Rømø 1997
Impressionen eines Badeurlaubs mit Ausflügen
nach Jütland und Sylt - "Erholung pur" in der wunderbaren "Sandwüste"
am Südzipfel der dänischen Insel!
Reisezeitraum:
16. - 30. August 1997
Fahrzeuge:
VW Golf Variant und Nissan Sunny
Übernachtungen:
Ferienhaus im Feriecenter Rim, Havneby
Urlaubsbericht:
Im Norden und Westen war unser Ferienzentrum von lichten, ab und zu durch Heideflächen unterbrochenen
Kiefernwäldern umgeben, in denen zahlreiche private Ferienhäuschen standen. Während sich im Süden weite,
im Laufe der Zeit durch Eindeichung hinzugewonnene Acker- und Weideflächen ausdehnten, lag östlich auf
dem Weg in den kleinen Ort Havneby dieser wunderschöne, typische Rømø-Hof
mit den reetgedeckten Dächern und weißen Verzierungen um Fenster, Türen und Schornsteine
Am riesigen, äußerst flachen Sønderstrand: Noch
mehrere hundert Meter weit draußen reichte uns das Wasser nur bis zur Hüfte.
Bei Ebbe zog sich die Wasserlinie sehr weit zurück und hinterließ
im festen, nassen Sand interessante Strukturen, von denen wir uns auf zahlreichen langen
Strandspaziergängen wunderbar die Fußsohlen massieren lassen konnten!
Auf den Strand kann man übrigens relativ problemlos mit
dem Auto fahren - angesichts der Entfernung zum Wasser, die vom Parkplatz
oben an der Düne stattliche 3 - 4 km beträgt, ist das ganz angenehm,
vor allem auch wegen der scharfkantigen Muschelschalen, die im trockenen
Sand doch ziemlich unangenehme Folgen für Barfußgänger und
Sandalenträger haben können. Man orientiere sich aber unbedingt
an den Fahrspuren anderer Fahrzeuge, denn es hat sich schon so mancher im
lockeren Sand festgefahren (in diesem Fall gibt es einige einheimische "Retter"
mit Geländefahrzeugen, die sich an jedem Wochenende bereithalten, die
Neulinge gegen Bares wieder flottzumachen!)
Endlich einmal genügend Platz und auch ein schöner, stetiger Wind - da macht das Spiel mit dem
Drachen so richtig Spaß!
Abendstimmung an der Südostküste von Rømø: Blick auf das Wattenmeer zwischen der Insel und dem
keine 10 Kilometer entfernten dänischen Festland
Tagesausflug mit der Fähre M/F Westerland auf die deutsche Nachbarinsel Sylt. Frei- bzw.
Ermäßigungstickets für die ca. 50minütige Überfahrt bekommt man auf Rømø oft geschenkt.
Sie gelten jedoch nur für Fußgänger, für Fahrräder oder PKWs muß man den vollen Preis bezahlen.
Auch als Fußgänger kommt man auf Sylt - dank des guten Linienbusnetzes - recht preiswert überall hin.
Zu bestimmten Abfahrtszeiten machen die Fähren einen Bogen zu einer
Seehundbank - bleiben aber weit genug
davon entfernt, um die Tiere nicht zu stören. Mit bloßem Auge
waren die Seehunde nur als schwarze Punkte auszumachen; man benötigt
unbedingt ein Fernglas bzw. ein starkes Teleobjektiv!
Nachdem wir die "Ellenbogen" genannte, ganz der Natur und einsamen Spaziergängern gehörende
Nordspitze Sylts passiert hatten, näherte sich unser Schiff nun dem Hafenort List.
In dieser nördlichsten Gemeinde Deutschlands gibt es wunderschöne alte, reetgedeckte Häuser.
Während der etwa 35minütigen Busfahrt ins nahe der Inselmitte an der Westküste gelegene
Westerland bewunderten wir weitere Reetdachhäuser (insbesondere in Kampen,
dort allerdings fast alle neu erbaut) und die schöne, hügelige Landschaft der Insel. Hinter den
hoch aufgetürmten Dünen auf der Westseite blitzte manchmal die Nordsee hervor, während das Land an den sanft
geschwungenen Buchten auf der Ostseite ganz flach ins Wasser auslief. Im größten Ort der Insel angekommen,
spazierten wir sowohl durch den modernen Stadtkern mit Fußgängerzone und eintrittspflichtigem Strand als auch
durch das historische "Alt-Westerland" mit alten, reetgedeckten Häusern und der schönen, 1635 erbauten
St. Niels-Kirche.
Ein weiterer Tagesausflug führte uns nach Ribe, der ältesten Stadt
Dänemarks.
