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Fünen 1995

In diesem Jahr starteten wir zur Erkundung der - zu Recht - "Garten Dänemarks" genannten Insel von Fåborg aus - hier begeisterten uns vor allem die hübschen, reetgedeckten Bauernhäuser und die wunderbaren Stockrosen!

Karte Fünen 1995
  • Reisezeitraum:
  • 9.- 23. September 1995

  • Fahrzeuge:
  • 2 PKWs: VW-Golf Variant und Nissan Sunny

  • Fähre:
  • DSB: 'M/F Najaden':

    Fynshav (Als) - Bøjden (Fyn) / Bøjden - Fynshav

  • Übernachtungen:
  • Ferienwohnung im Feriehotel Klinten in Fåborg

  • Reiseroute:
  • Bremen - Hamburg - Als - Fünen - Sternfahrten auf der Insel - Als - Hamburg

  • Reisebericht:
  • Auf der Fahrt nach Fünen, die wir samstags morgens um 5:15 Uhr angetreten hatten, machten wir gegen Mittag einen Abstecher nach Bremen, um uns die Altstadt rund um den Markt - mit Rathaus, Roland, Dom, schönen Häusern im Rokoko- und Renaissancestil und natürlich den Bremer Stadtmusikanten - anzuschauen.

    Bremer Stadtmusikanten

    Leider waren sowohl die Liebfrauenkirche (Orgelprobe) als auch das Rathaus (Staatsbesuch) geschlossen, weshalb wir sie nur von außen betrachten konnten. Der Dom, dessen Westfassade mit den beiden 98 m hohen Türmen wir sehr eindrucksvoll fanden, war jedoch geöffnet. Sein dreischiffiger Innenraum weist zwei Krypten und mehrere Seitenkapellen sowie eine kunstvoll geschnitzte Kanzel - ein Geschenk der schwedischen Königin Christine - auf.

    Das in der Ostkrypta untergebrachte Dommuseum besuchten wir nicht, dafür aber die Bleikeller, in denen während der Bauzeit des Domes die Bleiplatten für die Dacheindeckung gelagert wurden. Heute befindet sich hier ein etwas kurioses Museum: in mit Glasplatten abgedeckten Holzsärgen liegen sieben lederartig eingetrocknete Leichen, die teilweise in diesen Räumen starben, teilweise erst nach ihrem Tod hierhergebracht wurden. Das besondere an diesem Ort ist, dass keine der Leichen verwest, sondern aus nicht ganz geklärten Umständen zu einer Art Mumie wird. Die ersten Toten waren arme Leute wie z. B. ein vom Dom abgestürzter Dachdecker; die älteste Leiche stammt von 1450. Erst als man per Zufall das Geheimnis dieses Ortes entdeckte, wurden auch vornehmere Leute wie eine schwedische Gräfin oder ein englischer Major hier bestattet.

    Nun wanderten wir zum Schnoorviertel, einem früheren Wohngebiet von Ratsherren und Kaufleuten mit engen Straßen und alten Bürger- und Handwerkerhäusern aus dem 16.-19. Jahrhundert, in denen sich heute Antiquitätenläden, originelle Gaststätten, kleine Galerien und schöne Geschäfte mit allerlei Krimskrams befinden. Uns gefielen besonders ein Buddelschiff-Laden und ein Geschäft, das ausschließlich Windspiele aller Größen verkaufte, von denen eine ganze Anzahl zu Werbe- und Demonstrationszwecken draußen auf dem Bürgersteig im Wind flatterte. In den Obergeschossen der Häuschen wohnen Künstler, Kunsthandwerker und Gewerbetreibende.

    Anschließend schauten wir uns die schmale Fußgängerpassage Böttcherstraße an. Diese ehemalige Handwerkergasse ließ der Bremer Kaufmann Ludwig Roselius, der ein Denkmal niederdeutscher Kultur und bremischen Pioniergeistes schaffen wollte, 1924-31 von zwei Architekten und einem Bildhauer gestalten. Das Ergebnis ist eine eigentümliche Mischung von mittelalterlichen und expressionistischen Formen, alles in rotem Backstein ausgeführt. Roselius ist der Erfinder des koffeinfreien Kaffees und gründete 1906 die Kaffee-Hag-AG. Das 1588 erbaute "Roseliushaus" kaufte er bereits 1904, es wurde zur Keimzelle der neugestalteten Böttcherstraße. Während des zweiten Weltkrieges wurde 1944 ein großer Teil der Straße zerstört, jedoch später wieder aufgebaut.

    Heute bietet die Passage eine Vielzahl von Ausstellungen, Läden, Gaststätten und ein Theater. Vor einem der Restaurants betrachteten wir die beiden Außenaquarien links und rechts des Eingangs, in denen schöne exotische Fische schwammen. Am "Haus des Glockenspiels", dessen 30 aus Meissener Porzellan gefertigte, 16-34 cm große Glocken durch ein Netz geschützt waren, kamen wir gegen 10:45 Uhr an. Das nächste Spiel fand erst um 12 Uhr statt; so lange konnten wir natürlich nicht warten, aber gerade wurde die Viertelstunde geläutet - immerhin etwas!

    In der Langenstraße betrachteten wir die historische Fassade der 1587/88 errichteten Stadtwaage. Wie viele andere Gebäude der Bremer Altstadt wurde auch dieses Haus im zweiten Weltkrieg zerstört und später (1960) in alter Gestalt, aber mit neuer Rückfront wieder aufgebaut. Der sechsgeschossige Südgiebel mit einer Vorhalle im Untergeschoss ist mit allerlei Schmuckwerk reich verziert. Über dem ersten Stock der heutigen Sparkassenfiliale weist eine kleine goldene Waage auf den früheren Zweck des Gebäudes hin.

    Auf der Weiterfahrt gerieten wir etwa 40 km vor Hamburg in einen durch einen Unfall verursachten Stau - das kostete uns die letzte halbe Stunde der vorsichtshalber eingerechneten Pufferzeit. Normalerweise hätten wir trotzdem - bei einigermaßen flotter Fahrweise - unsere Fähre in Fynshav locker erreicht. Aber kaum hatten wir den Elbtunnel einige km hinter uns gelassen, standen wir bereits im nächsten Stau, der uns diesmal 25 Minuten aufhielt, die wir irgendwie wieder aufholen mussten. Auch dieser Stau wurde durch einen Unfall verursacht: zwei Autos waren auf einen vorausfahrenden Wagen aufgefahren - rätselhaft, wie aus einer solchen vergleichsweise geringen Ursache ein so großer Stau werden konnte.

    Sobald die Autobahn wieder einigermaßen frei war, drückten wir also voll auf die Tube. Am Grenzübergang angekommen, trauten wir unseren Augen kaum: auch hier war ein Stau von nicht zu verachtender Länge! Ich war davon ausgegangen, dass innerhalb der EU keine Grenzkontrollen mehr stattfinden und hatte natürlich keinerlei Wartezeiten an der Grenze eingerechnet. Voller Ungeduld schlichen wir also in der Autoschlange vorwärts. Endlich an der Kontrollstelle angekommen, wurden wir - wie übrigens alle anderen, die wir vor uns sahen - von dem Beamten einfach durchgewinkt, was in beiden Autos weitere Schimpftiraden auf diese absolut unsinnige Verzögerung auslöste.

    In Dänemark darf man in den Ortschaften nur 50 km/h, außerhalb der Orte nur 80 km/h schnell fahren, außerdem wird streng kontrolliert und noch viel strenger bestraft. Bei Einhaltung dieser Vorschriften konnten wir jedoch unsere Fähre vergessen. Angenommen, wir könnten mit der nächsten Fähre mitfahren, kämen wir nicht mehr innerhalb der fürs Schlüsselabholen angesetzten Zeit zu unserer Ferienanlage - was also tun? In der Hoffnung, auch kurz vor der Abfahrt noch aufs Schiff gelassen zu werden (man sollte eigentlich 30 Minuten vorher da sein), entschieden wir uns, auch hier in Dänemark alle Geschwindigkeitsbegrenzungen zu ignorieren und unser Rennen gegen die Zeit fortzusetzen.

    Auf der Nationalstraße 8 rasten wir ziemlich waghalsig - immerhin war das hier keine Autobahn mehr - über Sønderborg in Richtung Fynshav. Es sah leider immer mehr so aus, als ob wir der Fähre gerade noch nachwinken könnten. Schließlich erreichten wir Fynshav, rasten auf den Hafen und das Wasser zu und kamen wie ein Überfallkommando mit quietschenden Reifen vor dem Kontrollgebäude zum Stehen. Das Schiff war noch da, sah aber so aus, als wolle es gerade losfahren - kein Wunder, es war nur ein oder zwei Minuten vor 16 Uhr!

    Drei uniformierte Männer standen vor der Auffahrtsrampe, anscheinend völlig verwirrt angesichts unserer hollywoodreifen Ankunft. Ich stürzte aus dem Auto und auf sie zu. Gaaanz ruhig und gelassen antworteten sie auf meine hastig hervorgestoßene Frage, ob wir noch mitkönnten, Tickets hätten wir bereits, mit "Jaaa". Also schnell die Fahrscheine herausgeholt, wieder zu den dreien hin, stempeln lassen, rein ins Auto und rauf aufs Schiff - Puh!

    Unmittelbar hinter uns wurde die Klappe zugemacht und die Fähre setzte sich in Bewegung. Wir suchten Jacken und Taschen zusammen und gingen hinauf aufs Mitteldeck, wo wir zunächst alle hinter den verschiedenen Türen mit der Aufschrift "WC" verschwanden. Anschließend schauten wir uns ein wenig im Schiff um - viel war hier nicht zu sehen, denn die "Najaden" war ein ziemlich altes und recht kleines Fährschiff, das die Strecke Fynshav-Bøjden ganz alleine bediente. Die Überfahrt dauerte 50 Minuten, so dass auf jeder Seite alle zwei Stunden eine Abfahrt stattfand. Das Schiff war kein Luxusliner, bot aber für eine so kurze Fahrt genügend Bequemlichkeit. Dass es keinen Tax-Free-Shop besaß, hätten wir uns denken können, denn schließlich handelte es sich um eine innerdänische Fähre.

    Fast die gesamte Fahrtzeit über den Kleinen Belt verbrachten wir draußen auf dem Oberdeck und betrachteten das Meer und die Küstenlinien des Festlandes und der verschiedenen Inseln. Das Wetter war zwar trüb (bedeckter Himmel und Wind), aber trocken. Die unmittelbare Umgebung des Schiffes war klar zu erkennen, alles weiter entfernte lag jedoch unter einem Nebelschleier. Jetzt, wo wir Zeit hatten, darüber nachzudenken, fiel uns auf, wie verrückt wir den Kontrolleuren und Passanten in Fynshav erschienen sein mussten - ganz zu schweigen von der Gefahr, in die wir uns und andere während der Autofahrt von Hamburg bis Fynshav, insbesondere auf der erheblich gefährlicheren Landstraße, gebracht hatten.

    Nach etwas mehr als einer halben Stunde konnten wir, auf der rechten Seite des Schiffes nach vorne schauend, den ersten Blick auf einen Küstenstreifen unserer Urlaubsinsel Fünen werfen. Was hier vor unseren Augen immer näher kam, war Sønderhjørne, der südwestlichste Ausläufer der Halbinsel Horne Land, auf der auch unser Zielhafen Bøjden lag.

    Sicher und pünktlich auf fünischen Boden angelangt, konnten wir uns für die letzten 14 km bis zu unserem Feriendomizil in Fåborg genügend Zeit lassen und die hübschen Bauernhäuser am Straßenrand bewundern. Im Danland Feriehotel Klinten angekommen, waren die Formalitäten an der Rezeption schnell erledigt: gegen Vorlage unserer Buchungsbestätigung und Hinterlegung einer Schlüsselkaution von 100 DKR erhielten wir zwei Wohnungsschlüssel, einen Lageplan der Ferienanlage und eine kurze Erklärung, wo unsere Wohnung, Schwimmbad, Sauna, Restaurant usw. zu finden seien und wie der morgendliche Brötchenservice funktioniere. Diesen Service nahmen wir dann auch gleich in Anspruch und bestellten für morgen früh "Rundstykker". Das Geld für die Brötchen legte man passend in die Bestelltüte, die in einen Kasten an der Rezeption eingeworfen wurde.

    Nachdem die heute zurückgelegten 704 Straßenkilometer notiert waren, starteten wir zur Besichtigung unserer im ersten Stock gelegenen, sich über die gesamte Haustiefe erstreckenden 60-qm-Wohnung: Vom Eingang aus führte ein schmaler Flur an einem separaten Schlafzimmer und dem Bad vorbei in den großen, mit hellem Holz und hellblau gemusterten Polstersofas möblierten Wohnraum. Die aus einem riesigen Fenster und einer Glastür bestehende Außenwand dieses Raumes ging auf den überdachten Balkon, von dem aus man auf den Innenhof mit Freibad und Spielplatz blickte.

    Das auf der linken Seite gelegene Meer wurde leider größtenteils von dem niedrigen Schwimmbad- und Restaurantgebäude verdeckt - einen besseren Meeresblick hatten nur die im Stockwerk über uns gelegenen Wohnungen. Gegenüber der Fensterwand war eine weiße Küchenzeile mit Spüle, Herd, Kühlschrank und Spülmaschine installiert; den Zwischenraum zum eigentlichen Wohnbereich füllte der große, mit einer Schmalseite an der Wand stehende Esstisch. Die Sofas im Wohnzimmer konnte man in ein Doppel- und zwei Einzelbetten verwandeln; zusammen mit den beiden Betten im Schlafzimmer bot die Wohnung also sechs Schlafplätze.

    Nachdem wir uns davon überzeugt hatten, dass alles sauber und in Ordnung war, begannen wir mit dem Entladen von Gepäck und Vorräten. Alle Klamotten kamen in den großen Wandschrank im Schlafzimmer - hier war genügend Platz für alles. In der elektrischen Kühltasche, die während der Fahrt an den Autostromkreis angeschlossen gewesen war, hatten wir Käse, Wurst, Schinken und sonstige, auf ständige Kühlung angewiesene Lebensmittel transportiert, so dass wir von Anfang an über einen wohlgefüllten Kühlschrank verfügen konnten.

    Soweit man das jetzt schon beurteilen konnte, schien die übrige Kücheneinrichtung, bestehend aus Geschirr, Gläsern und Besteck, Töpfen, Pfannen und Schüsseln, ausreichend. Wir wunderten uns nur über die in der Mehrzahl eher kleinen Töpfe und den lediglich aus zwei Kochplatten bestehenden Herd - schließlich war dies eine Ferienwohnung für sechs Personen, da musste doch mit größeren Mengen und mehr als zwei Menübestandteilen gerechnet werden!

    Anschließend begaben wir uns auf einen kleinen Rundgang durch die Ferienanlage, der uns natürlich zu allererst einmal ans Meer führte. Über eine kleine Treppe gelangten wir an das obere Ende des schön angelegten Badestrandes. An einem hier aufgestellten Mast flatterte eine blaue Fahne mit einem großen weißen Kreis, in dessen unterer Hälfte blaue Wellenlinien Wasser andeuteten. Wie wir später erfuhren, zeigte diese in ganz Dänemark verwendete Fahne die gute, regelmäßig überprüfte Wasserqualität an und wäre im Falle einer Verschlechterung sofort eingeholt worden.

    Meer bei Fåborg

    In Richtung Stadt schauend, sahen wir ein rot-weißes Schiff den Hafen verlassen; dies war eines der Fährschiffe von Fåborg ins schleswig-holsteinische Gelting. Etwas weiter in der entgegengesetzten Richtung wurde der Strand schmäler und die Wellenbrecher aus groben Steinen sowie einige sehr zerbrechlich wirkende Stege reichten ein gutes Stück weit ins Meer. Dazwischen ragten die schwarzen und roten Markierungsfähnchen der ausgelegten Reusen aus dem Wasser und hier und da schaukelte ein kleines Boot auf den Wellen.

    Nun warfen wir noch einen Blick ins Restaurant, den Vorraum zu Schwimmbad und Sauna (mit Straßenschuhen wollten wir nicht weiter hineingehen), den Waschsalon mit Münzwaschmaschinen und die "Spielhölle" mit diversen Spielautomaten, einer Tischtennisplatte, mehreren Billiardtischen und diversem Spielzeug für Kinder - überall öffnete unser Wohnungsschlüssel die Eingangstür - so war gewährleistet, dass sich in den Räumen nur Gäste des Ferienhotels aufhalten konnten. Abends stellten wir fest, dass der zur Wohnungseinrichtung gehörende Farbfernseher neben mehreren dänischen Programmen und dem in drei verschiedenen Sprachen ausgestrahlten Hotelkanal auch fünf deutsche Programme aufwies.

    In den zwei Wochen unseres Aufenthaltes auf Fünen machten wir eine ganze Reihe von Tages- und Halbtagesausflügen über die Insel, die hier in der Reihenfolge unseres Besuches genannt werden; abends hatten wir praktischerweise fast immer Schwimmbad und Sauna für uns alleine. Doch zunächst einige Infos zur Insel:

    Die mit knapp 3.000 Quadratkilometern zweitgrößte Dänische Insel Fünen wird nicht von ungefähr "Garten Dänemarks" genannt. Sie liegt schön geschützt mitten im Land und weist fruchtbare, größtenteils landwirtschaftlich genutzte Böden auf. Die Landschaft mit ihren sanften Hügeln ist sehr romatisch und strahlt Ruhe und Beschaulichkeit aus - Bäume stehen am Wegesrand, die Dörfer bestehen aus idyllischen Fachwerkhäusern mit Reetdächern; neben Windmühlen und Dorfkirchen sind nicht zuletzt auch zahlreiche Herrensitze mit gepflegten Gärten und Parks zu bestaunen.

    Odense, Bogense, Middelfart, Assens, Fåborg, Svendborg, Nyborg, Kerteminde und Ringe heißen die fünischen Städte. Mit Ausnahme von Odense, der drittgrößten Stadt Dänemarks mit fast 200.000 Einwohnern, sind die übrigen ausgesprochene Kleinstädte. Lediglich Svendborg hat mehr als 40.000 Einwohner. Alle diese in der Mehrzahl recht alten Städte bilden kleine Zentren, die - obwohl mehr oder weniger vom großen Zentrum Odense abhängig - ihr eigenes Leben führen und ihre besondere Geschichte und Tradition besitzen. Die Küste Fünens ist 1.130 km lang und bietet viele Strände und Bademöglichkeiten, besonders im Norden und Osten der Insel.

