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Nordkap 1996

Mit dem Wohnmobil zum nördlichsten Punkt Europas - allerdings unter dem Motto "der Weg ist das Ziel"! Endlose Birkenwälder und wunderschöne Fjorde, beeindruckende Städte - eine wunderbare Reise!

Karte Nordkapreise 1996
  • Reisezeitraum:
  • 19. Juni - 12. Juli 1996

  • Fahrzeug:
  • Wohnmobil "SIR-MOBIL 670 FORD"

  • Fähren:
  • DSB-Vogelfluglinie: Puttgarden-Rødby + Helsingør-Helsingborg;

    Fjord-Line: "M/S Bergen" Egersund-Hanstholm

  • Reiseroute:
  • Lübeck - Fehmarn - Lolland - Falster - Seeland - Helsingør - Helsingborg - Halmstad - Jönköping - Örebro - Falun - Östersund - Jokkmokk - Kiruna - Karesuando - Kautokeino - Alta - Nordkap - Hammerfest - Alta - Tromsø - Narvik - Mo i Rana - Trondheim - Fagernes - Erfjord - Odda - Stavanger - Egersund - Hanstholm - Flensburg

  • Reisebericht:
  • Am Mittwoch, dem 19. Juni 1996 holten wir mittags das Wohnmobil ab und verbrachten die nächsten paar Stunden damit, Gepäck, Gerätschaften und Vorräte einzuräumen, denn alles musste sorgfältig und mit Überlegung verstaut werden. Kurz vor 17 Uhr starteten wir dann in Richtung Norden. Auf sattsam bekanntem Weg fuhren wir noch bis hinter Hamburg, um den morgendlichen Berufsverkehr zu vermeiden. Gegen 23:15 Uhr erreichten wir die Raststätte Buddikate und verbrachten eine recht laute und daher auch nur kurze Nacht zwischen den zahlreichen LKWs. Gegen 8 Uhr am nächsten Morgen waren wir schon wieder unterwegs.

    In Puttgarden kauften wir genau wie 1992 das Schweden-Ticket 1, das sowohl für die Überquerung des Fehmarnsundes nach Rødby als auch für die Fähre über den Øresund zwischen Helsingør und Helsingborg galt. Unser Fährschiff, die "Lodbrog" legte um 9:45 Uhr ab und erreichte knapp eine Stunde später Rødby auf der dänischen Insel Lolland. Während der Überfahrt war es ziemlich windig und nach kurzer Zeit setzte ein leichter Nieselregen ein, weshalb wir den Großteil der Fahrtzeit in einem Aufenthaltsraum des obersten geschlossenen Decks verbrachten, durch dessen große Fenster wir das Meer und die uns begegnenden Schiffe beobachten konnten.

    Bei mittlerweile wieder trockenem Wetter fuhren wir über die Inseln Lolland, Falster und quer durch Seeland bis nach Helsingør, um das 1574-84 erbaute Schloss Kronborg zu besichtigten, das wir 1992 leider nur von außen anschauen konnten. Die Königlichen Gemächer, den riesigen Rittersaal mit seinen großen Wandteppichen und die mit kunstvollen Schnitzereien geschmückte Schlosskirche fanden wir sehr schön. Dann ging es hinunter in die Kasematten: dunkle, kalte und feuchte Räume; in früheren Jahrhunderten vielgenutzt als Aufenthaltsort, Vorratskammer und Pferdestall für bis zu 1.000 Soldaten. Außerdem war hier unten eine Folterkammer eingerichtet. Am Eingang zu den Kasematten sitzt die große Figur des schlafenden Holger Danske; ein Wikinger in voller Montur. Der Sage nach wacht er auf, wenn Dänemark in Gefahr gerät und rettet das Land.

    Gegen 16:45 Uhr reihten wir uns im Hafen von Helsingør in die Warteschlange vor dem Fähranleger hinüber ins schwedische Helsingborg ein. Wegen des großen Andrangs und der zahlreichen PKWs mit Fährreservierungen, die natürlich immer zuerst aufs Schiff durften, dauerte es mehr als 1 1/2 Stunden, bis wir schließlich auf eines der Fährschiffe gelotst wurden. Während der kurzen Fahrt über den Øresund blieben wir im Auto sitzten und rollten um 18:20 Uhr in Helsingborg auf schwedischen Boden.

    Durch den relativ dicht besiedelten Küstenstreifen mit großen Einkaufszentren und vielen häßlichen Reklameschildern folgten wir der als Autobahn ausgebauten E 6 nach Norden, in Richtung Göteborg. Gegen 19:40 bogen wir ins Zentrum von Halmstad ab, wo wir auf dem Parkplatz der "Kommunala Musikskolan" übernachteten. Abends machten wir noch einen Spaziergang in den meist als Fußgängerzonen gestalteten Straßen mit hübschen Geschäften, sorgfältig restaurierten alten Häusern und ziemlich vielen Kneipen, in denen (wohl wegen des morgigen Mittsommernachtsfestes) recht viel los war.

    Am nächsten Morgen verließen wir die Küste und fuhren durch eine schöne, meist bewaldete Landschaft, vorbei an vielen kleinen und größeren Seen nach Östergötland. Nur ab zu sah man einige Häuser. Um Jönköping machte die Straße einen Bogen, dann ging es bei wunderschönem, sonnigem Wetter am Ostufer des Vätternsees, zunächst in luftiger Höhe mit toller Aussicht, später wieder unten, nahe am Wasser entlang, nach Vadstena.

    Schloss Vadstena

    Das imposante, im 16. Jahrhundert von Gustav Vasa erbaute Schloss mit seinen Schweifgiebeln und verzierten Portalen gilt als eines der schönsten Beispiele der niederländischen Renaissance. Heute beherbergt es das Landesarchiv Östergötlands und ist nur von außen zu bewundern.

    Durch die schönen Straßen der Altstadt wanderten wir zu einem der geschichtsträchtigsten Orte Schwedens: dem Kloster des im 13. Jahrhundert gegründeten Birgittenordens.

    Nach der Farbe ihres Kalksteins heißt die große, dreischiffige Klosterkirche auch "Blaue Kirche", wir konnten an den Steinen jedoch keine andere Farbe als einfach nur grau ausmachen. In ihrem schönen Innenraum fallen vor allem der vergoldete, die Krönung Marias darstellende Altaraufsatz, das eindrucksvolle, um 1500 entstandene Kruzifix sowie das geschnitzte Tryptichon und der Reliquienschrein der heiligen Birgitta auf. Seitlich des Altares hatte man große Birkenzweige, ein Symbol des Mittsommernachtsfestes aufgestellt; auch an vielen Privat- und Geschäftshäusern sahen wir solche Zweige links und rechts des Eingangs (letztere schlossen pünktlich um 13 Uhr ihre Pforten: "Midsommaraften" - da haben alle frei).

    Im nahen Motala überquerten wir den Götakanal und fuhren dann über Örebro in Richtung Falun. Die Landschaft wurde langsam immer gebirgiger und wir fuhren nach wie vor durch sehr viel Wald, der aber nicht immer bis an die Straße reichte, so dass wir immer wieder mal auf Wiesen, Felder und verstreut liegende Seen schauen konnten. Hinter Borlänge bogen wir zur Ornässtugan ab. Dieses stattliche Holzhaus aus dem 15. Jahrhundert gilt als das älteste profane Holzgebäude der Welt und beinhaltet heute ein Museum mit Erinnerungsstücken an Gustav Vasa, der sich hier einst vor den Dänen versteckt hielt.

    Auf der großen Wiese zwischen dem Haus und dem schönen Runnsee waren die Mitglieder einer Trachtengruppe gerade dabei, Blumenkränze für die abendliche Mittsommernachtsfeier zu flechten. Sie würden hier nur unter sich feiern, erklärten sie uns; ein großes, öffentliches Fest gäbe es am Südende des Sees. Da wir aber in Richtung Norden unterwegs waren, hofften wir, in unserem heutigen Ziel Falun ebenfalls auf eine Mittsommernachtsfeier zu treffen.

    Kristine Kyrkan in Falun

    Dort angekommen, fanden wir einen schönen, zum Übernachten geradezu idealen Parkplatz mitten in der Innenstadt. Dann starteten wir zum Stadtbummel durch Falun. Am Stora Torget schauten wir uns die 1660 erbaute, sehr schöne Kristine Kyrkan an - leider nur von außen, denn es war schon 19:50 Uhr. Trotzdem erstreckte sich über uns ein strahlend blauer Himmel - man merkte schon deutlich, dass wir uns dem Land der Mitternachtssonne näherten.

    Anschließend wanderten wir langsam durch das ehemalige Bergarbeiterviertel rund um die Gruvgatan, in dem noch viele alte Häuser erhalten sind. Das hiesige Kupferbergwerk wurde bereits im 13. Jahrhundert in Betrieb genommen und gehörte zu den größten Schätzen des Königreiches. Aus der Grube von Falun, in deren Tagebau-Teil wir unterwegs einen Blick werfen konnten, wurden bis heute ca. eine halbe Million Tonnen Rohkupfer herausgeholt.

    Leider war die Hauptstadt der Provinz Dalarna fast menschenleer, nur in einigen Privatgärten fanden kleine Feiern statt - der Rest der Bewohner war wohl in die beliebten Sommerhäuser an den Seen der Umgebung gefahren und feierte dort. Wie wir später erfuhren, ist das allgemein üblich und die große, öffentliche Mittsommernachtsfeier eher die Ausnahme.

    Am nächsten Morgen folgten wir der berühmten, bis nach Røros in Norwegen führenden "Kupferstraße" zum Siljansee. Von einer Anhöhe aus bot sich uns ein wunderbarer Blick über den See, dann ging es auch schon wieder hinunter nach , wo wir einem Weg zur außerhalb des Ortes direkt am Seeufer gelegenen Kirche folgten. In den "Kirchenställen" südlich und nördlich des Gotteshauses brachten früher die von außerhalb kommenden Gemeindemitglieder ihre Pferde unter. Dieses System hatten sie sich von nördlicheren Gemeinden abgeschaut, wo die von weither kommenden Kirchenbesucher in ganzen "Kirchenstädten" übernachteten. Im Innenraum der aus dem 14. Jahrhundert stammenden Kirche sind eine reich verzierte Kanzel, zahlreiche Holzskulpturen und zarte Fresken, deren Hauptfarbe das berühmte "Dalarna-Blau" ist, zu bewundern.

    Nachdem wir in Mora am Nordende des Siljansees festgestellt hatten, dass alle Geschäfte und auch das Postamt geschlossen waren (wegen des gestrigen Mittsommernachtstages wurde der heutige Samstag automatisch zum Feiertag!!), zahlten wir unsere nächste Tankfüllung gezwungenermaßen mit dänischen statt schwedischen Kronen - der Tankwart rechnete einfach 1:1 und verdiente so zusätzlich etwa 12 DM!

    Kirche von Älvros

    Auf der Weiterfahrt schauten wir uns die Kirche von Älvros an, in der gerade alles für eine bevorstehende Taufe vorbereitet wurde. Das schöne, aus dem 16. Jahrhundert stammende Kirchlein samt seinem freistehenden "Klockstapel" wurde vom Heimatverein des 450 Einwohner zählenden Ortes liebevoll restauriert und erstrahlt heute in alter Pracht. Nach der Kirche wandten sie sich den alten Häusern des Dorfes zu - so entstand ein kleines Museum, das aus den verschiedensten Gebäuden mit alten Möbeln, Werkzeugen und Gerätschaften der Haus- und Feldarbeit besteht.

    Etwa 130 km weiter nördlich - wir befanden uns jetzt bereits in der Provinz Jämtland - ging es zur auf einer Anhöhe über dem südlichen Teil des Storsjön gelegenen Kirche von Hackås. Dieses sehr sehenswerte Gotteshaus ist die älteste Kirche in Norrland (um 1100 erbaut), weist eine kunstvolle Kanzel und eine prächtige Altartafel im Stil des Bauernbarock sowie Fresken aus dem Jahre 1601 (im Kirchenschiff) und solche aus der Entstehungszeit der Kirche (in der Apsis) auf. Sehr gut: Tonband mit der Kirchenbeschreibung in mehreren Sprachen, darunter auch Deutsch. Der ganz mit Schindeln bedeckte Klockstapel draußen neben der Kirche gefiel uns auch sehr gut.

    Runenstein in Östersund

    In Östersund hielten wir zum Abendessen und schauten uns anschließend den (eher kleinen) Runenstein aus dem 11. Jahrhundert auf der Storsjön-Insel Frösön an. Seine Inschrift lautet: "Ostman, Sohn des Gudfast, stellte diesen Stein auf und baute die Brücke". Zurück auf dem Festland, ging es stetig weiter nach Norden. Unterwegs stand auf einmal ein kleiner Elch auf der Böschung am Straßenrand, lief dann aber schnell zurück in den Wald, noch bevor das vor uns fahrende Taxi (und wir natürlich ebenfalls) angehalten hatte.

    Die heutige Nacht verbrachten wir im 110 km entfernten, am See Russfjärden gelegenen Strömsund, wo wir einen schönen Übernachtungsplatz am "Folkets Hus" fanden und abends noch einen wunderbaren Spaziergang unternahmen, der uns zunächst durch das kleine Freilichtmuseum des Ortes und anschließend am Seeufer entlangführte.

    Durch riesige, mit Kiefern und Birken bestandene Wälder und an unzähligen Seen vorbei fuhren wir am nächsten Tag durch ein schmales Stück von Angermannland nach LAPPLAND, der nördlichsten Provinz Schwedens. In Vilhelmina schauten wir uns die schwarzen und roten Häuser der Kirchstadt an. Hierbei handelt es sich nicht um alte, nicht mehr bewohnte Häuser, sondern um immer noch benutzte und entsprechend instandgesetzte und modernisierte Häuser der verschiedenen Samenfamilien.

    Rentiere vor Arvidsjaur

    Etwa 30 km vor Arvidsjaur trafen wir auf die ersten freilaufenden Rentiere. Sie waren recht scheu und liefen gleich weg, wenn man zu nahe an sie heranfuhr oder gar ausstieg. In einiger Entfernung zur Straße fühlten sie sich jedoch sicher und grasten ruhig weiter. Manche Tiere trugen breite Halsbänder, an denen Sender befestigt waren - damit können sie von ihren Besitzern leicht geortet und zur jährlich im Februar stattfindenden Rentierscheide zusammengetrieben werden.

    Arvidsjaur war ursprünglich ein Marktflecken der weit verstreut lebenden Waldsamen. Im 17. Jahrhundert wurde eine Kirche gebaut und der Ort entwickelte sich zu einer Kirchenstadt, die aus kleinen Häusern bestand, in denen die von weither kommenden Kirchenbesucher untergebracht wurden. Heute existiert nur noch das älteste Viertel, die Lappstaden rund um die Kirche, die 70 exakt ausgerichtete Holzhäuser umfasst, in denen die Samen auch heute noch bei ihren regelmäßigen Zusammenkünften wohnen.

    Lappstaden in Arvidsjaur

    Man unterscheidet zwischen den blockhüttenartigen Kator (reine Schlafhäuser) und den zeltartigen Härben (dienen als Versammlungs- und Aufenthaltshäuser). Ein dauerhaft hier wohnender, freundlicher Same führte uns und einige andere Besucher aus München in das Innere der Häuser; erstaunlich, wieviel Platz vor allem in den von außen recht klein wirkenden Härben war!

