10. - 25. August 2004
LTU / Airbus A 330-200
Ranweli Holiday Village, Waikkal, Sri Lanka
Unsere erste Reise nach Asien startete am Dienstag, dem 10. August 2004 gegen 19:30 Uhr mit der etwa einstündigen Fahrt zum Terminal 2 des Frankfurter Flughafens. Auch in diesem Jahr hatten wir unsere Sitzplätze für Hin- und Rückflug (3 Erwachsene und ein Kind) bereits im Januar reserviert, so dass wir nun ganz entspannt unser Gepäck durchleuchten lassen und dann einchecken konnten.
Die Wartezeit bis zum Boarding (gegen 21:40 Uhr) verbrachten wir oben bei McDonald`s, von wo aus man sehr schön die startenden und landenden Flugzeuge und das geschäftige Treiben auf dem Vorfeld beobachten kann. Im Warteraum vor dem Gate, der leider lange nicht allen Passagieren einen Sitzplatz bot, musste natürlich zunächst wieder 'unsere' Maschine fotografiert werden. Dann warteten wir ungeduldig auf den Beginn des Boardings. Bis schließlich alle Passagiere ihre Plätze eingenommen hatten, versorgte uns das Bord-TV schon einmal mit diversen Landkarten zum Flugverlauf, der Gesamtflugstrecke (8.074 km), der voraussichtlichen Flugzeit von knapp 10 Stunden sowie den Zeitangaben für Frankfurt und Colombo (Zeitverschiebung zu MESZ: plus 4 Stunden).
Gegen 22:45 Uhr setzte sich der Flieger endlich in Bewegung, um zur Startbahn zu rollen und etwa 20 Minuten später hoben wir dann ab. Der Flug ging über Mannheim und Nürnberg nach Tschechien und der Slowakei, dann folgten Ungarn, Rumänien und die Überquerung des Schwarzen Meeres. Weiter ging es über den Nordosten der Türkei und Armenien zum Kaspischen Meer, dann flogen wir über den Iran, Pakistan und an der Westküste Indiens entlang über die Strasse von Mannar nach Sri Lanka.
Kurz vor Mitternacht - wir waren gerade über der Slowakei - gab es das (warme) Abendessen. Leider wurde diesmal das Kindermenü nicht vorab, sondern gleichzeitig mit dem Erwachsenenmenü serviert, aber unsere mittlerweile 7jährige kam trotz der räumlichen Enge und mit kleinen Hilfen bei den umständlichen Verpackungen schon ganz gut allein klar.
Ungefähr ab 1:15 Uhr - laut Bord-TV erstreckte sich unter uns nun das Schwarze Meer - versuchten wir, ein wenig zu schlafen, was uns nach mehr als einstündigem Dösen (diese Flugzeugsitze sind einfach viel zu eng!) dann schließlich doch noch gelang. Gegen 5:30 Uhr aufgewacht, sahen wir draußen nur blauen Himmel und viele Wolken - ein Blick auf den Bildschirm des Bord-TVs verriet, dass wir Karachi passiert hatten, uns nun in der Nähe von Ahmedabad in Pakistan befanden und auf den Golf von Khambat und auf Bombay zuhielten. Die noch niedrig über dem Horizont stehende Sonne knallte direkt auf die Fenster unserer (linken) Flugzeugseite, so dass alle die Verdunkelungen unten ließen und sich möglichst ruhig verhielten, um die noch schlafenden Mitreisenden nicht aufzuwecken.
Eine Stunde später, etwa um 6:30 Uhr, wurde das Frühstück ausgeteilt und dann begann der zweite Spielfilm, so dass wir nun keine weiteren Streckeninfos mehr erhielten. Aber durch unsere Fenster konnten wir zwischen den nun nicht mehr ganz so dichten Wolken immer wieder Blicke auf das bräunlich wirkende indische Festland erhaschen. Kurz vor 8 Uhr begann der Pilot mit dem Sinkflug, einige Zeit später sahen wir die Küste Sri Lankas vor uns und flogen dann ganz niedrig über Palmenwälder und einzelne Siedlungen hinweg, bis unsere Maschine um 8:13 Uhr Frankfurter Zeit / 12:13 Uhr Ortszeit in Sri Lanka schließlich auf dem Bandaranaike-Airport nördlich der an der Westküste gelegenen Hauptstadt Colombo aufsetzte.