    Unser Ausgangspunkt: Fåborg

    Fåborg ist ein hübsches, kleines Städtchen, das trotz der Zerstörungen durch viele Kriege und Feuersbrünste noch Erinnerungen an die Vergangenheit birgt. So ist es eines der wenigen auf Fünen, das noch ein Stadttor (Vesterport) bewahrt hat. Vor allem in den als Fußgängerzone (Gågade) gestalteten Straßen Vestergade und Østergade finden sich schöne alte Häuser und Kaufmannshöfe, die meist aus dem 18. und 19. Jahrhundert stammen. Ein Stadtsanierungsprogramm hat schon frühzeitig dafür gesorgt, dass die alten Häuser der verschiedenen Epochen, besonders die des 17. und 18. Jahrhunderts, erhalten und gepflegt wurden. Das Ergebnis dieser Maßnahmen ist das auffallend schöne Stadtbild mit den vielen Fachwerkhäusern und schmalen Straßen mit Kopfsteinpflaster.

    Fischer im Hafen von Fåborg

    Im Hafen finden sich fast ausschließlich Sport- und kleinere Fischerboote; außerdem natürlich die Anlegestellen der Fähren zu den Inseln Bjørnø, Lyø, Avernakø, Ærø und nach Gelting in Schleswig-Holstein. Die Fischer Fåborgs bilden eine Genossenschaft und vermarkten ihren Fang gemeinsam. Hier am Hafen haben sie einen kleinen Laden, in dem man frischen Fisch kaufen kann. Ganz in der Nähe liegt die alte Fischräucherei - ebenfalls mit Direktverkauf.

    Der Glockenturm, dänisch Klokketårnet ist der alleinstehende Rest der im 13. Jahrhundert erbauten und um 1600 zerstörten Nicolai-Kirche. Er ist das Wahrzeichen der Stadt, diente früher den Seeleuten zur Orientierung und hat das größte Glockenspiel Fünens, das viermal täglich um 8, 12, 16 und 20 Uhr mit Melodien von Kirchenliedern erklingt. Im Sommer kann man den Turm besteigen und den Ausblick auf die der Stadt vorgelagerten Inselchen und das fruchtbare Hinterland genießen - zur Zeit unseres Besuchs war er leider schon für die Saison geschlossen.

    Wir spazierten durch hübsche Straßen mit malerischen kleinen Häuschen, vor denen man einfach hier und da einen Pflasterstein gegen den Samen einer Bauernrose ausgetauscht hatte, was nicht zuletzt wegen der vielen verschiedenen Blütenfarben sehr schön aussah.

    Der Ymer-Brunnen am Marktplatz stellt den nordischen Riesen Ymer dar, der sich von der Milch der Urkuh Audhumble ernährt. Gemäß der Sage wird Ymer später von seinen Söhnen erschlagen, die aus seinen Resten die Welt erschaffen.

    Kirche in Fåborg

    Die um 1500 erbaute Heiliggeistkirche gehörte ursprünglich zu einem 1477 gegründeten Kloster. Heute dient sie als Hauptkirche der Stadt Fåborg. Die mittelalterlichen Mönchsstühle im Chor stammen noch aus der Klosterzeit. Zu den Kostbarkeiten der Kirche gehören eine Bibel aus dem Jahre 1632 und ein Schrein aus der Zeit um 1500 sowie das "Altarbild von Marstrand". Das im Hauptschiff hängende Schiffsmodell gefiel uns sehr gut; ansonsten fanden wir die Kirche eher kühl und wenig ansprechend.

    Voigts Gård, ein Hof in der Vestergade, ging als Schauplatz der unglücklichen Liebe zwischen dem Märchendichter Andersen und dem schönen Fåborger Mädchen Riborg Voigt in die Geschichte ein - außer den teilweise eingerüsteten Gebäuden war hier nichts zu sehen.

    In einem ehemaligen, 1725 in Fachwerkbauweise errichteten Kaufmannshof befindet sich seit 1932 das Heimatmuseum Den Gamle Gård, das die Geschichte des fünischen Bauerntums, aber auch der Kaufmannsstadt Fåborg sowie einige Erinnerungsstücke der großen Liebe Hans Christian Andersens zur Fåborger Kaufmannstochter Riborg Voigt zeigt. Obwohl laut Aushang geöffnet sein musste, war die Museumstür leider fest verschlossen.

    Das Modellschiffsmuseum mit einer großen Sammlung alter und neuer Modellschiffe sowie einer Sonderausstellung von alten Spielzeugschiffen war seit Ende August nur sonntagmorgens geöffnet, jetzt also ebenfalls geschlossen.

    In der Kerzengießerei Fåborg Lysestøberi werden wunderbare Kerzen in vielen verschiedenen Farben und Formen, Kerzenleuchter, Gläser, Schalen und Vasen angeboten. Außerdem gibt es eine große Auswahl von Steinen wie Bergkristalle oder Rosenquarz. In der benachbarten Werkstatt werden die Kerzen per Hand hergestellt.

    Kaleko Mølle, etwa 2 km östlich der Stadt, liegt noch heute unberührt in seiner ursprünglichen Umgebung mit Wiesen, Feldern, Bach und dem Mühlenwehr. Sie ist auf einer mittelalterlichen Mühlenstätte gebaut, die mindestens seit 1440 in Betrieb ist. Die ältesten Teile des jetzigen, strohgedeckten Fachwerkgebäudes stammen aus dem Jahre 1600. Die Mühlräder und die Müllerei werden noch immer betrieben; es handelt sich um die älteste funktionstüchtige Mühle Dänemarks. Die Räume im Inneren der Mühle sind als Museum erhalten und mit alten Möbeln und Geräten aus der Gegend eingerichtet, was ein lebendiges Bild vom Leben einer Müllerfamilie vor etwa 150 Jahren vermittelt.

    Entlang der Westküste bis nach Assens

    Gut Lögismose

    Auf dem Weg nach Assens hielten wir am Gut Lögismose, wohin wir über eine schöne Allee mit allerdings ziemlich schlechter Schotterstraße gelangten. Wie sehr mussten erst die Reisenden früherer Zeiten in ihren schlecht gefederten Kutschen durchgerüttelt worden sein! Durch ein Tor in der Mitte eines dreiflügeligen Wirtschaftsgebäudes fuhren wir auf das eigentliche Gutsgebäude zu und parkten den Wagen neben der Brücke über den Wassergraben.

    Über diese Brücke konnten wir noch hinübergehen, dann standen wir an einem niedrigen Hoftor mit Klingel und Privat-Schild - hier war also für Besucher Schluss. Wie um dies zu bekräftigen, tauchte drüben aus dem Zugang zum Innenhof ein Wachhund auf, der uns nicht aus den Augen ließ. Die ältesten Teile des Gutes, das im Besitz der bedeutenden Adelsfamilie Oxe war, stammen aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, die geschwungenen Renaissancegiebel entstanden etwa 100 Jahre später und der jüngste Teil ist der Treppenturm von 1882.

    Zurück auf der Straße, gelangten wir über einige Nebensträßchen, wo uns vor allem die rings um den Rand der großen Felder gepflanzten, zwei bis drei Meter hohen, jedoch ganz schmalen Windschutz-Hecken auffielen, zum Schloss Hagenskov, das im Mittelalter eine Burg des Königs war. Das jetzige, im neuklassizistischen Stil für den reichen Kaufmann Niels Ryberg erbaute Gut stammt aus dem Jahre 1775 und steht seit 1973 unter Denkmalschutz. Die Straße führte uns direkt zwischen dem Hauptgebäude und den rund um den akribisch geharkten Schlosshof angeordneten Wirtschaftsgebäuden hindurch. Eine ganze Reihe von "Privat"-Schildern bewog uns allerdings dazu, gar nicht erst anzuhalten und lieber gleich zu "De Syv Haver" weiterzufahren.

    Diese Anlage, deren Name übersetzt "Die sieben Gärten" lautet, stellte sich als ein privates Wohnhaus mit rundum angelegten Gärten "am wärmsten Ort Dänemarks" in verschiedenen europäischen Gartenstilen und mit Pflanzen aus den entsprechenden Ländern (Finnland, Frankreich, Schweden, Schweiz, Italien, England und Dänemark) heraus. Mit Schrecken stellten wir fest, dass die Besitzer für diese Gärten, die aufgrund der Lage zwischen der schmalen Nebenstraße und dem Meer nicht besonders ausgedehnt sein konnten, pro Kopf fast 11 DM Eintritt verlangten - das fanden wir entschieden zu teuer.

    Sønderby Klint

    Nach kurzer Beratung wurde beschlossen, stattdessen ein kleines Stück weiter zur Steilküste Sønderby Klint zu fahren, auf die wir vorhin von unterwegs schon einmal einen Blick werfen konnten. Über einen Holperweg gelangten wir dort bis auf wenige hundert Meter an die Küste heran. Hier war es wirklich schön und trotz des allgegenwärtigen Windes war die Luft ziemlich warm. Die "Wände" der Steilküste bestanden nicht aus Felsen, sondern aus rutschigem Kies und Sand. Unten am Strand sammelten wir einige interessant gezeichnete Steine.

    Assens, dessen Wurzeln bis zum Anfang des 13. Jahrhunderts zurückreichen, war in alter Zeit ein wichtiger Überfahrtsort nach Jütland; vor allem im 16. und 17. Jahrhundert blühte hier der Handel mit Vieh und Landwirtschaftsprodukten. Heute ist Assens eine lebhafte Handelsstadt mit moderner Marina. Das Stadtbild stellt eine recht gelungene Mischung aus neuer Zeit und idyllischer, typisch dänischer Provinzstadtarchitektur dar. In der Umgebung finden sich schöne Strände und Wälder, zahlreiche stattliche Herrensitze, prächtige Schlossanlagen und frühgeschichtliche Denkmäler.

    Unser erster Weg führte zur Vor Frue Kirke. Die mächtige, Ende des 15. Jahrhunderts vollendete, dreischiffige Liebfrauenkirche mit ihrem einzigartigen schlanken, achteckigen Kirchturm ist mit 60 m Länge die zweitgrößte Kirche Fünens. Leider war sie zur Zeit unseres Besuches geschlossen (nur vormittags geöffnet). Nicht viel besser erging es uns bei "Mands Sammlung" - ein laut Reiseführer sehenswertes stadt- und kulturhistorisches Museum direkt gegenüber der Kirche, an dessen Eingangstür wir leider ebenfalls vergeblich rüttelten.

    Nun wanderten wir zum Willemoesgård in der Østergade - ein 1669-74 errichtetes und später wiederholt umgebautes Fachwerkhaus, in dem 1783 der berühmteste Sohn der Stadt, der Seeheld Peter Willemoes geboren wurde. Als 18jähriger Seeleutnant nahm Willemoes 1801 an der Seeschlacht am "Københavns Red" teil und zeichnete sich durch große Tapferkeit aus. Doch die Karriere des Helden war nur kurz. Im Kampf bei "Sjælands Odde" im Jahre 1808, an dem er auf dem Linienschiff "Prins Christian Frederik" teilnahm, wurde der erst 25jährige Willemoes getötet. Das als Museum der Öffentlichkeit zugängliche, feuerrot angestrichene Gebäude umfasst neben Sammlungen über Willemoes auch eine interessante Ausstellung über Assens und Umgebung. Die Besichtigungssaison dieses Museums ging leider nur bis zum 31. August, weshalb wir auch hier wieder vor einer verschlossenen Tür standen.

    Also weiter zur Fabrikant Ernst Samliger - von der Fabrikantenfamilie Ernst zusammengetragene Kunstwerke und Antiquitäten aus zahlreichen Ländern. Ein Schild im Schaufenster informierte darüber, dass die Sammlung nur im Rahmen einer samstags um 14 Uhr stattfindenden Führung zu besichtigen sei.

    Enttäuscht verließen wir das Zentrum und fuhren hinaus zu "Assens Marina", dem außerhalb der Innenstadt gelegene Yachthafen. Das wunderschöne, sonnige und warme Wetter animierte uns zu einem Spaziergang an den Bootsstegen entlang bis ganz nach vorne zum Hafeneingang. Leider war es nicht möglich, die vielen weißen Boote zu fotografieren, ohne die hässlichen Industriebauten auf der anderen Seite des Hafens in den Bildhintergrund zu bekommen. Von der Mole aus konnten wir einen weiten Blick über den Kleinen Belt genießen. Am Horizont sah man einen Landstreifen; wir waren jedoch nicht sicher, ob es sich dabei um die mitten im Belt gelegene Insel Bågø oder bereits um das jütländische Festland handelte.

    Entlang der Südküste nach Svendborg und weiter auf die Inseln Tåsinge und Langeland

    Auf dem Weg nach Svendborg fuhren wir in südöstlicher Richtung am Meer entlang durch mehrere Ortschaften mit schönen alten Bauernhäusern und an riesengroßen braunen Feldern vorbei. Hecken und Bäume lockerten die Landschaft auf, einmal fuhren wir sogar durch ein kleines Waldstück. Dann erreichten wir das sehr schön am gleichnamigen See gelegene Herrenhaus Hvidkilde. Ursprünglich 1560 errichtet, wurde das Gebäude mit dem phantastischen Seeblick 1742 in ein Barockschloss umgebaut. Die Straße führte uns direkt zwischen dem Schloss und dem See hindurch. Wegen der auch hier zahlreich vorhandenen "Privat"-Schilder verzichteten wir auf einen Halt und fuhren an dem weißen, heutzutage jedoch ein wenig heruntergekommen scheinenden Gebäude vorbei.

    Svendborg liegt am gleichnamigen Sund, der Fünen von der im Süden vorgelagerten Insel Tåsinge trennt. In der Stadtmitte sind noch einige schöne Fachwerkhäuser aus der "guten alten Zeit" erhalten. Svendborg hieß ursprünglich "Svineburgh", d. h. Schweineburg; seine Wurzeln reichen bis zum Anfang unseres Jahrtausends zurück. Bereits im 13. Jahrhundert bestand hier eine kleine Stadt, die sich vor allem wegen der guten Hafenverhältnisse und des bedeutenden Fischfangs vielversprechend entwickelte. Svendborg hat eine ähnliche Geschichte wie Fåborg; es wurde von der Pest heimgesucht und ist mehrmals abgebrannt, kam als Kaufmannsstadt aber immer wieder zu neuen Ehren.

    1966 wurde die 1.200 m lange Brücke über den Svendborg Sund nach Tåsinge eröffnet, wodurch die "Südfünische Inselwelt", als deren Pforte Svendborg sich mit gutem Recht betrachtet, noch leichter erreichbar wurde. Ab Svendborg verkehren außerdem Fähren zu den Inseln Skarø, Drejø und Ærø. Neben den verwinkelten, steilen Gassen an den Hängen oberhalb des Sundes und zahlreichen malerischen alten Häusern gibt es im Zentrum von Svendborg schöne, gepflegte Geschäftsstraßen wie die Gerritsgade oder die als Fußgängerzone gestaltete Kattegade. Älteste Einkaufsstraße ist die Møllergade mit dem Lilletorv. Ein wichtiger Teil des Stadtbildes ist der geschäftige Hafen. Zu einem gelungenen Svendborg-Besuch gehört eigentlich auch eine Rundfahrt auf dem Svendborg Sund mit dem 1924 erbauten Schiff Helge, das aber leider nur im Hochsommer fährt, weshalb wir auf dieses Vergnügen verzichten mussten.

    Wir schauten uns zunächst die Nicolai-Kirche in der Gerritsgade an. Die ältesten Teile der in romanischem Stil aus rotem Backstein errichteten Kirche stammen aus dem 12. Jahrhundert; 1892 wurde sie umfassend restauriert. Vor dem Haupteingang fanden gerade Pflasterarbeiten statt, bei denen man anscheinend auch auf archäologisch interessante Spuren gestoßen war. Ein Teil der Baustelle war jedenfalls gesondert abgesperrt und einige Mitarbeiter waren damit beschäftigt, vorsichtig einzelne Erdschichten abzutragen. Von irgendwelchen Fundstücken war jedoch nichts zu sehen.

    Votivschiff in der Nicolai-Kirche

    Der schöne Innenraum, dessen dunkle Backsteinwände durch helle, mit Fresken verzierte Gewölbe und drei schmale Glasmosaikfenster hinter der Apsis aufgelockert werden, gefiel uns sehr gut, weil alles so warm und gemütlich wirkte. St. Nicolai ist der Schutzpatron der Seefahrer, daher wunderten wir uns nicht, dass mitten in der Kirche Schiffsmodelle, sogenannte Votivschiffe, hingen. Diese Schiffe wurden detailgetreu den Originalen nachempfunden und dienten dazu, Gottes Segen für die realen Schiffe zu erbitten.

    Am Torvet, einem lebhaften Marktplatz mit schönen alten Häusern gefiel uns vor allem ein ziemlich großes, rot-schwarzes Fachwerk-Geschäftshaus, auf dessen Dach ein origineller Windrichtungsanzeiger in Schiffsform befestigt war. Auf der gegenüberliegenden Seite des Torvet stiegen wir über eine Treppe hinauf zur wuchtigen Liebfrauenkirche (Vor Frue Kirke), die sich an der Stelle der historischen Svineburgh, der die Stadt ihren Namen verdankt, erhebt.

    Die ursprünglich spätromanische Kirche wurde 1884 in gotischem Stil restauriert. Sie besitzt ein viermal täglich (um 8, 12, 16 und 22 Uhr) erklingendes, laut unserem Reiseführer "bemerkenswertes" Glockenspiel, dessen 27 Glocken aus Holland stammen. Wegen unserer weit vor dem nächsten Spiel um 12 Uhr gelegenen Besuchszeit bekamen wir es jedoch nicht zu hören. Der ganz in Blautönen gehaltene, helle Innenraum der Kirche mit den Schmuckbordüren an den Spitzbogen gefiel uns auch sehr gut; allein durch die Größe des Raumes wirkte dieses Gotteshaus jedoch nicht so gemütlich wie die Nicolai-Kirche. Auch hier gab es wieder Votivschiffe zu fotografieren und auf den Kopfseiten der Kirchenbänke waren abwechselnd Kerzen und eine Art Erntedank-Sträußchen befestigt, was sehr schön aussah.

    In der Fruestræde schauten wir uns das Svendborg Museum im Anne Hvides Gård an. Dieser um 1560 errichtete Fachwerkhof ist das älteste weltliche Gebäude Svendborgs. Der größte Teil der Einrichtung stammt aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Bemerkenswert sind vor allem die Silber-, Kupfer-, Glas- und Porzellansammlungen. Der "Museumswächter" war sehr freundlich; er erklärte uns, dass leider alles nur in Dänisch beschriftet sei, gab uns aber ein kleines Heftchen mit einer Kurzbeschreibung in Deutsch und zeigte uns an einer Wand alte Fotos des Hauses. Dann führte er uns in die Räume der Sonderausstellung "Bordets Klæder", dies war eine Sammlung von festlicher Kleidung aus verschiedenen Epochen. An einer langen Tafel saßen sich lebensgroße Puppenpaare, die jeweils gemäß der Mode einer bestimmten Zeit gekleidet waren, gegenüber. Auch die Teller, Gläser und das Besteck stammten immer aus der betreffenden Zeit.