    Etwa 10 km hinter Moskosel überquerten wir den eindrucksvollen Fluß Piteälv. Hier in Lappland fließen alle Flüsse von West nach Ost, nämlich vom norwegisch-schwedischen Grenzgebirge hinunter zum bottnischen Meerbusen. Nun folgten weitere gut 100 km, auf denen wir durch riesige Waldgebiete fuhren, die ab und zu durch kleinere Seen und Flüsse - teilweise mit "reißenden" Stromschnellen - unterbrochen wurden. Hin und wieder trafen wir auf weitere Rentiere, die sogar in aller Ruhe die Straße überquerten - sie waren es wohl gewohnt, dass die Autos für sie anhielten. Kurz vor Jokkmokk überquerten wir den durch einen weißen Strich auf der Straße markierten Polarkreis, befanden uns also ab jetzt im Land der Mitternachtssonne.

    Jokkmokks Gamla Kyrkan

    Nachdem wir auf dem Parkplatz vor Jokkmokks dunkelrot gestrichener Gamla Kyrkan übernachtet hatten, schauten wir uns am nächsten Morgen zunächst in diesem schönen kleinen Kirchlein um. Die alte Kirche wurde 1972 durch einen Brand so stark beschädigt, dass sie völlig neu errichtet werden mußte. Bei der Innenraumgestaltung folgte man der überlieferten Schlichtheit des ursprünglichen Gotteshauses aus dem Jahre 1607. Die farbliche Nuancierung knüpft an die Hauptfarben der Lappentracht Blau, Rot und Gelb an. Besonders schön: die Zinnfadenstickerei auf den gewebten Kanzel- und Altarbehängen.

    Bereits am Vorabend hatten wir während eines Stadtbummels Bekanntschaft mit den zahlreichen Mücken der Gegend gemacht - da half nur massenhaft Autan und Kleidung, die Arme und Beine bedeckte!

    Anschließend wanderten wir zum schwedischen Fjäll- und Samenmuseum Ájtte. Das samische Wort Ájtte bedeutet Vorratshaus und wie in einem solchen soll hier die Kultur der Sami, die Ethnographie, Volkskunst, Sitten und Gebräuche bewahrt werden. Außerdem gibt es Ausstellungen zu Geschichte und Gegenwart des schwedischen Berglandes. Uns gefiel dieses Museum sehr gut und wir wanderten eine ganze Weile darin herum.

    Jokkmokkskyrka

    Die benachbarte Jokkmokkskyrka (von 1888) besticht vor allem durch ihren schönen Kontrast zwischen weißen Wänden und hellgrünen Kupferdächern; ihr sehr großer Innenraum ist hell und freundlich gestaltet.

    Bei einer Rast am See Vajkijaure, nur wenige km hinter Jokkmokk sahen wir in der Ferne hinter der Wasserfläche die ersten schneebedeckten Berge aufragen.

    Unsere nächste Station war Porjus, wo wir uns das alte Kraftwerk anschauten. Zuerst wussten wir nicht recht, wie man in die Kraftwerksräume gelangte; nur die (interessante) Fotoausstellung Porjus Expo und die alte Schaltzentrale hatten wir gefunden. Doch dann wies man uns den Weg zur T-Info, wo wir eine nette, deutschsprachige Führerin erhielten, die uns im Fahrstuhl hinunter in die 50 m unter der Erde gelegene Maschinenhalle brachte und uns dort die Funktionsweise des einstmals 38 MW Strom liefenden Kraftwerks genau erklärte. Heute wird der Strom übrigens im etwas weiter oberhalb gelegenen, neuen Porjus-Kraftwerk erzeugt, das eine Leistung von 520 MW erbringt. Dass hier natürlich nur die Vorteile der sauberen Energieform Wasserkraft herausgestellt und die Umweltschädigung durch die Schaffung der riesigen Stauseen ignoriert wurden, muss wohl nicht extra erwähnt werden.

    Durch schüttern Birkenwald, in dem hier und da auch einige Kiefern standen, immer wieder unterbrochen ruch Lichtungen mit Moor oder Heide, kleinen Bächen und Seen fuhren wir nun in Richtung Gällivare. nach Nordwesten hin erstreckte sich Europas größtes Sumpfgebiet und südlich der Straße breitete sich eine unwegsame Urwaldzone aus, die als Muddus- Nationalpark hauptsächlich ihrer Tierwelt wegen unter Naturschutz steht.

    Aussicht vom Berg Dundret

    Kurz vor Gällivare folgten wir einer Nebenstraße zum 821 m hohen Berg Dundret. Der Weg führte bis zum am Rand der Baumgrenze gelegenen Hotel; bis zum noch ziemlich weit entfernten Gipfel hinauf konnte man entweder zu Fuß oder mit einem etwas entfernt gelegenen Sessellift (anscheinend nicht in Betrieb) gelangen. Hier oben wehte ein ganz schön kalter Wind, so dass wir nach einem Rundblick über das Tal, den Vassara-See, Gällivare und den dahinter etwas höher liegenden Erzberg Malmberget (mit gleichnamiger Bergwerksstadt) wieder hinunterfuhren.

    In Gällivare parkten wir seitlich der 1882 erbauten, neuen Kirche, die durch ihre auffällige Form mit den übereinander geschichteten Stufendächern sehr schön aussieht. Über der Mitte des Ganzen ragt der Glockenturm in die Höhe. Leider waren sämtliche Türen fest verschlossen, weshalb wir nun durch kleine Gassen zur auf einem Inselchen hinter den Bahngeleisen versteckt liegenden, alten Kirche (von 1751) wanderten. Das kleine, unscheinbare Holzkirchlein wird auch Ett-Öres-Kirke genannt, da damals der Reichstag jede "Tischgemeinschaft" in Schweden aufforderte, eine Öre zu ihrem Bau zu stiften. Leider rüttelten wir auch hier vergebens an der Eingangstür und wandten uns schließlich der Innenstadt zu, wo wir ein wenig durch die Geschäfte bummelten und einige Einkäufe tätigten.

    In Malmberget hielten wir an der Allerheiligenkirche, die leider ebenfalls fest verschlossene Türen aufwies. Also weiter zur Kakstan - lt. Reiseführer die Rekonstruktion einer 100 Jahre alten Minenarbeitersiedlung. Das Ganze bestand jedoch aus Verkaufsbuden und Häusern mit Souvenirläden; wir sahen nur ein einziges, kleines Häuschen mit ärmlicher Einrichtung - unserer Meinung nach war dies hier reine Geldmacherei.

    Dann machten wir uns auf den nun noch 113 km langen Weg nach Kiruna. Irgendwo unterwegs hielten wir auf einem Parkplatz mit Kiosk und schauten dem Besitzer beim Lachsräuchern zu. Er bekäme die Fische von den Anglern der Umgebung und betreibe das Räuchern (natürlich nur mit allerbesten Zutaten) sozusagen en gros. In einem Schuppen lagerte er die fertiggeräucherten, sorgfältig in Alufolie verpackten Fische, die dann von einem Händler abgeholt würden.

    Gegen 20 Uhr kamen wir schließlich in Kiruna an, passierten das Rathaus mit seinem auffälligen Glockenturm und parkten zunächst auf dem großen, jedoch leicht schräg abfallenden Platz vor dem Folkets Hus im Zentrum der Stadt. Dann machten wir uns zu Fuß auf die Suche nach einem geeigneteren, jedoch immer noch zentral gelegenen Parkplatz, den wir schließlich vor einer Hochschule nahe der Kirche fanden. Wegen des recht kühlen Windes schalteten wir die Heizung an und wollten es uns schon gemütlich machen, da kamen wir auf die Idee, man könnteja schon mal schauen, wann die Kirche morgen früh geöffnet würde... Überraschenderweise war die Eingangstür noch offen - und zwar lt. Aushang noch eine ganze Stunde bis 22:00 Uhr! Wie wir später erfuhren, ist es hier oben auf der Nordkalotte durchaus nicht ungewöhnlich, die Tagesaktivitäten bis weit in die hellen Mittsommernächte hinein auszudehnen - da machen Museen und Kirchen natürlich keine Ausnahme.

    Kiruna Kyrka

    Die Holzkirche Kiruna Kyrka wurde 1912 von der Grubengesellschaft LKAB gestiftet und soll mit ihrer Form an eine Lappenkata erinnern. Die insgesamt 12 vergoldeten Bronzefiguren an den Strebepfeilern stellen die Gemütsregungen des Menschen dar (Demut, Liebe, Übermut, Sorge ...). Ihr großer, hoher Innenraum erhält fast alles Licht von oben - wie bei Lappenzelten üblich. Die sichtbar verlaufenden Balken und Stützpfeiler der Dachkonstruktion erinnern sowohl an Zeltstangen als auch an die norwegischen Stabkirchen. Bemerkenswert fanden wir vor allem die Gesamtwirkung des Raumes - eine wunderschöne Kirche! Der direkt gegenüber dem Eingang stehende Klockstapel mit seinem Zwiebelturm ist übrigens auch sehr hübsch anzusehen.

    Am nächsten Morgen warteten wir bei strahlendem Sonnenschein etwa eine halbe Stunde vor dem Kiruna Turistbyrå im Folkets Hus, bis es um 9 Uhr geöffnet wurde. Drinnen erfuhren wir, dass man in die LKAB-Grube nur mit einem von hier aus organisierten Besichtigungsbus gelangen konnte. Im 10-Uhr-Bus sei nur noch ein Platz frei und ob um 12 Uhr eine Tour gefahren würde, sei noch offen, denn bisher habe sich noch niemand angemeldet und man bräuchte mindestens 25 Teilnehmer. Auch die Raketenbasis Esrange könne man nicht per Privatauto, sondern nur mit einem Bus von hier aus besichtigen, aber leider nicht Dienstags! Enttäuscht schauten wir uns noch nach einigen Prospekten um - das war unser Glück, denn plötzlich kam eine der Mitarbeiterinnen auf uns zu und sagte, sie habe jetzt doch noch einige freie Plätze, so dass wir bei der Grubentour um 10 Uhr mitfahren könnten!

    Die Wartezeit bis zur Abfahrt des Busses nutzen wir zu einem kleinen Bummel in den Fußgängerzonen des Zentrums. Dabei trafen wir mehrmals auf kleine Gruppen von weißen Vogelskulpturen - das sind die Wappentiere Kirunas, Schneehühner, deren samischer Name Keron lautet; nach ihnen wurde zunächst der Erzberg Kirunavaara und später auch die Stadt Kiruna benannt.

    Pünktlich um 10 Uhr ging es los. Während der Fahrt zur Grube erfuhren wir, dass die Erzablagerung im Kirunavaara das größte bekannte Magneteisenvorkommen der Welt darstellt (4 km lang, 80 m breit, 2 km tief). Seit dem Beginn des Abbaues habe man sich in verschiedenen Stufen langsam abwärts bewegt, momentan befinde man sich auf dem sechsten, 775 m unter dem Gipfel liegenden Hauptlevel. Der siebte, in 1045 m Tiefe liegende Hauptlevel würde gerade vorbereitet und 1997 in Betrieb genommen. Auf dieser Ebene liege schon heute die Kantine der Bergarbeiter.

    Im Inneren des Berges ist ein ausgedehntes Straßennetz angelegt und unser Busfahrer steuerte sein langes Gefährt schneidig um diverse enge Kurven - nicht zur Nachahmung empfohlen! Mit jeweils 10 m Vorwärtsbewegung kamen wir um einen Höhenmeter nach unten, bis wir auf 370 m unter dem Gipfel schließlich hielten. Nachdem alle ausgestiegen waren, ging es in einen Kinosaal, wo man uns einen interessanten Videofilm über die Techniken des Erzabbaues in Kiruna und Malmberget incl. dem vollautomatischem Transport zur Verschiffung in Narvik bzw. Luleå zeigte.

    Kiruna ist ein richtiges High-Tech- Bergwerk, in dem so viel wie möglich per Fernsteuerung erfolgt. Die Planung sieht vor, hier bis zum Jahre 2015 Erz abzubauen. Ob danach noch weitergearbeitet wird, hängt stark von den Förderkosten ab, die natürlich um so höher sind, je tiefer im Berg abgebaut wird. Bis heute wurden fast 800 Millionen Tonnen Erz gefördert, was etwa einem Drittel des gesamten Vorkommens entspricht.

    Anschließend führte man uns in einem der Stollen einen der riesigen Überkopfbohrer, die die Sprenglöcher in den Fels bohren, vor. Das Ding machte einen ganz schönen Lärm, aber unsere Führerin versicherte uns, die Fahrerkabine des Ungetüms sei absolut schalldicht. Dann wurde ein riesengroßer Bulldozer, dessen Schaufel 14 Tonnen Erz fasste, in Betrieb gesetzt. Hier beeindruckte die immense Wendigkeit dieser anscheinend mit diversen "Gummigelenken" ausgestatteten Gefährte, die sie in den recht engen Gängen auch dringend brauchten. Zum Schluss beeindruckte man uns noch mit dem Ausschalten sämtlicher Lampen - so habe es für die Bergleute früherer Zeiten hier unten ausgesehen!

    Nachdem wir uns aus einem eigens dazu angeschütteten Vorrat Pellets und Eisenerzbrocken in Papiertüten füllen und deren Magnetismus gleich an einem hier aufgehängten Magneten ausprobieren durften (unsere Führerin berichtete, allein die Besucher nähmen jährlich 20 Tonnen Erz mit nach Hause) ging es mit dem Bus zum - natürlich ebenfalls hier unten im Berg angelegten - Grubenmuseum. Darin waren alte Werkzeuge und Geräte, Dokumente, Gesteinsproben (darunter auch schöne Mineralien und Edelsteine), Modelle des Bergwerkes, Bergarbeiteranzüge und -ausrüstung vom Beginn des Erzabbaues bis zur heutigen Zeit zu besichtigen. Gegen Mittag brachte uns der Grubenbus dann wieder zurück ins Stadtzentrum - uns hatte der Ausflug ins Innere des Erzberges von Kiruna sehr gut gefallen.

    Nach dem Mittagessen fuhren wir die kurze Strecke zu Hjalmar Lundbohms Gård, einem ursprünglichen Blockhaus von 1895, das in mehreren Anbauphasen bis 1910 zu dem heutigen, repräsentativen Haus umgebaut wurde. Der Techniker Lundbohm überzeugte sich 1890 bei einer Expedition von den Zukunftsaussichten der Erzvorkommen in Gällivare und Kiruna. 1898 wurde er Betriebschef für den gerade gestarteten Erzabbau in Kiruna. Neben dem Ausbau des Bergwerkes und der Erzbahn war er gleichzeitig die treibende Kraft beim Aufbau der Stadt Kiruna, denn er besaß ein starkes soziales Verantwortungsgefühl für die Arbeiter und die Bevölkerung im Erzgebiet. Lundbohm war 23 Jahre lang Direktor der LKAB; sein Grab befindet sich neben der Kiruna Kyrka, deren Form eine seiner Anregungen gewesen war.

    Nachmittags fuhren wir nach Jukkasjärvi, das wunderschön am Nordufer des hier zu einem See ausgeweiteten Torneflusses liegt. In diesem alten Marktort der Sami findet man noch viele historische Gebäude; einige davon sind im kleinen Freilichtmuseum Jukkasjärvi Hembygdsgård zusammen getragen worden. Wir spazierten ein wenig in diesem Museum herum und schauten uns die vier oder fünf Häuser von außen an.

    Samilager in Jukkasjärvi

    Bei einem kleinen Spaziergang am Seeufer entlang stießen wir auf ein Samilager - dieses schien jedoch nicht für Touristen aufgebaut zu sein, sondern sah ganz nach einem tatsächlich benutzten Lager aus.