Nach dem Aussteigen und der kurzen Busfahrt zum Flughafengebäude mussten wir beim Pass-Check und der Abgabe der Einreisekarten (die wir nicht vorab nach Hause geschickt bekommen, sondern erst im Flugzeug erhalten und ausgefüllt hatten) ein wenig warten. Dann ging es hinüber zu den Gepäckbändern - unsere Koffer hatten die Runde schon fast beendet und drohten, vorerst wieder im Hintergrund zu verschwinden. Aber wir waren schnell genug und bekamen sie noch zu fassen. Jetzt folgte die Zollabfertigung, an der wir einfach durchgehen konnten. In der anschließenden Halle tauschten wir Euro-Bargeld in Sri Lanka Rupien (Kurs 124,27).
Auf einmal bemerkte unsere jüngste Mitreisende, dass ihr Kuscheltier nicht mehr da sei - inquisitorische Fragen ergaben, dass sie es im Flughafenbus noch im Arm gehalten und wohl auch mit ins Gebäude genommen hatte. Also blieb einer von uns bei den Koffern, während wir anderen drei den Zollbeamten klar machten, dass sie uns unbedingt noch einmal in die vorige Halle lassen mussten, damit wir nach 'Leila', dem Barbie-Einhorn, suchen konnten. Sie zeigten sich sehr verständnisvoll und ließen uns durch. Glücklicherweise hatte jemand das Kuscheltier gefunden und auf den Mittelteil des Gepäckbandes gesetzt. Ein freundlicher LTU-Steward, der gerade auf sein eigenes Gepäck wartete, kletterte hinüber und holte es uns. Als wir uns bedankten, bemerkte er treffend: "Der Service der LTU beschränkt sich eben nicht nur auf den Flug".
Am Ausgang des Flughafens verwies uns ein Mitarbeiter unseres Reiseveranstalters ITS auf den Bus Nr. 6 und nach dem eigentlich nicht besonders langen Fußweg zum Busparkplatz waren wir froh, dass der Innenraum des Busses klimatisiert war. Die draußen herrschende große Hitze war uns zunächst doch wieder sehr ungewohnt. Der Bandaraneike-Flughafen steht unter strenger militärischer Bewachung; überall sahen wir Soldaten mit schussbereiten Gewehren und als der Bus nun das Gelände verließ, kamen wir an einem mit mehreren Soldaten besetzten Schießstand (oder heißt das Unterstand?) vorbei, dessen offene Seiten durch mehrere Lagen Sandsäcke verkleinert worden waren und aus denen die Läufe der Gewehre ragten - das sah sehr bedrohlich aus.
Während der etwas mehr als eine halbe Stunde dauernden Busfahrt ins weiter nördlich an der Küste gelegene Waikkal bekamen wir einen ersten Eindruck von Land und Leuten. Auf den Straßen herrschte ein dichtes Verkehrsgewusel von Lastwagen, japanischen Kleinbussen, PKWs, Mopeds und Motorrädern sowie den für uns neuen, dreirädrigen Tuk-Tuks. In den von auffallend vielen Fußgängern geprägten Ortschaften betrachteten wir die am Straßenrand aufgebauten Auslagen der Geschäfte, wobei uns besonders die akurrat an ihren Stengeln zu hübschen Pyramiden aufgehängten Äpfel auffielen. In Negombo sahen wir auf einmal links zwischen den Häusern das Meer und den Strand hervorblitzen. Dann hielten wir zweimal, um Passagiere an ihren jeweiligen Hotels aussteigen zu lassen. Diese Hotels lagen beide an der recht belebten Uferstrasse und machten auf uns keinen besonders tollen Eindruck. Hier hätten wir unseren Urlaub jedenfalls nicht verbringen wollen.
