SKR! Ja, von Deutschland aus gebucht sei die Überfahrt billiger, bekamen wir zu hören. Ein anderer Kunde bestätigte dies: man müsse immer direkt in Deutschland buchen, wo alle Fährlinien der Stena Line günstiger angeboten würden. Das nützte uns jetzt natürlich sehr viel.

    Die Kassiererin war sichtlich beeindruckt von unserer vollständigen Verwirrung über diese merkwürdigen Preisdifferenzen und sagte, wir könnten ja in Deutschland bei der Stena Line Kiel anrufen und die Überfahrt von dort aus buchen lassen. Dann überlegte sie es sich jedoch anders und bot uns an, das Ticket doch gleich hier für den in Deutschland gültigen Preis, also 570 SKR auszustellen. Erfreut willigten wir ein und beglückwünschten uns auf dem Rückweg zum Wohnmobil gegenseitig dazu, dass wir den deutschen Prospekt dabeigehabt und so fast 95 DM gespart hatten. Bedauerlich fanden wir nur, dass die Schweden es nicht so gut hatten wie wir, sondern die höheren Preise bezahlen mussten.

    Weil der Parkplatz auf dem Gelände der Stena Line gar nicht so weit von der Innenstadt entfernt war, beschlossen wir, unser Fahrzeug gleich hier stehenzulassen und fütterten deshalb den Parkautomat mit allen Münzen, die wir hatten, woraufhin er einen bis zum Abend gültigen Parkschein ausspuckte. Auch während der Nacht betrug der Tarif hier gleichbleibend 3 SKR pro Stunde. Falls wir auf dem Weg zur Stadt nicht noch an einem günstigeren Parkplatz vorbeikommen sollten, wollten wir heute Abend ein neues, bis morgen Mittag gültiges Ticket ziehen; dann konnten wir gleich von hier aus aufs Schiff fahren. Jetzt notierten wir erst einmal die 86 Tageskilometer und starteten dann bei recht gutem Wetter, das sich leider später zu einem leichten, aber dauerhaften Regen wandeln sollte (und wir hatten keine Schirme dabei!), zur Stadtbesichtigung:

    • Oscar Frederiks Kyrkan - ein auffälliger, roter Kirchenbau mit spitzen Türmen, grünen Kupferdächern und leider fest verschlossenen Türen.
    • Wachturm Skansen Kronan aus dem 17. Jahrhundert; beherbergt heute ein Militärmuseum.
    • Stadtteil Haga - ein im ursprünglichem Stil des 18. und 19. Jahrhunderts bewahrtes Arbeiterwohngebiet mit Läden, Werkstätten und Bierstuben. Etwa ein Fünftel der Häuser sind Originale; der Rest wurde nach alten Plänen neu errichtet.
    • Fischmarkthalle "Feskekyrkan" am Rosenlundskanalen.
    • Lilla Torget mit alten Häusern, die wir aber nicht so schön und idyllisch fanden, wie sie der Reiseführer anpries.
    • Kronhus - 1643-54 erbaut und somit das wohl älteste Gebäude der Stadt. Es diente zunächst als Zeughaus. Im Jahre 1660 tagte hier der schwedische Reichstag und wählte den erst fünfjährigen Karl XI. zum König. Seit der 1957 erfolgten Restaurierung beherbergt es einen Teil der Sammlungen des Historischen Museums.>
    • Kristinenkirche - dieses 1648 eingeweite, auch "Tyska Kyrkan" genannte Gotteshaus wurde mehrfach durch Feuer zerstört und in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts völlig neu erbaut. Wir fanden die Kirche nicht besonders sehenswert; lediglich die zwölf bunten Glasfenster, die jeweils einen Apostel darstellen, gefielen uns gut.
    • Gustav-Adolfs-Torg - auf einem hohen Sockel in der Mitte des Platzes steht ein Denkmal des Stadtgründers König Gustav II Adolf. Rund um den Platz gruppieren sich das ursprünglich von 1672 stammende, 1935-37 erweiterte Rathaus, das 1849 errichtete Börsengebäude sowie das Wenngren- und das Stadthaus; die beide von 1759 stammen.
    • Bummel durch das moderne Geschäftszentrum Göteborgs: schöne Fußgängerzonen in der Östra Hamngatan und den umliegenden Straßen (Tourist-Information am Kungsportplatsen).
    • Der Dom wurde Anfang des 20. Jahrhunderts auf den Resten von zwei 1721 bzw. 1802 abgebrannten Vorgängerkirchen errichtet. Hätten wir keinen Stadtplan gehabt und nicht gewusst, dass dies ein Dom ist, wären wir niemals auf die Idee gekommen, den recht einfachen und vor allem auch gar nicht besonders hohen Kirchenbau für einen Dom zu halten. In unserem Reiseführer hatten wir gelesen, dass sein klassizistischer Innenraum wenig verziert und fast schmucklos sei - diese Aussage fanden wir mehr als bestätigt: wir standen in einer zwar ziemlich großen, aber eigentlich völlig leeren Kirche, die uns überhaupt nicht gefiel.
    • Kungsportsaveny - eine große, lange Prachtstraße mit eleganten Geschäften, Kaufhäusern, Restaurants und Lokalen, die bis zum Götaplatsen reicht. Um diesen Platz, in dessen Mitte ein imposanter Poseidonbrunnen steht, gruppieren sich die Konzerthalle, das Stadttheater und das Kunstmuseum.