    Jukkasjärvi ist berühmt für sein Eishotel, das jedoch nur im Winter existiert - die Schneeschmelze lässt die aus Eis und Schnee erbauten, von Künstlern phantasievoll ausgeschmückten Gebäude spätestens im Mai verschwinden.

    Kirche von Jukkasjärvi

    Die Kirche von Jukkasjärvi ist die älteste erhaltene Samenkapelle Schwedens; ihe ältesten Teile stammen von 1608, der Rest des rot-weißen Holzgebäudes und der als Torhaus dienende Glockenturm gehen auf das 18. Jahrhundert zurück. Im Inneren der Kirche hängt ein äußerst farbenfrohes, dreiteiliges Altarbild, das die laestadianische Erweckung darstellt (der Laestadianismus ist eine unter den Sami weitverbreitete Religion).

    Landschaft zwischen Kiruna und Svappavaara

    Die Landschaft entlang der nicht besonders stark befahrenen E10 zwischen Kiruna und Svappavaara ist durch größere baumfreie, sumpfige Bereiche geprägt, in denen immer wieder Wasserflächen aufblitzen - es wäre also nicht besonders ratsam, in dieser wilden Gegend spazieren gehen zu wollen. Wie immer in wasserreichen Landschaften, hielten wir auch hier besondere Ausschau nach Elchen, hatten aber wieder einmal kein Glück. Die Tiere halten sich im Sommer meist tief in den undurchdringlichen Wäldern auf und kommen nur im Winter auf Nahrungssuche nahe an Straßen und Ansiedlungen heran.

    Von Svappavaara aus fuhren wir etwa 140 km weit durch eine schöne, sanft hügelige Landschaft mit schier endlosen, niedrigen Birkenwäldern, die immer wieder durch Seen und moorige Freiflächen unterbrochen wurden. Gegen 18:30 Uhr erreichten wir das 250 km nördlich des Polarkreis an der schwedisch- finnischen Grenze gelegene Karesuando, tankten und investierten unser restliches schwedisches Kleingeld in Süßigkeiten.

    Am Muonioälv

    Dann überquerten wir die Brücke über den Muonioälv hinüber nach Finnland, ohne auch nur einen Grenzkontrolleur gesehen zu haben. Das Foto entstand etwa 30 km weiter südlich, ebenfalls am Muonioälv, wo wir zum Abendessen hielten - ohne Mückenschutzmittel konnte man sich auch hier nicht nach draußen wagen!

    Über das östlicher gelegene Enontekiö fuhren wir dann schließlich wieder in Richtung Norden zur norwegischen Grenze. Insgesamt war die Strecke, die wir in Finnland zurücklegten, nur etwa 115 km lang. Nach der ebenso unspektakulär, nämlich völlig ohne Kontrolle erfolgten Grenzüberquerung ging es auf der norwegischen Seite bei strahlendem Sonnenschein durch eine weite, mit Birkenwäldern bestandene Ebene auf eine Kette von Buckelbergen zu, hinter denen unser heutiger Übernachtungsort Kautokeino lag. Vom Parkplatz des örtlichen Museums aus betrachteten wir noch eine ganze Weile die Umgebung. Um 22:45 Uhr schien die Sonne noch immer so hell, dass man meinen konnte, es sei allerhöchstens 15-16 Uhr nachmittags.

    Am nächsten Morgen herrschte leider nicht mehr das schöne Wetter des gestrigen Tages. Bei bedecktem Himmel fuhren wir über die Finnmarksvidda zum Altafjord. Auf der weiten, welligen Hochfläche, die nur spärlich mit Buschwerk und Zwergbirken, Moosen und Flechten bewachsen ist, kamen wir an den ersten nicht mehr auf weit entfernten Bergen, sondern ganz nahe an der Straße liegenden Schneefeldern vorbei. In Alta, das wir uns auf dem Rückweg vom Nordkap genauer anschauen wollten, hielten wir jetzt nur kurz zum Einkaufen und Geld abheben und bewunderten außerdem den Ausblick auf die schneebedeckten Berge rings um den Altafjord.

    Dann ging es auch schon weiter, hinauf auf die moorige Hochebene Sennalandet: eine einsame, sanft hügelige, völlig baum- und strauchlose Gegend mit von Eiszeitgletschern abgeschliffenen, 300 bis 700 m hohen Buckelbergen. Neben dem Grau der Felsen dominierte hier die Farbe Braun in allen Schattierungen, lediglich durch die weißen Schneefelder etwas aufgelockert. Fast kam man sich vor, als führe man durch eine Landschaft, in der ein Atomunfall oder etwas ähnlich Schlimmes passiert sei. In Olderfjord wechselten wir auf die E 69, die uns auf den nächsten 70 km am imposanten Porsangerfjord entlang zum Fähranleger Kåfjord führen sollte.

    Wasserfall am Porsangerfjord

    Mit 120 km Länge und 15-20 km Breite ist der Porsangerfjord Norwegens viertgrößter Fjord. Er liegt in einem typischen Trogtal, das hier einst von einem mehr als gewaltigen Gletscher gebildet wurde. Direkt hinter dem Skarvbergtunnel (mit 3.040 m der längste der Finnmark) hielten wir an diesem Wasserfall. Der felsige Boden und sämtliche Berge der Gegend bestehen aus Schiefergestein, dessen einzelne Schichten man fast überall genau erkennen kann. Die zahlreichen Schutthalden in den Felsspalten und am Boden zeugen davon, dass durch Wind und Wetter ständig mehr oder weniger große Stücke dieses lockeren Gesteins abgelöst werden.

    Am Fähranleger Kåfjord angekommen, nutzten wir die Wartezeit bis zur Ankunft der Fähre nach Honningsvåg, um uns warme Pullover und Jacken anzuziehen. Auch die extra zu diesem Zweck mitgenommenen Stirnbänder steckten wir in unsere Taschen, denn oben auf dem Deck der Fähre würde es bestimmt ziemlich kühl sein. Dann kam auch schon das Fährschiff, wurde in wenigen Minuten entladen und schon ging es los: zuerst wurden alle PKWs eingeladen, dann kamen LKWs und Wohnmobile an die Reihe. Mit den letzten Fahrzeugen wurden auch wir schließlich in den Bauch der Fähre gewunken.

    Pünktlich um 16:45 Uhr legte die "Rennesøy" ab. Zu Beginn der insgesamt 40 Minuten dauernden Überfahrt nach Magerøya, der "mageren Insel" fuhren wir an den schneebedeckten Bergen am Rande des sich schnell verbreiternden Kåfjordes entlang. Dann öffnete sich links die Zufahrt zum schmalen Magerøysund, den die Rentiere im Frühling und Herbst an seiner engsten Stelle (etwa 2 km breit) schwimmend überqueren.

    Häuser in Honningsvåg

    Langsam näherte sich das Schiff der Insel Magerøya und alle schauten gespannt nach vorne - schließlich hatten fast sämtliche Fahrgäste der Fähre eine mehrere tausend Kilometer weite Fahrt auf sich genommen, um dieses felsige Eiland, an dessen Ufer wir schon bald die bunten Häuser Honningsvågs erkennen konnten, zu erreichen! Nachdem wir festen Inselboden unter den Rädern hatten, fuhren wir nicht - wie anscheinend alle anderen - direkt in Richtung des von hier aus noch 31 km entfernten Nordkaps los, sondern schauten uns zunächst einmal in Honningsvåg, dem "Zentrum der Gemeinde Nordkapp" ein wenig um.

    Auf den mal tief im Tal, mal hoch auf den Bergen verlaufenden 31 km zum Nordkap-Plateau trafen wir sowohl auf Rentiere, die an den kargen Hängen weideten, als auch auf Samen, die hier Touristenbuden und -zelte betrieben. Wir waren hier übrigens nahezu alleine unterwegs, was einfach daran lag, dass wir vorhin nicht gleich dem zum Nordkap strebenden Troß gefolgt waren.

    Gegen 18 Uhr und genau 3.453 km von zu Hause entfernt erreichten wir schließlich das Nordkap. Seinen Namen verdankt das auf 71°10' 21'' gelegene, 307 m hoch aus dem Meer aufragende Plateau dem englischen Seehelden Richard Cancellor, den es 1553 auf der Suche nach der Nord-Ost-Passage hierher verschlug. Seit 1956 bildet das Nordkap den nördlichsten Punkt des europäischen Straßennetzes; die weniger spektakuläre, etwas weiter westlich gelegene, flache Landspitze Knivskjellodden ist mit 71°10' 48'' der tatsächlich nördlichste Punkt Europas. Drüben auf der anderen Seite des Porsanger- und Laksefjord liegt Nordkinn, mit 71°8' 1'' der nördlichste Punkt des europäischen Festlandes.

    Globus auf dem Nordkap

    Nach der Entrichtung des saftigen Eintrittsgeldes von 150 NOK pro Person, wofür man sich 2 Tage auf dem Gelände und in der Nordkaphalle aufhalten durfte, suchten wir uns einen Parkplatz inmitten der bereits zahlreich hier stehenden Wohnmobile. Für den nun folgenden Spaziergang auf dem Plateau packten wir uns gut ein und zogen auch wieder die Stirnbänder auf, denn es wehte ein starker Wind! Als allererstes gingen wir natürlich ganz nach vorne an den Rand des steil abfallenden Felsens und fotografierten uns gegenseitig vor dem weltberühmten Globus, der darauf hindeuten soll, dass hier zwar das Ende Europas, nicht aber das Ende der Welt ist.

    Der Himmel war heute abend leider von einer dichten Wolkenschicht bedeckt, die den Blick auf die hier rein theoretisch vom 13. Mai bis 29. Juli sichtbare Mitternachtssonne verhinderte.

    Nun wandten wir uns dem Nordkapzentrum zu, das aus verschiedenen, sowohl über- als auch unterirdischen Räumlichkeiten besteht. Nach einem Blick in den kreisrunden Teil mit dem Restaurant "Kompasset" gingen wir nach unten in den Kinosaal, denn gleich begann die Super-Videograph-Vorführung: ein tolles Video über das Nordkap im Wechsel der Jahres- und Tageszeiten; vom Schiff, Flugzeug, Hubschrauber, Schneepflug, Hundeschlitten usw. aus gefilmt. Durch die 225 -Leinwand fühlte man sich, als sei man live dabei! Dann wanderten wir durch den "historischen Tunnel" mit Schaukästen, in denen Szenen wie die Entdeckung des Kaps oder die Besuche verschiedener Könige dargestellt waren und an der sehr schön gestalteten, kleinen Kapelle vorbei in die tief unten in den Felsen geschlagene "Königliche Nordkaphalle".

    Im Hauptteil dieser Halle ist die Bar "Grotten" untergebracht. Durch die großen Panoramascheiben kann man auf das Nordmeer hinausschauen und sogar auf eine kleine Terrasse vor diesen Scheiben gelangen, wo man auf einer etliche Meter unterhalb des Plateaus liegenden Ebene Wind und Wetter direkt ausgesetzt ist. Wenig später wurde vor den Fenstern eine große Leinwand heruntergelassen und es folgte eine - leider von recht lauter Musik begleitete - Diaschau über das Nordkap und seine Umgebung, die Menschen, Tiere und Pflanzen. Auch einige sehr interessante Bilder des im Winter zu bewundernden Nordlichtes waren darunter.

    In einer Ecke der Halle befindet sich schließlich der "Königliche Nordkap-Club", in dem jeder Kapbesucher (natürlich gegen Bares) Mitglied werden kann. Er verpflichtet sich, das Nordkap (sprich: den Tourismus hierher) zu fördern und kann besondere Clubartikel erwerben. Wieder oben in der überirdischen Etage, schauten wir uns noch ein wenig im wahrhaft riesigen Souvenirshop um.

    Um Mitternacht war es wie gewohnt noch taghell und wir saßen gemütlich im Wohnmobil, spielten Karten und beobachteten, wie die Windböen über den Platz fegten und die mittlerweile zu dichten Wagenburgen zusammenrangierten Fahrzeuge durchschüttelten. Ein leidenschaftlicher Fußballfan verfolgte draußen in der Kälte das Fußball-EM-Halbfinale Deutschland-England am Radio (im Fahrzeug hatte er keinen Empfang) und sagte uns nachher sogar noch Bescheid, dass die Deutschen im Endspiel seien. Einmal konnten wir ganz kurz einen Blick auf die Sonne werfen, doch dann schoben sich schon wieder Wolken davor. Wir konnten nur hoffen, dass der starke Wind über Nacht die Wolken zumindest größtenteils wegtreiben würde.

    Leider herrschte am nächsten Morgen dichter Nebel. Die Nordkaphalle sah man erst, wenn man ganz dicht davorstand. An Fotos vom Plateau war also heute nicht zu denken. Wir schauten uns zunächst nochmal die Videoshow an, denn die hatte uns gestern besonders gut gefallen. Nach einigem "Herumlungern" in der Halle herrschte draußen immer noch die gleiche mal mehr, mal weniger undurchdringliche Nebelsuppe, weshalb wir beschlossen, nicht noch länger zu warten und uns um 11:30 Uhr auf den Rückweg in Richtung Honningsvåg machten.

    Sobald wir von der Höhe weiter hinunter ins Tal gekommen waren, verschwand der Nebel, weshalb wir an der Abzweigung nach Skarsvåg in dieses nördlichste Fischerdorf der Welt abbogen, um uns die Felsformation "Kirkeporten" mit einem schönen Ausblick aufs Nordkap anzuschauen. Auf halber Höhe den Berg hinauf gesellte sich ein schöner Hund zu uns - er war ganz zutraulich und ließ sich auch streicheln. Immer wieder lief er ein Stück vor, wartete, bis wir auch kamen und lief dann weiter. Leider verpaßten wir irgendwie den Weg zur Kirkeporten, aber auch von der Stelle aus, zu der wir schließlich gelangten, hatten wir einen schönen Ausblick auf den Nordkap-Felsen mit seiner charakteristischen Zacken-Nase, dessen oberster Teil immer noch in dichten Nebel steckte.

    Mit der 14:45 Uhr-Fähre verließen wir Magerøya und schauten uns nach der Ankunft in Kåfjord erst einmal in den zahlreichen Verkaufsbuden um, wo ich schließlich bei einer Samenfrau ein wunderschönes Rentierfell erstand.

    Stockfischgestell am Porsangerfjord

    Auf der Rückfahrt entlang des Porsangerfjordes hielten wir an einem riesigen Stockfisch- Trockengestell, an dem wir gestern wegen herumwuselnder Bus-Touristen vorbeigefahren waren. Die Stockfischherstellung ist noch immer ein wichtiger Zweig der hiesigen Fischerei - durch Luft und Wind wird der Fisch getrocknet und benötigt keine weitere Konservierung, um jahrelang aufbewahrt werden zu können.

    In Skaidi bogen wir nach Nordwesten auf die Str. 94 ab, um uns das etwa 60 km entfernt auf der Insel Kvaløya gelegene Hammerfest anzuschauen. Es liegt sehr hübsch am Fuß des schroff ansteigenden Hinterlandes - wie mit einem Hammer fest angeschmiedet, so wird jedenfalls der Name erklärt. Mit 70°39' 48'' ist das im zweiten Weltkrieg völlig zerstörte und danach komplett neu aufgebaute Hammerfest die nördlichste Stadt der Welt. Die Mitternachtssonne scheint hier vom 17. Mai bis zum 28. Juli, aber die Polarnacht taucht die Stadt auch vom 22. November bis 21. Januar in blaue Dunkelheit. Deshalb wurde 1890 die neueste Erfindung Thomas Edisons zum Bau eines kommunalen Kraftwerkes ausgenutzt und Hammerfest erhielt als erste Stadt Europas eine elektrische Straßenbeleuchtung.