Weiter ging die Fahrt nach Norden, bis wir schließlich nach links in Richtung Meer abbogen und auf einer kleinen, sehr schmalen Straße bis zum Parkplatz am Fähranleger des Ranweli Holiday Village gelangten. Nachdem alle Koffer der verbliebenen sieben Buspassagiere ausgeladen und auf die kleine, von Hand betriebene Holzfähre geschafft worden waren, schipperten wir völlig lautlos über den Mangrovenkanal zu unserem auf einer lang gestreckten Halbinsel gelegenen Hotel. Die uns umgebende Landschaft war wirklich traumhaft und wir beglückwünschten uns schon jetzt zur Auswahl dieses Urlaubsdomizils.
In der Hotelhalle angekommen, genossen wir erst einmal den aus einem Mix von Fruchtsäften und Eis bestehenden Welcome-Drink, dann brachte uns ein Hotelmitarbeiter zu dem Gebäude, in dem unsere beiden Doppelzimmer lagen. Eines hatte eine breite Fensterfront mit Meerblick, das andere einen Balkon zum dichten Dschungel am Mangrovenkanal.
Nachdem wir hier alles zu unserer Zufriedenheit vorgefunden, geduscht, uns mit Sonnencreme eingeschmiert und den Großteil unseres Gepäcks ausgepackt hatten, brachen wir zu einem ersten Erkundungsspaziergang auf, der uns natürlich zu allererst an den nahen Strand führte. Der Indische Ozean brandete hier mit ziemlicher Macht an Land, was wir sehr eindrucksvoll fanden. Wir wanderten eine ganze Weile am menschenleeren Strand entlang, planschten mit Füßen und Beinen schon mal im badewannenwarmen Wasser (oben am Strand vor dem Hotel war die das Baden im Meer verbietende rote Fahne gehisst), betrachteten einen angeschwemmten toten Kugelfisch, beobachteten die flinken Sandkrabben und sammelten ein paar Muscheln.
Es dauerte nicht lange, bis wir am Strand von Anthony angesprochen wurden, einem einheimischen Tourveranstalter, dessen Namen wir bereits aus verschiedenen Hotelbewertungen bei www.holidaycheck.de kannten, in denen die Ausflüge mit seinen Mitarbeitern meistens als empfehlenswert beschrieben wurden. Auch Anthony kannte seinen Ruf im Internet und lud uns ein, ihn morgen Nachmittag um 17 Uhr wieder hier zu treffen, dann würde er uns einen Waran zeigen. Uns war klar, dass der Waran nur als Aufhänger für Gespräche über sein Ausflugsangebot diente, aber genau darüber wollten wir ja sowieso mit ihm sprechen. Jedenfalls hatte sich der Satz "Anthony braucht ihr nicht zu suchen, Anthony findet euch" bereits bewahrheitet.
Nun schauten wir uns noch ein wenig in der weitläufigen Hotelanlage um. Alle Gebäude des insgesamt 84 Zimmer bietenden Ranweli Holiday Village sind durch überdachte, schattige Gänge miteinander verbunden, die sowohl vor der sengenden Sonne als auch vor tropischen Regengüssen schützen. Leider trugen die verschiedenen Büsche und Sträucher nicht besonders viele Blüten, was natürlich die Chancen zur Schmetterlingsbeobachtung schmälerte. Die Eingangstore zum hölzernen Pfad durch den Mangrovenwald waren abgeschlossen und Schilder wiesen darauf hin, dass man sich zum Betreten des Pfades an einen der Hotelmitarbeiter wenden solle, der einen dann begleiten würde. Besonders angenehm fiel uns die in der gesamten Anlage herrschende, ausschließlich natürliche Geräuschkulisse auf - von nirgendwo hörte man Musik, die das kräftige Rauschen des Meeres oder die exotischen Rufe der zahlreichen Vögel übertönt hätte.