    Einen Schwerpunkt unserer Göteborg-Besichtigung bildete das riesige Ostindien-Haus, das 1750-62 als Lagerhaus und Verwaltungsgebäude der damals florierenden schwedischen Ostindiengesellschaft gebaut wurde. Seit 1890 befinden sich hier die Museen für Archäologie, Ethnographie und Geschichte.

    Göteborgs Archäologisches Museum ist das einzige Museum in Schweden, das sich ausschließlich mit vorhistorischer Archäologie befasst. Die umfangreichen Sammlungen reichen von der Steinzeit bis zur jüngeren Eisenzeit. Eine Besonderheit stellen insbesondere die zahlreiche Fundstücke aus der Wikingerzeit dar. Die Ausstellungsstücke stammen hauptsächlich aus Westschweden und der Umgebung Göteborgs, werden jedoch durch Funde aus den übrigen Landesteilen, aus Mitteleuropa, den Mittelmeerländern und aus dem Orient ergänzt.

    Im Ethnografischen Museum sind verschiedenste Gegenstände aus den entferntesten Erdteilen zu bewundern, die von alten, fremdländischen Kulturen zeugen. Teils als Einzelstücke, teils als ganze Sammlungen, waren die meisten Gegenstände Schenkungen von Privatpersonen, meist Göteborger Bürgern, die diese selbst oder ihre Vorfahren von ihren Reisen mit den Schiffen der Ostindischen Kompanie mitgebracht hatten.

    Die Säle sind nach der geografischen Herkunft der Stücke geordnet: "Afrikanische Völkerkunde" aus den Ländern südlich der Sahara beinhaltet Gebrauchsgegenstände von Hirten und Kriegern, für religiöse Riten, Beerdigungs- und Hochzeitsbräuche. Außerdem sind hier Schmuck, Musikinstrumente, Totems und Fetische ausgestellt. Als wertvollstes Stück der Sammlungen gilt der reich verzierte Thron eines Stammeshäuptlings. Von den "Indianern Nordamerikas" stammen Totems, Webarbeiten, Waffen und Schmuck sowie Portraits der legendären Helden aus den Indianerkämpfen.

    Die Ausstellung "Lateinamerika" ist der Stolz des Museums, denn sie enthält außergewöhnliche Sammlungen über präkolumbische Kulturen: Aus der Maya-Zeit stammen große Ton-Urnen, Darstellungen von Monumentalbauten und das Faksimile einer Maya-Schrift, dessen Original sich in Madrid befindet. In den chilenischen, mexikanischen, argentinischen und peruanischen Kulturen vor der Ankunft der Spanier entstanden Urnen, Stoffe (darunter über 2000 Jahre alte Paracastextilien aus Peru), Musikinstrumente, Jagdwaffen und Angelzeug. Außerdem kann man hier Metallarbeiten aus Peru und Funde aus der Inka-Kultur bewundern. Die "Südamerikanische Völkerkunde" beinhaltet Kleidungsstücke, Waffen, Webarbeiten und Gebrauchsgegenstände der Indianer von Feuerland bis Panama. Einige weitere Säle sind den Völkern Burmas, Indonesiens und Ozeaniens gewidmet.

    Das Thema "Lappländischen Völkerkunde" wird mit Ausstellungsstücken zur Wohnkultur, Kleidung und Lebensweise, den Kunstgegenständen und den Rentierherden der Sami behandelt. In einem weiteren Raum kann man Schiffe, Kajaks, Angelzeug, Harpunen, Kleidungsstücke und Wohngegenstände der Eskimos betrachten.