    'Historische Tafel' im Anne Hvides Gård

    Unser Führer stellte uns extra "historische Tafelmusik" an und wir wanderten langsam von Paar zu Paar, beginnend beim gotischen Mittelalter (ca. 1200-1480), dann kamen Renaissance (ca. 1480-1620), Barock (ca. 1620-1715), Rokoko (ca. 1730-70) und Empire (ca. 1804-20). Den Abschluss bildeten Jugendstil (ca. 1890-1910) und die 1920er Jahre. Die beiden Repräsentanten der Wikingerzeit (ca. 800-1200) durften aus unerfindlichen Gründen nicht an der Tafel sitzen, sondern mussten stattdessen in der Ecke stehen.

    Im Nebenraum dieser Ausstellung waren Bestecke, Vorlegeteile, kostbare silberne Schalen und Schüsseln, Kerzenleuchter und sonstiger wertvoller Tischschmuck zu sehen. Im Obergeschoss schauten wir uns die Wohnung einer Adelsfamilie früherer Jahrhunderte an - neben Sofa- und Sesselgruppen waren hier mehrere Sekretäre, ein Kachelofen mit gesticktem Kaminschirm, eine alte "Schreibmaschine", ein Klöppelgeschirr sowie Bilder, Bücher und Vasen, alles sehr schön und sehr gediegen, zu bewundern. Zurück im Erdgeschoss, trugen wir uns ins Gästebuch des Museums ein und plauderten noch ein wenig mit dem wirklich besonders netten Museumswächter. Er konnte ganz gut Deutsch und erklärte uns schließlich noch den Weg zu unserem nächsten Ziel, dem einige hundert Meter nordwestlich im Grubbemøllevej gelegenen Viebæltgård, einer weiteren Abteilung des Svendborg-Museums.

    Der 1872 erbaute, mit seinen hohen Mauern und Zäunen gefängnisartig wirkende Viebæltgård war früher Armenhaus und Zwangsarbeitsanstalt der Stadt. In diesem einzigen Armenhausmuseum Dänemarks wird das Leben unter der sozialen Fürsorge mit vielen unangenehm realistischen Einzelheiten gezeigt. Durch die Bewahrung des alten Armenhaus-Milieus erhält der Besucher einen Einblick in die trostlosen Verhältnisse, die damals den ärmsten Mitbürgern zur Verfügung gestellt wurden. Dabei muss man bedenken, dass Viebæltgård, verglichen mit den übrigen Einrichtungen des Landes, sogar noch eine Musteranstalt war. Alle Neuankömmlinge (die "Obdachlosen") wurden im Büro eingeschrieben und verhört, um entscheiden zu können, ob sie wirklich hilfsbedürftig, d. h. ohne Schuld an ihrer Notlage waren. Wurde dies anerkannt, kamen sie ins Armenhaus. Hatten sie aber ihre Lage durch Trunkenheit, Ausschweifung oder Faulheit selbst verschuldet, wurden sie in der Arbeitsanstalt untergebracht.

    Zwischen diesen beiden Teilen des Viebæltgård gab es nochmals ein soziales Gefälle: die Einwohner des Armenhauses schliefen beispielsweise in Betten mit Matratzen, Bettüchern und Oberbetten, während die Insassen der Arbeitsanstalt sich stattdessen mit Roggenstroh und einfachen Decken begnügen mussten. Männer und Frauen wurden in beiden Teilen streng voneinander getrennt; dies betraf nicht nur die Schlaf-, sondern auch die Arbeits- und Aufenthaltsräume. Auch der tägliche Ausgang fand auf getrennten Höfen statt; hier gab es statt Zäunen sogar Mauern mit Stacheldraht, um selbst Blickkontakt und Gespräche zu verhindern. Erst 1961 wurde die strenge Trennung von Frauen und Männern in den Fürsorge- und Behandlungsheimen Dänemarks aufgehoben, jedoch nur wenn es sich um Ehepaare handelte.

    Neben den verschiedenen Wohn-, Wirtschafts- und Arbeitsräumen des bis 1974 benutzten Armenhauses sind in den Gebäuden heute auch andere Teile des Svendborg-Museums untergebracht. Im ersten Stock des Hauptgebäudes befindet sich die Altertums- und Mittelaltersammlung mit Ausgrabungen aus Svendborg und ganz Südfünen, darunter viele Stein- und Metallwerkzeuge sowie Funde aus dem ehemaligen Franziskanerkloster und dessen Friedhof (sechs oder sieben Särge mit Skeletten - der Friedhof musste wohl einem Gebäude weichen bzw. wurde erst beim Ausschachten entdeckt). Im Dachgeschoss waren aus dem Kloster und von der Klosterkirche stammende Steine und Skizzen ausgestellt.

    Im Erdgeschoss des Gebäudes gegenüber schauten wir uns die alten, teilweise heute noch benutzen Werkstätten (Herstellung von Kokosmatten, Drechslerei, Druckerei) an. Durch den Hausflur und das Treppenhaus, deren Wände mit Zeitungsausschnitten und Fotos aus der Zeit der deutschen Besatzung im 2. Weltkrieg "tapeziert" waren, gelangten wir in eine typische dänische Wohnung aus den 50er Jahren mit Küche, Wohn- und Schlafzimmer. Dahinter gab es noch eine Sammlung von alten Modezeitschriften und einen etwa aus den 20er Jahren stammenden Schulraum zu sehen.

    Nachmittags verließen wir Svendborg und fuhren über die 1966 erbaute, 1.220 m lange und 33 m hohe Sundbrücke hinüber auf die Insel Tåsinge. Von hier oben hatten wir eine schöne Aussicht auf die sich links und rechts erstreckende Wasserfläche des Svendborg Sundes, konnten aber leider nirgends für ein Foto anhalten. Die nur 70 Quadratkilometer große Insel Tåsinge wird wegen ihrer Fruchtplantagen als der "Kern des Gartens Dänemark" oder auch als "Dänemark in der Nussschale" bezeichnet.

    Wir schauten uns hier die sehr schön auf einem Hügel gelegene Kirche von Bregninge an. Sie birgt einen um 1200 aus Eichenholz geschnitzten Christuskopf, einen Granit-Taufstein aus dem 12. oder 13. Jahrhundert und eine reichgeschmückte Kanzel von 1621. Wegen des bedeckten Himmels verzichteten wir darauf, den Kirchturm zu besteigen. Bei schönem Wetter hatte man von dort oben sicherlich einen sehr schönen Blick auf die Inselwelt zwischen Langeland und Ærø.

    Skipperhjem Tåsinge

    Unterhalb des Kirchenhügels stehen zwei alte Fachwerkhäuser von 1820, in denen das Seefahrerheim und Heimatmuseum von Tåsinge (Tåsinge Skipperhjem og Folkemindesamling) untergebracht sind. Eines der beiden Gebäude ist als Seefahrerhaus eingerichtet und zeigt, wie eine Schifferfamilie im letzten Jahrhundert gelebt hat. Neben maritimen Sammlungsgegenständen sind hier zahlreiche historische Ausstellungsstücke von der Insel Tåsinge zu sehen. Leider war auch dieses Museum bereits für die Saison geschlossen, weshalb wir nur die idyllisch gelegenen Gebäude fotografierten.

    An der Ostküste der Insel, nur wenige km hinter dem Städtchen Troense liegt am Rand eines Waldgebietes direkt am Meer Valdemars Schloss. König Christian IV ließ das in strenger niederländischer Bauweise aus rotem Backstein ausgeführte Hauptgebäude 1639-44 für seinen Sohn Graf Valdemar Christian errichten, der jedoch nur selten hier weilte. Die verspielteren, gelb und weiß angestrichenen Nebengebäude (zwei Torhäuser mit Glocken im Dachreiter, Wirtschaftsgebäude und ein schöner Teepavillon) im Barockstil wurden erst Mitte des 18. Jahrhunderts hinzugefügt. Die heutigen Eigentümer, Baron und Baroness Juel-Brockdorff sind Nachfahren des Seehelden Nils Juel, der das Schloss 1656 erwarb und haben den größten Teil des Hauptgebäudes als "Herregårdsmuseum" der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

    Für den relativ hohen Eintrittspreis von 45 DKR pro Nase, was nach deutschem Geld knapp 12 DM entspricht, gab es in diesem Schloss dann aber auch sehr viel zu sehen: insgesamt 24 elegant möblierte Räume, die allesamt so wirkten, als seien sie auch jetzt noch bewohnt. In der großen, langgezogenen Eingangshalle mit ihrem auffallenden, in schwarzweißem Schachbrettmuster gekachelten Fußboden waren die Kasse und der unvermeidliche Souvenirshop untergebracht. Die Kassiererin fragte nach unserer Nationalität und händigte dann jedem ein in deutscher Sprache abgefasstes Heft mit einer ausführlichen Beschreibung aller zu besichtigenden Räume und des Inventars aus, das nach Ende des Rundgangs wieder abzugeben war.

    Speisesaal in Valdemars Schloss

    Im Speisesaal mit kostbaren, vor 200 Jahren in Paris hergestellten Papiertapeten war der Tisch mit elegantem Porzellan, edlen Gläsern, Silberleuchtern und Blumenschmuck gedeckt.

    Bibliothek in Valdemars Schloss

    Die gemütliche Bibliothek enthält Literatur aus den Anfängen des Schlosses bis in die Gegenwart.

    Auch die diversen Salons, Säle, Wohn- und Aufenthaltszimmer des Schlosses waren sehr schön und elegant eingerichtet. Fast überall standen Tischchen mit Lampen und Lämpchen, Vasen mit schönen Blumenarrangements und viele Familienfotos - alles wirkte so, als seien die Bewohner nur eben mal hinausgegangen. Das lag bestimmt auch daran, dass es keine Absperrungen gab und man sich frei in den Räumen bewegen konnte. Im Obergeschoss gelangte man durch eine Tür direkt in die Loge der sehr schönen Schlosskirche. Unten im Kirchenschiff waren gerade die Kerzen in den Haltern an den Kopfseiten der Bänke, im Kronleuchter und am Altar angezündet worden - wie sich später herausstellte, fand hier gleich eine Hochzeit statt.

    In einem dem Seehelden Nils Juel und seiner Familie gewidmeten Ausstellungsraum gab es neben allerlei Erinnerungsstücken, unter denen so kuriose Dinge wie riesige Seemannsstiefel waren, auch eine ganze Vitrine mit zahlreichen Tellern, Schalen und Tassen des schönen und sehr kostbaren, in der königlichen Porzellanmanufaktur zu Kopenhagen gefertigten Flora-Danica-Porzellans zu bewundern.

    Anschließend betraten wir den großen Rittersaal, in dem drei riesengroße Portraits König Frederiks V und seiner beiden Gemahlinnen in reichgeschmückten goldenen Rahmen hingen. Diese Bilder hatte der König um 1750 Carl Juel zum Geschenk gemacht. Das mittlere Portrait zeigte Frederik V in Krönungstracht, das rechte seine erste Gemahlin Königin Louise und das linke seine zweite Gemahlin, Königin Juliane Marie. Alle drei Hoheiten ließen den Betrachter keinen Moment aus den Augen, egal an welchem Punkt des bis auf eine unter den Portraits aufgestellte lange Stuhlreihe völlig leeren Raumes man stand.

    Nun folgten verschiedene Schlafzimmer, darunter das elegante, um 1775 eingerichtete Schlafgemach der Lehensbaronin, dessen Wände mit großen Landschaftsbildern aus der Gegend geschmückt waren. Die Einrichtung eines der Gästezimmer stammte aus der Empire-Zeit um 1820, wies jedoch auch eine Biedermeyer-Sitzgruppe von etwa 1880 auf. Über einem neben dem geschwungenen Doppelbett stehenden Sekretär hing ein Portrait der Großmutter des jetzigen Schlossbesitzers, das zu Anfang unseres Jahrhunderts entstand und die Baroness als junge Frau zeigte.

    Nach der Besichtigung einiger Dienstbotenräume unter dem Dach und dem mit allerlei Möbeln, Teppichen und sonstigen Dingen vollgestellten Dachboden, der sich außer durch seine Größe eigentlich durch nichts von einem x-beliebigen "bürgerlichen" Dachboden unterschied, ging es ganz hinunter ins Kellergeschoss. Hier waren die alte, heute nicht mehr benutzte Küche und einige ehemalige Wirtschaftsräume zu besichtigen. Schmuckstücke der Küche waren der riesige, mit einem als Strohdach gestalteten Dunstabzug versehene Herd und die vielen blitzblank geriebenen Kupfergerätschaften.

    Wieder draußen vor dem Schloss, warteten wir zunächst mit einigen weiteren Schaulustigen und einer Spalier stehenden Anglergruppe am Eingang der Schlosskirche auf das Brautpaar und die Hochzeitsgesellschaft, die jedoch alle nicht übermäßig festlich gekleidet waren. Anschließend machten wir einen kleinen Spaziergang durch einen Teil des Schlossparks und hinüber zum Teepavillon, der im Sommer als Café dient. Drinnen hingen noch die Bilder einer Kunstausstellung, wie wir durch die Scheiben der nun allerdings verschlossenen Türen sehen konnten. Direkt unterhalb des Pavillons begann der Sandstrand, an dem wir ein Stück entlangspazierten. Von hier aus schaute man nach links auf den Eingang des Svendborgsundes; das bewaldete Ufer gegenüber gehörte zu Fünen.

    Troense ist ein altes Seefahrerstädtchen und besitzt eine der besterhaltenen alten Dorfstraßen Dänemarks. Mehr als 30 alte Fachwerkhäuser der Grønnegade (= Grüne Straße) stehen unter Denkmalschutz, darunter auch die von 1790 stammende ehemalige Reiterschule (Rytterskole), die heute die vom Schriftsteller F. Holm-Petersen eingerichtete Seefahrtssammlung beinhaltet. Schade, dass wir dieses die lange Seefahrtstradition des Ortes dokumentierende Museum mit alten Logbüchern, Matrosensouvenirs aus fernen Ländern, Bildern, etwa 300 Schiffsmodellen und außergewöhnlich umfangreichen Sammlungen zur großen Zeit der Segelschiffahrt, insbesondere dem Handel mit China und Ostindien, nun nicht besichtigen konnten.

    Haus in Troense

    Stattdessen gingen wir hinunter zum Hafen und wanderten ein Stück an der "Promenade" entlang, wobei wir jedoch ständig darauf achten mussten, nicht in die Hinterlassenschaften der zahlreichen, anscheinend ausschließlich hier ausgeführten Hunde zu treten. Anschließend spazierten wir durch die idyllischen Sträßchen mit den schönen alten, strohgedeckten Häusern und gepflegten, von kleinen Hecken oder mittelgroßen, wohl aus dem nahen Meer stammenden Steinen eingefassten Vorgärten, in denen Bauernrosen und andere Blumen blühten.

    Über einen zur kleinen Insel Siø führenden Damm und die den Siø Sund überspannende Langelandsbrücke (1.700 m) erreichten wir in Rudkøbing die nur 5 km von Tåsinge entfernte, 285 qkm große Insel Langeland. Die Stadtrechte erhielt Rudkøbing, in dessen Zentrum einige alte Häuser noch heute an die gutbürgerliche Kaufmannszeit erinnern, bereits 1288, entwickelte sich aber trotz der günstigen Lage an der engsten Stelle zwischen Langeland und Fünen nur langsam, weil Kriege, Pest und verheerende Brände (zuletzt Ende des 17. Jahrhunderts, weshalb alle alten Häuser frühestens aus dem 18. Jahrhundert stammen) den Ort immer wieder heimsuchten.

    Erst mit dem Ausbau des Hafens 1822 und der Ansiedlung einiger Industriebetriebe erfuhr die Stadt einen Aufschwung. Große Bedeutung hatte die Eröffnung der Brückenverbindung zwischen Fünen, Tåsinge und Langeland im Jahre 1966. Trotzdem schrumpft, genau wie auf vielen anderen dänischen Inseln, die Zahl der Bewohner, da die Jugend und Leute mit besserer Ausbildung in Städte mit sichereren und höher dotierten Arbeitsplätzen abwandern.

    Die alte Apotheke der Familie Ørsted ist das Geburtshaus des Physikers und Entdeckers des Elektromagnetismus H. C. Ørsted, der hier, ebenso wie sein Bruder, in der Apotheke des Vaters lernte. Erhalten sind die Geschäftsräume aus der Zeit um 1700 und aus dem 18. Jahrhundert sowie das große Labor aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts (war leider bereits für die Saison geschlossen). Der unter Naturschutz stehende Apothekergarten, in dem sich durch die Jahrhunderte das botanische und gartenarchitektonische Interesse der verschiedenen Apotheker niedergeschlagen hat, befindet sich in Privateigentum und ist nur nach Absprache zu besichtigen. Von der Straße aus konnten wir leider nicht hineinsehen, da der Eingang aus einem großen Holztor bestand.

    Den Gänsemarkt (Gåsetorvet) schmücken ein Standbild H. C. Ørsteds und das gelb angestrichenen Fachwerkgebäude des 1754 erbauten Pfarrhofs, der heute als Wohnhaus genutzt wird.

    Die Kirche von Rudkøbing liegt am Marktplatz. Die älteste Teile dieses spätromanischen Ziegelbaues stammen aus der Zeit um 1100, der Turm mit seinen vier Renaissancegiebeln wurde 1621 errichtet. Die gesamte, 1896 restaurierte Kirche steht auf einem vier Meter hohen Feldsteinsockel. Im relativ düsteren Innenraum fanden wir nichts besonderes zu entdecken.

    In die Fischerei- und Seefahrtssammlung ("Fiskeri- og Søfartssamlingen") in der Østergade gelangte man zu unserer Verblüffung völlig kostenlos hinein. Diese Ausstellung zur Geschichte von Fischfang, Seefahrt und Bootsbau auf Langeland beinhaltet alte Jollen und Kähne, Netze und andere Gerätschaften, eine ganze Reihe von Schautafeln, einige ausgestopfte Fische und Vögel sowie eine kleine Buddelschiffsammlung.

    Sehr schön sind auch verschiedene alte Häuser in der Østergade, darunter der über 200 Jahre alte Kaufmannshof "Den Bayske Gård".

    "Langelands Museum" wurde 1900 vom einheimischen Kaufmann Jens Winther gegründet. Archäologische Sammlung mit Waffen und Grabbeigaben, darunter silberbeschlagene Schwerter und Rüstungen aus Wikingergräbern. Außerdem Möbel, Fayencen, Glas, Silber und Gegenstände aus dem Besitz der Brüder Ørsted, die einen Einblick in die Lebensgewohnheiten des Bürgertums vergangener Jahrhunderte geben. In einem großen, zur archäologischen Sammlung gehörenden Raum stehen lange Reihen von raumhohen Vitrinen, die mit Steinen förmlich vollgestopft sind. Alle diese, meist 5-6 cm langen, schmalen Steine waren von Stein- und Eisenzeitmenschen bearbeitet worden - für uns war das nicht immer erkennbar und wir hätten die meisten dieser Steine wahrscheinlich achtlos weggeworfen. Gut gefiel und auch die Sammlung von Grabfunden aus der Wikingerzeit.