Den Rest des Nachmittags, genauer gesagt die Zeit bis gegen 19 Uhr die Sonne unterging, verbrachten wir faulenzend im Schatten der Palmen am zwar nicht gerade riesigen, aber für die geringe Gästezahl völlig ausreichend dimensionierten Pool. Nachdem wir uns fürs Abendessen umgezogen hatten, gingen wir kurz nach 19:30 Uhr hinüber ins Restaurant, in dem heute die 'Sri Lanka Night' stattfand. Wir probierten fast alle der an den Buffets angebotenen, für uns recht exotischen Speisen. Manches schmeckte uns gut, manches nicht so besonders. Insgesamt war aber nahezu alles sehr scharf gewürzt.
Nach dem Essen fand in der Hotelhalle eine Show statt. Wir waren allerdings viel zu müde und gingen daher zurück zu unseren Zimmern, wo wir nur noch die seit dem Beginn unserer Reise geschossenen Fotos auf unser X-Drive hochluden, sämtliche Akkus in ihre Ladegeräte steckten und diese ans Stromnetz anschlossen (220-240 Volt Wechselstrom, für die Steckdosen benötigt man einen UK-Adapter). Gegen 23 Uhr lagen wir dann endlich in den Betten. Zusätzlich zu den am Abend von einem Hotelangestellten erneuerten, elektrisch ganz langsam verdampften Insektenschutzmitteln ließen wir über Nacht noch die Klimaanlage auf kleinster Stufe laufen, um durch die kühlere Luft einen weiteren Schutz vor den wärmeliebenden Moskitos zu haben.
Am nächsten Morgen genossen wir zunächst die große Auswahl am Frühstücksbuffet, die von einem Showkoch nach Wunsch mit Schinken, Käse, Zwiebeln und/oder Paprika zubereiteten Omelettes sowie den erstklassigen Ceylontee. Dann starteten wir zu einem ersten Ausflug aufs Festland, kamen jedoch fürs erste nicht weiter als bis zum Eingang des Mangrovenpfades, wo wir einen Hotelangestellten trafen, der uns das Tor öffnete, so dass wir einen ersten Rundgang auf dem sehr schön angelegten Pfad unternehmen konnten.
Später setzten wir mit der romantischen Holzfähre über den Mangrovenkanal und fragten drüben am Parkplatz einen Taxifahrer nach dem Preis einer Fahrt nach Negombo mit Besuch des Fischmarktes und anschließendem, etwa 3-4 stündigem Aufenthalt in der Stadt. Er verlangte 800 Rupien dafür, was uns nicht zu teuer erschien. Aber wir vertrösteten ihn auf einen anderen Tag, denn heute wollten wir uns erst hier einmal ein wenig umsehen.
Direkt gegenüber dem Parkplatz lag Anthonys halboffen gebautes Restaurant, in dessen fast völlig wandlosem, anscheinend noch im Bau befindlichen ersten Stock er zusätzlich eine Art Souvenirshop zu betreiben schien. Anthony saß auf der Treppe und kam herunter, um uns zu begrüßen. Wir hatten uns bereits gestern Abend beim Essen überlegt, dass wir nicht bis heute Nachmittag warten wollten, sondern lieber schon morgens zu Anthony gehen und unsere Ausflugswünsche mit ihm besprechen wollten. Also saßen wir wenig später in seinem Restaurant, zogen unsere Landkarte hervor und erläuterten die gewünschten Fahrtrouten. Für die Übernachtungen genügte uns jeweils ein Dreibettzimmer und außerdem erwarteten wir kein Luxushotel, wir würden auch in Guest Houses schlafen. Darauf sagte Anthony nein, in Guest Houses könne er uns nicht unterbringen, schließlich hätten wir ein Kind dabei und er wolle nicht, dass wir anschließend zu ihm zurückkämen und uns wegen der schlechten Übernachtungsbedingungen beschwerten. O.K., das überzeugte uns noch mehr, dass wir hier einen verantwortungsvollen Tourveranstalter gefunden hatten. (Leider sollten wir später feststellen, dass dies ein Trugschluss war).