    Das Historische Museum der Westküste und Göteborgs ist teilweise auch in anderen Gebäuden der Stadt untergebracht. Hier im "Östindiska Kompagnietshus" befinden sich hauptsächlich die Stadt betreffende Sammlungen zu den Themen Wachstum der Stadt, soziale Schichtung, Handwerke und Industrie sowie Wohnkultur von Bauern, Arbeitern, Bürgern und Adeligen in den verschiedenen Jahrhunderten.

    Jedes der drei Museen erstreckt sich in einem bestimmten Teil des großen, vierstöckigen Gebäudes über mehrere Etagen. Nach kurzer Beratung entschieden wir uns dafür, jeweils die ganze Etage zu umrunden und erst danach ins nächste Stockwerk hinaufzugehen. Auf diese Weise betraten wir zwar jedes Museum mehrmals, brauchten dafür aber nicht mehr Treppen hinauf- und hinabzusteigen, als unbedingt notwendig war.

    Mit der Betrachtung der umfangreichen Ausstellungen, die uns sehr gut gefielen, waren wir eine ganze Weile beschäftigt. Besonders interessant fanden wir die Säle, in denen die Lebensweisen fremder Völker dargestellt sind. An allen Ausstellungsstücken befinden sich kurze Beschreibungen, die deren Funktion, Herkunft und Alter erläutern. Jeder Raum sieht anders aus und ist gemäß dem jeweiligen Thema gestaltet, so dass man sich fast so fühlt, als wandere man nicht nur durch Museumssäle, sondern buchstäblich von einem Lebensraum in den anderen.

    Gegen 18 Uhr zurück am Terminal der Stena Line, schauten wir zu, wie zunächst alle Passagiere das gerade aus Dänemark angekommene Schiff verließen. Dabei fiel uns auf, dass fast alle schwere Taschen, Tüten und Pakete schleppten, die leise klirrten, also vermutlich Alkohol enthielten, den man ja auf dem Schiff erheblich billiger und wohl auch problemloser in größeren Mengen bekommen kann, als hier an Land, wo man extra einen staatlichen Laden, "Systembolaget" genannt, aufsuchen muss.

    Anschließend durften die bereits wartenden neuen Passagiere einsteigen. An der Kleidung der überwiegenden Mehrheit der Passagiere sah man, dass sie wohl als Samstagabend-Vergnügen mit dieser Fähre hinüber und entweder mit der gleichen oder der nächsten Fähre wieder herüberfuhren, das Schiff also lediglich als Bar, Restaurant und Vergnügungslokal benutzten. Unter ihnen befand sich auch eine elegant gekleidete Hochzeitsgesellschaft, die wohl einen der extra für solche Zwecke zur Verfügung stehenden Säle an Bord des Schiffes gemietet hatte - bei trinkfesten Hochzeitsgästen lohnte sich das bestimmt!

    Feuerwerk in Göteborg

    Während wir abends gemütlich im Wohnmobil saßen, ertönten gegen 22.30 Uhr zwei laute Knalle: schräg gegenüber am Freihafen fand ein Feuerwerk statt! Als hätte das Wetter auf diese Veranstaltung Rücksicht genommen, hatte es fast gänzlich aufgehört zu regnen. Flugs zogen wir uns Jacken über und gingen hinaus bis an den Zaun, der das eigentliche Terminalgelände vom Parkplatz trennt. Hier standen wir sozusagen "in der ersten Reihe", denn das Feuerwerk spielte sich direkt vor uns am Himmel ab. Die zahlreichen Zuschauer drüben am Freihafen hatten es nicht so gut wie wir, denn sie mussten sich die Hälse verrenken und senkrecht nach oben schauen, um die direkt über ihnen explodierenden Raketen zu bewundern.

    Das Wetter hatte sich über Nacht kolossal gebessert: alle Regenwolken waren verschwunden und früh am nächsten Morgen herrschte bereits strahlender Sonnenschein. Zu Fuß wanderten wir durch ruhige Nebenstraßen zum Seefahrtsmuseum und verbrachten die verbleibende halbe Stunde bis zur Öffnung um 10 Uhr auf der dem Götaälv zugewandten Terrasse in der Sonne. Zunächst betraten wir das im Erdgeschoss untergebrachte Aquarium mit einheimischen und tropischen Fischen, vielen anderen Meeresbewohnern, Wasserschildkröten, Schlangen und Leguanen sowie zwei kleinen Krokodilen. Insgesamt ist das Aquarium nicht besonders groß.