    Auf einem Hügel südlich des Zentrums liegt die Bymølle (Stadtmühle). Diese holländische Windmühle wurde 1826 gebaut; einige Nebengebäude stammen jedoch aus der Zeit vor 1796. Auf uns machte die Mühle, die man nur von außen anschauen konnte, einen sehr alten und schon richtig baufälligen Eindruck.

    Etwa in der Mitte der langgestreckten Insel auf halbem Weg nach Spodsbjerg besuchten wir das "Aquarium Langeland". In mehr als 100 Aquarien werden hier über 250 Arten von Süß- und Salzwasser-Zierfischen gezeigt. Leider waren die Aquarien nicht übermäßig groß und auch nicht besonders geschickt aufgestellt. In einigen Becken hatte man sich bemüht, eine Landschaft aus Korallen, Steinen und Pflanzen aufzubauen, in anderen lagen nur einige Steine auf dem Sandboden.

    Die Fische hingegen fanden wir alle sehr interessant: manche waren sehr schön gefärbt, wobei eindeutig die Farbkombination blau-gelb vorherrschte; andere beeindruckten uns durch ihre außergewöhnliche Form. Die hinter den Ausstellungsräumen gelegene Aufzuchtstation machte leider keinen besonders sauberen Eindruck. Als besondere technische Konstruktion wird hier das Aquarienwasser wiederverwendet und mit UV-Licht und Ozon gereinigt.

    Die Inselhauptstadt Odense

    Das etwa 40 km von Fåborg entfernte Odense zählt zu den ältesten Städten Dänemarks und ist das kulturelle und wirtschaftliche Zentrum der Insel Fünen. Archäologen fanden hier die Überreste einer Wikingerburg ähnlichen Typs wie Trelleborg auf Seeland und Fyrkat bei Hobro in Jütland. Erstmals erwähnt wird Odense 988 auf einem Schutzbrief Kaiser Ottos; 1020 wurde die Stadt zum Bischofssitz erhoben. Im Jahre 1086 ermordeten aufrührerische Bauern, die nicht mehr auf Wikingerfahrt nach England gehen, sondern einfach nur ihre Äcker in Frieden bestellen wollten, den letzten Wikingerkönig Knud vor dem Altar der Odenser St. Albani Kirche.

    Durch die spätere Heiligsprechung des Königs wurde im 12. Jahrhundert ein wahrer Pilgerstrom nach Odense ausgelöst. Zahlreiche Kirchen und Klöster, darunter eine der größten dänischen Kirchen der Gotik, der Sankt Knuds Dom, entstanden. Durch die zentrale Lage der Stadt nicht nur auf Fünen, sondern im gesamten dänischen Königreich entwickelte sich Odense zu einer wichtigen Handelsstadt, obwohl es nicht direkt am Meer lag. Tüchtige Kaufleute, deren Handelsverbindungen weit über Dänemark hinausreichten, verhalfen Odense zu großem Wohlstand und trugen zur weiteren Entwicklung bei.

    Die Sankt Knuds Kirke, auch einfach Domkirke genannt, ist die größte Kirche Fünens, ein wuchtig wirkender, langer Bau mit einem einzigen, massigen Turm. Sie wurde Mitte des 13. Jahrhunderts errichtet, die gesamte Bauzeit dauerte jedoch mehr als 200 Jahre. Der Dom gilt durch seinen schlichten gotischen Stil als einer der beachtenswertesten Kirchenbauten Dänemarks. Vom aussichtsreichen Turm erklingt mehrmals täglich ein Glockenspiel, das wir aber leider nicht zu hören bekamen. Weil nirgends ein Besucheraufgang zum Turm zu entdecken war, mussten wir auch auf die Aussicht über die Dächer Odenses verzichten.

    Den immens hohen, hellen und stilrein gestalteten Innenraum des Domes fanden wir sehr beeindruckend. Durch die in drei Reihen übereinander angeordneten gotischen Spitzbögen wird der Eindruck großer Höhe noch verstärkt. In dieser riesigen Kirche wirkt sogar die 5 m hohe, prachtvolle Altarwand mit ihren 300 goldenen Figuren geradezu klein. Auch die edle, von 1750 stammende Rokokokanzel aus dunklem Holz, die schlichte offene Königsloge und die sehr hoch plazierte Orgelempore passen unserer Meinung nach sehr gut ins Gesamtbild.

    In den beiden Seitenschiffen führen Treppen hinunter zu zwei durch kunstvolle schmiedeeiserne Gitter vom übrigen Kirchenraum getrennten, prunkvollen Grabkapellen. Von hier aus gelangt man über einige weitere Stufen in die unterhalb des Chores gelegene, Ende des 19. Jahrhunderts rekonstruierte mittelalterliche Krypta hinunter. In zwei großen Glasvitrinen stehen dort die oben offenen Holzsarkophage mit den Reliquien König Knuds des Heiligen und seines Bruders Benedikt. Im 16. Jahrhundert wurden weitere Könige und Königinnen hier beigesetzt; sie alle liegen unter großen, in den Boden der Krypta eingelassenen Grabplatten. An der rechten Seitenwand bewunderten wir den ebenfalls durch Glas geschützten, in rötlichen Farben gehaltenen "Adlerteppich", eine kostbare Seidendecke byzantinischer Herkunft, die einst den Reliquienschrein des Heiligen deckte. Eine weitere Glasvitrine beinhaltet alte Kirchenschriften und Kirchenbücher.

    Am Rathausplatz Flakhavn steht das 1955 um- und ausgebaute Rathaus. Der zum Platz hin gelegene Westflügel des roten Ziegelbaues stammt von 1883 und weist einen Schmuckgiebel mit großer Turmuhr und mehreren Statuen auf. Das Innere des Gebäudes ist mit zahlreichen Kunstwerken ausgeschmückt und zeichnet sich durch seine moderne, funktionale Einrichtung mit dänischem Design aus. Im Rathaus befindet sich auch das Odense Turist Bureau - hier erwarben wir für 50 DKR pro Nase jedem einen Eventyrpas (Abenteuerpass), der für einen Tag freien bzw. ermäßigten Zutritt zu 24 Sehenswürdigkeiten und Einrichtungen der Stadt gewährt und außerdem noch als Busfahrkarte im Stadgebiet gilt.

    Münzhof Odense

    Der Münzhof, dänisch Møntergården, ist das kulturhistorische Museum Odenses und befindet sich in schönen alten Stadthäusern des 16. und 17. Jahrhunderts, darunter auch der alte Münzhof von 1646, der dem Museum den Namen gab. Im Inneren der Gebäude befinden sich Ausstellungen über Odense in der Wikingerzeit und im Mittelalter sowie zahlreiche Räume mit Interieurs aus verschiedenen Jahrhunderten und von verschiedenen Bevölkerungsschichten (Möbel und Hausgeräte, Porzellan, Trachten- und Silbersammlungen).

    Einige Räume enthalten Kirchenkunst, andere einen Überblick über die Damen-, Herren- und Kindermode im Laufe der Jahrhunderte, wieder andere eine Spielzeugausstellung aus der Zeit von 1840-1940. Sehr gut fanden wir, dass in jedem Raum neben der Tür ein Kästchen mit Beschreibungen der ausgestellten Gegenstände in dänischer, englischer, deutscher und französischer Sprache hing, die man für den Rundgang entnahm und nach Gebrauch wieder hineinlegte.

    Durch mehrere in Fußgängerzonen umgewandelte kleine Sträßchen, in denen das Bild des alten Odenses mit kleinen bunten Stadthäuschen und Kopfsteinpflaster bewahrt bzw. durch Restaurierungen wieder hergestellt wurde, gingen wir nun zum in der Hans Jensens Stræde gelegenen H. C. Andersen Hus. Der als Märchendichter bekannt gewordene Hans Christian Andersen stammt aus Odense; er wurde 1805 als einziges Kind eines Flickschusters und einer Waschfrau "in einem kleinen, ärmlichen Zimmer" geboren und ist bis heute der wohl populärste Sohn der Stadt. Das niedrige Gebäude wurde durch Anbauten erheblich erweitert und bietet heute als Andersen-Museum anhand von persönlichen Gegenständen, Dokumenten, Fotografien, Zeichnungen u. ä. einen chronologischen Überblick über das Leben und Werk des bekannten Schriftstellers. Zum Museum gehört auch eine große Bibliothek mit Buchausgaben seiner Werke in mehreren Sprachen.

    Wir waren von diesem Museum ziemlich enttäuscht, denn unsere Erwartung, das komplett eingerichtete Haus Andersens mit einigen daran angefügten Ausstellungsräumen für die Papiere aus seinem Besitz zu sehen, erfüllte sich leider nicht. Stattdessen wanderten wir durch überwiegend leere Räume, deren Wände mit Schautafeln voller Texte, Bilder, Briefe, Entwürfe usw. bedeckt waren. Im neueren Teil des Museums stießen wir gar auf einen riesigen, von einer Lichtkuppel gekrönten runden Raum, an dessen Wänden ringsum große Mosaike mit Motiven aus dem Leben und den Märchen Andersens prangten. Rundherum waren Bänke angebracht, damit man sich die lebensgroßen Werke in Ruhe betrachten konnte; ansonsten war auch dieser Raum völlig leer. Nur ganz hinten in einer Ecke des Museums entdeckten wir zwei kleine, als Schlaf- und Wohnzimmer Andersens eingerichtete Räume, die man jedoch nicht betreten, sondern lediglich durch Glaswände betrachten konnte.

    Andersenviertel

    Wieder draußen vor dem Museum, fiel uns auf, dass man nur die Sträßchen in unmittelbarer Umgebung des Andersen-Hus sehr schön restauriert hatte. Unser Reiseführer verriet uns, dass das ganze Viertel renoviert und unter Heimatschutz gestellt wurde, um vor allem ausländischen Besuchern einen Eindruck von der Stadt zur Zeit Andersens zu vermitteln. Etwas weiter weg sah man jedoch schon wieder neue Häuser. Das Ganze wirkte irgendwie künstlich, da es keinen harmonischen Übergang zwischen alt und neu gab - vielleicht auch, weil die "alten" Häuschen alle so blitzblank aussahen.

    Unsere nächste Station war die zu Anfang des 20. Jahrhunderts in frühgotischem Stil erbaute St. Albani Kirche. Neben dem stattlichen, 54 m hohen und von einem spitzen grünen Kupferdach bedeckten Turm fallen besonders die verspielten Treppengiebel mit vor- und zurückspringendem Mauerwerk, durchbrochenen Rosetten und kleinen Türmchen ins Auge. Die Kirche wurde an der Stelle errichtet, wo im Mittelalter die gleichnamige Holzkirche stand, in der vor 900 Jahren König Knud ermordet wurde. Der in interessantem Kontrast zwischen weißen Wänden und dunklen Backsteinverzierungen gestaltete, großzügige Innenraum dieses mit südtiroler Holzschnitzarbeiten geschmückten Gotteshauses gefiel uns sehr gut.

    In der Munkemøllerstræde befindet sich das H. C. Andersens Barndomshjem (Kindheitsheim). In einer Wohnung dieses kleinen, bescheidenen Fachwerkhauses, das heute am Ende einer kleinen Reihe alter Häuser steht, die zwischen modernen Bauten förmlich eingequetscht ist, lebte Andersen von seinem 2. bis zu seinem 14. Lebensjahr zusammen mit seinen Eltern. Viele Motive seiner Märchen entnahm der Dichter dieser Umgebung. Auch viele Eindrücke, die er später verwendete, gewann er hier in seinem Elternhaus. Leider trafen wir auch hier nicht auf eine erhaltene Wohnungseinrichtung; das aus drei oder vier kleinen Räumen bestehenden Häuschen enthielt nur leere Zimmer mit Schautafeln, gefüllt mit - zumindest für uns - langweiligen Dokumenten. Durch eine Hintertür gelangte man in den kleinen, aus einer Rasenfläche mit einigen Sträuchern und Kletterpflanzen bestehenden Garten des Hauses, in dem auch nichts besonderes zu entdecken war.

    Hollufgård

    Südöstlich von Odense liegt das Kulturcenter Hollufgård mit dem 1577 errichteten, schlossartigen Hauptgebäude in typischem Renaissancestil. In den 1830er Jahren wurde der heute weißgekalkte Ostflügel hinzugefügt; die Wirtschaftsgebäude stammen aus den 1920er Jahren. 1979 erwarb die Stadt Odense Hollufgård mit dem Ziel, hier ein neues Museums- und Kulturzentrum zu schaffen. Im Hauptgebäude sitzt die Verwaltung, der Ostflügel beherbergt das Forschungszentrum Mensch und Natur und die Wirtschaftsgebäude wurden zu Ausstellungsräumen, Werkstätten und Magazinen umgebaut.

    Zu Hollufgård gehört ein über 50 ha großes Freigelände, das aus einer typischen fünischen Gutslandschaft mit Mischwald, Feldern und Wiesen sowie einem im englischen Stil angelegten Park mit freistehenden Bäumen und Rasenflächen besteht.

    Im Ausstellungsgebäude schauten wir uns zunächst die im Erdgeschoss untergebrachte Sonderausstellung über das Verhältnis des modernen Menschen zur Natur an. Die große Halle war wie ein Bienenstock in viele kleine Waben eingeteilt, in denen jeweils einer der zahlreichen Aspekte wie z. B. Ernährung, Abfallentsorgung und Umweltschutz behandelt wurde. Im Stockwerk darüber wanderten wir durch die Ausstellungen zur Vor- und Frühgeschichte Fünens seit 10.000 Jahren und an den langen Reihen von Vitrinen und Regalen des großen offenen Magazins des Museums vorbei.

    Dann ging es hinaus in das riesige Freigelände mit dem noch im Aufbau befindlichen vorgeschichtlichen Szenario. Nach seiner Fertigstellung soll dieses Gebiet rekonstruierte Häuser aus der Steinzeit, der Bronzezeit, der Eisenzeit und der Wikingerzeit in jeweils originalgetreuer Umgebung enthalten. Diese Symbiose aus Häusern, Tieren und Landschaft soll das Wissen vermitteln, das man heute über die fünische Vor- und Frühgeschichte hat. Als erstes erreichten wir den bereits fertiggestellten Hof aus der Bronzezeit mit einem langen, von einem weit herunterreichenden Reetdach bedeckten Gebäude. Die Inneneinrichtung bestand aus einer Feuerstelle und einigen wohl als Sitz- und Schlafgelegenheiten dienenden Gestellen entlang der Wände.

    Nun folgte ein langer Spaziergang durch das in verschiedene riesige Weiden für urig aussehende, zottige braune Rinder eingeteilte Gelände. Schließlich erreichten wir den aus einem Haupt- und zwei Nebengebäuden bestehenden Hof aus der Wikingerzeit, der jedoch im Vergleich mit dem Bronzezeithaus einen sehr dürftigen Eindruck machte. Die Gebäude aus der Stein- und Eisenzeit waren anscheinend noch in der Planung, wir konnten jedenfalls keine weiteren Bauwerke oder Baustellen entdecken.

    Vorbei am Abenteuerspielplatz gingen wir nun durch den Rosengarten und einen Teil des Parks zum 1760 aufgeschütteten großen Aussichtshügel, der nach dem spiralförmig auf die Spitze führenden Weg Schneckenhügel getauft wurde. Die damals rings um den Aufgang gepflanzten Bäumchen sind mittlerweile so groß, dass sie die Aussicht verdecken. Im Inneren des Hügels befindet sich ein Keller mit Kuppelgewölbe, in dem man Wein und Gemüse aufbewahrte. Direkt neben dem Schneckenhügel liegt das etwa 1925 errichtete, runde Eishaus. Es ist tief in den Boden eingelassen und wird durch ein weit herunterreichendes Strohdach vor der Sonne geschützt. Das im Winter aus dem nahen Mühlenteich geholte Eis behielt darin seine Kühlwirkung bis in den Sommer hinein, so dass sich das Häuschen gut zur Aufbewahrung leicht verderblicher Waren eignete.

    Fjeldsted-Hof

    Das 1946 eröffnete Freilichtmuseum Den Fynske Landsby ist eines der größten des Landes und besteht ausschließlich aus den typischen Häusern des 19. Jahrhunderts. Der Baukern mehrerer Häuser ist zwar erheblich älter, sie enthalten aber alle Um- und Anbauten aus der Zeit bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Alle späteren Umbauten wurden beim Aufbau im fünischen Dorf wieder entfernt, so dass ein zeitlich und geografisch abgegrenztes Dorf, jedoch mit der ganzen Breite der Baukultur, die Fünen und die umliegenden Inseln im 18. und 19. Jahrhundert prägte, entstand. Auch die Einrichtung der Häuser und die Gerätschaften stammen aus dieser oder älterer Zeit. Durch die Anwendung alter Arbeitsverfahren und -prozesse in der Landwirtschaft, in den Werkstätten und bei der Anlage von Gärten und Anpflanzungen mit alten Baumarten, Büschen und Nutzpflanzen soll diese Ganzheit bewahrt, unterstrichen und ausgebaut werden.

    Windmühle von Maderup

    Im Museum waren zahlreiche, oftmals zwei- drei- oder gar vierflügelige Bauernhöfe zu betrachten - gemäss der Größe des dazugehörigen Ackerlandes und des damit verbundenen Wohlstandes ihrer Bewohner manchmal klein und bescheiden, manchmal groß und schon etwas luxuriöser ausgestattet. Oben: Der Fjeldsted-Hof, ein vierflügeliges Anwesen aus der Nähe von Odense, dessen älteste Teile aus dem 17. Jahrhundert stammen.

    Sortebro Kro (Schwarzbrücken-Krug)

    Gemeinsam hatten alle Höfe die Fachwerkbauweise, die direkt an die Hauswände gepflanzten, wunderschön blühenden Bauernrosen und die hübschen Reetdächer. Außerdem betrachteten wir eine schöne holländische Windmühle (oben), eine Wassermühle, die unterschiedlichsten Fachwerkhäuser von Landhandwerkern (Weber, Schuhmacher, Schneider) und Tagelöhnern, ein Armenhaus, eine Schmiede, eine Torf- und Holzscheune mit Wänden aus geflochtenem Reisig, ein Schulhaus mit Lehrerwohnung, einen Dorfkrug (rechts) und eine alte Ziegelei, die noch bis 1940 in Betrieb war.

    Westlich von Fåborg

    Etwa 3 km westlich von Fåborg schauten wir uns die Grubbe Mølle an. Diese Windmühle holländischen Ursprungs wurde 1892 in Nykøbing auf Seeland abgebaut und hierher transportiert, wo sie neben der alten, bereits 1599 erstmals erwähnten Wassermühle am Svanningebach wieder aufgebaut wurde. Weil wir erst gestern in Odense sowohl eine Wasser- als auch eine Windmühle besichtigt hatten, beschränkten wir uns auf die Außenansicht und verzichteten auf die "persönliche Führung" die uns der Prospekt für den Preis von 20 DKR pro Nase versprach.