Wir beschlossen, zwei getrennte Fahrten zu unternehmen: eine dreitägige Tour nach Pinnawela, Dambulla, Sigiriya, Matale, Kandy und Peradeniya sollte bereits morgen früh starten und später wollten wir dann noch eine zwei- oder dreitägige Tour ins Hochland nach Nuwara Eliya und in den weiter südlich gelegenen Sinharaya Rainforest unternehmen. Im Reisepreis, den wir zunächst nur für die erste Tour aushandelten, waren 2 Übernachtungen mit Halbpension, Fahrt, Benzin, Guide und alle Eintritte mit Ausnahme des Udawattekele Sanctuary in Kandy enthalten. Die erste Hälfte würden wir heute Nachmittag nach dem Waran-Schauen, die zweite Hälfte nach unserer Rückkehr von der Tour zahlen.
Zufrieden mit der erzielten Vereinbarung, spazierten wir den schmalen Weg entlang, auf dem uns der Bus gestern hierher gebracht hatte. Links und rechts dieses Weges befanden sich einige von hohen Zäunen und prunkvollen Toren eingegrenzte Anwesen, auf denen schöne Häuser, ja fast schon Villen standen. Auch die einfacheren Häuser machten alle einen gepflegten Eindruck. Zwischendurch lagen immer wieder unbebaute Grundstücke mit wilder Vegetation, wo zahlreiche schöne Schmetterlinge umherflatterten. Leider setzten sie sich nur äußerst selten und dann auch nur sehr kurz, so dass es recht schwierig war, sie zu fotografieren.
An einem kleinen Laden deckten wir uns fürs erste mit ein paar großen Flaschen Mineralwasser und Sprite ein, dann schlenderten wir langsam wieder zurück zum Anleger der übrigens rund um die Uhr bereitstehenden Hotelfähre.
Bereits heute Morgen hatten wir Arme, Beine und Gesichter gut mit Sonnencreme eingeschmiert. Jetzt wurde dies mit den gesamten Körpern wiederholt, denn mit der tropischen Sonne ist nicht zu spaßen. Dann nichts wie in die Badesachen und ab an den Pool - unsere jüngste Mitreisende hatte schließlich schon den ganzen Vormittag geduldig darauf gewartet und tobte jetzt glücklich mit ihrer aufblasbaren Robbe im Wasser herum. Zum leicht verspäteten Mittagessen bestellten wir uns an der Poolbar Hamburger und Sandwiches mit Mineralwasser, Coca Cola, Sprite oder einem kühlen einheimischen Bier. Sowohl die Hamburger als auch die Sandwiches wurden mit Pommes Frites serviert und schmeckten sehr gut. Auch die Preise waren absolut in Ordnung (wir hatten Halbpension gebucht und zahlten daher für sämtliche Getränke und das Mittagessen).
Gegen 16:45 verließen wir den Pool, brachten die Badeutensilien auf unsere Zimmer und gingen dann zum Strand südlich des Hotels, um Anthony zu treffen. Außer uns waren noch fünf ebenfalls 'tourinteressierte' Hotelgäste hier und so starteten wir schließlich mit zwei Motorbooten zu einer kurzen Fahrt auf dem Mangrovenkanal, bei der Anthony uns einen beeindruckend großen, wohl immer um diese Zeit an seinem Schlafplatz, einem unter dem dichten Blätterdach gut getarnten, schrägen Baumstamm anzutreffenden Waran zeigte.
Dann ging die Bootsfahrt weiter in den Nachbarkanal und bis zu einer kleinen Anlegestelle seitlich von Anthonys Restaurant. Dort angekommen, zeigte Anthony seine Mappe mit Bildern der verschiedenen Sehenswürdigkeiten herum und auch die anderen buchten schließlich eine zweitägige Tour nach Kandy und Sigiriya. Sie hatten sich anscheinend gar nicht auf den Besuch in diesem Land vorbereitet, denn ihnen waren die auf den Fotos abgebildeten Orte völlig fremd, sie fragten Anthony und - nachdem sie wussten, dass wir bereits gebucht hatten und ziemlich genau wussten, wo wir überall hin wollten - auch uns, was man denn wo ansehen könne.