    Im ersten und zweiten Stock des Gebäudes befindet sich das eigentliche, 1933 eröffnete Seefahrtsmuseum, das mit vielen schönen Schiffsmodellen und tausenderlei Dingen, die die Seeleute entweder selbst gefertigt oder aus fremden Ländern mitgebracht haben, die Bedeutung des Meeres für das Leben der Stadt seit 350 Jahren verdeutlicht. Besonders schön fanden wir das in der Mitte der großen Halle aufgestellte Modell der "Finnland", mit der die Händler der Ostindischen Kompanie zwischen 1769 und 1771 eine Reise nach China unternahmen. Skizzen, Stiche und weitere Schiffsmodelle dokumentieren die Entwicklung der Seefahrt von der Wikingerzeit an.

    Andere Ausstellungen zeigen die Methoden und Ausrüstungen der Hochseefischerei, die Funktionsweise eines Leuchtturmes, dass Süßwasser leichter ist als Salzwasser und wie sich der Salzgehalt in der Ostsee verteilt. Neben Modellen von Werften und Beispielen von Seemanskleidung beschäftigt sich eine weitere Abteilung mit der Auswanderungswelle des 19. Jahrhunderts, als sich viele Schweden von Göteborg aus nach Nordamerika einschifften. Uns gefiel das Museum sehr gut und wir wanderten eine ganze Weile in den zahlreichen Ausstellungsräumen herum, um uns alles ganz genau anzuschauen.

    Anschließend gingen wir zum am anderen Ende der Terrasse gelegenen Seemannsturm. Auf der Spitze des insgesamt 49 m hohen, zum Gedenken an die im Ersten Weltkrieg umgekommenen Seeleute errichteten Turmes steht die Statue "Frau am Meer". Sie blickt sehnsüchtig in Richtung Kattegat und der imaginäre Wind bauscht ihre Kleider, während sie um die Rückkehr der in den Krieg gezogenen Männer bangt. Vom Haltepunkt des Fahrstuhles aus stiegen wir über eine enge, steile Treppe weiter hinauf bis zur in 39 m Höhe gelegenen Aussichtsplattform. Dort angekommen, bot sich uns ein wunderbarer Rundumblick auf Göteborg, den Hafen und den sich in Richtung Meer schlängelnden Götaälv.

    Etwa um 11:40 Uhr reihten wir uns bereits in die noch relativ kurze Wohnmobil-Schlange auf Bahn Nr. 7 ein. Kurz darauf lief unser Schiff, die "Stena Nordica" in den Hafen ein und wurde entladen. Bis wir ins Schiff gelotst wurden, dauerte es noch eine ganze Weile, doch schließlich ging es los: wir durften an Bord fahren und bekamen einen Platz "in vorderster Reihe" auf dem Autodeck. Über mehrere Treppen im Inneren des Schiffes stiegen wir zunächst zum Sonnendeck am Heck, von wo aus man noch einmal in Richtung Freihafen und Innenstadt blicken konnte. Als das Schiff sich pünktlich um 13 Uhr in Fahrt setzte, wanderten wir jedoch langsam nach vorne zum Bug.

    Flaggenmast der Stena Nordica

    Am einige hundert Meter stadtauswärts gelegenen Tyskland-Terminal der Stena Line war ein die Route Göteborg-Kiel befahrendes Schwesterschiff festgemacht, das im Vorbeifahren mit kräftigem Hupen gegrüßt wurde und das auf gleiche Weise antwortete. Nachdem wir langsam unter der den Götaälv am Hafenausgang überspannenden Älvsborgsbron hindurchgeglitten und am Mast über der Brücke die Flaggen der Stena Line, Schwedens und Dänemarks gehisst worden waren, befanden wir uns schon bald zwischen den Schäreninselchen vor der schwedischen Westküste. An einem der ersten, etwas größeren Inselchen fuhr unser Schiff besonders nahe vorbei, damit wir uns die aus dem 16. Jahrhundert stammende Elfsborgs Festning anschauen konnten.

    Auf die meisten der übrigen Schären, die wir links und rechts unseres Weges liegen sahen, trifft die Bezeichnung Insel eigentlich nicht zu, denn sie bestehen lediglich aus einigen nackten grauen Felsrücken, die aus dem Wasser herausragen. Dazwischen sieht man jedoch immer wieder Eilande, die mit etwas Gras und einigen Sträuchern bewachsen sind und hier und da steht sogar eine kleine Hütte auf einem der Inselchen. Die vom Wasser wie mit tausenden kleinen Spiegeln reflektierten Sonnenstrahlen tauchten dieses an sich schon sehr schöne Bild zusätzlich noch in ein glitzerndes, strahlendes Licht.