    Wir schauten uns zunächst die 1960 erbaute, "dreieckige" evangelische Pfarrkirche an, in deren blau gestaltetem, schlichtem Inneren uns vor allem die schönen Glasfenster gefielen. Dann ging es weiter zum Rathaus mit dem "Königlichen Eisbärenclub" incl. angeschlossenem Museum, in dem die eng mit dem Eismeer verbundene Geschichte der Stadt behandelt wird. Zur Zeit unseres Besuches war hier leider alles fest verschlossen, so dass wir uns mit dem zum 200. Geburtstag der Stadt 1989 vor dem Rathaus errichteten "Eismeerportal" mit zwei lebensgroßen Pappmache-Eisbären begnügen mussten.

    Nachdem wir uns noch die Meridiansäule auf dem Fugleneskap angesehen hatten, spazierten wir noch ein wenig im Hafen herum und schauen uns auch die St. Michaelskirche an. Diese nördlichste katholische Kirche der Welt liegt im ersten Stock über einem Gemeindesaal und wurde 1957 von deutschen Freiwilligen wieder aufgebaut. Die Gemeinde zählt ganze 160 Mitglieder, von denen etwa die Hälfte in Hammerfest wohnt, der Rest lebt über die gesamte Finnmark verstreut.

    Gegen 21:30 Uhr fuhren wir hinauf auf den "Stadtberg" Salen. Unterwegs hatten wir ein kleines Problem mit dem Wohnmobil, das uns einen gehörigen Schreck einjagte: aus dem Armaturenbrett stieg stinkender Qualm auf! Bei ausgeschaltetem Motor hörte es auf und wir entdeckten schließlich, dass das Kabel zwischen Radio und Motorantenne bei eingeschalteter Zündung verschmorte. Kurzerhand wurde das Kabel überall abgeklemmt und die Enden mit Klebeband zugeklebt. Nun konnten wir unsere Fahrt fortsetzen, hatten aber natürlich weiterhin ein wachsames Auge auf den Motorraum, doch das Problem schien damit wirklich gelöst zu sein.

    Mitternachtssonne in Hammerfest Hammerfest

    Kaum zu glauben: Diese Fotos der Stadt Hammerfest entstanden beide kurz nach 22 Uhr auf dem Berg Salen - einziger Unterschied: beim linken Bild wurde auf die Sonne angemessen, beim rechten nicht!

    Da wir hier oben einen schönen, ruhigen Standplatz gefunden hatten, blieben wir gleich über Nacht. Um 0:35 Uhr sah es draussen so aus, als sei es etwa 10 Uhr morgens! Um es im Wohnmobil einigermaßen dunkel zu bekommen, mussten wir immer alle Fensterjalousien und auch die Verschlußfolien der Dachluken sogfältig schließen; ein wenig Licht kam dann aber immer noch durch die nicht ganz so dicht schließende Lamellen-Jalousie des Küchenfensters herein.

    Am nächsten Morgen machten wir uns bei leider immer noch größtenteils bedecktem Himmel auf den Rückweg nach Skaidi, von wo aus wir wieder der E 6 nach Süden in Richtung Alta folgten. Unterwegs trafen wir auf der Hochebene Sennalandet auf eine friedlich weidende Rentierherde, in der wir hier und da auch einige Kälbchen entdeckten. Gegen Mittag erreichten wir bei mittlerweile strahlend schönem Wetter Alta und hielten zunächst an der - leider geschlossenen - Kirche. Nach einem Einkaufsbummel im Zentrum ging es dann zum Alta-Museum an der Hjemmeluftbucht. Hier befindet sich das größte Felszeichnungsfeld Nordeuropas mit ca. 2.500 bis 6.200 Jahre alten Felszeichnungen, die seit 1985 auf der "World Heritage List" der UNESCO stehen.

    Im Museumsgebäude erhielten wir kleine rote Aufkleber, die - an Jacke oder Pulli geklebt - jedem Museumsmitarbeiter sofort signalisierten, ob man zahlender Besucher war oder sich gar einfach so in das riesige Freigelände hineingeschmuggelt hatte. Die Felszeichnungen sind auf 5 km langen Wanderpfaden zu besichtigen, die größtenteils auf Stegen über die Felsen, aber auch über sumpfiges Gelände am Fjordufer führen. So werden die Felszeichnungen, von denen noch viele unter Erde und Pflanzen versteckt auf zukünftige, noch effektivere Archäologietechnik warten, vor Berührung oder gar Zerstörung geschützt.

    Felszeichnungen in Alta

    Am Eingang hatten wir ein Heft mit genauer Beschreibung der Felszeichnungen erhalten; viele zeigen Jagdzenen mit Rentieren und Elchen, auf manchen sind auch Bärenjagden dargestellt. Ein weiteres wichtiges Thema sind Schiffe und Boote samt Besatzung sowie Feste oder rituelle Handlungen mit Tanz und Musik.

    Ausblick vom Alta-Museum

    Im Museumsgebäude selbst waren eine ganze Anzahl interessanter Ausstellungen zu besichtigen: Von den Felszeichnungen zum Christentum / Silberschatz und Markt / Altafluß und -fjord von der Eiszeit bis zum Wasserkraftwerk / Krieg und Frieden in der Finnmark / Nordlicht und Kupfergruben. Sehr interessant fanden wir auch die hier gezeigten Nordlicht- Videoaufnahmen.

    Am späten Nachmittag verließen wir Alta auf der E 6 und umfuhren zunächst den sich nach Südwesten erstreckenden Kåfjord, einen Arm des Altafjordes. Dann ging es bis zur Isnestoften-Landspitze am Südufer des Altafjordes entlang; die Straße führte mal höher am Hang, mal dicht unten am Wasser vorbei. Vorne auf der aussichtsreichen Landspitze trafen wir auf einen weiten Halbkreis von anscheinend fest hier installierten, stabil gebauten und mit Plastikfolie umspannten Verkaufsbuden. Touristenlappen boten hier hauptsächlich Rentierfelle, aber auch Geweihe, Messer, Fellschuhe aller Größen und sonstige Gegenstände, von denen viele in die Rubrik "Kitsch" gehörten, an. Hinter den Buden standen noch ein, zwei Lappenzelte (für die Touristen) und ansonsten die modernen Wohnwagen der Verkäufer.

    Die Straße bog nun nach Westen ab und auf den nächsten 30 km folgten wir dem schmalen Langfjord, einem weiteren Arm des Altafjordes. Hinter dem Fjordende hatten wir die Finnmark hinter uns gelassen und befanden uns im Bezirk Troms. Bei Altleidet bogen wir auf eine schmale, in Serpentinen steil bergaufführende Nebenstraße ab, die uns über einen Bergrücken zum dahinterliegenden Jøkelfjord bringen sollte. Hier mündet eine Gletscherzunge des Øksfjordjøkel direkt ins Meer - einzigartig in Europa! Mit 1.166 m ist er Norwegens fünfthöchster und außerdem flächenmäßig der drittgrößte Gletscher des Landes.

    Gletscher Øksfjordjøkel

    Am Fjordufer angekommen, folgten wir zunächst einem Hinweisschild auf das Gletscherboot erfolglos nach Süden, kehrten dann um und fuhren in Richtung des drüben auf der anderen Fjordseite sichtbaren Gletschers. Der schmale Schotterweg endete an einem Bauernhof - wir warfen uns also in feste Schuhe, Pullis und Jacken und folgten anschließend dem durch rote "T"`s markierten Wanderpfad über Stock und Stein durch den schräg zum Fjordufer abfallenden Wald nach Norden. Unterwegs mußten wir immer wieder Gebirgsbäche überqueren.

    Nach etwa 3 km (schätzungsweise die Hälfte der Strecke) versperrte uns ein breiter Bach den Weg und wir sahen weit und breit keine Möglichkeit, einigermaßen trockenen Fußes hinüberzukommen. Also wurde die Gletscherzunge von hier aus ausgiebig mit dem Fernglas betrachtet und fotografiert, bevor wir uns auf den Rückweg machten. Kaum hatten wir uns umgedreht, gab es hinter uns ein donnerndes Geräusch: ein Stück des oberen Gletscherteils war auf den unteren Teil der Zunge hinabgestürzt. Wir konnten noch beobachten, wie große Schneemassen herunterfielen und auch bis ins Wasser vor dem Gletschertor rutschten.

    Doppelter Regenbogen

    Kurz nachdem wir den Kvænangenfjord erreicht hatten, wurden die Wolken immer dunkler und es fing an zu regnen. Zum Glück hörte es bald wieder auf, aber die Wolken blieben noch eine ganze Weile am Himmel und die durch sie hindurchbrechende Sonne sorgte für interessante Lichteffekte.

    Oben auf dem 400 - 430 m hohen Kvænangsfjell "hing" eine Wolke ganz tief über dem Land und mit zunehmender Höhe kamen wir ihr immer näher, bis wir schließlich durch ihre untersten Schichten hindurchfuhren!

    Die folgende, von heftigem Regen gekennzeichnete Nacht verbrachten wir zusammen mit vier weiteren Wohnmobilen auf einem abseits der Straße am Ende des Straumfjorden gelegenen Parkplatz. Am nächsten Morgen war es zwar trocken, aber der Himmel zeigte sich völlig bedeckt. Auch auf der Fahrt zum Lyngenfjord wurde es nicht besser; die Wolken hingen tief in den Bergen, so dass wir vom Anblick der 1.300 - 1.800 m hohen Lyngenalpen leider so gut wie nichts sahen. Um den langen Kåfjord herum fuhren wir immer am Ufer des Lyngenfjordes entlang bis zu seinem Ende bei Oteren, dann nach Nordkjosbotn am Ende des Balsfjorden und schließlich an diesem entlang auf der E 8 nach Norden in Richtung Tromsø, das wir kurz nach Mittag erreichten.

    Im historischen Stadtteil Skansen besuchten wir das im denkmalgeschützten Gebäude Tollbodbrygga untergebrachte Polarmuseum. Neben Gegenständen von den Polarexpeditionen Roald Amundsens werden hier der norwegische Überwinterungsfang in der Arktis, Wal-, Robben- u. Walroßfang, Polarfuchs- und Eisbärenfang vergangener Zeiten dargestellt und erklärt. Neben einer originalen Jagdhütte von Svalbard, die 1910 aus sibirischem Treibholz erbaut worden war, stand ein ausgestopfter Eisbär vor einer Selbstschußanlage: wenn der Bär nach dem Köder darin schnappte, löste er einen Schuß des darin fixierten Gewehrs aus, der ihn direkt in den Kopf traf (wurde 1970 verboten; seit 1976 steht der Eisbär international unter totalem Naturschutz).

    Hafen von Tromsø

    Tromsø besitzt gleich zwei Domkirchen: eine evangelische und eine katholische; beide wurden 1861 erbaut. Erstere ist eine der größten Holzkirchen Norwegens. Zur Zeit unseres Besuches warteten schon einige Gäste einer gleich hier stattfindenden Hochzeit auf das Brautpaar. Im katholischen Dom endete gerade eine Hochzeit: die Braut trug einen grünen, bodenlangen Schleier über dem kurzen weißen Kleid und sah wie eine Meerjungfrau aus. Nach der Betrachtung des Roald-Amundsen-Standbildes auf dem gleichnamigen Platz seitlich des ev. Domes ging es zum Hafen, wo neben alten Lagerhäusern, die teilweise in moderne Geschäfte und Restaurants verwandelt wurden, interessante Fischkutter zu bewundern waren.

    Eismeerkathedrale

    Drüben auf dem Festland, direkt an der Tromsø-Brücke, schauten wir uns die Tromsdal Kirke, auch Eismeer-Kathedrale genannt, an. Dieser 1965 geschaffene Betonbau wird durch viel Fensterglas geschickt aufgelockert. Das Dach mit seiner unsymmetrisch geschwungenen Firstlinie symbolisiert gespaltenes Gletschereis. Da es bis zum Boden reicht, erübrigen sich Wände. Während die Glocken frei im Frontgiebel mit dem hoch aufstrebenden Kreuz hängen, dient der Giebel hinter dem Altar als Altarbild - ihn schmückt das fast die gesamte Wand füllende, blaugelbe Glasmosaik "Christi Himmelfahrt". Bei 23 m Höhe füllt es eine Fläche von 140 qm!

    Am südlichen Ende der Insel Tromsøya besuchten wir anschließend das Tromsø-Museum mit sehr interessanten Ausstellungen zu Archäologie, Geologie, Botanik, Zoologie (Schaukästen mit ausgestopften Tieren; über Ohrhörer konnte man sich z.B. das Kreischen der Möwen und den Gesang anderer Vögel anhören), Kirchenkunst, Fischerei und Seefahrt sowie einer sehr umfangreichen Sammlung zur samischen Kultur. Wir wanderten eine ganze Weile im Museum herum und verließen es erst um 20 Uhr. Unser Wohnmobil stand so schön ruhig seitlich des Gebäudes, dass wir beschlossen, gleich über Nacht hierzubleiben. Später gesellte sich noch ein italienisch-schweizerisches Paar mit Wohnmobil zu uns, die gerade erst in Tromsø angekommen waren und das Museum morgen früh besuchen wollten.

    Auf der Björkli-Hochfläche

    Wir folgten am nächsten Morgen der E 8 zurück nach Nordjkosbotn und fuhren dann auf der E 6 weiter nach Süden. Nachdem wir das Ufer des Balsfjorden verlassen hatten, stieg die Straße auf die 230 m hohe Björkli-Hochfläche an. Mitten auf dieser Hochfläche, bei Heia am See Takvatnet hielten wir auf einem Rastplatz zum Mittagessen und genossen den Ausblick auf die phantastische Landschaft - ringsum schauten wir auf schneebedeckte Berge. Auch Elch-Warnschilder gab es auf dieser Strecke wieder in Mengen - aber leider bekamen wir keinen einzigen zu sehen.

    Durch das sich am 1.380 m hohen Blåtindan vorbeischlängelnde Takelvtal fuhren wir hinunter nach Olsborg und weiter nach Moen, wo der Barduelv in einen schmalen, langen Seitenarm des Malangenfjordes mündet. Vor der (leider geschlossenen) Bardukirche bei Setermoen konnten wir den Ausblick auf die mächtige Breitseite des 1.489 m hohen, vergletscherten Istindans bewundern.

    Wasserfall am Abzweig zum Polarzoo

    Etwa 20 km weiter südlich bogen wir in die Abzweigung zum Polarzoo ab, denn wir hatten durch die Bäume einen nicht weit von der Straße herabdonnernden Wasserfall gesehen. Nach einem etwa 10minütigen Fußmarsch standen wir schließlich vor dem stattlichen Wasserfall, dessen eiskaltes Nass vom 1.505 m hohen Snøhetta herunterkam.

    Einige Zeit später führte uns die E 6 hoch über dem Wasser des Gratangenfjordes entlang; dann überquerten wir irgendwo die (wie immer ungekennzeichnete) Provinzgrenze von Troms nach Nordland und konnten schon bald von der Höhe über Bjerkvik auf den Herjangsfjord hinunterschauen. Unten am Fjordufer angekommen, war erst einmal eine längere Pause in der Sonne angesagt! Der Herjangsfjord ist ein breiter Arm des großen Ofotfjordes, der wiederum in den riesigen Vestfjord südlich der Inselgruppe der Lofoten übergeht. Wir folgten nun eine Weile seinem Ostufer, dann ging es um einen weiteren Nebenarm, den Rombaksfjord herum und schließlich ins Stadtgebiet von Narvik, wo wir uns zunächst in der Tourist-Information einen Stadtplan und sonstige nützliche Infos besorgten.