    Nun ging es hinüber auf die südlich gelegene Halbinsel Horne Land, wo wir auf der Suche nach einem schönen Strand zum Spazierengehen zunächst nahe Bøyden auf der Südseite der Landzunge Sønderhjørne ans Meer fuhren. Hier gelangten wir über eine Treppe bis hinunter zum nicht besonders breiten Kiesstrand, an dem man leider nur ein kleines Stück entlanglaufen konnte. Daher fuhren wir ein ganzes Stück weiter nach Norden, etwa bis in die Hälfte der Bucht Lyø Krog, wo wir einen für unsere Zwecke geeigneten Strand vorfanden.

    Horne Land

    Langsam am Wasser entlangschlendernd, hielten wir Ausschau nach besonders schön gezeichneten Steinen, die wir zuerst in allen möglichen Jackentaschen aufbewahrten, bis es einfach zu viele wurden und eine Plastiktüte aus dem Auto geholt werden musste. Hier am Wasser war es zwar etwas windig, aber schön warm und wir genossen die Aussicht auf das Meer und die am Horizont gerade noch als dünne Waldstreifen erkennbaren Inselchen. Später wanderten wir an der gegenüberliegenden Nordwestseite der Halbinsel ebenfalls am Strand entlang - hier sammelten wir eine ganze Tüte voller Muscheln und saßen anschließend noch ein wenig in der Sonne.

    Die sehr schön auf einem Hügel gelegene Horne Kirke ist eine der nur noch sieben erhaltenen Rundkirchen Dänemarks und die einzige Rundkirche auf Fünen. Alle übrigen Kirchen dieses Typus befinden sich auf der Insel Bornholm. Die hiesige Kirche wurde um 1100 als Festungskirche zum Schutz gegen die Wenden erbaut, hat aber im Laufe der Jahrhunderte durch zahlreiche Um- und vor allem Anbauten ihren ursprünglichen Charakter verloren. Im sehr schönen Innenraum der Kirche bewunderten wir zwei kunstvolle Votivschiffe; eines war mit eingerollten Segeln, das andere jedoch mit voller Takelage nachgebildet. Von einem seitlich der leider abgeschlossenen Königsloge gelegenen Platz aus konnte man auf ihre Decks schauen, auf denen sich sogar kleine Mannschaftsfiguren befanden. Auf den Kopfseiten der hellblau gestrichenen Kirchenbänke waren abwechselnd Rosen und Kerzen befestigt und die übrige Dekoration der Kirche wies auf eine bevorstehende Erntedankfeier hin.

    Fahrt an die Ostküste Fünens: Nyborg und das Ausstellungszentrum zur Große-Belt-Brücke in Knudshoved

    Nach etwa 50 km erreichten wir die Hafenstadt Nyborg an der Ostküste Fünens. Die zentrale Lage im Königreich - und noch dazu bequem mit dem Schiff zu erreichen - ließ Nyborg im Mittelalter zu einem gern genutzten Versammlungsort von Adel und Klerus werden. Zwischen etwa 1250 und 1413 war Nyborg die eigentliche Hauptstadt Dänemarks. 1282 unterschrieb König Erik Klipping hier die erste Verfassung seines Reiches. Die exponierte Lage machte Nyborg aber auch zum Ziel vieler bewaffneter Angriffe; Schloss und Stadt wurden mehrmals zerstört, aber immer wieder aufgebaut. Aus dem Mittelalter sind neben dem Westflügel des Schlosses noch mehrere Gebäude mit mächtigen Mauern erhalten, außerdem sind Teile der mittelalterlichen Wälle und Gräben immer noch intakt. Ein Teil der alten Befestigungsanlagen wurde Ende des 19. Jahrhunderts abgerissen und durch breite Promenaden ersetzt.

    Der 1601 in Fachwerkbauweise errichtete Mads Lerches Gård enthält heute das Stadtmuseum von Nyborg. Der Kaufmann und Bürgermeister Mads Lerche ließ den Hof nahe an der Förde errichten, damit die Waren auf kürzestem Wege von und zu seinen Schiffen gelangten. Die beiden Seitenflügel des stattlichen, rot-schwarzen Gebäudes ließ 1637 und 1643 sein Sohn, der Ratsherr Jakob Lerche, anbauen. Wie durch ein Wunder überstand der Hof den großen Brand des Jahres 1797, der weite Teile der alten Stadt zerstörte. Das 30 Zimmer umfassende zweistöckige Fachwerkhaus gilt daher als ein einzigartiges Zeugnis damaliger Baukunst und gibt außerdem ein ausgezeichnetes Bild vom Leben und Wohnen einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie aus der Zeit um 1740. Im Inneren des Gebäudes besichtigten wir die Amts-, Wohn- und Wirtschaftsräume des Bürgermeisterhofes, Arbeitsräume verschiedener Handwerker, ein Schulraum, Waffen und eine Sammlung zum Seehandel.

    Das am Westrand der Innenstadt gelegene Schloss Nyborg wurde um 1170 als Festung zur Verteidigung des Großen Belts angelegt. Im Laufe der Jahrhunderte wurde das Schloss, das sich ursprünglich auf einer Insel befand, mehrfach zerstört, um- und ausgebaut; besonders schwer waren die Verwüstungen des Schwedenkrieges 1658-60. Von ca. 1200 bis 1413 war Schloss Nyborg Sitz des dänischen Reichstages Danehof, der aus König, Adel und Klerus bestand - Handwerker und Bauern hatten nichts zu sagen! 1917 übernahm der Staat das Schloss und ließ den heutigen Flügel mit dem historisch wertvollen Reichsratssaal, zwei Rittersälen und einigen anderen Räumen restaurieren; seit 1922 ist es für die Öffentlichkeit zugänglich.

    Rittersaal in Schloss Nyborg

    Den Rittersaal im Erdgeschoss ließ König Christian III etwa 1549 einrichten. Die schweren Eichenbalken der Holzdecke haben sich unter dem Gewicht des darüberliegenden Fußbodens, das sie immerhin seit fast 450 Jahren tragen, gebogen. Der Klinkerfußboden ist kein Original mehr, sondern wurde rekonstruiert. Mitten im Raum stehen zwei Vitrinen mit Modellen, die das Aussehen des Schlosses in früheren Jahrhunderten zeigen. An den Wänden hängen riesige, Szenen aus dem Leben des Königs darstellende Bilder sowie die Ahnentafeln von König Christian III und Prinzessin Hedvig, einer Schwester König Christians IV, die beide von deutschen Adelsgeschlechtern abstammten.

    Jetzt betraten wir den benachbarten Danehofsaal, einen der ältesten Räume des Schlosses, dessen Wände mit einem verblüffenden 3D-Würfelmuster in schwarzen, weißen und grauen Farbtönen bemalt sind (wegen schlechter Lichtverhältnisse leider nicht zu fotografieren). Möbliert war er mit einem großen Tisch, einem Lehnstuhl und mehreren an den Wänden aufgestellten Truhen. Insgesamt wurden 25 Danehöfe auf Schloss Nyborg abgehalten. Der letzte fand 1413 statt, danach verlegte König Erik die Regierung nach Kopenhagen. Im Garnisonssaal betrachteten wir eine Ausstellung von Uniformen und Ausrüstungen und stiegen dann über eine Wendeltreppe in den ersten Stock.

    Oben traten wir ins Königszimmer, das eine ähnliche 3D-Wanddekoration wie der Danehofsaal aufweist. An den tiefen Fenstererkern bekam man einen Eindruck von den meterdicken Außenmauern des Schlosses. Die Aussicht hielt sich wegen der Bleiverglasung in Grenzen. Auch in diesem, genau wie die unteren Säle mit Holzbalkendecke und Fliesenfußboden ausgestatteten Raum bestand die spärliche Möblierung aus schweren Tischen, Stühlen und Truhen, alle aus dunklem Holz gefertigt. Nun folgte der spätmittelalterliche Rittersaal, daran schlossen sich einige kleinere Wohn- und Schlafzimmer an. In mehreren Räumen gab es in die Außenmauern eingebaute "Heimlichkeiten"; diese Toiletten der Vergangenheit reichten etwas über die Außenmauer hinaus und waren nach unten geöffnet - Wachen und sonstige Passanten taten also gut daran, einigen Abstand zur Schlossmauer zu halten.

    Nach einem Blick in den mit Schießscharten versehenen Eckturm stiegen wir über eine Holztreppe hinauf auf den riesigen Dachboden. Hier kann man die komplizierte Holzkonstruktion bewundern, die das Dach trägt und durch einen rekonstruierten Teil des alten Wächterganges wandern: von den Brühlöchern aus konnte der Feind mit kochendem Wasser, Pech oder Teer übergossen werden. Durch die kleinen Fenster bot sich eine gute Aussicht auf die Umgebung. Über die Wendeltreppe am anderen Ende des 30 m langen Baues stiegen wir wieder hinunter ins Erdgeschoss. In den gegenüber liegenden Knudsturm, der einst der in die Burgmauer eingebaute Kernturm des Schlosses war, warfen wir nur einen kurzen Blick - drinnen war außer einem leeren Raum nämlich nichts zu sehen.

    Das nicht weit entfernte Landtor wurde 1666 unter König Frederik III in den Ringwall eingebaut - bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts war diese 40 m tiefe, durch einen davorliegenden Wallgraben mit Zugbrücke gesicherte Pforte der einzige Zugang zur Stadt von der Landseite aus.

    Der Grundstein der am alten Markt gelegenen Liebfrauenkirche wurde 1388 gelegt, die Einweihung fand 40 Jahre später statt. Chor, Glockenturm und Turmspitze stammen aus dem 16. Jahrhundert. Der schlanke Kirchturm ist mit seinen 65 m der höchste der Insel. Wie schon so oft, war auch hier nicht der Haupteingang, sondern nur eine kleine Seitentür geöffnet. Der weiße, durch rote Backsteinverzierungen geschmückte Innenraum dieser dreischiffigen, gotischen Kirche gefiel uns sehr gut, weil alles sehr hell und freundlich wirkte.

    Direkt neben der Kirche liegt der Korsbrødregården (Kreuzbrüderhof/Kreuzritterhof) von 1396, der einst dem Johanniterorden gehörte und nach der Reformation in Privatbesitz kam. Das Gebäude weist einen schönen Renaissancegiebel aus dem Jahre 1614 auf. Die ehemaligen Mönchszellen im Gewölbekeller kann man besichtigen, wozu wir aber keine Lust hatten.

    Im Osthafen von Nyborg liegen die Oldtimer und großen Yachten vor Anker, während die kleineren Boote den etwas entfernteren, modernen Yachthafen benutzen. An einem der Kais gingen wir langsam an der "Alexander von Humboldt", dem aus der Becks-Bier-Werbung bekannten grünen Segelschiff vorbei. Einer der Matrosen des in Bremerhaven beheimateten Schiffs antwortete auf unsere Frage, dass sie erst am nächsten Tag weitersegeln würden; wir brauchten also nicht darauf zu spekulieren, dass die grünen Segel heute noch entrollt werden könnten.

    Im nahen Knudshoved besuchten wir das Storebælt Udstillingscenter, das Ausstellungszentrum zum Bau der Brücken- und Tunnelkombination über bzw. unter dem hier 18 km breiten Großen Belt. Nach seiner Fertigstellung sind Seeland, Fünen und Jütland durch Straße und Schiene miteinander verbunden. Das 1989 begonnene Projekt gliedert sich in drei Teile: die bereits 1993 fertiggestellte, 6,6 km lange Westbrücke für Autos und Züge bis zum mitten im Belt gelegenen Inselchen Sprogø, den aus zwei Röhren bestehenden Osttunnel für den Schienenverkehr von Sprogø nach Seeland und schließlich die Ostbrücke für den Autoverkehr, ebenfalls von Sprogø nach Seeland. Sobald der aus 62.000 Beton-, 18.000 Boden- und 20.000 Gehweg-Elementen bestehende Osttunnel, dessen beide jeweils 8 km lange Röhren einen Innendurchmesser von 7,7 m haben und an dem momentan fieberhaft gearbeitet wird, fertig ist, wird die Schienenverbindung für den Bahnverkehr freigegeben. Die neuesten Schätzungen datieren diese feierliche Eröffnung auf den Jahreswechsel 1996/1997.

    Die 6,8 km lange Ostbrücke mit einer freien Spannweite von 1.624 m und einer Durchfahrtshöhe von 65 m wird die größte Hängebrücke der Welt sein. Die 3 km langen und 85 cm dicken Tragkabel der Brücke werden mittels eines eigens konstruierten Apparates an Ort und Stelle aus 5,5 mm dicken Drähten gesponnen. Wenn die Brücke fertig ist, werden insgesamt 115 Millionen Meter Draht verarbeitet sein, was dem dreifachen Erdumfang am Äquator entspricht. Die beiden gigantischen Brückentürme, Pylonen genannt, ragen 254 m über die Wasseroberfläche, das ist sechsmal so hoch wie die New Yorker Freiheitsstatue! Der Abschluss der Bauarbeiten und die Eröffnung der Straßenverbindung werden innerhalb des Jahres 1998 erwartet. Das gesamte Projekt kommt übrigens ganz ohne staatliche Mittel aus: die immensen Baukosten werden durch die Nutzungsgebühren der Dänischen Staatsbahnen und die für jede PKW- und LKW-Überfahrt erhobene Maut refinanziert.

    Im sehr interessanten Ausstellungszentrum wurden die verschiedenen Baustufen der Teilprojekte mit den verwendeten Maschinen und Materialien durch Schautafeln mit Fotos, Texten, beweglichen Modellen der Spezialmaschinen und Proben der verwendeten Materialien erläutert. An jedem "Stand" gab es einen Monitor, auf dem ein Video zum behandelten Thema gezeigt wurde; abwechselnd in dänisch, englisch, französisch und deutsch.

    Schloss Holckenhavn

    Einige km südlich von Nyborg liegt Schloss Holckenhavn, einer der schönsten Renaissance-Herrensitze Dänemarks. Das prachtvolle Gebäude wurde 1590 erbaut und 1631 erweitert. Seit 1671 besitzt die Familie Holck das Schloss mit dem 12 ha großen, teilweise unter Naturschutz stehenden Park. Das Innere des eindrucksvollen Schlosses ist gar nicht, der Park nur dienstags und samstags für die Öffentlichkeit zugänglich. Heute war Donnerstag, also eigentlich geschlossen. Wir gingen jedoch einfach durch das weit geöffnete Tor hinein und spazierten ein wenig in den schönen Gartenanlagen herum. Sehr gut gefiel uns der kleine See, an dessen gegenüberliegendem Ufer einige Reiher standen.

     

    Fahrt an die Nordostspitze Fünens: Ladby, Kerteminde, Viby, die "Mårhøj Jættestue" und Fyns Hoved

    Rübenfeld am Schloss Ulriksholm

    Im Nordosten der Insel fuhren wir an riesigen Feldern und Wiesen vorbei durch kleine Ortschaften mit malerischen Häuschen und gepflegten Gärten. Eine Besonderheit dieser Gegend schienen die großen Gewächshäuser zu sein, in denen wir Tomatenpflanzen ausmachten. Hinter Radstrup folgten wir einer langen Allee mit sehr schönen alten Bäumen zum Schloss Ulriksholm. Weiter als bis zum Schlosstor mit den "Privat"- und "Fotografieren Verboten"-Schildern gelangten wir allerdings nicht. Von drinnen bellte auch schon ein Wachhund. Das aus der Mitte des 17. Jahrhunderts stammende Hauptgebäude im Stil der Renaissance, dessen Vorderfront ein achteckiger Turm schmückt, war wegen der vielen Büsche und Bäume vom Tor aus leider nur teilweise zu sehen.

    Nördlich von Ladby wurde 1935 ein aus der Mitte des 10. Jahrhunderts stammendes Wikinger-Schiffsgrab entdeckt. In einem reetgedeckten ehemaligen Bauernhaus, das neben der Kasse auch eine kleine Wikingerausstellung beinhaltet, kauften wir die Eintrittskarten, betrachteten dann die Ausstellung und suchten anschließend nach dem Zugang zum Ladbyschiff (Ladbyskibet), den wir hier im oder am Haus vermuteten. Doch die Kassiererin schickte uns hinaus und ein ganzes Stück vom Haus weg zum Kertemindefjord; dort sei der Hügel mit dem Schiffsgrab.

    Also wanderten wir an einem Feld entlang und folgten dann dem in Richtung Wasser führenden Pfad zum Grabhügel. Der Eingang befand sich auf der dem Wasser zugewandten Seite und bestand aus einer Glasfront mit automatischer Tür. Außer uns war hier niemand und schon gar kein Kartenkontrolleur; die Betreiber des Museums verließen sich anscheinend darauf, dass alle Besucher zunächst oben im Bauernhaus den Eintritt zahlten.

    Drinnen führte ein Gang rund um das von einem riesigen Glaskasten geschützte Ladbyschiff. In diesem 21,6 m langen und 2,85 m breiten Schiff ging Mitte des 10. Jahrhunderts ein angesehener Wikingerhäuptling mit 11 Pferden, 5 Jagdhunden, diversen Textilien und allerlei Gerätschaften auf seine letzte Reise. Das wegen der niedrigen Bordwand und der kaum abgenutzten Riemen wohl nur für kurze Fahrten und nicht für kühne Seereisen benutzte Schiff wurde nach der Beisetzung mit einem Erdhügel bedeckt. Wegen einer noch in der Wikingerzeit erfolgten Plünderung hat man bei der Ausgrabung keine Waffen und Schmuckstücke mehr gefunden.

    Im Laufe der Jahrhunderte war das Holz zerfallen, so dass nach fast 1.000 Jahren nur noch die Abdrücke des Schiffes in der Erde zu sehen waren. Mit Hilfe der an den ursprünglichen Stellen liegenden Eisennägel, die einst die Planken zusammenhielten, gelang den Archäologen jedoch in mühevoller Kleinarbeit eine authentische Rekonstruktion. Nachbildungen der einzelnen Teile sind heute auf den über dem Schiffsrumpf befestigten Schautafeln zu bewundern. Außerdem enthalten diese Tafeln Zeichnungen und Erläuterungen zu den Forschungsergebnissen.

    Etwa 500 hier gefundene Beigaben und kleinere Schmuckstücke, die die Räuber der Wikingerzeit übersehen oder wegen ihres geringeren Wertes liegengelassen hatten, werden heute im Kopenhagener Nationalmuseum gezeigt. Nach Abschluss der Ausgrabungsarbeiten wurde über dem einzigen bekannten Wikingerschiffsgrab Dänemarks eine elektrisch beleuchtete Betonkuppel errichtet und das Grab so der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

    Wir fanden das Ladbyschiff sehr beeindruckend; vor allem die über dem Schiff aufgehängten Schautafeln mit den umfassenden Erläuterungen waren sehr informativ. Hier wurde auch immer wieder auf andere Wikingerschiffsgräber bezug genommen, insbesondere auf die Osloer Wikingerschiffe Gokstad und Oseberg. Eine Restaurierung wie bei den norwegischen Schiffen war hier allerdings nicht möglich, da das Schiff nur seine Abdrücke im Boden hinterlassen hat.