    Nachdem wir das freie Wasser des Kattegats erreicht hatten, verließen wir das Sonnendeck und gingen hinunter in den Tax-Free-Shop, um unsere letzten schwedischen Kronen auszugeben. Neben Süßwaren, ein paar Zigarettenmarken und einigem Spielzeug wurden hier ungeheure Mengen von Schnaps angeboten. Genau wie auf der Vogelfluglinie, war alles im Vergleich zu deutschen Preisen brandteuer. Die Süßigkeiten, die wir uns schließlich heraussuchten, sollten insgesamt 44 SKR kosten, aber in meinem Portemonnaie fanden sich nur noch 43,70 SKR. Der nette Kassierer kapitulierte angesichts der leeren Börse und gab mir sogar noch ein 10-Öre-Stück mit der Erklärung zurück, dass diese Münze dafür sorgen solle, dass ich wieder nach Schweden zurückkäme.

    Den größten Teil der dreistündigen Überfahrt verbrachten wir auf einer sonnenbeschienenen Bank an der Backbord-Seite des Schiffes, die durch eine zum Bug hin angebrachte Trennwand ziemlich gut gegen den unangenehmen Fahrtwind geschützt war. Von hier aus bot sich ein sehr schöner Blick über die im Sonnenlicht glitzernde Wasseroberfläche, die nur von sanften Wellen bewegt wurde. Es war sehr angenehm, einfach nur hier zu sitzen und das Wasser, den Horizont und die langsam zahlreicher werdenden Wolken zu betrachten.

    Auf dänischem Boden war erst gar kein Zollgebäude zu sehen, so dass wir vom Schiff aus an einigen Hafengebäuden vorbei direkt nach Frederikshavn gelangten, das wir aber sofort wieder in nördlicher Richtung auf der bis nach Skagen an der Nordspitze Jütlands führenden Str. 40 verließen. Nach etwa 10 km näherte sich die bisher etwas weiter im Landesinneren verlaufende Straße wieder der Küste und manchmal sahen wir rechts hinter den Dünen des Strandes einige Brandungswellen des Kattegats hervorblitzen. In der entgegengesetzten Richtung schauten wir auf eine ziemlich hügelige Heidelandschaft mit weiten, welligen Dünen und kleinen Kiefernwäldchen, die schließlich in das große, unter Naturschutz stehende Wanderdünengebiet Råbjerg Mile überging.

    Wir befanden uns jetzt bereits auf der schmalen, in nordöstlicher Richtung verlaufenden Landzunge und erreichten wenig später den Ort Skagen, durch den hindurch wir nach Grenen, dem nördlichsten Punkt Dänemarks fuhren.

    Auf einem Parkplatz vor den hohen, die Sicht vollständig versperrenden Dünen verließen wir unser Wohnmobil und folgten einem Fußpfad hinauf auf die Dünen. Dort oben angekommen, sahen wir die vollständig mit Sand bedeckte, nördlichste Landspitze Dänemarks vor uns liegen. Der Weg ganz nach vorne an den Punkt, an dem Skagerrak und Kattegat gegeneinanderbranden, war jedoch noch ganz schön weit. Durch den starken Gegenwind und den weichen Sand, in dem man ziemlich tief einsank, mussten wir uns, immer an den Brandungswellen der Ostsee entlanggehend, regelrecht dorthin "kämpfen". Das Spiel der nun direkt vor uns mit einiger Wucht gegeneinander brandenden Wellen von Nord- und Ostsee fanden wir sehr eindrucksvoll.

    'Skagerrak trifft Kattegat'

    Je nach Windrichtung verläuft diese äußerste Spitze des Landes mehr in nördlicher oder mehr in östlicher Richtung. Heute kam der Wind aus Richtung Ostsee, so dass die Landspitze leicht nach Norden zeigte. Sowohl hier als auch an den Seiten der Landzunge entlang gibt es starke Strömungen, weshalb man sich auch bei schönem, zum Baden einladenden Wetter nicht ins Wasser wagen darf. Auf dem Rückweg zum Parkplatz wanderten wir ein Stück am Strand der viel ruhigeren Nordsee entlang, wechselten dann aber wieder zurück zur Ostsee, weil wir ansonsten einen viel zu großen Bogen gelaufen wären. Unterwegs sammelten wir an beiden Stränden einige Muscheln und Steine auf, die uns später an den Besuch hier in Grenen erinnern sollten.

    Auf dem Rückweg in Richtung Frederikshavn schauten wir uns die alte, versandete Kirche von Skagen an, die einst von den mächtigen, sich in einem breiten Streifen zum Strand hin ausdehnenden Heidedünen so sehr bedrängt wurde, dass man sie aufgeben musste. Lediglich der Kirchturm steht noch und das aus dem Sand herausragende Turmstück dient als Seezeichen.