    Ausblick vom Fagernesfjell

    Dann fuhren wir direkt zur Gondelbahn Fjellheisen, mit der wir gegen 17 Uhr zum 670 m hoch über der Stadt gelegenen Fagernesfjell hinaufschwebten. Von hier oben bot sich uns ein fantastischer Ausblick über Narvik, die Fjorde und die Bergwelt der Umgebung. Das Wetter hätte für diese Unternehmung nicht besser sein können: blauer Himmel, Sonnenschein und sogar hier oben recht angenehme Temperaturen. Windgeschützte Plätzchen wie z. B. die Terrasse des Restaurants neben der Bergstation luden sogar zum Sonnenbaden ein!

    Neben der wunderbaren Fernsicht hatten wir von hier oben auch einen guten Überblick über den LKAB-Erzhafen und die weitläufigen Gleisanlagen der Erzbahn, die Narvik in zwei Teile, den zum Wasser hin gelegenen Stadtteil Frydenlund und den auf der Landseite gelegenen Stadtteil Oscarsborg, trennt. Das ganzjährig eisfreie Narvik hat den größten Eisenerzhafen der Welt, von dem aus jährlich 13,5 Mio Tonnen Erz auf die Reise in alle Welt gehen. Während des zweiten Weltkrieges war Narvik dann auch besonders hart umkämpft. Es ging um die Eisenbahnlinie, den Erzverkehr und den ganzjährigen Zugang zum Ozean. Bei den Kämpfen fielen mehrere tausend Soldaten, der Verladehafen und auch fast alle Wohnhäuser wurden zerstört und 34 Kriegsschiffe liegen bis heute auf dem Grund des Narviker Hafenbeckens.

    Einige hundert Meter seitlich der Bergstation der Gondelbahn ging ein einfacher Lift bis zum Fernsehturm auf dem 1.000 m hohen Fagernestop hinauf. Als wir bei dessen unterer Station ankamen, lasen wir auf einem Schild, dass der Betrieb für heute bereits seit 16:45 Uhr eingestellt sei. Der Lift brachte auch nur noch einmal zwei Männer herunter, dann wurde der Strom abgestellt. Im Gegensatz zu diesem Lift fuhr die Gondelbahn noch bis heute Nacht 1:00 Uhr!

    Ein hier oben aufgestellter Wegweiser informierte über die Entfernungen zu "wichtigen" Orten; wir entnahmen ihm, dass uns jetzt also bereits 739 km vom Nordkap trennten. Die Entfernung nach Tromsø (261 km) konnten wir mit unseren eigenen Erfahrungen vergleichen: wir hatten auf dieser Strecke nur 3 km weniger zurückgelegt.

    Auf dem Rückweg zur Stadt beobachteten wir aus der Gondelbahn zwei Gleitschirmflieger, die in langsamen Kreisen zunächst weiter aufstiegen und dann langsam ins Tal hinunterschwebten.

    Jetzt fuhren wir zum am nördlichen Stadtrand Narviks gelegenen Kriegsgräberfriedhof mit der 1957 erbauten Friedenskapelle. Deren Tür war zwar verschlossen, doch durch die großen, seitlichen Fenster konnten wir ins ganz schlicht gehaltene Innere hineinschauen. Auf dem Friedhof liegen viele tausend Soldaten aus Norwegen, Polen, Frankreich, England und Deutschland begraben. Wir gingen an einem Teil der Kriegsgräber entlang - erschreckend, wie jung manche der Soldaten gewesen waren. Unten in Richtung des Fjordes steht ein großes Steinkreuz mit einer Tafel; gewidmet all denen, die bei den schweren Kämpfen starben und deren Leichen nicht geborgen werden konnten. Am Eingang des Friedhofs enthielt ein Kasten in der Mauer ein Buch mit einer alphabetischer Liste der hier begrabenen Soldaten; dazu ein Besuchsbuch in dem manche Besucher neben dem oft geäußerten Dank für die Pflege der Gräber auch sehr bewegende Eindrücke über die Unsinnigkeit jedes Krieges festgehalten hatten.

    Nun suchten wir uns einen schönen Platz zum Übernachten, den wir auf einem etwas erhöht liegenden Plateau hinter dem Sportstadion fanden. Von hier aus hatten wir einen fantastischen Blick über den Fjord und die Berge auf der gegenüberliegenden Seite.

    Mitternachtssonne in Narvik

    Wegen des sehr guten Wetters standen die Chancen fürs Fotografieren der Mitternachtssonne also denkbar gut und mittels Mehrfachbelichtungs-Modus entstand diese dreimal, nämlich um 22:45, 23:45 und 0:50 Uhr belichtete Aufnahme. Richtig perfekt wäre das Foto mit einer weiteren Belichtung etwa 1-1,5 Stunden später gewesen, aber ich war viel zu müde, um noch länger aufzubleiben.

    Morgens schauten wir uns zunächst die 3-4.000 Jahre alte, sehr deutlich und exakt ausgeführte Elch-Felszeichnung in der Brennholtet, einer Felsuferzone über der Bucht Vassvik mit dem Narviker Yachthafen an. Dann fuhren wir ins Zentrum und parkten seitlich des Rathauses, vor dem wir zunächst einen weiteren großen Wegweiser mit Entfernungsangaben in alle möglichen skandinavischen und europäischen Städte betrachteten. Dann spazierten wir zum schräg gegenüberliegenden Kriegsgedenkmuseum des Roten Kreuzes.

    In den zwei Stockwerken dieses interessanten Museums wird sehr anschaulich und in der Reihenfolge der jeweiligen Geschehnisse der erbitterte Kampf um Narvik während des zweiten Weltkrieges dargestellt. Auf unsere Nachfrage erhielten wir an der Kasse eine sehr ausführliche Beschreibung in deutscher Sprache ausgeliehen.

    Anschließend wanderten wir zum ein ganzes Stück entfernten Ofotenmuseum und schauten unterwegs auch gleich in die (ganz schlichte) schwedische Seemannskirche hinein. Im Ofotenmuseum gab es Bilder der Stadt vor und nach dem Krieg, Ausstellungen zum Bau der Ofotenbahn, einige alte Haushaltsgegenstände von einem nicht mehr existierenden, einsam gelegenen Hof und das Büro des letzten Verwaltungschefs der Ofotenbahn zu sehen. Insgesamt eher leere Räume, in denen die Ausstellungsstücke, Fotos und Dokumente an den Wänden entlang aufgestellt bzw. aufgehängt waren. Bis auf das Büro gab es keine wirklich eingerichteten Zimmer, weshalb uns dieses Museum weniger gefallen hat.

    Brücke bei Grindjord

    Nach einem kleinen Bummel durch die Läden im Zentrum verließen wir Narvik gegen Mittag und fuhren auf den nächsten 40 km immer am Ufer des Ofotfjordes entlang nach Süden. Dabei überquerten wir zunächst den Beisfjord auf einer im Bogen nach Ankenes führenden Brücke. Dann ging es um eine Landzunge herum und kurz darauf ein Stück am nach Süden abzweigenden, sich etwa 20 km weit ins Land hineinziehenden Skjomfjord entlang nach Grindjord. Dort überquerten wir den Fjord auf einer der längsten Hängebrücken Norwegens (über 700 m). Ein kleiner Hinweis zum Wetter: Es war heiß!!

    Bergpanorama am Efjord

    Weiterhin am Fjordufer entlang ging es nun in den kleinen Hafenort Ballangen, wo wir den Ofotfjord verließen und über Land hinüber zum Efjord fuhren. Dessen ruhiges Wasser wurde auf einer modernen Brücke überquert, die im Rahmen des Ausbaues der alten E 6 zur heutigen, breiten Fernstraße entstand.

    In Skarberget reihten wir uns in die Fahrzeugschlange am Anleger der Fähre über den Tysfjord nach Bognes ein und vertrieben uns die Wartezeit gemütlich mit Kaffee und Zitronenkuchen.

    Kurz vor der Abfahrtszeit kam der Fahrkartenverkäufer vorbei, wir zahlten und wurden anschließend aufs Autodeck der Fähre gelotst. Während der 25 Minuten dauernden Überfahrt gingen wir hinauf aufs Oberdeck, setzten uns in die hier aufgestellten Sessel und genossen die phantastische Aussicht auf den Fjord und die uns umgebende Bergwelt. Mit einer Tiefe von bis zu 897 m ist der Tysfjord der tiefste Fjord Nordnorwegens. In der Zeit zwischen Oktober und Januar tummeln sich hier die Schwertwale. Wer dann eine Walsafari mitmacht, hat gute Chancen, diese schönen Tiere in freier Wildbahn zu Gesicht zu bekommen. Viele ehemalige Fischer haben ihre Boote extra zu diesem Zweck umgerüstet, denn Fotosafaris zu den Walen bringen ihnen ein höheres Einkommen als der Fischfang draußen auf der Nordsee mit ihren durch Überfischung immer geringer werdenden Fischbeständen.

    Wieder auf festem Boden, ging es mal über Land, mal an schönen Fjorden entlang weiter nach Süden. Zwischen Mørsvik- Sørfolda- und Skjerstadfjord befuhren wir den sogenannten Sørfoldveg, einen insgesamt 13 Tunnel aufweisenden Streckenabschnitt der E 6. Im Kobbskardet-Tunnel - mit 4,3 km der längste dieser mautpflichtigen Strecke - ging es mehrere Kilometer lang schnurgeradeaus! Zwischen den Tunnels konnten wir immer wieder schöne Ausblicke auf die Fjorde und die dahinter aufragenden Berge genießen.

    In Fauske am Skjerstadfjord schauten wir uns kurz den mitten in der Stadt gelegenen Marmortorg an - in dieser Gegend liegen bedeutende Marmorbrüche und die Stadtväter dachten wohl, ein Marktplatz ganz aus Marmor sei die beste Werbung!

    Bach auf dem Saltfjell

    Hinter dem Fjord stieg die Straße auf die Hochebene Saltfjell hinauf. Dieser Gebirgsbach rauschte im einsamen Lønsdalen, kurz vor dem Polarkreis.

    Kurze Zeit später erreichten wir den durch eine Reihe von in einigem Abstand rechts und links der E6 aufgestellten Steinpyramiden gekennzeichneten Polarkreis. Hier steht das von unzähligen Businsassen "bevölkerte" Polarkreiszentrum mit Gaststätte, Ausstellungsräumen, Poststelle und dem obligatorischen, umfangreichen Souvenirladen.

    Am Polarkreis auf dem Saltfjell

    Draußen gibt es außerdem ein Polarkreisdenkmal, dessen vier Betonflügel mit Nachbildungen von Felszeichnungen geschmückt sind. Unten sind umlaufend die Wappen der Gemeinden angebracht, durch deren Gebiet der Polarkreis verläuft. Der Bereich, in dem Besucher ihre eigenen Steintürmchen bauen dürfen, ist durch eine halbkreisförmige Steinmauer abgegrenzt. Dahinter beginnt der über 2.100 qkm große Saltfjellet-Svartisen Nationalpark mit einer weiten Hochebene, die reich an seltenen Fjellblumen und sonstigen Pflanzen ist.

    Südlich des Polarkreises fuhren wir zunächst durch das Dunderlandsdalen in Richtung Mo i Rana, bogen dann aber etwa 10 km vor der Stadt auf die Nebenstraße zum Gletscher Svartisen ab. Wegen Straßenbauarbeiten hatte man kurzerhand fast die gesamte Strecke zum Gletscher (ca. 22 km) auf eine schmale, schnell mit grobem Schotter aufgeschüttete Straße umgeleitet und an vielen Stellen konnten wir einfach nur hoffen, dass uns hier niemand entgegenkam. Doch wir haten Glück und sogar alles Geschirr, das ganz schön in den Schränken herumgesprungen war, erwies sich bei der Ankunft am unteren Gletschersee, dem Svartisvatnet, als noch heil. Mit 370 qkm ist der Svartisen nach dem Jostedalsbreen Norwegens zweitgrößter Gletscher. Er wird von eisfreien, etwa 1.600 m hohen Gipfeln überragt. Das Eis ist durchschnittlich 100 m dick und jedes Jahr fallen hier bis zu 13 m Schnee.

    Das 14 Uhr-Gletscherboot brachte uns in etwa 20 Minuten auf die andere Seite des hellgrünen und sicherlich eiskalten Schmelzwassersees. Noch vor 60 Jahren reichte der Gletscher bis herunter an den Svartisvatnet, doch das Eis ging immer mehr zurück und 135 Höhenmeter weiter oben bildete sich ein zweiter, kleinerer Gletschersee, dessen überschüssiges Wasser durch einen wild und tosend herabstürzenden Bach in den unteren See fließt. Anfangs fast treppenartig, ging der Pfad schon bald in wirren Schichtungen des Gesteins unter; markiert war er schließlich nur noch durch in einigem Abstand aufgestellte Fahnen. Den Weg von einer Fahne zur anderen musste man sich nun irgendwie selbst suchen.

    Weiter oben war die Steigung nicht mehr so stark und es ging über unzählige, vom Gletscher geschliffene Wellen und Buckel. Bei diesem ständigen Auf und Ab musste man aufpassen, nicht vor einer der manchmal recht großen Wasserpfützen oder einer steil abfallenden Wand kehrt machen zu müssen. Die für die Entfernung angegebenen 3 km konnten jedenfalls nur die Luftlinie sein, denn der tatsächlich zurückzulegende Weg schien uns erheblich länger!

    Unterwegs konnten wir den Gletscher die meiste Zeit noch gar nicht sehen, denn es lagen immer wieder neue, von der rechten Seite hervorspringende Felszacken und Buckel zwischen uns und der Gletscherzunge. Schließlich standen wir aber vor dem letzten Felsrücken, über dem man schon ein ganzes Stück des von unzähligen Spalten durchzogenen, wie übereinandergetürmt wirkenden Eises sehen konnte. Seine Farbe war größtenteils bläulich-weiß, aber an den Seiten gab es auch schmutzig-braune Stellen.

    Jetzt ging es eine ganze Weile am Rand des oberen Gletschersees entlang, in dem eine ganze Anzahl großer und kleiner, vom Gletscher abgebrochener Eisstücke schwammen, die ebenfalls dieses besondere Gletscher-Blau aufwiesen. Bereits unten an der Bootsanlegestelle hatten wir auf einem Hinweisschild gelesen, dass man ja nicht näher als 5 Höhenmeter an den oberen See herangehen solle; falls nämlich ein Gletscherstück abbrechen und in den See stürzen würde, könnte dadurch eine bis zu 5 m hohe Flutwelle ausgelöst werden.Schließlich hatten wir auch den letzten Felsen umrundet und da lag er nun vor uns: Østerdalsisen, eine Zunge des riesigen Svartisen-Gletschers.

    Gletscher Svartisen

    Wir fanden ihn sehr eindrucksvoll mit seiner breiten, hohen Front und von vielen tiefen Spalten regelrecht "zerhackt". Rechts, nicht ganz am unteren Ende sah man das fast kreisrunde Gletschertor - leider konnten wir nicht wirklich dicht an das Eis herankommen, denn das bedeutete einen weiteren, sehr steilen Weg über eine Bergnase und dann an der dahinterliegenden Felswand entlang an den seitlichen Rand des Gletschers. Von hier aus konnten wir drüben die zahlreichen Markierungsfahnen der Strecke und auch einige zentimetergroße Menschen am Gletscherrand herumklettern sehen - um dorthin zu gelangen, hätten wir jedoch schon vormittags herkommen müssen, um genügend Zeit zur Verfügung zu haben.