    Die Geschichte von Kerteminde reicht bis ins Mittelalter zurück. 1412 zum ersten Mal urkundlich erwähnt, erhielt der Ort im Jahr darauf bereits die Handelsrechte. Während der Schwedenkriege (1657-60) kam die blühende Entwicklung zu einem plötzlichen Stillstand. Kerteminde wurde weitgehend zerstört und verfiel zur Bedeutungslosigkeit. Die Erholung des Städtchens ging nur langsam voran, zumal es durch die Einweihung des Odense-Kanals 1804 seine Stellung als Verladehafen für Odense verlor. Neuen Aufschwung brachte im 19. Jahrhundert der aufstrebende Fischereisektor. Die geschlossene, harmonische Architektur der Innenstadt mit ihrem weitgehend unzerstörten historischen Stadtkern macht Kerteminde zu einem der schönsten Orte auf Fünen. Neben dem modernen Yachthafen und einem langen Sandstrand findet man in der Umgebung schöne Naturgebiete wie z. B. die nördlich der Stadt gelegene Halbinsel Hindsholm.

    Kanzel in der Laurentius-Kirche Votivschiff in der Laurentius-Kirche

    Die St. Laurentius-Kirche wurde 1476 erbaut und ist heute das älteste Gebäude der Stadt. Uns gefielen vor allem die Altartafel und die bunt bemalte Kanzel; beide sind reichlich mit funkelndem Gold verziert. Eines der beiden Votivschiffe trägt viele kleine Danebrog-Flaggen und erinnert an die tragische Seeschlacht in der Køge Bucht vor Seeland im Jahre 1710, in der das ebenfalls mit dem Danebrog geschmückte Originalschiff gegen die Schweden kämpfte.

    Das Stadtmuseum Farvergården befindet sich in einem schönen roten Fachwerkhaus von 1630, das ursprünglich Teil einer vierseitig geschlossenen Hofanlage war. Seine Eigentümer waren geachtete Bürger; zeitweise diente der Hof auch als Pfarrhaus. Über 100 Jahre lang gehörte das Gebäude dem Färbergeschlecht Hinke, daher stammt auch die Bezeichnung Färberhof.

    Das hier eingerichtete Museum enthält eine stadtgeschichtliche Sammlung, Ausstellungen zu Fischerei und Handwerk sowie zahlreiche Kunstwerke, darunter Gemälde des aus Kerteminde stammenden Malers Johannes Larsen. Der freundliche Kassierer machte uns darauf aufmerksam, dass die Eintrittskarte für vier verschiedene Museen gelte; nur beim ersten Museum zahle man den vollen Eintrittspreis, während bei allen übrigen dann ein geringerer Eintritt erhoben würde. Eines dieser vier Museen war das Ladbyschiff, wo wir auch genau solche Eintrittskarten bekommen hatten - allerdings ohne einen Hinweis auf die mögliche Mehrfachnutzung.

    Im Inneren des Museums wanderten wir durch einige sehr schön eingerichtete Wohnräume, darunter eine Bauernstube mit Inventar aus dem 19. Jahrhundert, eine überwiegend im Empirestil eingerichtete Bürgerstube sowie eine alte Küche mit offener Feuerstelle, eine Spielzeugausstellung und die Werkstätten diverser Handwerker aus der Zeit um 1900.

    Nach einer kleinen Pause im sehr schön angelegten Innenhof des Gebäudes gingen wir durch die von schönen, guterhaltenen Fachwerkhäusern gesäumte Langegade zum nicht weit entfernten alten Kaufmannsladen Høkeren, in dem man vom Salzhering über Bonbons und Schlittschuhe alles mögliche kaufen kann. Sein Motto lautet: "Stets führend im Altmodischen!". Leider war der Laden bereits für die Saison geschlossen; wir schauten aber durch die zahlreichen Fenster hinein und sahen so annähernd alles, was wir bei geöffneter Eingangstür natürlich genauer hätten betrachten können.

    Nördlich der Innenstadt besuchten wir die 1850 erbaute, strohgedeckte Svanemølle (Schwanenmühle), die der Maler Johannes Larsen vor dem Verfall bewahrte. Durch die weit geöffnete Eingangstür gelangten wir hinein, ohne von irgend jemandem auf Eintrittskarten angesprochen worden zu sein. Wahrscheinlich gehörte die Mühle zum benachbarten Larsen-Museum, dessen Betreiber gar nicht auf den Gedanken kamen, dass es Besucher geben könnte, die zwar die Mühle, nicht aber das Museum besichtigen möchten. Wir kletterten jedenfalls in allen Stockwerken herum und wanderten auch einmal rund um den "Mühlenbalkon" im ersten Obergeschoss.

    Draußen neben der Eingangstür stand eine Verkaufskiste mit abgepacktem Obst, wie wir sie bereits an vielen Bauernhöfen gesehen hatten. Ein Pappschild gab Auskunft über die für die einzelnen Waren zu zahlenden Preise. Wir entschieden uns für Äpfel und Pflaumen und steckten das dafür verlangte Geld in die neben der Kiste bereitgestellte Büchse.

    Auf der Halbinsel Hindsholm schauten wir uns das ganz unter Denkmalschutz stehende Dörfchen Viby an. Am Ortsrand hielten wir kurz an der Viby Mølle, eine von Dänemarks größten und besterhaltenen holländischen Windmühlen. Sie wurde 1873 erbaut und in den 80er Jahren unseres Jahrhunderts gründlich restauriert. Weil wir uns erst vorhin in Kerteminde die Svanemølle in allen Einzelheiten angeschaut hatten, beschlossen wir, auf die Besichtigung dieser Mühle zu verzichteten.

    Obwohl unser Reiseführer Viby "eines der schönsten Dörfer auf Fünen" nannte, machte der Ort auf uns keinen sonderlich anderen Eindruck als andere Dörfer der Insel. Hier gab es zwar einige sehr schöne, reetgedeckte Bauernhäuser und -höfe, aber eine ganze Anzahl von Häusern war genau wie in anderen Orten mit Schindeln oder Pfannen gedeckt.

    Kirche von Viby

    Die weißgetünchte, etwas erhöht gelegene Kirche von Viby zeichnet sich durch einen eigentümlichen, 1718 über der Vierung erbauten Fachwerkturm aus, der als architektonische Rarität gilt. Wegen der großzügigen Verwendung von Holz in warmen Farbtönen und die durch die breiten, mit dezenten grafischen Mustern geschmückten Rundbogen niedrig wirkende Gewölbedecke fanden wir ihren Innenraum sehr gemütlich. Am videoüberwachten (!) Verkaufsstand des Bauernhofes schräg gegenüber der Kirche erstanden wir einen Karton Eier, dann setzten wir unsere Fahrt in Richtung Norden fort.

    Kirchentür in Stubberup

    Nach etwa 10 km auf kleinen und kleinsten Nebenstraßen erreichten wir das etwa in der Mitte der Halbinsel Hindsholm gelegene Stubberup, dessen Kirche, auch "weiße Jungfrau" (den hvide Jomfrue) genannt, schon seit dem Mittelalter als weithin sichtbares Seezeichen bekannt ist. Das aus Ziegeln erbaute Kirchenschiff entstand in spätromanischer Zeit, der Turm und der Vorraum während der Renaissance. Uns gefielen vor allem die sehr schöne, von 1655 stammende Holztür zwischen Vorraum und Kirchenschiff, die Kanzel mit Schalldeckel und die Altartafel, die alle kunstvoll geschnitzt und ganz in blau mit Gold gehalten waren.

    Auch in dieser Kirche hingen natürlich wieder Votivschiffe. An den Wänden und Rundbögen waren Zeichnungen und Inschriften aus früherer Zeit zu bewundern, die man bei einer Restaurierung entdeckt und freigelegt hatte. Im Vorraum lag eine Kirchenbeschreibung in deutscher Sprache aus, die wir nach Abschluss unserer Besichtigung wieder zurücklegten.

    Mårhøj Jættestue

    Nordöstlich von Martofte liegt mitten in den Feldern Mårhøj Jættestue, das größte prähistorische Einkammerkuppelgrab Dänemarks. Ins Innere des aus der jüngeren Steinzeit stammenden Grabhügels gelangten wir durch einen niedrigen, 7 m langen Gang. Die aus riesigen Feldsteinen bestehende Grabkammer ist ziemlich groß; ihre Länge beträgt mehr als 10 m und sie ist so hoch, dass man drinnen fast aufrecht stehen kann. Im Inneren der Jættestue ist es logischerweise stockfinster; wir hatten aber den Rat unseres Reiseführers befolgt und Taschenlampen mitgenommen. Außerdem fanden wir in der Nähe des Eingangs eine Kerze, mit der wir die zahlreichen, noch nicht ganz abgebrannten Teelichte, die im Inneren der Kammer verstreut waren, für ein Foto anzündeten.

    Wieder draußen, kletterten wir hinauf auf den Hügel, von dem sich ein weiter Blick über die sehr flache, leicht gewellte Landschaft bot. In einigen Abständen sahen wir weitere Hügel, die sich von dem unter uns eigentlich durch nichts unterschieden. Wir fragten wir uns unwillkürlich, ob man darin wohl auch schon nach einem prähistorischen Grab gesucht hatte und wenn ja, warum sich dann nur in diesem hier ein Grab befand.

    Immer weiter nach Norden durch die immer einsamer werdende Landschaft fahrend, erreichten wir schließlich Fyns Hoved, die äußerste Spitze der Halbinsel Hindsholm, die gleichzeitig die nördlichste Spitze Fünens ist. Wir spazierten zunächst über die südlichere der beiden durch eine schmale Landbrücke miteinander verbundenen Halbinseln, die den westlichen Teil von Fyns Hoved bilden. Hier war die Landschaft noch ziemlich flach und wir wanderten dicht am Strand auf der Westseite entlang.

    Im Osten erstreckt sich eine weitere, langgestreckte Landzunge, wodurch eine fast kreisrunde Lagune gebildet wird, die großen Vogelschwärmen als bevorzugter Rast- und Brutplatz dient. Momentan waren allerdings nur wenige Vögel zu sehen - wahrscheinlich muss man im Frühling hierherkommen, um die Brutzeit mitzuerleben oder viel später im Herbst, um rastende Zugvögel zu sehen. Wir lasen jedoch später, dass zu diesen besonderen Zeiten das gesamte Gebiet gesperrt wird, um die Vögel nicht zu stören.

    Fyns Hoved

    Drüben auf der nördlicheren Halbinsel angekommen, stieg das Land an und der Pfad verlief in luftiger Höhe über dem steil abfallenden, sandigen Ufer, das nur ganz unten, direkt am Wasser einen wenige Meter breiten Kiesstreifen aufwies. Keine besonders angenehme Vorstellung, mit einer Fuhre abbröckelnden Sandes hinunterzurutschen! Allerdings hatte man von hier oben einen fantastischen Ausblick aufs Meer, auf dem nur ab und zu ein Frachter oder ein Fischerboot zu sehen war.

    Dieser nördliche Landzipfel mit seiner kargen Vegetation erwies sich als viel größer, als wir nach der Karte gedacht hatten, denn der Pfad schlängelte sich einige Kilometer weit nach Norden.

    Fyns Hoved

    Das Wetter hätte heute übrigens nicht schöner sein können: die Sonne schien und es wehte nur ein ganz leichter Wind.

    An der äußersten Spitze war das Ufer nicht mehr ganz so hoch und fiel auch etwas flacher ab, so dass man problemlos zum Strand hinuntergelangen konnte, wo einige Angler hüfttief im doch sicherlich nicht gerade warmen Nass standen. Vor uns lag nun die weite, von hier aus endlos scheinende Wasserfläche zwischen Fünen und der etwa 17-18 km entfernten, dem dänischen Festland vorgelagerten Insel Samsø.

    Der Rückweg zum Parkplatz führte uns an der Ostseite der Halbinsel entlang. Von hier aus schauten wir auf den nördlichsten Teil des Store Bælt. Irgendwo hinter dem Horizont, etwas mehr als 30 km entfernt, musste die dänische Hauptinsel Seeland liegen. Am nach einiger Zeit langsam wieder flacher werdenden Strand gab es Unmengen von großen, kleinen und kleinsten Steinchen, aus denen wir eine beträchtliche Anzahl von besonders schönen Exemplaren heraussuchten, um sie mit nach Hause zu nehmen.

    Fahrt über Vissenbjerg nach Bogense an der Nordküste von Fünen

    Schloss Krengerup

    An einem Regentag starteten wir - abermals durch Dörfer mit wunderschönen alten Fachwerkhäusern und mehrflügeligen Höfen - nach Vissenbjerg, wo ein Aquarium und ein Terrarium anzuschauen waren. Unterwegs warfen wir bei Glamsbjerg einen Blick auf Schloss Krengerup, das als der schönste neuklassizistische Herrensitz Dänemarks gilt, aber nicht zu besichtigen ist. Der Mittelteil des zweigeschossigen Gebäudes wird durch vier korinthische Pilaster (Halbpfeiler mit Basis und Kapitell) betont; darüber befinden sich auf dem Dachsims Vasen, Wappen und ein Füllhorn. Weiter ging es durch mehrere kleine, meist nur aus ein paar Häusern bestehende Ortschaften und am schönen, malerisch mitten im Wald gelegenen, aber leider für Besucher ebenfalls nicht zugänglichen Schloss Erholm vorbei.

    Im nordwestlich von Vissenbjerg gelegenen Fyns Akvarium wanderten wir langsam an den 27 verschiedenen Becken mit einer äußerst artenreichen Sammlung von heimischen und exotischen Fischen entlang. Insgesamt wurden 300 Fischarten, darunter sowohl Süßwasser- als auch Meeresfische, gezeigt. Neben einigen sehr großen Becken, deren Dekoration eher dürftig ausgefallen war, gab es eine ganze Anzahl mittelgroßer Becken, die sehr schön mit Korallen und bunten, meist aus tropischen Gewässern stammenden Fischen eingerichtet waren.

    Auf uns machte die Anlage einen nicht besonders gepflegten Eindruck; in manchen Becken war das Wasser schon ziemlich trüb und hätte dringend gewechselt werden müssen. Die Attraktion des Aquariums bestand aus vier kleineren Haien in einem zwar verhältnismäßig großen, gegen die Weite ihrer Heimat, des karibischen Meeres, aber nicht vergleichbaren Becken. Die Tiere schwammen mehr oder weniger stumpfsinnig im Kreis und wechselten nur manchmal die Richtung, in der sie an der großen Glasscheibe zum Besuchergang vorbeiglitten. Durch das trübe Wasser waren sie drüben auf der anderen Seite fast nicht mehr zu erkennen.

    Seitlich des Gebäudes konnte man durch einen langen Gang an einer ganzen Reihe von überdachten Gitterverschlägen entlanggehen, in denen jeweils mehrere Exemplare verschiedener Hühnerrassen, Fasane, Pfauen und andere Vertreter der Tiergattung "Geflügel" eingesperrt waren. Im Inneren der Verschläge war von Gras keine Spur und alle Tiere wirkten nicht gerade so, als ginge es ihnen hier besonders gut.

    Nur wenige km weiter südlich schauten wir uns anschließend das Terrariet Vissenbjerg mit Skandinaviens größter Sammlung von Lurchen, Krokodilen, Schlangen, Leguanen, Fröschen und vielen anderen Arten von exotischen Tieren an. Neben geschlossenen Terrarien für die kleineren Exemplare gab es auch durch Wassergräben und Mauern gesicherte offene Gehege, in denen größere Tiere wie z. B. die Leguane lebten. Den verschiedenen Erläuterungstafeln war zu entnehmen, dass in diesem Terrarium sogar bei einigen Tierarten die in Gefangenschaft sehr schwierige Nachzucht gelungen ist.

    Frösche im Terrarium Vissenbjerg

    Sehr gut gefielen uns zwei aus Südamerika stammende, nebeneinander auf einem Ast hockende grasgrüne Frösche, die zu grinsen schienen. Auch ein mittelgroßes Terrarium mit wieselflink umherhuschenden Seidenäffchen fesselte unsere Aufmerksamkeit. Etwas störend fanden wir nur den beißenden Geruch der Reptilien, der in allen Räumen hing. In den eigentlich nur für den Sommer gedachten Freigehegen (der Regen hatte gerade eine Pause eingelegt) waren noch einzelne Tiere wie Nasenbären, Schildkröten und ein Iltis zu sehen. Einige Ziegen, die zu einer Art "Streichelzoo" gehörten, kamen nur bis an ihre Stalltür; wahrscheinlich war es ihnen draußen noch zu nass.

    Nachdem wir auch hier alles gesehen hatten, entschieden wir uns wegen des regnerischen Wetters gegen einen Besuch auf dem Aussichtspunkt Vissenbjerg, einem mit 129 m für die ansonsten recht flache Insel bereits ziemlich hohen Berg, von dem man an klaren Tagen eine schöne Aussicht über Nordfünen haben soll. Stattdessen fuhren wir zurück zur Str. 329 und folgten ihr weiter nach Norden, in Richtung Bogense. Etwa 3 km südöstlich der Stadt kamen wir am alten, aus dem 13. Jahrhundert stammenden und bereits im Mittelalter erstmals urkundlich erwähnten Gutshof Harritslevgård vorbei. Zu dem schon ziemlich verfallen wirkenden Gebäude, dessen älteste Teile von 1606 stammen, hat die Öffentlichkeit keinen Zutritt, weshalb wir auch gar nicht erst anhielten, sondern gleich weiterfuhren.

    Bogense war im Mittelalter ein bedeutender Fährhafen für den Schiffsverkehr mit Jütland und der zweitgrößte Ort auf Fünen; bereits 1288 erhielt es die Stadtrechte und war um das Jahr 1500 eine der führenden Kaufmannsstädte Fünens. Das Bild der heute kleinsten Stadt Fünens wird durch gut erhaltene Fachwerkhäuser des 17.- 19. Jahrhunderts, malerische Gassen wie die Østergade oder die Adelgade, den idyllisch durch die Stadt verlaufenden Bach und die Fischerboote im Hafen geprägt. Am Ende der Adelgade steht eine Kopie der berühmten Brüsseler Springbrunnenfigur "Manneken Pis". Der im 19. Jahrhundert angelegte Fischereihafen wird auch heute noch von vielen Kuttern angelaufen. Mitte der 70er Jahre wurde er durch einen Yachthafen ergänzt.

    Grund zur Bewunderung bietet das Meer bei Bogense, denn hier geht das verhältnismäßig ruhige Binnenmeer Kattegat in eine enge Meeresstraße, den Kleinen Belt über. Die Stadt ist heute noch von Kanälen, fruchtbaren Landwirtschaftsflächen und Wassermühlen umgeben. Daneben gibt es Wiesen, Wälder und ausgedehnte Strände, von denen aus man an klaren Tagen bis nach Jütland und zu den Inselchen Æbelø und Endelave sehen kann.