An der Stelle, wo heute das etwa 40 km von Rømø entfernte Städtchen Ribe liegt, wurde bereits um das Jahr
700 herum ein Handelsplatz gegründet, der sich schon bald zu einem internationalen Knotenpunkt zwischen dem
Norden der Wikingerzeit und Westeuropa entwickelte. Ribe ist damit sowohl Dänemarks als auch des gesamten
Nordens älteste Stadt. Etwa 860 erhielt der spätere Bischof Ansgar vom dänischen König die Erlaubnis, hier
eine Kirche zu bauen, doch erst vom Jahr 948 an weiß man sicher von einem Bischof - und einem Dom - in Ribe.
Funde, die seinen damaligen Standort belegen, wurden bisher noch nicht gemacht. Im 12. Jahrhundert machte
Ribe die heftigste Entwicklung seiner Geschichte durch. Die mittelalterliche Stadt breitete sich auf das
Westufer des Flusses aus, wo ihr Zentrum, der Dom, in seiner heutigen Gestalt in der zweiten Hälfte des
12. Jahrhunderts errichtet wurde. Pfarrkirchen, Klöster und eine Befestigung kamen hinzu, so daß eine
Doppelstadt auf beiden Seiten des Flusses entstand.
Links: St. Catharinae Kirche und Kloster mit einem wunderschönen Innenhof.
Der prächtige Komplex ging aus einem 1228 als Bettelmönchskloster von den Dominikanern gegründeten
Kloster hervor. Die heutige Kirche ist die dritte an dieser Stelle und stammt aus dem 15. Jahrhundert.
Nach der Reformation wurde sie Pfarrkirche; die Klosterflügel dienten als Hospital. Im Laufe der Zeit im
weichen Boden immer mehr abgesackt, stand die Kirche kurz vor dem Einsturz, bis sie in den 1920er Jahren
in einer einzigartigen Aktion mit einer Unzahl Wagenheber langsam in die Senkrechte zurückgedrückt wurde.
Rechts: Die alte Gasse Sortebrødregade mit Kopfsteinpflaster und den originellen Zunftschildern eines
Optikers und Uhrmachers
Sehr gut gefiel uns Ribes Vikinger, das Museum für Wikingerzeit und Mittelalter am
Odinsplatz. Tausende von Funden aus den archäologischen Ausgrabungen
der letzten Jahre erzählen hier die Geschichte der Stadt von 700 bis
1700. Zur Wikingerzeit war Ribe einer der größten und bedeutendsten
Handelsplätze. Das Museum zeigt die Waren, die Handwerker an Ort und
Stelle herstellten und diejenigen, die die Wikinger von weit her importierten.
Ein rekonstruierter Marktplatz zeigt einen Markttag im Ribe des Jahres 800
und in einem Nachbarraum wurde ein Teil der Stadt aus dem Jahre 1500 mit
alten Häusern und engen Gassen rekonstruiert.
Auch der Dom von Ribe ist einen Besuch
wert - vom 52 m hohen Bürgerturm hat man nach der Bewältigung von insgesamt 248 Stufen einen schönen Rundblick
auf die Stadt und ihre Umgebung.
Der Dom von Ribe wurde Ende des 12., Anfang des 13. Jahrhunderts aus rheinländischem Tuffstein, deutschem
Sandstein und jütländischem Granit erbaut. Ursprünglich waren die beiden westlichen Türme gleich hoch, aber
in der Weihnachtsnacht 1283 brach der eine Turm zusammen und begrub viele Menschen in der Kirche unter sich.
1333 war dann der jetzige Bürgerturm aus Ziegelsteinen fertiggestellt. Durch den Anbau einiger Kapellen auf
jeder Seite des Domes wurde das ursprünglich dreischiffige Gotteshaus fünfschiffig. Eine umfassende Restaurierung
um das Jahr 1900 herum rettete das Gebäude vor dem Zahn der Zeit und gab ihm das heutige Aussehen. Das Chorgestühl
zu beiden Seiten des Altars, das Taufbecken und der fünfarmige Kerzenleuchter stammen aus dem Mittelalter,
während die sonstige Bestuhlung im Rahmen der Renovierung erneuert wurde. Besondere Beachtung verdienen die
handgeschnitzten Details an den Bänken: keine zwei Verzierungen sind gleich. 1982-87 wurde die Kirche mit
Mosaiken, Kalkmalereien und neuen Glasmalereien in der Apsis sowie einem neuen Altar geschmückt, so daß auch
unsere Zeit nun ihre Spuren in der Kirche hinterlassen hat.