    Nach ausführlicher Betrachtung des Gletschers durchs Fernglas und diversen Fotos machten wir uns auf den Rückweg zum Svartisvatnet. Auch der Abstieg durch das unwegsame Gelände erwies sich als anstrengender, als wir dachten, weshalb das Gletscherboot auch ohne uns abfuhr - wir sahen es aus der Höhe ganz klein über den See gleiten.

    Am Svartisvatnet

    Nun konnten wir uns auf dem letzten Wegstück so richtig Zeit lassen - das nächste (und gleichzeitig letzte Mal für heute) sollte das Boot erst wieder in 2 Stunden hier ablegen. Wer diese Fahrt dann verpasste, musste zu Fuß am Ufer des Svartisvatnet entlang zurücklaufen - das war sehr weit und sicherlich kein Spaß! Wir vertrieben uns die Wartezeit mit der Suche nach interessanten Steinen und einem erfrischenden Fußbad im eiskalten Gletschersee!

    Gegen 18:40 Uhr waren wir zurück an unserem Wohnmobil, und während wir uns mit Kaffee und Kaffeestückchen stärkten, schauten wir dem Bootsführer zu, wie er alle Planen des Bootes herunterließ und es für die Nacht verschloss. Dann machten wir uns auf den holprigen Weg zurück zur E 6, den wir nun wieder ganz für uns alleine hatten, denn alle anderen Gletscher-Rückkehrer waren schon kurz nach der Ankunft des Bootes abgefahren.

    Weiter ging es in Richtung Mo i Rana und dann am Ufer des Ranafjordes entlang bis in den kleinen Ort Korgen, wo wir einen ruhigen Parkplatz zwischen der Kirche und einem städtischen Verwaltungsgebäude fanden. Als wir etwa um 23 Uhr schlafen gingen, war draußen immer noch nichts von Dunkelheit zu sehen, aber so taghell wie weiter oben im Norden war es auch nicht mehr.

    Am nächsten Morgen schauten wir uns kurz das Innere der Kirche von Korgen an, dann setzten wir unsere Fahrt in Richtung Süden fort. Schon bald stieg die Straße in Serpentinen hinauf aufs 550 m hohe Korgfjell, von wo aus sich uns ein sehr schöner Ausblick auf die umliegende Gebirgslandschaft bot. Hier oben war es zwar etwas windig, aber zum Glück hatten wir heute wieder sehr schönes Wetter.

    Durch eine wunderbare Berglandschaft mit vielen kleinen und einigen etwas größeren Seen fuhren wir nun nach Mosjøen am Ende des schmalen Vefsnfjordes, wo wir uns die Sjøgata, ein altes Stadtviertel mit etwa 100 historischen Holzhäusern aus dem 18. und 19. Jahrhundert anschauten. Neben Hotel, Café und einigen Läden weist dieses "lebende Museum" als "größtes zusammenhängendes Holzhausgebiet Nordnorwegens" zahlreiche Wohnhäuser, Werkstätten und einige Kaigebäude auf. Die meisten Häuser sind nicht direkt aneinandergebaut, sondern stehen frei inmitten von kleinen Grünflächen. Am besten gefiel uns der wunderschön angelegte Garten eines der Wohnhäuser.

    Im Tal des Flusses Vefsna ging es nun weiter nach Süden. Bei Grane bogen wir zum Laksfossen ab, einer 16 m hohen, tosenden Stromschnelle der Vefsna. Direkt am Flussufer steht ein Restaurantgebäude mit angegliedertem Souvenirladen und Lachsverkaufsstand - hier herrschte ein ständiges Kommen und Gehen zahlreicher Besucher, die meist wie wir in Wohnmobilen unterwegs waren. Also nichts wie weiter - und siehe da, keine 30 km entfernt trafen wir auf eine ganz einsam dahinrauschende (und unserer Meinung nach auch viel schönere) Stromschnelle der Svenningdalselva!

    Östlich der Straße erstreckte sich nun der 1.100 qkm große Børgefjell-Nationalpark, benannt nach dem gleichnamigen Gebirgszug mit 1.600 - 1.700 m hohen Gipfeln. Neben wilden Rentieren und Elchen gibt es in diesem Park auch Bären! Bemerkenswert sind auch die zahlreichen Vogelarten, seltene Pflanzen und natürlich die Landschaft in ihrer Gesamtheit mit viel Wasser und weiten Hochflächen.

    Ein Stück hinter Majavatn passierten wir die mit einem Informationszentrum verbundene "Porten til Nord-Norge", die für uns allerdings eine "Porten til Sør-Norge" war, denn wir verließen ja nun Nordnorwegen und kamen nach Trøndelag. Hier folgte zunächst das vom Namsen durchflossene Namdalen. Im südlichen Teil des Tales hielten wir am Fiskumfossen mit dem Namsen Laksakvarium. Der 34 m hohe Wasserfall erwies sich jedoch als Reinfall, denn momentan floss hier nur ein kümmerliches Rinnsal herunter. Der eigentliche Fluss wurde nämlich wieder einmal in ein Kraftwerk umgeleitet. Wegen des saftigen Eintrittspreises verzichteten wir auf einen Besuch des kleinen Lachsaquariums mit einigen Wasserbecken und der Ausstellung von Angel- und Fischzuchtgerät.

    Bei Gartland fuhren wir auf einer schmalen, vielfach gewundenen Nebenstraße hinauf zur auf einem Hügel über der Flusslandschaft stehenden Kirche von Gløshaug. Das dem heiligen Olav geweihte Kirchlein wurde 1689 teilweise mit Material einer mittelalterlichen Stabkirche erbaut. Sein Innenraum gefiel uns gut, denn er war ganz in hellem Holz gehalten, alt und schlicht. Früher wurde hier die sogenannte Finnmesse zelebriert, zu der die Geistlichkeit aus Nidaros (Trondheim) alle Lappen aus den umliegenden Tälern und Bergen versammelte. Die ebenfalls anwesenden königlichen Beamten kassierten bei dieser Gelegenheit gleich die von den Lappen zu entrichtenden Steuern.

    Hinter Grong am Südende des Namdalen passierten wir zunächst den auf der anderen Straßenseite eindrucksvoll von einer hohen Felswand herabstürzenden, schmalen Wasserfall Tømmeråsfossen. Obwohl wir schon nach ihm Ausschau hielten, entdeckten wir den Wasserfall in dem engen Flusstal erst im Vorbeifahren. Im nächsten Ort, Formofoss, folgten wir den Wegweisern zu einem weiteren Wasserfall, dem Formofossen. Für das Wohnmobil fanden wir direkt hinter der Brücke über den Fluss einen gerade so ausreichenden Parkplatz seitlich des schmalen Weges. Nachdem wir etwa 200 m auf diesem Weg gegangen waren, führte ein glitschiger Fußpfad (es hatte vorhin ein wenig geregnet) ein Stück hinunter bis an die Seite des Wasserfalls. Von hier aus hatten wir einen sehr schönen Blick auf die in die Tiefe stürzenden, tosenden Wassermassen.

    Nach der Überquerung der 246 m hoch liegenden Snåsaheia kamen wir an das Nordende des Snåsavatnet. Mit 117 qkm Wasseroberfläche und 42 km Länge ist er der sechstgrößte See Norwegens. Auf der E 6 folgten wir nun seinem nur dünn besiedelten nordwestlichen Ufer bis nach Sem am südwestlichen Zipfel des Sees. Die Straße führte nicht direkt am Seeufer entlang, sondern verlief in einiger Entfernung, so dass meistens Wald und auch die vereinzelten Dörfer zwischen uns und dem Wasser lagen.

    Etwa 11 km südlich der Stadt Steinkjer schauten wir uns gegen Abend die wunderschön auf einem Hügel gelegene, mittelalterliche Steinkirche von Mære an. Das Ende des 12. Jahrhunderts an der Stelle eines heidnischen Tempels errichtete Gotteshaus war noch bis 20 Uhr geöffnet, so dass wir sogar den schönen Innenraum besichtigen konnten. Nach der Übernachtung in Verdalsøra am Nordostende des Trondheimsfjordes besuchten wir am nächsten Morgen etwa 20 km weiter südwestlich die um 1200 errichtete Steinkirche von Alstadhaug, deren Innenraum uns ebenfalls sehr gut gefiel. Neben der Kirche stiegen wir auf den 6 m hohen und 55 m breiten, grasbewachsenen Grabhügel Ølvingerhaugen, von dem aus sich aber wegen der rings um die Kirche stehenden Bäume keine Aussicht bot.

    In Stjørdal machten wir einen Abstecher zur leider geschlossenen Kirche von Værnes (um 1085 erbaut, reich ausgestattet) und fuhren anschließend auf der nun als mautpflichtige Autobahn ausgebauten E 6 nach Trondheim, der alten Königs- und Bischofsstadt, die im nächsten Jahr ihren 1000. Geburtstag feiern würde. Nach einem kurzen Besuch in der Innenstadt beschlossen wir, den heutigen Nachmittag im Freilichtmuseum Sverresborg zu verbringen.

    Haus im Freilichtmuseum Sverresborg

    Mit mehr als 60 historischen Gebäuden und über 30.000 Einrichtungs- und Gebrauchsgegenständen versucht das Museum, ein Bild von den Lebens- und Arbeitsbedingungen der Menschen dieses Landesteils im 18. und 19. Jahrhundert zu vermitteln. Neben großen und kleinen Bauernhöfen, die sich sowohl in Größe und Anzahl der Gebäude als auch in der Ausstattung stark unterschieden, waren auch Stadthäuser, zwei Kirchen und ein sehr interessantes Skimuseum zu besichtigen. Von den Ruinen der alten Sverresborg bot sich uns außerdem ein wunderschöner Ausblick über das inmitten von Wäldern und Wiesen gelegene Häusermeer Trondheims.

    Am nächsten Morgen stand als allererstes der Nidarosdom auf unserem Besichtigungsprogramm. Schon von außen machte das Gebäude einen absolut riesigen Eindruck - sehr gut gefiel uns vor allem die prachtvolle Westfassade mit den vielen Figuren, Verzierungen und den beiden hohen Türmen. Im Innenraum beeindruckte ebenfalls zunächst einmal die enorme Höhe und Weite, dicht gefolgt vom Bedauern über die spärliche Beleuchtung - wir kauften später Postkarten, für deren Aufnahme der Dom wohl speziell ausgeleuchtet worden war. Wunderschön fanden wir den riesigen Chorbogen und die im Westportal in allen Farben erstrahlende Rosette. In einer Seitenkapelle haben die 1906 zum letzten Mal benutzten Krönungsinsignien einen dauerhaften Platz gefunden: drei Kronen (König, Königin, Kronprinz), zwei Reichsäpfel, zwei Zepter, das Reichsschwert und ein goldenes Salbungshorn; alle auf königsblauem Samt in einer Hochsicherheits-Glasvitrine und durch zwei Extra-Sicherheitsbeamte bewacht.

    Im benachbarten Erzbischofspalast wanderten wir durch die interessanten Ausstellungen zur Restaurierung und Wiederherstellung des Domes; hier waren die Einzelheiten der Pflanzen- und Tierornamente viel besser zu sehen als drüben im dunklen Dom. Neben einem großen, mittelalterlichen Festsaal im ersten Stock befanden sich im Kellergeschoss Räume für heutige Festlichkeiten.

    Schräg gegenüber besuchten wir die Rüstkammer mit angegliedertem Widerstandsmuseum. Auf mehreren Etagen sind hier Uniformen, Waffen und Ausrüstungen von der Wikingerzeit bis heute ausgestellt. Das Widerstandsmuseum im obersten Stock dokumentiert die gefährliche Tätigkeit der Widerstandskämpfer während der Besatzungszeit durch die Nazis.

    Alte Speicherhäuser am Nidlev

    Nun schauten wir uns die alte Stadtbrücke über den Nidelv an. Die erste Brücke an dieser Stelle wurde etwa 1681 erbaut, die heutige, rot angestrichene Holzbrücke mit der hübschen Ornamentik an den Portalen stammt aus dem Jahre 1861. Von der Brücke aus bot sich uns ein wunderbarer Blick auf die alten, links und rechts des Flusses aufgereihten Speicherhäuser. Die ältesten dieser hölzernen Pfahlhäuser stammen aus dem 18. Jahrhundert und ihre Fronten zum Fluss hin sehen heute noch genauso aus wie in früheren Zeiten.

    Das Zentrum der Innenstadt bildet der große Marktplatz Torvet, an dem sich Kongens- und Munkegata kreuzen. Hier steht eine hohe Granitsäule mit dem Denkmal Olav Tryggvassons, dem Gründer der Stadt. Im Jahre 997 errichtete dieser Wikingerkönig am Auslauf des Flusses Nidelv einen Handelsplatz, eine Kirche und seinen Königshof. Nidaros wurde zur ersten Hauptstadt des norwegischen Reiches. Ein Jahr nach seinem Tod wurde König Olav heiliggesprochen und an seinem Grab im Nidarosdom wuchs ein starkes kirchliches Machtzentrum hervor. Viele Jahrhunderte lang war Nidaros sowohl die weltliche als auch die geistliche Hauptstadt Norwegens.

    Östlich des Torvet in der Kongensgate steht die in ihren ältesten Teilen noch aus dem Mittelalter stammende Vår Frue Kirke (Liebfrauenkirche) mit schönem Innenraum - Blickfang ist die mächtige, 1744 gefertigte Altartafel, die bis 1837 im Dom stand.

    Wir sahen uns ein wenig in den zahlreichen Geschäften des Zentrums um und wanderten dabei langsam zum nördlichen Ende der Munkegata, die den Dom mit dem Hafen verbindet. Hier liegt der Fischmarkt Ravnkloa mit der Fischhalle, in die wir jetzt am späten Nachmittag allerdings nur durch die Scheiben der verschlossenen Glastür hineinschauen konnten.

    Volkstanzgruppe

    Abends gegen 20:30 Uhr zog eine recht große Gruppe von Menschen in Freizeitkleidung auf die benachbarte Wiese am Nidelv und kurz darauf ertönte Akkordeonmusik: es handelte sich um eine Volkstanzgruppe, die hier ihre Proben abhielt (wohl für die Ende Juli stattfindenden Olavsfesttage).

    Am nächsten Mittag setzten wir unsere Fahrt nach Süden fort. Schon nach kurzer Zeit hielten wir in Melhus an der auf einem Hügel gelegenen, weithin sichtbaren Kirche, doch alle Türen waren fest verschlossen. Dann begeleitete uns die mal näher, mal weiter, aber stets rechts der Straße entlangfließende Gaula, bei der es sich um ein ziemlich gutes Lachsgewässer handeln soll. In Horg fuhren wir an den markanten, roten Gebäuden des Horg Bygdetuns (Heimatmuseum) vorbei, denn wir hatten heute keine Lust auf Museum.

    Im etwa 120 km südlich von Trondheim gelegenen Oppdal hatten wir (bei leichtem Nieselregen) ebenfalls kein Glück mit der etwas außerhalb gelegenen, kreuzförmigen Kirche, aber bei der Runde um das 1651 errichtete Holzgebäude fiel uns auf, dass die meisten der "Fenster" nur auf die Wände aufgemalt waren! Auch hier gibt es ein kleines Heimatmuseum und ein Gräberfeld aus der Zeit der Völkerwanderung.