    Wir parkten in der Adelgade, holten die Schirme aus dem Kofferraum und starteten zur Stadtbesichtigung. Langsam an den Schaufenstern entlangschlendernd, gingen wir durch einen Teil der Adelgade und anschließend durch die Østergade mit dem alten, mit schwarzweißem Fachwerk und einem schönen Erker versehenen Kaufmannshof aus der Renaissancezeit. Das in der St. Annasgade gelegene alte Rathaus gilt als typisches Beispiel der Monumentalarchitektur der 40er Jahre des 19. Jahrhunderts. Auf unserem Programm stand auch das im in der Vestergade gelegenen neuen Rathaus: ein kulturhistorisches Museum mit Volkstrachten, Möbeln, Haushalts- und Handwerksgegenständen, Münzen, Gemälden und archäologischen Funden aus Bogense und Umgebung, das am heutigen Sonntag aber leider geschlossen war.

    Historischer Marktplatz in Bogense

    Durch mehrere kleinere Straßen gelangten wir zu Bogenses größter Sehenswürdigkeit, dem historischen Marktplatz. Rund um diesen idyllischen, mit hohen Ulmen bestandenen Platz gruppieren sich bunte kleine Bürgerhäuser vom Anfang des 19. Jahrhunderts. Auf der einen Langseite wurde zwischen zwei schönen alten Häuschen gerade ein doppelt so hoher, hässlicher Neubau errichtet - einfach scheußlich! Wir wunderten uns, dass die Stadtverwaltung eine solche Verschandelung des historischen Platzes zuließ.

    Die am anderen Ende des Platzes gelegene St. Nicolaikirche war trotz des anderslautenden Aushanges geschlossen. Wir liefen einmal rundherum und rüttelten an allen vorhandenen Türen - leider vergeblich. Diese ursprünglich romanische Kirche, deren Chor und Mittelschiff aus Feldsteinen bestehen und aus der Zeit um 1200 stammen, wurde in spätgotischer Zeit um ihre aus Backsteinen errichteten Querschiffe erweitert. Charakteristisch ist ihr mächtiger, ebenfalls im späten Mittelalter angebauter Ostturm, der mit Schindeln bedeckt ist und noch heute als Seezeichen dient. Der Kirchturm von Bogense ist übrigens nicht wie bei fast allen anderen dänischen Kirchen der westlichste, sondern der östlichste Teil des Gotteshauses.

    Zum sehenswerten Inventar der Kirche, das wir nun allerdings nicht zu sehen bekamen, gehören ein Altar von 1588, ein romanisches Taufbecken und eine Kanzel aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Vom Kirchhof aus warfen wir einen Blick auf den direkt unterhalb der Mauer beginnenden Strand und das ruhige Wasser des Meeres. Bei schönem Wetter hätte man hier einen wunderbaren Strandspaziergang machen können, aber leider mußten wir uns immer noch mit den Schirmen gegen den andauernden Nieselregen schützen.

    Zum Auto zurückgeschlendert, verließen wir Bogense in östlicher Richtung. Nach kurzer Zeit sahen wir in einiger Entfernung zur Straße inmitten der hier extrem flachen Landschaft die restaurierte Pumpenmühle Stegø Mølle aufragen, die früher zur Entwässerung des eingedeichten Gebietes diente. Dann erreichten wir die Abzweigung zum Gutshof Gyldensteen, den man aber leider nur von außerhalb des Eingangstores anschauen durfte. Der aus den 30er und 40er Jahren des 17. Jahrhunderts stammende Besitz mit seinen charakteristischen Renaissancegiebeln ist besonders schön gelegen und von breiten, fast schon seeartig ausgedehnten Wassergräben mit schönen Seerosen umgeben. Vor dem Eingangstor mit dem obligatorischen Privat-Schild informierte eine Tafel interessierte Besucher über die Geschichte des Gutes. Unter anderem stand hier, dass eine frühere Gutsherrin das Gebäude jeweils in der Weihnachtsnacht gemieden habe - einer Sage nach solle nämlich Gyldensteen in einer solchen Nacht im Wasser versinken.

    Schloss Egeskov, Steinsetzungen von Lindeskov, Gutshof Ravnholt und Schloss Brahetrolleborg

    Kurz bevor wir das etwa 20 km von Fåborg entfernte Schloss Egeskov erreichten, sahen wir links der Straße die 1855 gebaute Egeskov Mølle. Seit 1952 ist diese schöne und gut erhaltene Windmühle in Dänemark sehr berühmt, denn sie ziert den damals neugestalteten Zehnkronenschein, weshalb sie bis heute den Beinamen 10-Kronen-Mühle trägt. Die Zufahrt zum Schloss verläuft leider nicht mehr über die schöne alte Allee mit ihrem fast geschlossenen Blätterdach, sondern über eine etwas weiter westlich gelegene, breitere Straße.

    Schloss Egeskov

    Schloss Egeskov ist die besterhaltene Wasserburg Europas. Reichsmarschall Frants Brockenhuus ließ es in den Jahren 1524-54 auf zwölftausend Eichenpfählen erbauen, die in den Grund des Sees gerammt wurden; daher stammt auch der Name "Eichenwald". Die von französischen Baumeistern beeinflusste Architektur des Gebäudes repräsentiert die Übergangsphase vom Mittelalter zur Renaissance. Nach 1880 wurde die Anlage durch zwei Türme und ein Portalgebäude ergänzt. Dass Egeskov nicht friedlichen Zwecken diente, zeigen der Wehrgang, zahlreiche Schießscharten und Pechausgusslöcher.

    Das heute die pure Idylle ausstrahlende Schloss gehört seit 1784 einer der bekanntesten dänischen Adelsfamilien, den Grafen Ahlefeldt-Laurvig-Bille.Während der Fahrt hierher hatte ein leichter Nieselregen eingesetzt, der jetzt jedoch aufhörte. Am Kassenhäuschen wurden wir um ziemlich genau 25 DM pro Nase erleichtert und erwarben zusätzlich noch den umfangreichen Schlossprospekt. Weil das Wetter im Moment noch verhältnismäßig freundlich war, beschlossen wir, uns zuerst die ausgedehnten, insgesamt 15 Hektar großen Parkanlagen anzuschauen. Der Schlosspark von Egeskov wurde im Jahre 1730 angelegt und in der Folgezeit immer wieder erweitert und verschönert. Er diente nie als Privatpark, den nur die Schlossbesitzer und ihre Gäste betreten durften, sondern war schon immer für Besucher geöffnet.

    Vorbei an einer Sonnenuhr inmitten einer etwa 30 cm hohen Buxbaumhecken-Anlage gingen wir zunächst durch den schön gestalteten Wassergarten zum "größten Labyrinth der Welt", das der Künstler Piet Hein aus schnellwachsendem Bambus geschaffen hat. Es war gar nicht so einfach, den richtigen Weg zum Aufgang des Aussichtsturms in der Mitte des Labyrinths zu finden und wir irrten eine ganze Weile zwischen den knapp 3 m hohen, dichten Wänden herum. Muss ich noch extra erwähnen, dass ich die letzte war, die endlich auch die Treppe zum Aussichtsturm erklimmen konnte? Einen kleinen Trost für alle Nachzügler sollte wohl der hier angebrachte Text darstellen, der besagte, dass die intelligentesten Menschen die größten Schwierigkeiten hätten, den richtigen Weg durch das Labyrinth zu finden.

    Die einzelnen Gärten des Schlossparks sind von bis zu 4 m hohen, akkurat geschnittenen Hecken aus Buxbaum, Buchen oder Linden eingefasst, deren maximales Alter 255 (!) Jahre beträgt. Durch den in Hochbeeten angelegten Kräutergarten gingen wir zum Motorrad- und Veteranenmuseum. Dieses 1967 in der ehemaligen Scheune eröffnete Museum fällt schon von weitem durch die auf den Schornsteinen befestigten Motorräder auf. Im Laufe der Jahre hat es sich auf mehrere der umliegenden Wirtschaftsgebäude ausgedehnt. Wir kamen zunächst durch eine Halle mit erstklassig erhaltenen alten Motorrädern und Mopeds, dann folgte ein Kuriositätenmuseum mit einer ganzen Reihe alter Fernseher, Radios und diversen anderen Gebrauchsgegenständen. Im benachbarten Veteranenmuseum stehen sehr viele, auf Hochglanz polierte, wunderschöne alte Autos - richtige Schmuckstücke.

    Veteranenmuseum Schloss Egeskov

    Etwa ein Drittel der Exponate gehören dem Museum; die übrigen wurden von Hobbysammlern, Institutionen und Clubs aus Dänemark, England und Deutschland als dauerhafte Leihgabe zur Verfügung gestellt. Neben Autos, Motoren und mechanischem Zubehör ist in der großen Scheune sogar eine schöne Sammlung von Flugzeugen und Flugzeugdetails wie z. B. den Cockpits eines Starfighters und eines Verkehrsflugzeuges zu bewundern. Neben einem alten Doppeldecker-Bus aus Bristol, der die Ausstellung sogar noch auf "eigenen Rädern" erreichte, gefiel uns besonders ein ganz altes Wohnmobil, das sehr gemütlich und sogar schon mit eigener Toilette eingerichtet war.

    Direkt gegenüber schauten wir uns das 1990 in einem weiteren Nebengebäude eingerichtete Landwirtschaftsmuseum an. Mittels der früher verwendeten Geräte und Maschinen wird hier der Arbeitsgang eines Jahres in der Landwirtschaft gezeigt. In diesem langgezogenen Gebäude steht auch Egeskovs umfangreiche Sammlung von Pferdewagen, Kutschen und Schlitten. Dann wanderten wir durch den großen, mit schönen alten Bäumen bestandenen und schräg zum Schlosssee abfallenden Englischen Garten im Nordwesten des Schlosses. Daran schließt sich das aus gestutzten Buchenhecken bestehende, mehrere hundert Jahre alte Labyrinth an, das ab und zu kräftig beschnitten werden muss, um zu überleben. Diese Anlage konnten wir von einer eigens zu diesem Zweck aufgestellten Plattform aus überblicken. Momentan schien es nicht ratsam, hineinzugehen, denn die Hecken waren wohl den gesamten Sommer über unkontrolliert gewachsen und ihre Äste ragten weit in die Wege hinein.

    Den Mittelpunkt des Renaissancegartens bildet eine große, aus niedrigen Buxbaumhecken bestehende französische Lilie. Als "Hintergrund" dieser Figur dient roter Kies, wodurch die Lilie sehr plastisch erscheint. Neben einem Springbrunnen fielen uns hier vor allem die merkwürdigen "topiaries"-Figuren auf; das sind Buxbäumchen, verschnitten zu Spiralen, Eichhörnchen, Pfauen und Pyramiden. Zum Gesamtbild des Gartens passten sie ja sehr gut, aber jede Figur für sich genommen wirkte doch sehr künstlich und schien vor allem kaum noch etwas mit dem ursprünglichen Bäumchen zu tun zu haben. Der zur Zugbrücke an der Nordostseite des Schlosses hin gelegene, größte Teil dieses Gartens war übrigens durch ein Seil abgesperrt, so dass Besucher nicht näher an die heruntergelassene Brücke herankommen konnten. Wie wir aus den darauf aufgestellten Gartenmöbeln schlossen, diente die Brücke den Schlossbewohnern anscheinend als private Terrasse.

    Jetzt folgte der im 17. Jahrhundert streng symmetrisch angelegte Küchengarten, der alles enthielt, was man für einen großen Haushalt brauchte: Gemüse für die Küche, Blumen für die Säle und wohlriechende Kräuter für die Wäscheschränke. Mit seiner rein biodynamischen und ökologischen Pflege, also ganz ohne Chemikalien, war er seiner Zeit weit voraus. Im Fuchsiengarten betrachteten wir die größte Fuchsiensammlung Europas, die aus etwa 75 in Farbe und Form reich variierten Arten besteht. Wie uns eine hier beschäftigte Gärtnerin erklärte, sind die teilweise fast schon die Höhe kleinerer Bäumchen besitzenden Pflanzen samt Kübeln eingegraben und werden im Herbst herausgenommen, um den Winter in großen Treibhäusern zu verbringen.

    Rund um die alte Orangerie, die nun im Sommer als Cafeteria dient, gruppieren sich die Rabatten des schön gestalteten Rosengartens. Neben vielen anderen Sorten wächst hier die 1982 getaufte, rosa Egeskov-Rose, deren korrekter Name "Rosa Polyantha Egeskov" lautet. Wie wir in unserer Beschreibung lasen, ist Egeskov für sein feines, an den Kiosken erhältliches Rosengelee berühmt. Außerdem entnahmen wir dem Heft, dass in Schloss und Park insgesamt 34 Angestellte damit beschäftigt sind, alles zu hegen und zu pflegen.

    Nun wandten wir uns dem Schloss zu, das wir auf unserem Rundweg durch die verschiedenen Gärten bereits von allen Seiten betrachten konnten. Von der kleinen Eingangshalle aus ging es zunächst in das "Jagtstuen", also Jagdzimmer genannte, große Arbeitszimmer des Großvaters des heutigen Eigentümers. Der Raum zeugt von der großen Liebe des Grafen zu Afrika und zur Jagd, denn er ist voller Trophäen und völkerkundlicher Gegenstände, die er aus Ostafrika und dem Kongo mitgebracht hat. Es folgte "Den Gule Stue", das gelbe Zimmer, ein ganz in französischem Stil mit Möbeln aus der Zeit von Louis XVI eingerichteter Raum mit zitronengelben Gardinen an den zahlreichen Fenstern.

    Dann stiegen wir über die in einem Turm untergebrachte Treppe hinauf in den ersten Stock und betraten den großen Rittersaal, der jedes Jahr den festlichen Rahmen für die weithin bekannten Egeskover Sommerkonzerte bietet, weshalb er auch jetzt mit langen Stuhlreihen und einer kleinen Bühne mit Flügel versehen war. Mit seiner dunklen, durch die schwere Last ein wenig gebogenen Holzbalkendecke und den großen Gemälden über schweren Eichentruhen sah der Saal sehr schön aus. Während die eine Langseite des Rittersaales durch große, viel Licht hereinlassende Fenster unterbrochen wird, führen auf der anderen Seite mehrere Rundbogentüren in verschiedene Wohn- und Schlafräume.

    Eines dieser Zimmer ist die Rigborgstuen: Rigborg, die 1579 geborene Enkelin von Frands Brokenhuus, dem Erbauer von Egeskov, kam an den Hof des Königs und lernte dort den jungen Frederik Rosenkrantz kennen. "Sie kamen einander so nahe, dass sie durch einen unglücklichen Unfall mit einem Sohn niederkam". Dieser Skandal wurde vor Gericht verhandelt und Rigborg, der man das Baby sofort weggenommen hatte, wurde zur "Einmauerung" (strenger Stubenarrest) verurteilt. 5 Jahre lang musste sie daraufhin im Rigborgzimmer leben. Das ursprüngliche Urteil für Frederik Rosenkrantz lautete, dass ihm zwei Finger abgehackt werden sollten. Er erreichte jedoch, dass er stattdessen mit Verlust der Ehrenrechte ins Ausland gehen durfte.

    Vom benachbarten Turmzimmer aus bot sich ein schöner Blick auf den schräg unter uns liegenden Renaissancegarten mit der französischen Lilie, die von hier oben wirklich toll aussah. Für ein Foto hätte man einfach nur eines der bleiverglasten Fenster öffnen müssen, doch wir waren nicht sicher, ob wir damit nicht etwa die Alarmanlage auslösen würden und ließen es deshalb lieber bleiben.

    Die weiteren hier zu besichtigenden Räume waren ein Musikzimmer mit einer Sammlung schöner alter Chippendale-Möbel, das als Gästezimmer eingerichtete Hofmeisterzimmer und die Admiralens Stue mit holländischen Möbeln, japanischen Vasen und zahlreichen Portraits dänischer Könige. Nun folgte der Jagtgangen, ein nach den hier aufgehängten Jagdtrophäen und Jagdwaffen aus aller Herren Länder benannter Flur. In einer Vitrine am Fenster ist der in einem zu Egeskov gehörenden Moor gefundene, älteste Langbogen Dänemarks ausgestellt. In einem großen Eichenholzschrank am Ende des Ganges befindet sich eine Toilette, ein sogenanntes "geheimes Örtchen". In alten Zeiten fragte man nämlich nicht nach der Toilette, sondern nach dem "Schrank".

    Nun warfen wir noch einen Blick in die Klunkestue, das Plüsch- und Rüschenzimmer. Dieser Raum wurde aus Möbeln, Gemälden, Fotos, Nippes, Gardinen und Teppichen aus dem Familienbesitz eingerichtet. Wir Besucher konnten das Zimmer nicht betreten, sondern lediglich durch zwei mit halbhohen Gittern verschlossene Türöffnungen hineinsehen. Insgesamt waren wir vom Inneren des Schlosses eher enttäuscht, denn von den 66 Zimmern war leider nur eine sehr kleine Auswahl öffentlich zugänglich, die (mit Ausnahme des Jagdzimmers im Erdgeschoss) außerdem sehr unpersönlich wirkten und beispielsweise dem Vergleich mit den Räumen von Valdemars Schloss nicht standhielten.

    Zum Abschluss unserer Besichtigung stiegen wir über die Treppe hinauf auf den Dachboden, wo eine interessante Fotoausstellung über die 1987 durchgeführte Dachrestaurierung zu betrachten war. Unter einer der Turmspitzkonstruktionen sahen wir den Træmanden, den "hölzernen Mann" liegen. Mit dieser Bubenfigur von unbekannter Herkunft ist eine Sage verknüpft: sollte der Træmanden von seinem Platz weggetragen werden, versinkt das Schloss in der darauffolgenden Weihnachtsnacht im Schlosssee. Ein Foto von den Restaurierungsarbeiten zeigte, dass die Figur auch während dieser Zeit an ihrem Platz geblieben und mit einer eigens gefertigten Kiste gegen Schmutz und Staub geschützt worden war.

    Nach Osten weiterfahrend, hielten wir kurz vor der Ortschaft Ørbæk am Schloss Ørbæklunde. Mit dem achteckigen Treppenturm, den geschwungenen Renaissancegiebeln und einem Wehrgang mit Schießscharten über dem zweiten Stockwerk hat das Schloss sein Aussehen aus der Zeit um 1560 weitgehend bewahrt. Leider sind weder das Gebäude noch der Park öffentlich zugänglich. Obwohl bereits die Zufahrt als Privatweg ausgeschildert war, fuhren wir trotzdem bis auf den Vorhof, von wo aus man jedoch nur die weniger schöne Nordseite des Gebäudes betrachten konnte. Die prachtvolleren Fassaden befinden sich an den West- und Ostseiten, die wir nur von der in einiger Entfernung am Schloss vorbeiführenden Straße aus zu sehen bekamen.