Ribe war früher die "Stadt der Störche". Noch 1939 zogen hier 34 Storchenpaare 81 Junge auf. Heute (1997)
ist Ribe noch Sommerresidenz eines der insgesamt 8 übriggebliebenen Storchenpaare des Landes. Nester befinden
sich an mehreren Stellen in Ribe; 1996 wohnte das Storchenpaar auf "Det Gamle Rådhus" und bekam 2 Junge.
Durch neue Feuchtgebiete rund um Ribe sollen die Lebensbedingungen der Störche verbesssert und damit die
Population wieder erhöht werden.
Den nächsten Tagesausflug machten wir nach Tønder,
das bereits 1243 die Stadtrechte erhielt und zwischen Mittelalter und Renaissance als Hafenstadt mit der
Verschiffung von Getreide und Vieh eine große Blütezeit erlebte. Die um 1550 erfolgte Eindeichung der
Nordseeküste verhinderte zwar die regelmäßigen Überschwemmungen des umliegenden Marschlandes, ließ aber
auch den Hafen allmählich versanden, so daß die strebsamen Kaufleute neue Wege gehen mußten. Sie schufen
die schleswigsche Klöppelindustrie und machten damit den Namen der Stadt weltbekannt. Der jahrhundertelange
deutsch-dänische Streit um das Herzogtum Schleswig endete 1920 mit einer Volksabstimmung, nach der das
Gebiet geteilt wurde; Tønder und der nördliche Teil wurden wiedervereint mit dem dänischen Königreich.
In der alten Apotheke von Tønder findet
man ein über 3 Stockwerke verteiltes Sammelsurium nützlicher und
unnützer Dinge, unter denen ein ganzjähriger Weihnachtsmarkt,
wunderbare Puppen (links) und Bären oder skurrile maritime
Gegenstände genauso zu finden sind wie Gläser, Tischdecken und
Kerzen.
Ebenfalls sehr zu empfehlen ist die Christkirche von Tønder - sie wurde
im 16. und 17. Jahrhundert von wohlhabenden Spitzenhändlern prachtvoll
ausgestattet.
Am Ortsrand von Møgeltønder liegt
Schloss Schackenborg, der Wohnsitz des
dänischen Prinzenpaares Joachim und Alexandra. Der Park ist zu bestimmten
(sehr eingeschränkten) Zeiten zu besichtigen, das Schloss kann man nur
von außen betrachten.
Die Hauptstraße von Møgeltønder
mit ihrem Kopfsteinpflaster, den
Lindenbäumen am Wegesrand und nicht zuletzt den vielen schönen,
reetgedeckten alten Häusern gilt als Dänemarks schönste
Dorfstraße.
An ihrem anderen Ende steht die reich mit Schnitzereien und Malereien
geschmückte, in ihren ältesten Teilen aus dem 12. Jahrhundert stammende
Kirche des Ortes - wirklich sehenswert!
Auf dem Rückweg nach Rømø folgten wir der Beschilderung zur
Schleusenanlage Højer Sluss im
Flüsschen Vidå südlich des Ortes Højer.
Links: Von hier aus bot sich ein weiter Blick über das Watt seitlich der Schleusenanlage
Rechts: Diese hübsche Windmühle entdeckten wir im Ortskern von Højer
Inselerkundung auf Rømø:
Im kleinen Hafen von Havneby warten die Fischkutter auf ihre
nächste Fahrt hinaus aufs Meer
Die St. Clemens Kirke, ein ursprünglich spätgotisches Gotteshaus, wurde im 17. Jahrhundert
erheblich erweitert und erhielt damals bereits ihr heutiges Aussehen. Sie ist nicht nur von
außen hübsch anzuschauen - ihr Innenraum weist eine reiche Ausstattung
mit Schnitzereien an Bänken, Kanzel und Altar, prunkvolle Kronleuchter
und mehrere schöne Votivschiffe auf. All dies verdankt die Kirche den frommen Seeleuten, die ihren
Schutzheiligen Clemens um Beistand für die nächste gefährliche Fahrt bitten wollten.
An der Nordmauer des Friedhofs sind die sogenannten
Kommandørstenene zu betrachten
- eine einzigartige Sammlung hoher Grabsteine, die sich die von Rømø stammenden
Kommandeure (= holländisch für Kapitäne) deutscher und holländischer Grönland-Walfangschiffe aus der
Gegend der Rheinmündung mit nach Hause brachten, denn auf Rømø gab es keine solchen Steine.
Die Grabsteine weisen Ornamente und Inschriften auf - manche enthalten sogar eine Lebensbeschreibung
des Kapitäns und seiner Familie.