    Einige km weiter trafen wir auf einen Sami-Verkaufsstand, vor dem als Touristenanziehungspunkt zwei Rentiere angebunden waren. Angeboten wurden große Mengen von Rentierfellen, Geweihe und diverse Kunsthandwerksprodukte. Wir waren schon seit einiger Zeit auf der Suche nach einem zweiten Rentierfell zum Verschenken und wurden nun hier fündig. Hartnäckiges Handeln und die Zugabe von zwei Dosen Bier verschafften uns einen annehmbaren Preis und wir zogen zufrieden vondannen.

    Die Straße, die seit Oppdal dem Tal der Driva folgte, stieg nun auf eine weitere Hochebene, das Dovrefjell, hinauf. Oben angekommen, fuhren wir zunächst an einem schönen Wasserfall und dann an der kleinen Häuseransammlung um den Bahnhof Kongsvoll vorbei. Dann hielten wir am Fjellbotanischen Garten: auf einem Rundweg, der über recht steile und teilweise leicht matschige Pfade führte, wanderten wir an den an einem Hang gelegenen Beeten mit den unterschiedlichsten Pflanzenarten vorbei, die alle durch kleine, in die Erde gesteckte Schilder gekennzeichnet waren. In der Natur kommen sie jeweils an ganz bestimmten Plätzen vor: einige wachsen an Quellen oder sumpfigen Stellen, andere auf Südhängen, Berggipfeln, Altschneeflecken, Wiesen- und Heidebirkenhainen oder der Taiga. Manche bevorzugen geschützte, wärmere Standorte, während andere auf windexponierte Flächen spezialisiert sind.

    Auf beiden Seiten der Straße erstreckte sich nun der 265 qkm große Dovrefjell-Nationalpark, in dem man versucht, die noch weitgehend intakte Hochgebirgslandschaft für die Nachwelt zu erhalten. Neben wilden Rentieren leben hier auch wieder Moschusrinder, die aus Grönland stammen und sich in der rauhen Landschaft des Dovrefjells recht wohl zu fühlen scheinen. Die E 6 führt über den alte Gebirgsübergang, den bereits die mittelalterlichen Könige (insgesamt waren es im Laufe der Zeit 41) auf der Reise zur Krönung im Nidarosdom zu Trondheim benutzten. Dem Drivatal durch eine wunderschöne Landschaft immer weiter aufwärts folgend, verließen wir Trøndelag und kamen nun in den südnorwegischen Bezirk Oppland.

    Bei Hjerkinn erreichten wir den mit 1.026 m höchsten Punkt der Straße und hielten wenig später am modernen, 1969 errichteten Gebäude der Eystein-Kirche, die allerdings bereits geschlossen war. Wir wanderten einmal um das Kirchlein und fanden auch ein Fenster, durch das man in den schlichten Innenraum schauen konnte. Die Kirche wurde dem Gedenken an König Eystein Magnusson geweiht, der die ersten Schutzhütten auf dem Dovrefjell erbauen ließ.

    Dann stieg die Straße stetig, aber sanft bergab bis zu einem Aussichtspunkt, von dem aus wir das Städtchen Dombås, unseren heutigen Übernachtungsort, tief unter uns im Tal liegen sahen. Über mehrere, ziemlich steil hinunterführende Serpentinen war der auf 659 Höhenmetern gelegene Verkehrsknotenpunkt dann rasch erreicht. Am nächsten Morgen folgten einige Einkäufe und ein Besuch in der hübschen Kirche - ein modernes Gebäude mit markantem, in einem spitzen Turm auslaufendem Dach, dessen Innenraum ebenfalls modern und farbenfroh gestaltet ist.

    Blick ins Vågåtal

    Jetzt ging es durch den nördlichsten Teil des Gudbrandsdalen bis nach Nord-Sel (Statue der Kristin Lavransdotter + Hof Jørundgård - hier wurde der berühmte Roman der Literaturnobelpreisträgerin Sigrid Undset verfilmt), wo wir von der E 6 abbogen, um auf einer schmalen Nebenstraße über den Bergrücken (Steigung bzw. Gefälle jeweils 16 %) ins etwa 14 km entfernte mo zu fahren. Zum Glück begegnete uns kein anderes Fahrzeug, denn zum Ausweichen geeignete Stellen waren kaum vorhanden. Unterwegs bot sich uns dafür aber ein wunderbarer Blick über das tief unter uns liegende Tal des Flusses Vågå.

    Nach einer Rast am wunderbar grünen Fluss schauten wir uns im nahen Vågåmo die Anfang des 12. Jahrhunderts erbaute, jedoch 1625 durch einen Umbau stark veränderte Stabkirche von Vågå an. Auf dem Weg über den rund um die Kirche angelegten Friedhof fiel uns auf, dass das Gotteshaus wohl gerade neu "geteert" wurde - fast alle Wand- und Dachflächen waren bereits tiefschwarz angemalt; nur oben am Mittelturm fehlte noch ein ziemliches Stück. An der Kirchenpforte teilte uns eine Dame mit, dass die Kirche wegen einer gerade stattfindenden Hochzeit noch fast 2 1/2 Stunden geschlossen sei - so lange wollten wir nicht warten und verzichteten daher auf die Innenbesichtigung.

    Auf der Weiterfahrt folgten wir der Str. 15 an der nun seeartig verbreiterten Vågå entlang nach Randen, wo wir auf die Str. 51 wechselten, die uns zunächst in Serpentinen steil bergauf aus dem Flusstal heraus und dann in eine schöne, leicht bewaldete Gebirgslandschaft hineinführte.

    Sjoa

    Nach einiger Zeit auf dieser stetig leicht ansteigenden Straße, die nur wenig breiter war, als diejenige von Nord-Sel ins Vågå-Tal, folgten wir dem Hinweisschild "Ridderspranget". Diese Abzweigung führte auf einem schmalen Schotterweg in Serpentinen bergab zu einem kleinen Parkplatz. Von hier aus ging es zu Fuß auf einem Pfad weiter bis zu einer Felsenschlucht, durch die die Wasser des Flusses Sjoa schäumten - wunderschön! Von der oben am Parkplatz zu lesenden Geschichte habe ich nur behalten, dass hier ein Ritter mit seiner Geliebten im Arm über die Schlucht gesprungen und so seinen Verfolgern entkommen sei.

    Wieder oben auf der eigentlichen Straße angelangt, erreichten wir nach wenigen Kilometern einen Parkplatz mit herrlicher Aussicht über die umliegende Landschaft und die unter uns über viele große Steine und mit Stromschnellen wild dahinfließende Sjoa. Die Straße stieg immer weiter an und die Bäume wurden immer seltener, bis sie schließlich ganz verschwanden. Etwa 30-40 km südlich unsers letzten Haltepunktes begann die Valdresflya, eine um 1.380 m hoch gelegene, baum- und strauchlose Hochebene.

    Valdresflya Valdresflya

    Zwischen den schier unzähligen großen, mittleren und kleine Steinen wuchsen Moose und Flechten, die der Landschaft Farben aus der Palette gelb-ocker-braun-grün gaben. An manchen Stellen schien die Straße direkt in die Wolken zu führen!

    Die Valdresflya gehört zum 1.145 qkm großen Nationalpark Jotunheimen, der neben den höchsten Bergen Galdhøppigen und Glittertind auch den höchsten Wasserfall des Landes, den Vettifoss (275 m freier Fall), einige langgestreckte Seen sowie eine reiche Tier- und Pflanzenwelt aufweist. Die am Straßenrand entlang aufgestellten Stangen, die im Winter den einzigen Anhaltspunkt für den Verlauf der Straße bilden, ließen uns ahnen, wie hoch dann hier der Schnee liegt!

    Auf der Weiterfahrt ging es langsam wieder bergab und schon bald fuhren wir wieder durch bewaldetes Gebiet. Im Fremdenverkehrsort Beitostolen überraschte uns die für die hiesige, ansonsten sehr einsame Gegend ungewöhnlich große Zahl von Hotels und Appartementanlagen. Doch die Wanderer, Angler, Kanufahrer und Bergsteiger mussten schließlich auch irgendwo übernachten und es war sicherlich besser, sie an einem Ort zu konzentrieren, anstatt überall in der Gegend kleine Feriensiedlungen entstehen zu lassen. Angesichts der auf der Hochebene gesehenen Schneemarkierungen konnten wir uns gut vorstellen, dass hier gerade auch im Winter ziemlich viel los sein musste.

    Nach einem kurzen Halt an der Stabkirche von Hegge, deren Tür leider bereits fest verschlossen war, fuhren wir durch eiene nun liebliche Landschaft mit Wiesen, Wäldern, Bauernhöfen und weidenden Kühen hinunter nach Fagernes. Wir folgten den Wegweisern zum Valdres Folkemuseum, dessen normale Öffnungszeit ebenfalls schon vorbei war. Am Eingang war jedoch zu lesen, dass man außerhalb dieser Zeit kostenlos im Museum herumwandern dürfe. Wir beschlossen, genau das heute abend noch zu tun und uns dann morgen auch das Innere der Häuser anzuschauen.

    Das 1901 gegründete Museum ist mit 78 historischen Bauwerken sowie einem Ausstellungsgebäude mit Silber, Textilien, Jagdwaffen und Musikinstrumenten eines der größten Freilichtmuseen in Norwegen. Wir hatten Glück, denn die Ausstellung war noch geöffnet und wir konnten uns in aller Ruhe umsehen. Besonders die vielen schönen Trachten und die historischen Musikinstrumente gefielen uns gut.

    Schafe im Valdres Folkemuseum

    Dann wanderten wir langsam zwischen den einzelnen alten Häusern entlang, von denen einige ebenfalls noch geöffnet waren. Auch hier gab es neben einzelnen Wohnhäusern ganze Höfe, Almhütten und Lagerhäuser zu sehen. Bei den meisten der bereits geschlossenen Häuser konnte man durch eines oder mehrere Fenster hineinschauen, so dass wir heute Abend doch noch fast alles zu sehen bekamen und auf den morgigen zweiten Besuch verzichten konnten. Diese Schafe hatten sich unter der Galerie eines Lagerhauses einen schönen, vor Wind und Wetter geschützten Schlafplatz gesucht - das sah so schön aus, dass sie einfach fotografiert werden mussten!

    Am nächsten Morgen verließen wir Fagernes auf der Str. 51, die uns nach einigen Kilometern unten im Tal wieder hinauf ins Gebirge führte: durch eine schöne, bewaldete Gegend fuhren wir auf dem ziemlich steil ansteigenden, schmalen Asphaltband hinauf aufs Golfjell. Bei Sanderstolen hatten wir dessen höchsten Punkt erreicht - die Vegetation bestand jetzt nur noch aus niedrigem Gebüsch, aus dem vereinzelt Bäume aufragten. Drüben im Norden bot sich ein schöner Ausblick auf einige Gipfel des Jotunheimen-Massives. Kurze Zeit später übequerten wir die - wie immer völlig unsichtbare - Provinzgrenze von Oppland nach Buskerud. Dann führte die Straße langsam wieder bergab und die Anzahl der Bäume nahm rapide zu, so dass wir schon bald wieder durch geschlossene Wälder fuhren.

    Am Waldrand angekommen, konnten wir einen schönen Blick über grüne Almwiesen hinunter ins westliche Hallingdal genießen, durch das sich der Hallingdalselv schlängelte. Nun ging es in steilen Serpentinen hinunter ins Tal nach Gol, dessen Stabkirche wir bereits 1991 im Norwegischen Volksmuseum in Oslo bewundert hatten. Umso erstaunter waren wir, hier Wegweiser zur Stabkirche zu finden! Wie sich herausstellte, hatten die Stadtväter kurzerhand beschlossen, hier eine originalgetreue Kopie der 1882 leichtfertig weggegebenen Stabkirche errichten zu lassen. Da wir bereits das Original kannten, verzichteten wir auf die recht teure Innenbesichtigung und setzten uns stattdessen auf eine sonnenbeschienene Bank, um die Kirche und die anderen Besucher zu betrachten.

    Nachmittags setzten wir unsere Fahrt auf der Str. 7 in Richtung Bergen fort. Die kleine Stabkirche von Torpo war momentan völlig eingerüstet, so dass wir erst gar nicht anhielten und auch in Hol hatten wir kein Glück - das aus einer Stabkirche hervorgegangene Gotteshaus war fest verschlossen. Nun fuhren wir wieder bergauf, in die Gebirgsregion um das in 794 m Höhe gelegene Geilo, einem Touristenort mit vielen Hotels und Pensionen. Wir befanden uns nun am Rand der Hochebene Hardangervidda und fuhren noch weiter hinauf.

    Regenbogen über dem Ustevatn

    Bei Ustaoset am Ostende des Ustevatn hatten wir eine Höhe von 991 m erreicht. Nun begann es regelrecht zu schütten und wir bedauerten sehr, keine Fotos von der wunderbaren Landschaft um den See machen zu können. Doch der Wettergott hatte ein Einsehen, denn als wir in Haugastol das Westende des Sees erreichten, war es zumindest wieder trocken und von einem höher gelegenen Punkt hinter dem Ort entstand dieses Foto eines Regenbogens über dem See.

    Die Hardangervidda ist nicht nur der neueste, sondern auch der größte norwegische Nationalpark. Hier ist der Winter ebenso eisig wie im hohen Norden und eine Schneesturm genauso unbarmherzig - die Straße ist dann wochenlang gesperrt. Im Sommer ist die Landschaft freundlicher und die Fahrt über die weite, baumlose Hochfläche mit ihren zahlreichen Seen und der Tundra-Vegetation ist für Mitteleuropäer ein ganz besonderes Erlebnis.

    Samilager auf der Hardangervidda

    Kurz hinter Fagerheim erreichten wir dieses Sami-Lager, das allerdings nur für die hier zahlreich vorbeikommenden Touristen aufgebaut wurde. Wir interessierten uns hauptsächlich für die Grassodenhütten, die hier im Süden doch recht selten zu sehen sind - wir hatten bisher nur in Jokkmokk und auf Magerøya welche gesehen.

    Irgendwo hier oben überquerten wir die Provinzgrenze von Buskerud nach Hordaland und erreichten dann bald den mit 1.250 m höchsten Punkt der Straße. Von hier aus sollte man im Norden die Schneefelder des Hardangerjøkulen und im Südwesten die des Hårteigen sehen können. Heute war wegen tiefhängender Regenwolken daran nicht zu denken, aber wir gerieten gerade in ein ganz anderes, bestimmt nicht minder interessantes Schauspiel, das wir gemütlich auf einem Parkplatz kurz hinter der Dyranut-Hütte stehend, genossen: Unwetter im Gebirge!

    Als wir schließlich weiterfuhren, schlängelte sich die Straße schon bald hinunter nach Maurset und nur einige km weiter fanden wir einen schönen, durch eine hohe Felswand windgeschützten Übernachtungsplatz, denn es war nicht mehr weit bis zum Wasserfall Vøringfoss, den wir morgen bei hoffentlich besserem Wetter besuchen wollten.

    Morgens war das ganze Tal mit Nebel gefüllt, der nur langsam aufstieg. Am Fossli-Hotel über dem Wasserfall angekommen, sah man zunächst vor lauter Nebel gar nichts. Nach einem ausführlichen Besuch im Souvenirshop des Hotels, wo wir den Fall zumindest schon einmal auf Postkarten bewundern konnten und uns längere Zeit mit dem Shopbesitzer unterhielten, war der Nebel schon erheblich durchlässiger und wir bekamen zwischen den einzelnen Schwaden ab und zu ein Stückchen Wasserfall zu sehen. Doch nun fing es plötzlich an zu regnen und wir flüchteten ins Innere des Hotels, wo ruck-zuck ein gemütliches Kaminfeuer angezündet wurde.