Zurück in unseren Hotelzimmern, suchten wir schon einmal die Sachen heraus, die wir auf unseren dreitägigen Ausflug mitnehmen wollten und gingen dann zum Abendessen, das heute unter dem Motto 'Western Buffet' stand. Neben verschiedenen, glücklicherweise nicht ganz so scharf gewürzten Gerichten gab es heute Abend feurige Pasta al Arrabiata und ein ebenso scharfes Goulasch. Am Nachtischbuffet standen wieder klasse Kuchen, leckere Ananas, aromatische Minibananen und die von uns besonders geliebten Passionsfrüchte. Unser freundlicher Kellner antwortete auf die Frage, wie die Passionsfrucht hier heiße, 'Weldodan' (wobei ich keine Ahnung habe, ob ich es richtig geschrieben habe). Er gab uns außerdem den Tipp, nachher an der Rezeption für morgen früh Breakfirst- und Lunchpakete zu bestellen. Ab 6 Uhr morgens könnten wir außerdem im Restaurant Tee trinken, allerdings gäbe es dann noch nichts zu essen.
Da wir relativ spät zum Abendessen gekommen waren, fing drüben in der Lobby unterdessen bereits eine Zaubershow an, von der wir uns anschließend auch noch einen Teil anschauten. Wir blieben allerdings nicht bis zum Ende, denn schließlich wollten wir morgen ziemlich früh aufstehen. Nachdem dann noch unsere Taschen für den Ausflug gepackt, die heutigen Bilder aufs X-Drive kopiert, die Akkus zum Aufladen eingesteckt und die Tagebucheintragungen des heutigen Tages beendet waren, zeigte die Uhr doch schon wieder 23:30 Uhr - und um 5:15 Uhr sollte schon wieder der Wecker klingeln!
Am nächsten Morgen ganz gut aus den Federn gekommen, erhielten wir pünktlich um 5:30 Uhr den sicherheitshalber zusätzlich bestellten Wake-Up-Call. Dieser kam jedoch nicht wie erwartet per Telefon, sondern in Form eines mit einer Taschenlampe ausgestatteten Hotelangestellten, der an unsere Tür klopfte und uns einen guten Morgen wünschte. Kurz nach 6 Uhr waren wir im Restaurant, tranken den köstlichen Tee und konnten uns dazu sogar schon Marmeladenbrötchen schmieren. Bepackt mit je 4 Frühstücks- und Lunchpaketen sowie 8 Halbliterflaschen Wasser wanderten wir nun durch die - bis auf die Lämpchen in den überdachten Gängen - stockdunkle Anlage zum Fähranleger. Das mit Petroleumlampen an Bug und Heck versehene Floß brachte uns hinüber zum Festland, wo einer von Anthonys Fahrern namens Goldi schon mit einem Toyota-Minibus auf uns wartete, in dem sich mehr als genug Platz für uns und unser Gepäck fand.
Während der Fahrt ins Landesinnere wurde es nach relativ kurzer Zeit fast schlagartig hell. Überall sahen wir gut gekleidete Menschen auf dem Weg zu ihrer Arbeit und wahre Scharen von weiß oder weiß-grau uniformierten Schulkindern. Viele gingen auf den Landstraßen zu Fuß von einem Ort zum anderen, aber es waren auch zahlreiche Mopeds, Motorräder und Tuk-Tuks unterwegs. Nach allem, was wir über Sri Lankas Straßen gehört hatten, waren wir von der recht guten Straßenqualität überrascht. Dass man trotzdem nur relativ langsam vorankam, lag zum einen an den vielen langsamen Verkehrsteilnehmern, zum anderen an Menschen und Tieren, die entweder auf der Fahrbahn unterwegs waren oder sie gerade überquerten. Und dann gab es noch die Fahrzeuge aller Art, die einfach vom Straßenrand oder aus Seitenstraßen auf die Fahrbahn einbogen, wobei der fließende Verkehr jeweils abbremste, bis sie sich eingefädelt hatten. An einem Ortsrand marschierte sogar ein Waran seelenruhig über die Straße! Während man in Deutschland meinen könnte, dass auf den Straßen lauter Egoisten unterwegs sind, wird hier extrem rücksichtsvoll gefahren!