    Den nächsten Halt machten wir in Ålborg, wo wir gegen 20 Uhr ankamen und auf einem großen, direkt am Wasser des Limfjorden gelegenen Parkplatz übernachteten. Wir hatten heute 163 Straßenkilometer zurückgelegt und waren drei Stunden lang mit der Fähre unterwegs gewesen.

    Im Laufe des Abends hatte es etwa 2 Stunden lang geregnet, aber am nächsten Morgen herrschte schon wieder recht schönes Wetter - teilweise sogar mit ganz blauem Himmel. Unsere Stadtbesichtigung führte zunächst zur Vor Frue Kirke (= Liebfrauenkirche), einer ehemaligen Klosterkirche, deren Inneres uns sehr gut gefiel. Eine freundliche Küsterin freute sich über unseren Besuch und zeigte uns alles ganz genau. Unter anderem demonstrierte sie uns die Funktion eines originellen Taufbeckens, dessen Deckel an einer Kette in die Höhe gezogen werden kann.

    Dom Sankt Budolfi in Aalborg

    Durch die ziemlich belebte, mit weiß-roten Flaggen geschmückte Fußgängerzone wanderten wir zum schneeweißen Gebäude der 1399 erstmals erwähnten Sankt- Budolfi-Kirche, die seit 1554 Domkirche ist. Ihre barocke Turmspitze stammt von 1779. Durch die mit Fresken bemalte Vorhalle betraten wir den Innenraum des Domes mit kunstvoll geschnitzter Kanzel und Altarwand. Über dem Eingang befindet sich die Orgel mit einem Monogramm König Frederiks V und rundum im Kirchenschiff "hängen" kunstvoll bemalte und mit Blattgold verzierte Emporen, in denen das Königspaar und die Mitglieder des Adels den Gottesdienst verfogen konnten.

    Durch einige andere Straßenzüge, deren Bebauung uns sehr an die Bürgerhäuser der deutschen Hansestädte erinnerte, gelangten wir zu "Jens Bangs Stenhus". Dieses schöne, von 1623 stammende sechsstöckige Renaissancegebäude mit zahlreichen Giebeln und einem Erker gilt als das eleganteste bürgerliche Bauwerk aus der Zeit König Christians IV. Das Schloss Ålborghus erwies sich als ein von außen weiß verputzter, niedriger Gebäudekomplex, in dessen Inneren ganz normale Fachwerkbauten zu sehen waren, die in jeder x-beliebigen Straße hätten stehen können. Laut unserem Reiseführer entstand es kurz nach der Reformationszeit als Nachfolgebau einer niedergerissenen mittelalterlichen Burg.

    Um 10:40 Uhr verließen wir Ålborg auf der zunächst als Autobahn ausgebauten E 45 in südlicher Richtung. Bei Hobro konnten wir einen kurzen Blick auf das seeähnlich wirkende Ende des Mariagerfjordes werfen, von dessen intensiver Betrachtung uns allerdings auch die Suche nach einem Hinweisschild zur Wikingerburg Fyrkat abhielt, die etwa 3 km südwestlich des Städtchens liegt. An einem alten Bauernhaus mit Mühle zahlte man den Eintritt, der auch gleichzeitig für die Besichtigung der Mühle galt, in der wir uns aber nur kurz umsahen. Danach überquerten wir den bisher die Sicht nach Westen versperrenden Hügel und erreichten nach etwa 200 m Fußmarsch ein in 2 1/2-jähriger Arbeit mit den Werkzeugen, von damals nachgebautes Wikinger-Langhaus.

    Wikinger-Langhaus in Fyrkat

    Es besteht aus senkrechten, leicht schräg in den Boden gerammten Wandbohlen, die auf der Außenseite zusätzlich von schrägen Stützen gehalten werden. An zwei Seiten befinden sich Eingänge, die jeweils mit einem Windfang als Schutz gegen Zug und Wärmeverlust ausgestattet sind. Im Inneren betraten wir einen großen Aufenthaltsraum mit einer Feuerstelle in der Mitte. An den beiden Längswänden sind Bänke zum Sitzen und Schlafen angebracht; darüber eine hölzerne Überdachung als Schutz gegen Zugluft, Rauch und Ruß. Die Giebelräume an den Schmalseiten dienten wohl als Vorratsspeicher.