In Juve, dem nördlichsten Dörfchen der Insel kann man einen außergewöhnlichen
Gartenzaun aus Walunterkieferknochen anschauen - er stammt aus dem Jahre
1772 und steht heute unter Denkmalschutz. Da zur damaligen Zeit auf
Rømø weder Holz noch Steine zur Verfügung standen, benutzten
die Inselbewohner dieses ungewöhnliche Material, um einen Hof zu begrenzen.
Ganz in der Nähe in Toftum liegt der Kommandørgård - ein von 1748
stammender, vollständig restaurierter Hof, der heute als Nationalmuseum
von dem Wohlstand zeugt, den die Kommandeure im 18. Jahrhundert nach
Rømø brachten.
Einige der wunderschönen Rømø-Höfe,
die meist etwas abseits der durch die hügelige Landschaft führenden
Straßen und im Schutz von kleinen Wäldchen liegen. Eines haben
sie (neben dem Reetdach) alle gemeinsam - eine sehr aufwendig und kunstvoll
gestaltete und bemalte Eingangstür!
Nochmals Meer und Strand:
Links: Sonne, Wolken und Meer - ein wunderschöner Anblick, den man stundenlang
genießen konnte!
Rechts: Bei Ebbe schienen die Fähren hinüber nach Sylt zu "Wüstenschiffen" zu werden
Ab und zu tuckerte ein Fischkutter an "unserem" Strand vorbei zu seinen Fanggründen
Tagesausflug nach Esbjerg
Hier besuchten wir zunächst das Fischerei- und Seefahrtsmuseum
mit einem sehr interessanten, mehr als 20 Becken umfassenden Salzwasseraquarium,
das die Fische und Meerestiere der dänischen Nord- und Ostsee zeigt.
In den übrigen Räumen des Museums sind eine umfassende Sammlung
von Schiffsmodellen, eine Fischereiausstellung mit originalen Gegenständen,
Fahrzeugen, Modellen und Gemälden sowie einer Ausstellung über
die Entwicklung der dänischen Hochseefischerei zu betrachten. Im
großen Freigelände kann man ein nachgebautes Hafenbecken mit Schiffen,
Werften und Werkstätten besuchen; hier wird rund um das Jahr in den
alten Handwerken gearbeitet.
Zweimal täglich, um 11 Uhr und 14:30 Uhr kann man im angegliederten
Robbarium (dänisch: Sælariet)
bei der Fütterung der Seehunde zuschauen - das Becken besitzt außerdem
große Unterwasser-Scheiben - erst hier sieht man so richtig, welch
elegante Schwimmer die Tiere sind.
Nicht weit vom Museum ragt am Strand von Sædding die neun Meter hohe
Monumentalplastik "Der Mensch am Meer" auf. Zwischen Himmel und Wasser,
Seite an Seite und gleichermaßen würdevoll schauen vier kreideweiße,
stark stilisierte Gestalten übers Meer.
Durch einen Teil des größten Hafens Dänemarks (dem Esbjerg seine Existenz
verdankt: König Christian IX erließ 1868 ein Gesetz zur Anlage dieses Hafens) ging es
anschließend zum Museumsfeuerschiff "Horns Rev". Dieses größte
erhaltene hölzerne Feuerschiff der Welt wurde 1912 in Fåborg gebaut und sicherte
bis 1984 die Schifffahrt entlang der gefährlichen jütländischen Westküste.
Heute ist es als Museumsschiff fast original im Zustand seiner letzten Dienstzeit zu besichtigen;
an Bord ist eine Ausstellung eingerichtet, die zeigt, wie das Leben an Bord verlief und wie das
Schiff arbeitetete.
In Esbjergs Innenstadt sehr zu empfehlen: Esbjerg Museum / Westjütlands Bernsteinmuseum,
die Fußgängerzone Kongensgade und der Marktplatz Torvet mit einem
Reiterstandbild des Stadtgründers König Christian IX. Neben den
guten Einkaufsmöglichkeiten kann man hier eine Vielzahl von hübschen
alten Gebäuden (Ende der 80er Jahre des 19. Jahrhunderts bis zum 1.
Weltkrieg) betrachten.
Vom obersten Stockwerk des Wasserturms "Vandtårn" bietet sich eine hervorragende
Aussicht auf den Hafen und die Stadt - der Turm beinhaltet eine Ausstellung über seine
und die Geschichte anderer europäischer Wassertürme.
Zum Abschluß noch einmal Fotos vom wunderbaren Sønderstrand auf Rømø:
Nach einer Springflut war zu unserer Verwunderung fast der gesamte, mehrere Kilometer breite Strand
überflutet!
Rechts: Unser letzter Sonnenuntergang auf Rømø - Wolken und das immer noch in einzelnen
Tümpeln auf dem Strand stehende Wasser zauberten einen wunderbaren Anblick
E N D E
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