Als wir in der Nähe von Ambepussa die breitere Straße A1 (wobei A nicht für Autobahn steht!) Colombo-Kandy erreicht hatten, ging es ein wenig schneller voran. Dann erreichten wir schon bald das quirlige Zentrum von Kegalla, einer mittelgroßen, hauptsächlich von Kautschukplantagen und ertragreichen Reisfeldern umgebenen Stadt. Wir befanden uns nun bereits am Fuß des von schroffen Felsen geprägten und mit üppiger Vegetation überzogenen Kandy-Berglandes.
Wenig später bog Goldi auf die schmale Straße nach Pinnawela ab und hielt gegen 8:50 Uhr an einem Platz an einem kleinen Fluss, wo wir die wunderbare Gelegenheit bekamen, einmal selbst auf einem Elefanten zu reiten. Obwohl es sich nur um eine relativ kleine Runde handelte, fanden wir es sehr beeindruckend, auf diesem riesigen, friedlichen Tier zu sitzen, das einen beim Gehen sanft hin- und herwiegte. Neben der von einem Netz feiner Falten überzogenen Elefantenhaut und dem weichen, sensiblen, neugierig unsere Hände abtastenden Rüssel gefielen uns ganz besonders die borstigen Haare auf dem Kopf des Elefanten. Anschließend gingen wir alle hinunter an den kleinen Fluss, wo wir unser Reittier, die Elefantendame 'Raja', die sich im nur etwa 30 cm tiefen Wasser auf die Seite legte, mit Kokosnussschalen abrieben, was sie sichtlich genoss. Nach einer Weile hieß es Abschied nehmen und wir fuhren zum nur noch ein paar Kilometer entfernten
Pinnawela Elephant Orphanage. Dieses 1975 gegründete, vom Department der Nationalen Zoologischen Gärten unterhaltene Elefantenwaisenhaus nimmt Elefantenkinder auf, die ihre Mütter verloren haben, auf der Flucht der Herde nicht folgen konnten, verletzt wurden, während der Trockenzeit in leere Brunnen oder tiefe Gräben gefallen sind oder aus anderen Gründen hilflos aufgefunden wurden. Mit einem besonders nahrhaften, in Wasser aufgelösten Milchpulver päppelt man sie hier liebevoll wieder auf. Die kleinen Dickhäuter bleiben nicht alleine, sondern werden in die inzwischen über 60 Köpfe zählende Elefantenherde integriert, so dass sie zumindest wieder eine Ersatzfamilie haben. Neben den Waisenkindern nimmt Pinnawela auch verletzte erwachsene Elefanten oder auch alte, ausgediente Arbeitselefanten auf.
Wir schauten jetzt kurz bei der Fütterung der Baby-Elefanten zu, die in einem überdachten, von zahlreichen Touristen umstandenen Pferch stattfand, in dem die Tiere jeweils an einem Hinterbein am Betonboden angekettet waren, um sich nicht aus Futterneid gegenseitig wegzuschubsen, was ja auch die Pfleger in Gefahr gebracht hätte. Es dauerte jeweils nur wenige Sekunden, bis die kleinen Kolosse die (geschätzten) 5-7 Liter Milch aus den großen Flaschen gesaugt hatten, die ihnen die Pfleger, hier und da 'assistiert' von über die Absperrung greifenden Touristen, in die Mäuler hielten. Da es momentan wohl nicht besonders viele Elefantenbabys gab, man aber den Touristen 'etwas bieten' wollte, wurden durchaus auch Jungelefanten gefüttert, die wohl gar nicht mehr auf die zusätzliche Milch angewiesen waren.