    Die jetzt noch etwa 300 m entfernte, fast 1000 Jahre alte Wikingerburg wurde 1952-59 entdeckt und teilweise rekonstruiert. Es handelt sich um eine der insgesamt vier Wikingerburgen Dänemarks, die immer nach gleichem Muster, nämlich in Form eines Ringwalls angelegt waren. Das hiesige Lager hatte einen Durchmesser von etwa 120 m und wurde von zwei sich rechtwinklig kreuzenden Straßen durchzogen, die zu vier genau in den vier Himmelsrichtungen liegenden Toren im Ringwall führten. Dieser 3 m hohe und 11 m dicke Wall bestand aus einer mit Erde und Grassoden bedeckten Holzkonstruktion, die außen mit Brettern verkleidet war und auf der Pfahlzäune und eine Brustwehr standen.

    Durch die beiden Straßen im Inneren der Burg ergaben sich Viertelkreise, in denen jeweils vier streng geometrisch ausgerichtete Langhäuser um ein kleineres Gebäude, das wohl als Küchen- oder Vorrratshaus diente, errichtet waren. Bei der teilweisen Rekonstruktion hat man alle gefundenen Spuren von eingegrabenen Pfosten mit Beton ausgegossen, so dass die Fundamente der Bauten und Straßen markiert sind. Lediglich einen der Viertelkreise hat man unversehrt gelassen, damit zukünfitige Archäologen sich mit bis dahin vielleicht erheblich verbesserten Methoden daran versuchen können. Beeindruckend fanden wir vor allem die vollständige Symmetrie der Anlage, in der zu ihrer Blütezeit etwa 1.000 Menschen gelebt haben müssen.

    Zurück auf der E 45, fuhren wir durch eine hügelige, von Viehweiden mit schwarz-weißen Kühen und riesengroßen Feldern geprägte Landschaft nach Århus und folgten dort den Wegweisern zum 1914 im Park neben dem Botanischen Garten angelegten Freilichtmuseum "Den gamle By". Es besteht aus etwa 70 Häusern aus der Zeit zwischen dem 16. Jahrhundert und dem Jahre 1909, die aus verschiedenen dänischen Provinzstädten zusammengetragen und hier originalgetreu wieder aufgebaut wurden.

    Langsam durchs Museum schlendernd, gingen wir immer abwechselnd links und recht in ein Haus hinein - auf diese Weise sahen wir Werkstätten von Schneidern und Uhrmachern, von Hut- und Handschuhmachern sowie andere Arbeitsräume, an die jeweils die Wohnräume der einst hier tätigen Handwerker angegliedert sind. Da die Häuser aus unterschiedlichen Zeiten stammen, sind auch die Wohn- und Schlafräume völlig verschieden eingerichtet, weshalb uns die Betrachtung nicht langweilig wurde.

    In die meisten Werkstätten lässt man die Besucher nur ein kleines Stück weit hineingehen, dann versperren raumhohe Glasscheiben den Weg, durch die man allerdings bis in alle Winkel schauen kann. Diese Methode hat den Vorteil, dass die Räume mit allen Geräten und Werkzeugen genau so dargestellt sind, wie sie damals benutzt wurden, ohne dass Besucher etwas kaputt machen oder entwenden können. Auch die alte Apotheke, in der alle Gerätschaften so aufgestellt sind, als ob der Apotheker nur kurz weggegangen wäre, ist auf die gleiche Weise gesichert.

    'Den Gamle By' in Århus

    Im Verhältnis zu den eher kleinen Handwerkerhäusern war der Bürgermeisterhof mit Amtsräumen, verschiedenen Warte- und Aufenthaltszimmern, großer Küche und den geräumigen Wohn- und Gästezimmern des Bürgermeisters, sehr groß und prächtig angelegt. Im Inneren anderer Häuser trafen wir nicht auf Wohn- oder Arbeitsräume, sondern auf interessante Ausstellungen mit Spielzeug, Uhren, Porzellan, Musikinstrumenten und Mode aus verschiedenen Zeiten. Manche dieser Häuser hatte man untereinander verbunden, was aber von außen nicht zu sehen war. Wir merkten es nur daran, dass wir die Ausstellung durch das erste Haus am Anfang einer Häuserzeile betraten und sie erst durch einen Ausgang im letzten Haus wieder verließen.

    Nach einem Besuch im Postamt und in der Schule schauten wir uns die Bäckerei und den Kaufmannsladen an, die beide heute noch betrieben werden und in denen man Spezialitäten "von damals" kaufen kann. Auch in die Töpferwerkstatt mit angegliedertem Verkaufsraum, in dem moderne Tonwaren angeboten werden, warfen wir einen Blick hinein. Etwa in der Mitte des Museums liegt ein hübscher kleiner See, der den rund um das Wasser gruppierten alten Mühlen und ehemaligen Lagerhäusern als Flussersatz dient.