    Vøringfoss

    Wenig später hörte der Regen auf und draußen konnten wir nun den gesamten Wasserfall überblicken. Tief unten im Tal, wo der Fluss seinen Weg fortsetzt, befanden sich allerdings auch jetzt noch Nebelreste. Die Gesamtfallhöhe des Vøringfossen beträgt 182 m, davon überwindet das Wasser etwas mehr als 140 m im freien Fall. Seinen Namen erhielt der Wasserfall aufgrund des lauten Getöses, mit dem er in die Tiefe stürzt, denn Vøringfoss bedeutet "lauter Wasserfall". Es handelt sich übrigens um den Fluss Bjoreia, der hinunter ins Måbodalen fällt und von dort aus in Richtung Eidfjord fließt.

    Früher soll der Wasserfall noch schöner gewesen sein, denn heute wird dem Fluss Wasser für das Sima-Kraftwerk entnommen. Man achtet jedoch darauf, dass zumindest während der touristischen Hauptsaison genügend Wasser den Foss hinuntergeleitet wird.

    Zurück auf der Str. 7, ging es nach der Überquerung des Flusses auf der Brücke oberhalb des Wasserfalls kurvenreich und durch vier jeweils etwa 2 km lange Tunnel hinunter ins enge, malerische Måbodalen. Unterwegs entdeckten wir plötzlich einen knallroten Miniatur-Zug, der mal links, mal rechts der Straße auftauchte. Wie wir später erfuhren, handelte es sich um den Touristenzug Trolltoget, der auf der alten Streckenführung der Str. 7 durch das Tal fährt.

    In Eidfjord angekommen, parkten wir am Fjordufer und kletterten zunächst durch einige Wohnstraßen zur erhöht am Fuße majestätischer Berge gelegenen, alten Eidfjord Kyrkje. Sie wurde 1309 erbaut und ist bis heute in ihrer ursprünglichen Form und Ausstattung erhalten. Auf uns machte der schlichte, sein hohes Alter förmlich "ausatmende" Innenraum der Kirche einen großen Eindruck - das war mal etwas ganz anderes! Nach einem Bummel durch die Geschäfte Eidfjords und einer längeren Pause in einer hübschen Parkanlage am Fjordufer, wo wir dem "Ausbooten" einiger Kreuzfahrtpassagiere zusahen, deren Schiff draußen im Fjord lag, setzten wir unsere Fahrt am Südufer des Fjordes entlang nach Brimnes fort.

    Am Sørfjord

    Dort wechselten wir auf die Str. 13, die uns bis hinunter nach Tau führen sollte. Hoch über dem schönen Sørfjord saßen wir eine ganze Weile in der Sonne und genossen das wunderbare Panorama der Fjordlandschaft.

    In Ullensvang schauten wir uns die ebenfalls recht alte Kirche an. Wir befanden uns nun im mit über 250.000 Bäumen größten Obstanbaugebiet Norwegens, in dem Äpfel, Birnen, Pflaumen, Erdbeeren und Kirschen gedeihen. Vom Platz vor der Kirche hatte man einen sehr schönen Ausblick über den Fjord und auf das gegenüberliegende Gebirge mit einigen weißen Gletscherzungen des Folgefonn, Norwegens drittgrößtem Gletscher.

    Nach der Übernachtung am Fjordende in Odda setzten wir am nächsten Morgen unsere Fahrt bei noch tief zwischen den Bergen hängenden Wolken fort. Am eindrucksvollen Låtefossen, dem in zwei Armen eindrucksvoll und mit großem Getöse von den hohen Felswänden 165 m tief herabstürzenden Zwillings-Wasserfall hielten wir nur kurz an. Leider hatte sich das Wetter noch nicht gebessert - ein schöner blauer Himmel über dem Wasserfall hätte doch gleich ein besseres Fotomotiv abgegeben! Sozusagen "um die Ecke" trafen wir auf einen weiteren, nicht minder eindrucksvollen Wasserfall, dessen Name uns allerdings verborgen blieb.

    Die Straße stieg jetzt hinauf auf die Höhe und schon bald durchquerten wir zunächst den knapp 1,3 km langen Seljestadtunnel und kurz darauf den 4,3 km langen Røldalstunnel. In beiden Tunnels stieg die fast schnurgerade Straße weiterhin stetig bergan. Direkt hinter dem Tunnelausgang hielten wir auf einem kleinen Parkplatz und bewunderten - bei nun wieder sehr schönem Wetter - die Aussicht auf das vor uns liegende Tal und die vielfach gewundenen Serpentinen der hinunterführenden Straße.

    Stabkirche von Røldal

    Unten im Tal angekommen, hatten wir in Røldal einige Schwierigkeiten, die in keinster Weise ausgeschilderte Entsorgungsstation zu finden, entdeckten sie aber dann am ebenfalls nicht gerade gut beschilderten Campingplatz. Von hier aus spazierten wir zu Fuß hinunter zur aus dem 13. Jahrhundert stammenden Stabkirche von Røldal. Da wir sie bereits 1991 besichtigt hatten, begnügten wir uns heute mit der Außenansicht.

    Jetzt ging es auf der gleichen Strecke zurück bis zur Abzweigung der Str. 13 bei Breifonn/Horda und anschließend mit wunderbarem Ausblick hoch über dem Røldalsvatn entlang. Eine Ziegenherde hatte sich hier auf der gesamten Fahrbahn gemütlich gemacht und räumte erst dann die rechte Straßenhälfte, als ich ausstieg und sie von dort vertrieb!

    Blick von der Erfjordbrücke in den Tyssefjord

    Wir verließen nun Hordaland und kamen nach Rogaland. Die Straße führte uns auch hier wieder durch eine sehr schöne Landschaft. Am Westufer des 22 km langen Suldalsvatn ging es durch insgesamt 17 Tunnel (16 davon völlig ohne Beleuchtung) mit einer Gesamtlänge von über 9 km. Nachdem wir uns genau wie 1991 in Sand nach den Abfahrtszeiten der Fähre Nesvik-Hjelmeland erkundigt hatten, setzten wir unsere Fahrt in Richtung Süden fort und hielten hinter der Erfjordbrücke zu einer längeren Kaffeepause mit traumhafter Aussicht, anstatt diese Zeit am Fähranleger "herumlungern" zu müssen.

    Am Jøsenfjord

    Auch nach dem Verlassen der Fähre, die uns in 15 Minuten über den Jøsenfjord gebracht hatte, bot sich eine wunderbare Aussicht über die Landschaft an diesem Fjord.

    Entlang des von imposanten, steil abfallenden Felswänden eingerahmten Tysdalsvatn fuhren wir nun nach Tau, wo wir einen längeren Verwandtenbesuch machten. Unsere Reise setzten wir schließlich mit der Fähre nach Stavanger fort. Den Großteil der einstündigen Überfahrtszeit verbrachten wir auf dem Außendeck und betrachteten die Landschaft.

    In Stavanger schauten wir uns einige bisher noch nicht besuchte Sehenswürdigkeiten an, darunter das Herrenhaus Ledaal, das wir bisher nur von außen kannten. Das hochherrschaftliche Gebäude wurde um 1800 für eine reiche Reeder- und Kaufmannsfamilie erbaut; heute dient es zu Repräsentationszwecken und als Wohnung der königlichen Familie bei Besuchen in Stavanger. Für unseren Geschmack waren die in zwei Etagen zu besichtigenden Räume recht leer und unwohnlich. Im Dachgeschoss gab es noch eine Sammlung von Gläsern und Porzellan zu bewundern (wirkte auch alles recht "angestaubt"), dann hatten wir bereits alles gesehen.

    Also weiter zum Stavanger-Museum! Hier waren interessante Ausstellungen zu betrachten: Das Kellergeschoss enthielt neben dem Thema Fisch- und Walfang (darunter das riesige Skelett eines Finnwals) eine kleine Ausstellung zur Konservenherstellung in Stavanger. Im ersten Stock wanderten wir an vielen Vitrinen mit ausgestopften Vögeln vorbei, die jeweils in ihrem authentischen Lebensraum gezeigt wurden. Die ganze Etage war den unterschiedlichsten Vogelarten - von winzigkleinen Vögelchen bis zu riesengroßen Greifvögeln - vorbehalten. Der zweite Stock beherbergte alle übrigen ausgestopften Tiere, ebenfalls in Schaukästen, deren Ausstattung dem natürlichen Lebensraum nachempfunden war.

    Im dritten Stock durchwanderten wir die kleine ethnographische Abteilung mit Dingen, die Seefahrer und Missionare aus Afrika, Asien, Amerika und Ozeanien mitgebracht hatten; dann folgten Räume mit Kirchenkunst, darunter ein Meßumhang von 1480, den man bei Ausgrabungen im Dom gefunden hat. Noch ein Stockwerk höher gelangten wir schließlich in einen großen Raum, in dem "Bühnen" mit verschiedenen historischen Szenen aus dem alten Stavanger aufgebaut waren.

    Nun fuhren wir in die City und suchten uns einen zentral gelegenen Parkplatz, denn wir hatten vor, noch ein wenig durch die Geschäfte zu bummeln. Der leichte Nieselregen störte uns dabei kaum, denn viele Läden befinden sich in weitläufigen Passagen, die oft sogar durch verglaste Übergänge miteinander verbunden sind.

    Eigentlich wollten wir von Stavanger aus auf der Küstenstraße, dem "Nordsjøvegen" nach Egersund hinunterbummeln, doch da es sich anscheinend "eingeregnet" hatte, nahmen wir dann doch den direkteren Weg über Sandnes und die E 18. Gegen 19 Uhr kamen wir in Egersund an und fanden einen schönen Übernachtungsplatz mit Aussicht über den Hafen und auf einen Teil der Stadt. Abends hörte der Regen endlich auf und wir machten noch einen kleinen Spaziergang durch die Straßen des Zentrums.

    Am nächsten Morgen machten wir dann einen ausführlichen Rundgang durch Egersund. Durch die Strandgate ging es zur Skrivarsbrygga (Amtsrichterbrücke) mit einigen alten Lagerhäusern (Sjøbuar). Von hier aus hatte man einen schönen Blick über den inneren Hafen. Dann folgten diverse Straßen mit alten Holzgebäuden - teilweise prunkvolle Häuser hochgestellter Persönlichkeiten, teilweise einfache Häuser von Handwerkern und Arbeitern. Eines der schönsten Häuser ist unserer Meinung nach das mit Erkern und Türmchen versehene Eckgebäude des Grand Hotels.

    In der Fußgängerzone gab es viele schöne Geschäfte und Schaufenster zu sehen. Auch die eigentliche Altstadt, das Viertel Haugen mit seinen engen Gässchen ist hübsch in die Geschäftszone integriert und enthält so manchen kuriosen Laden. Zum Schluß besichtigten wir noch die Kirche, die erst um 11 Uhr geöffnet wurde. Das kreuzförmige Holzgebäude mit seinen zahlreichen Emporen und der bunten Bemalung gefiel uns sehr gut.

    Nachmittags fuhren wir hinüber zum Fähranleger auf der Insel Eigerøy, ließen unser Ticket kontrolliern und nahmen die Bordkarten sowie eine rote Karte für`s Wohnmobil in Empfang. Die Zeit bis zur Ankunft des Schiffes vertrieben wir uns mit Lesen und Kartenspielen, denn das Wetter war nach wie vor nicht besonders: total bedeckt, leicht neblig und außerdem durfte man sowieso nur auf dem eingezäunten Gelände der Warteschlangen herumlaufen.

    'M.S. Bergen' in Egersund

    Kurz nach 15 Uhr ertönten dann die Schiffssirenen der MS BERGEN, die wenig später um eine Landzunge herumgefahren kam. Noch mitten im Sund öffnete das Schiff bereits die Bugklappe - das sah dramatischer aus, als es war, denn unter der Klappe befand sich noch eine fest verschlossene Stahlschicht, aus der sich nach dem Festmachen raffiniert die mehrfach gefaltete Zufahrtsrampe ins Schiff ausklappte.

    Nachdem alle Fahrzeuge (auffallend viele Wohnmobile, deren Insassen wir darum beneideten, dass ihr Urlaub in Norwegen gerade erst begann) ausgeladen waren und alle Buspassagiere das Schiff durch den gläsernen Fußgängerfinger verlassen hatten, durfte unsere Wohnmobilschlange als erste in den Bauch der MS Bergen fahren und wurde auf dem LKW-Deck plaziert.

    Nach der Abfahrt versuchten wir von einem Fenstertisch in der Lounge aus, durch den draußen unverändert herrschenden Nebel etwas von der Fahrt durch den schmalen Sund zwischen Eigerøy und dem Festland mitzubekommen. Die Zeit bis zum Abendessen (wir hatten im Restaurant einen Tisch für 20 Uhr bestellt) vertrieben wir uns mit Kartenspielen und der Infosendung zum Schiff und seinen Einrichtungen, die auf einem hier aufgehängten Fernseher lief. Die Angebote des Tax-Free-Shops konnte man gemütlich in zwei ausliegenden Heftchen betrachten, so ging das Einkaufen später schneller vonstatten (auch hier waren "Schnäppchen" allenfalls bei Parfüm und Zigaretten zu finden).

    Beim Abendessen (skandinavisches Buffet Koldtbord) ließen wir uns so richtig Zeit und saßen anschließend noch eine ganze Weile bei Kaffee und Tee, so dass wir das Restaurant erst verließen, als es schon bald Zeit war, hinunter aufs Autodeck zu gehen. Flugs noch die Rest-Kronen in eine Riesentafel Schokolade investiert und noch einmmal draußen auf Deck das Meer und das sich nun schnell nähernde dänische Festland betrachtet - dann aber nichts wie hinunter aufs LKW-Deck!

    Nach einiger Wartezeit konnten wir gegen 23 Uhr schließlich an Land fahren. An diversen Gebäuden und unbesetzten Kontrollhäuschen vorbei - niemand wollte irgendwelche Pässe sehen - verließen wir den Hafen und Hanstholm auf der Str. 26. Bis kurz hinter Thirsted (mittlerweile auf der Str. 11) war ein Wohnmobil mit Nürnberger Kennzeichen vor uns und wir witzelten schon, wir bräuchten diesem immer nur hinterherzufahren, müssten dann aber aufpassen, nicht plötzlich in Nürnberg zu landen. Doch in den nun folgenden Steigungen waren die Nürnberger sehr langsam, weshalb wir überholten und sie schon bald nicht mehr hinter uns sehen konnten.

    Die Fahrt durch das nächtliche Jütland war relativ problemlos, obwohl immer nur der nächste größere Ort ausgeschildert war; Hinweise auf weiter entfernte Ziele fehlten. Nach einem kleinen Umweg durch eine verpasste Abfahrt erreichten wir kurz vor Kolding die E 20, auf der nun bereits Flensburg ausgeschildert war. An der dänisch-deutschen Grenze wurden wir einfach durchgewunken und fuhren weiter in Richtung Hamburg. Zwischen 4:30 und 7:30 Uhr schliefen wir ein paar Stunden auf einem Parkplatz bei Bremen, dann wurde gefrühstückt und weitergefahren. Unseren Stau-Anteil bekamen wir vor und noch ein ziemliches Stück hinter dem Buchholzer Dreieck; danach ging es dann aber ganz flott weiter. Nachmittags gegen 14:30 waren wir schließlich wieder zu Hause im Westerwald.

    Während unserer 24tägigen Reise durch Skandinavien hatten wir insgesamt 7.419 Straßenkilometer zurückgelegt. Dazu kamen 11,5 Stunden Fährzeiten auf 9 verschiedenen Schiffen über Ost- und Nordsee, diverse Fjorde sowie von und zur Nordkap-Insel Magerøya!

     

    E N D E



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