Nun wanderten wir hinauf zum großen Freigelände, auf dem sich die meisten der hier lebenden, über 60 Elefanten frei bewegen konnten. Nur die großen Bullen waren aus Sicherheitsgründen angekettet. Auf uns machte das weite, teilweise baumbestandene Gelände, auf dem sich überall kleine Grüppchen von Elefanten bewegten, einen starken Eindruck. Da keinerlei Zäune zu sehen waren, war die Illusion einer 'freien' Elefantenherde fast perfekt. Fast, denn am Anfang des Geländes standen Mahouts mit Elefantenmüttern und den dazugehörenden Baby-Elefanten, mit denen sich die Touristen gegen ein kleines Trinkgeld gegenseitig fotografieren durften.
Ein wenig seitlich war ein riesiger, erblindeter Elefantenbulle angekettet, dessen Mahout schon nicht mehr nahm, was jeder geben wollte, sondern einen festen Geldbetrag fürs Fotografieren einforderte. Inmitten der Herde sahen wir einen kleineren Elefant, dem der rechte Vorderfuß fehlte. Er war im Bürgerkriegsgebiet im Nordosten Sri Lankas auf eine Landmine getreten und hatte so seinen Fuß verloren. Der Versuch, ihm eine Prothese anzupassen war leider daran gescheitert, dass er darauf einfach nicht laufen konnte.
Natürlich lässt sich trefflich darüber streiten, ob es die Tiere nicht besser hätten, wenn sie in einem den Menschen unzugänglichen Schutzgebiet untergebracht würden, anstatt hier in dieser eindeutig touristisch ausgerichteten Anlage 'vorgeführt' zu werden. Auch 'in Freiheit' wären wohl die meisten von ihnen auf menschliche Pflege und Fütterung angewiesen, da sie das zum Überleben in der Wildnis nötige Wissen nie von ihren Eltern lernen konnten. Außerdem kostet die gesundheitliche Versorgung und der Unterhalt der Elefanten, deren Futter (bis zu 250 kg pro Tag und Tier) von mehreren Lastwagen im Dauereinsatz von weither herbeigeschafft werden muss, sehr viel Geld. Die aus aller Welt herbeiströmenden Touristen tragen mit ihren Eintrittsgeldern maßgeblich zur Finanzierung des Elefantenwaisenhauses bei und auch die einheimischen Händler verdienen an den Souvenirs, die sie in den umliegenden Straßen an die Touristen verkaufen.
Wir hatten jedenfalls den (zugegebenermaßen subjektiven) Eindruck, dass sich die Elefanten hier sehr wohl fühlten. Pünktlich um 10 Uhr setzte sich die Herde in Bewegung, um ihr morgendliches Bad im nahen Fluss Maha Oya zu nehmen. Den Anfang machten die von ihren Mahouts geführten großen Bullen, alle übrigen Elefanten folgten alleine. Für uns war dieser gewaltige Elefantenmarsch ein sehr beeindruckender Anblick und wir meinten den Tieren anzusehen, dass sie sich auf ihr bevorstehendes Bad freuten.
Nach dem Verlassen des Waisenhauses und der Überquerung der Landstraße ging es durch eine von zahlreichen Souvenirshops, Läden und Gasthäusern flankierte Dorfstraße hinunter zu einer malerischen Furt des Maha Oya. Alle machten den Elefanten bereitwillig Platz, die sich ihrerseits von den Menschen völlig unbeeindruckt zeigten. Immerhin legten sie diesen Weg ja vier mal täglich zurück und kannten daher das Prozedere ganz genau. Der Elefant mit dem fehlenden Vorderfuß lief ganz hinten bei den letzten Tieren der Herde, kam aber auf seinen drei Beinen ganz gut mit.