    Kurz nach 16 Uhr fuhren wir ins Zentrum der Innenstadt und parkten auf dem Bispetorvet, einem großen freien Platz neben dem Dom. Dieses ursprünglich romanische Gotteshaus aus dem 13. Jahrhundert, das im 15. Jahrhundert im Stil der Gotik umgebaut und im 19. Jahrhundert umfangreich restauriert wurde, war leider vor wenigen Minuten geschlossen worden. Also schauten wir uns den Dom, dessen Kirchenschiff mit 93 m das längste Dänemarks ist, nur von außen an und wanderten dann zur nicht weit entfernten Liebfrauenkirche. Sie wurde um das Jahr 1100 erbaut und ist die älteste Kirche von Århus. Auch hier hatten wir pech: alle Türen waren fest verschlossen.

    Also betrachteten wir nur noch die sehr schön bemalte Front des Stadttheaters und setzten dann unsere Fahrt nach Süden auf der als Autobahn ausgebauten E 45 fort. Auch hier fuhren wir wieder durch eine zwar flache, aber immer leicht "gewellte" Landschaft mit grünen Weiden, auf denen große Herden von schwarz-weiß gefleckten Kühen grasten. Ringsum sahen wir einzelne oder in kleinen Gruppen zusammenstehende Windräder, die unserer Meinung nach sehr gut in die Landschaft passten und überhaupt nicht störten - jedenfalls viel weniger als irgendwelche Kernkraftwerke.

    Kleiner Belt bei Kelstrupstrand

    Nachdem wir unser letztes dänisches Geld an einer Tankstelle in Süßigkeiten und Diesel investiert hatten, bogen wir bei Haderslev von der Autobahn ab und fuhren über kleine und kleinste Nebenstraßen ein letztes Mal in Richtung Meer.Hinter dem Örtchen Kelstupstrand spazierten wir ein wenig am Strand des Kleinen Belts entlang, sammelten ein paar Muscheln und betrachteten während des Abendessens das Meer und den beginnenden Sonnenuntergang.Dann verabschiedeten wir uns endgültig von der Ostsee und fuhren zurück zur Autobahn, die wir allerdings erst ein ganzes Stück weiter südlich wieder erreichten.

    Bis zur dänisch-deutschen Grenze bei Flensburg war es nun nicht mehr weit. Unsere bereitgehaltenen Pässe konnten wir allerdings gleich wieder wegstecken, denn das Grenzhäuschen war gar nicht besetzt. Ganz so, als hätte das Wetter abgewartet, bis wir wieder in Deutschland waren, fing es kurz vor dem Hamburger Elbtunnel, den wir gegen 21 Uhr passierten, an zu regnen. Der Regen hielt leider an und wurde teilweise auch ganz schön stark. Bei diesem Wetter fuhr es sich gar nicht so gut, denn die weißen Streifen, die die verschiedenen Autobahnspuren voneinander trennen, waren kaum noch zu erkennen. In der Nacht war ziemlich viel Verkehr, der hauptsächlich aus Lkws bestand.

    Als würde der Regen allein nicht reichen, setzte unterwegs auch noch ein unangenehmer, immer stärker werdender Wind ein. Manchmal störte er uns als Seitenwind beim Überholen, aber meistens kam er direkt von vorne, was unsere ohnehin nicht besonders hohe, normalerweise zwischen 100 und 120 km/h liegende Reisegeschwindigkeit noch verminderte. Nur von hinten, wo er uns als Rückenwind nützlich gewesen wäre, kam er merkwürdigerweise nie. Auf dem letzten Teilstück von Siegen bis in den Westerwald rüttelte und schüttelte der Wind besonders stark am Wohnmobil und wir waren froh, als wir kurz vor 5 Uhr morgens zu Hause ankamen.

    Nach ein paar Stunden Schlaf packten wir unsere ganzen Sachen aus und säuberten anschließend das Wohnmobil von Innen und Außen. Aus dem Tachostand errechneten wir für die gestrige Fahrt von Ålborg bis nach Hause eine Streckenlänge von 986 km. Insgesamt hatten wir auf unserer Reise durch Dänemark und Schweden während der letzten zweieinhalb Wochen stolze 3.940 km zurückgelegt.

    Jetzt blieb nur noch die traurige Pflicht, das Wohnmobil zurückzubringen. Ich fuhr ich mit dem Auto hinterher - nach der langen Zeit in dem hohen Wohnmobil kam ich mir dabei vor, als säße ich in einem extrem tiefliegenden Sportwagen, nur wenige Zentimeter über dem Straßenbelag.

    E N D E



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