    Wenige km westlich von Ørbæk liegen die Steinsetzungen von Lindeskov. Hierbei handelt es sich um sieben Steindolmen und ein Hünengrab. Wir fuhren zunächst zur Jættestue, dem längsten erhaltenen Hünengrab Dänemarks. Es ist 168 m lang, 10 m breit und wird von 126 Begrenzungssteinen eingefasst. Von den fünf Grabkammern in seinem Inneren ist nur diejenige am Nordende sichtbar.

    Lindeskov

    Wegen des leichten Nieselregens, der vor kurzer Zeit wieder eingesetzt hatte, verzichteten wir auf eine genauere Untersuchung des etwa 1 m hohen, langgestreckten und grasbewachsenen Hügels, der zudem auch kein geeignetes Fotoobjekt war. Zur Straße zurückgekehrt, trafen wir nach wenigen hundert Metern auf die eindrucksvolle Steinsetzung Langdyssen. Handelte es sich bei diesen aufeinandergetürmten Riesensteinen wohl auch um eine Begräbnisstätte oder eher um einen religiösen Platz, an dem den Göttern Opfer dargebracht wurden?

    Wir fuhren nun weiter zum Gutshof Ravnholt, der seinen Namen nach einer Rodung im Wald erhielt, wo einst die Raben ihre Nester bauten. Zum Hauptgebäude, dessen ältester Flügel von 1592 stammt, führen drei malerisch das gewaltige Rittergut durchziehende Alleen: eine aus Kastanien, die zweite aus Ulmen und die dritte aus Rotdorn. Heute ist Ravnholt eines der größten und ältesten Erbgüter Dänemarks. Der weitläufige, von Waldstücken und kleinen Seen durchzogene Park sollte laut Reiseführer teilweise der Öffentlichkeit zugänglich sein, wir fanden jedoch außer der mit Privat-Schildern versehenen Auffahrt zum Gutsgebäude keinen Eingang.

    In der kleinen Stadt Ringe schauten wir uns zunächst die ursprünglich romanische Kreuzkirche aus dem 12. Jahrhundert, die später im gotischen Stil umgebaut wurde, an. Drinnen übte gerade ein Kinderchor, weshalb wir uns nur kurz umschauten und dann wieder hinausgingen. Das in der benachbarten Boltinggård Landschule, einem strohgedeckten Fachwerkhaus aus dem Jahre 1704 untergebrachte Stadtmuseum von Ringe war leider geschlossen (nur Sonntags geöffnet). Wir machten noch einen kleinen Spaziergang durch die Straßen der netten Kleinstadt und schauten uns auch ein wenig in den Geschäften um.

    Auf dem Rückweg nach Fåborg kamen wir an den ziemlich ramponierten und unserer Meinung nach abrißreifen Wind- und Wassermühlen von Lydinge vorbei und hielten schließlich noch am Schloss Brahetrolleborg, das seit dem Ende des 18. Jahrhunderts im Besitz der Familie Reventlow ist. Die Ostseite des mächtigen, bis ins 19. Jahrhundert hinein mehrfach umgebauten, vierflügeligen Schlosskomplexes bildet die Klosterkirche aus dem 13. Jahrhundert, deren Innenraum wir sehr eindrucksvoll fanden. Das für Besucher nicht zugängliche Schloss, dessen guterhaltene Wirtschaftsgebäude weiter östlich entlang der Straße liegen, schien uns sehr renovierungsbedürftig zu sein. Brahetrolleborg ging in die jüngere dänische Geschichte als der erste Schauplatz der Bauernbefreiung ein: 1788 ließ der Gutsherr seine Bauern das berüchtigte Holzpferd, den Schandpfahl und andere Instrumente der Unterdrückung verbrennen und gab ihnen gleichzeitig die Freiheit.

    Nach Nordwesten an den Kleinen Belt: Middelfart und Kolding

    Middelfart ist eine der ältesten Städte Skandinaviens (über 1.000 Jahre alt) und liegt am Nordwestzipfel von Fünen, an der schmalsten Stelle des Kleinen Belts. Schon im Mittelalter war es ein wichtiger Fährhafen, erhielt 1496 die Stadtrechte und wurde im 16. Jahrhundert zum Zentrum der Tümmlerjagd im Kleinen Belt. Die kleine Stadt wuchs nur langsam, was sich erst mit der Industrialisierung des 19. Jahrhunderts und der Eröffnung der ersten Brücke über den Kleinen Belt im Jahre 1935 änderte. Ihr Bau war ein Wagnis gewesen, denn wegen der großen Wassermengen und der verhältnismäßig engen Fahrrinne ist der Strom an diesem Punkt ungeheuer stark.

    Die alte Brücke, wie sie heute genannt wird, misst gut 1 km, die größte freie Höhe von der Wasseroberfläche beträgt 33 m und das Wasser ist an einigen Stellen unter der Brücke 40 m tief. Mit ihren zwei Fahrbahnen wurde sie schnell zu einem Flaschenhals für den Autoverkehr zwischen Fünen und Jütland, weshalb eine neue, 1,7 km lange Autobahnbrücke mit 6 Fahrbahnen gebaut wurde, die 1970 vollendet war.

    Holms Restaurant in Middelfart

    Das heutige Middelfart ist ein lebhafter Handelsort, dessen schönstes Viertel wohl die Altstadt im Bereich der Kirche ist. Insbesondere die Algade und Brogade weisen hübsche alte Häuser auf (rechts: Holms Restaurant). Nachdem wir vom Hafen aus die beiden Brücken betrachtet hatten, wanderten wir zur St. Nicolai Kirche, die um 1200 als einschiffiges romanisches Gotteshaus errichtet und im Laufe der Jahrhunderte mehrfach aus- und umgebaut wurde. Heute zeigt sie sich als spätmittelalterliche, dreischiffige Backsteinkirche. In ihrem sehr schönen, hellen Innenraum sind eine kunstvoll geschnitzte Kanzel vom Ende des 16. Jahrhunderts und eine Barockaltartafel aus der Mitte des 17. Jahrhunderts zu bewundern.

    Genau wie die Kirchenbänke, wurden auch sie aus dunklem Holz gefertigt. Bemerkenswert soll auch die gute Akustik in der Kirche sein. Im Jahre 1603 strandete ein Wal in Middelfarts Hafen und in Ermangelung eines Museums, das so große Ausstellungsstücke aufnehmen konnte, befestigte man einige seiner riesigen Knochen über dem Kirchenportal, wo sie auch heute noch hängen. Wie erwartet, gab es auch in dieser Kirche sehr schöne Segelschiffsmodelle, und zwar gleich drei Stück: "Saga" und "Neptun" wurden von der Tümmlerjägerzunft, "Freia" von Schiffern, Kaufleuten und anderen Bürgern der Stadt gestiftet.

    Im direkt gegenüber der Kirche gelegenen Henner Friisers Hus, einem prächtig erhaltenen Giebelfachwerkhaus von 1570, ist das Middelfart-Museum untergebracht. Im Erdgeschoss waren Ausstellungen zu Fischerei, Seefahrt und dem Fährbetrieb über den Kleinen Belt; im ersten Stock einige Wohnräume des Bürgermeisters und eine Sammlung englischer Porzellanhunde (Staffordshire) zu betrachten. Der zweite Stock wurde gerade renoviert und war deshalb gesperrt. Dort befand sich wohl auch die in unserem Reiseführer erwähnte Sammlung von Damenhüten aus der Zeit von 1865 bis 1935. Im Haus Algade 4 ist eine weitere Abteilung des Museums untergebracht: Neben einer Sammlung von alten gusseisernen Öfen betrachteten wir hier eine Ausstellung zum Bau der beiden Kleine-Belt-Brücken und schauten uns einen sehr interessanten Dokumentarfilm vom schwierigen Bau der ersten Brücke in den Jahren 1928-35 an.

    Nun ging es zum nicht weit außerhalb der Stadt gelegenen Schloss Hindsgavl. Bereits als Besitz Waldemars II urkundlich erwähnt, wurde es im Jahre 1287 von den Horden Erik Klippings in Brand gesetzt. 1694 zerstörte eine Sturmflut das inzwischen wieder aufgebaute Schloss. Das heutige Hauptgebäude wurde 1785 im klassizistischen Stil als Königsresidenz errichtet und später von einer Adelsfamilie übernommen. Zum Schloss, das heute als Hotel und Tagungszentrum dient und daher nicht besichtigt werden kann, gehört ein frei zugänglicher, ausgedehnter und direkt am Wasser angelegter Park mit herrlichem Ausblick auf den Kleinen Belt und zur gegenüberliegenden, waldbestandenen Insel Fænø.

    Vom sehr schön angelegten Schlosspark aus gelangten wir über einen steilen Fußweg hinunter zum Strand. Hier lagen Unmengen von Muscheln, von denen wir einige aufsammelten. An diesem windgeschützten Sund gefiel es uns, nicht zuletzt wegen des wunderbar warmen, richtig sommerlichen Wetters, sehr gut. Langsam am Strand entlangwandernd, gelangten wir zum Hügel mit den Ruinen der alten Königsburg aus dem 10. Jahrhundert. Eine Tafel erläuterte, dass die dicken Steine die Begrenzungen der einzelnen Zimmer markierten.

    Viel interessanter als diese nicht besonders aussagekräftigen Steinvierecke fanden wir die hier grasenden, in der Mehrzahl völlig schwarzen Schafe, von denen eines besonders zutraulich war und sich streicheln ließ. Vom Hügel herab bot sich uns außerdem ein wunderschöner Ausblick: auf der einen Seite über den Fænø Sund und die lange Wiese, über die wir hierher gekommen waren; auf der anderen Seite über den hier nur sehr schmalen Kleinen Belt auf das jütländische Festland.

    Schloss Koldinghus

    Gegen 16 Uhr verließen wir Middelfart und fuhren über die alte Kleine-Belt- Brücke hinüber nach Jütland, um uns die Stadt Kolding anzuschauen. Dort wanderten wir durch einen Teil der Fußgängerzone zum Schloss Koldinghus. Die ältesten Teile dieses Gebäudes stammen aus dem 15. Jahrhundert. Bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts wurde das Schloss mehrfach umgebaut. Im März 1808, als Dänemark mit Napoleon gegen England verbündet war, entfachten spanische Soldaten im Schloss ein so großes Feuer, dass das Gebäude in Brand geriet. Erst nach 1880 begannen die Renovierungsarbeiten, die sich über einen Zeitraum von 100 Jahren erstreckten. Während ein Teil des Schlosses als Ruine erhalten blieb und mittels moderner Holz- und Glasarchitektur in ein Kulturzentrum verwandelt wurde, sind rund 30 andere Räume als kulturhistorisches Museum mit Interieur vom 16. Jahrhundert bis in die heutige Zeit zugänglich. Auf dem Turm wurde eine Aussichtsplattform angelegt.

    Als wir an der Kasse ankamen, war es bereits 16:50 Uhr und das Museum war, wie wir jetzt erfuhren, nur noch 10 Minuten lang geöffnet. Die freundliche Kassiererin sagte jedoch, wir könnten für diese kurze Restzeit ohne Tickets hinein und uns ein wenig umsehen. Das taten wir dann auch - im Eilschritt ging es durch die wirklich sehr schön gestalteten Säle des Kulturzentrums und die ehemalige Schlosskirche. Erstaunlich, wie gut die modernen Holz- und Glaselemente und das alte Gemäuer zueinander passten!

    In den verschiedenen Räumen des kulturhistorischen Museums waren spärlich möblierte Säle, eine sehr schöne, geräumige Bibliothek und Räume mit katholischer Kirchenkunst, die nach der Reformation abmontiert und ins Museum gebracht worden war, zu sehen. Schade, dass wir uns wegen der knappen Zeit nichts genauer anschauen und vor allem auch nicht auf die Aussichtsplattform auf dem Heldenturm hinaufsteigen konnten, denn bei dem momentan sehr schönen Wetter hätten wir bestimmt einen weiten Blick über die Stadt und den Fjord genießen können.

    Die am Fuße des "Schlossberges" gelegene St. Nicolai Kirche wurde um 1250 errichtet, 1753-58 zu einer barocken Hallenkirche und 1885-86 nochmals im neugotischen Stil umgebaut. Die sehr schönen, farbigen Mosaikfenster im Chor der großen, ganz in weiß gehaltenen Kirche wurden 1950 eingesetzt, nachdem die alten Fenster im zweiten Weltkrieg zerstört worden waren. Das Altarbild stammt von 1590 und die Kanzel mit Schalldeckel wurde ein Jahr später gefertigt. Beides sind Geschenke des Lehensmanns auf Schloss Koldinghus.

    Da der Geographische Garten Koldings (Kolding Kommunes Geografiske Have og Rosenhave) doch nicht, wie ursprünglich vermutet, in der Stadtmitte, sondern etwas weiter außerhalb lag, gingen wir nun zurück zum Auto, um dorthin zu fahren. Eine genauere Lektüre des Prospektes ergab dann jedoch, dass der bereits 1917 angelegte, etwa 14 ha große Garten mit mehr als 2.000 verschiedenen, nach geographischer Herkunft geordneten Baum- und Buscharten der ganzen Welt, dem größten Bambushain Nordeuropas und über 100 verschiedenen Rosensorten leider nur bis 18 Uhr, also noch ganze 25 Minuten geöffnet war. Es lohnte sich also nicht, jetzt noch extra hinzufahren. Deshalb machten wir uns gleich auf den Rückweg nach Middelfart, das wir diesmal über die neuere, wirklich sehr beeindruckende Autobahnbrücke erreichten.

    Sydfyns fugle- og blomsterpark, Damestenen, Hesselagergård, Lundeborg und Gudme

    Kurz vor der Stadt Svendborg, bei Brændeskov liegt "Sydfyns fugle- og blomsterpark", ein sehr schön angelegter, 30.000 qm großer Vogel- und Blumenpark mit über 500 Pflanzen- und mehr als 100 Vogelarten aus allen Teilen der Welt. Neben zahlreichen Volieren mit kleineren Vögeln, denen es darin eigentlich ganz gut zu gehen schien, kamen wir an eingezäunten Freigehegen für größere Tiere wie z. B. einigen Emus sowie mehreren Teichen mit Enten, Gänsen, Schwänen usw. vorbei. Der "Streichelzoo" bestand aus einer Gruppe von Ziegen, schwarzen Kaninchen und einer Hühnerschar.

    Über einige kleine Nebenstraßen fuhren wir nun etwa 12-15 km weit in nordöstlicher Richtung nach Hesselager. Östlich dieser Ortschaft entdeckten wir an der Abzweigung eines schmalen Weges von der Hauptstraße ein Hinweisschild zu dem von uns gesuchten Damestenen. Diesem Weg folgend, gelangten wir zunächst zu einem einsam gelegenen, bildschönen Bauernhaus und noch ein Stück darüber hinaus mitten in die auch hier riesengroßen Felder. Hier liegt der Damestenen, ein riesiger Stein mit einem Umfang von 52 m, der mehr als 1.000 Tonnen wiegen und inclusive des in der Erde steckenden Teils 12 m hoch sein soll.

    Hesselagergård

    Später hielten wir etwas weiter südlich am Hesselagergård, der als der bedeutendste Herrenhof Fünens gilt. Das im 16. Jahrhundert erbaute, stattliche Stammhaus des Friisgeschlechtes war einer der am reichsten ausgestatteten Herrensitze jener Zeit. Heute zählt es zu den wenigen erhaltenen Schlössern, deren Äußeres seit mehr als 400 Jahren nicht verändert wurde.Der breite Wassergraben schützte das Gebäude gegen Angriffe; ein Wehrgang mit Schießscharten im Obergeschoss sowie gut postierte Ecktürme und Pechnasen ergänzten die Ausstattung. Bei der Ausschmückung der Räumlichkeiten, insbesondere der Säle im zweiten Stockwerk, wurde nicht gespart. Die früher erlaubten Besichtigungen wurden leider zu Anfang der 80er Jahre gestrichen, so dass wir das inmitten der gutseigenen Wälder gelegene Gebäude und einige Teile des dazugehörenden Parks nur von der Straße aus betrachten konnten.

    Weil wir es nicht versäumen wollten, auch Fünens Südostküste anzuschauen und heute außerdem auch ein sehr schöner Tag für einen Strandspaziergang war, fuhren wir ins nahe Küstenstädtchen Lundeborg und dort bis zu einem etwas außerhalb und direkt am Strand gelegenen Parkplatz. Auf dem nun folgenden, langen Spaziergang entlang des momentan nur von einem ganz leichten Wellengang bewegten Meeres sammelten wir natürlich wieder Muscheln und schöne Steine. Direkt gegenüber sahen wir am Horizont die Nordspitze der Insel Langeland; man konnte gerade noch den helleren Küstenstreifen und die sich dahinter erstreckenden, dunkleren Wälder ausmachen.

    Nach einem kurzen Halt am Schloss Broholm, das sich ebenfalls in Privatbesitz befindet und daher nicht besichtigt werden kann, fuhren wir nach Gudme, um uns die dortige, etwas erhöht gelegene, weißgestrichene Kirche, eine typische fünische Dorfkirche, anzuschauen. Leider war sie bereits geschlossen (18 Uhr), weshalb nun dem Hinweisschild zum Kongsgården, einer Ausgrabungsstätte, an der man einen alten Königshof aus der Wikingerzeit gefunden hat, folgten. Heute sind hier nur noch die mit etwa 20 cm aus der Erde ragenden Holzpfählen markierten Fundamente eines Gebäudes zu sehen, das wohl riesige Ausmaße gehabt haben muss, denn die Ausgrabungsstätte hat in etwa die Größe eines Fußballfeldes.

    Auf dem Rückweg nach Fåborg bogen wir in Korinth nach Norden zum Arreskov-See ab, um uns das am Ostufer dieses größten fünischen Binnengewässers gelegene Schloss Arreskov anzuschauen. Der öffentliche Weg, auf dem wir den See erreichten, führt als Kastanienallee an dem in Privatbesitz befindlichen Schloss vorbei. Das vierflügelige Renaissancegebäude aus rotem Backstein mit den hübschen, verzierten Stufengiebeln stammt aus dem 16. Jahrhundert und liegt inmitten eines sehr schönen, am Seeufer angelegten Schlossparks mit großen alten Bäumen. Vom See selbst, der zum größten Teil unter Naturschutz steht, sahen wir wegen der zahlreichen Bäume nur wenig.

    Unser letzter Sonnenuntergang in Fåborg

    Links: Sonnenuntergang an unserem letzten Abend in Fåborg

    Am Samstagmorgen verließen wir Fünen mit der Fähre "Najaden", die uns bei wunderschönem Wetter (blauer Himmel mit einzelnen, kleinen weißen Wolken und tiefblauem Meer) über den hier etwa 15 km breiten Kleinen Belt nach Fynshav auf der Insel Als brachte. Dort fuhren wir zunächst nach Sønderborg und investierten unser letztes dänisches Kleingeld in Kuchen und Gebäck

    Die nächste Station war die kleine Stadt Gråsten auf dem dänischen Festland. Das im 17. Jahrhundert erbaute Schloss Gråsten ist die Sommerresidenz der Königinmutter Ingrid. Die im Westflügel des Gebäudes untergebrachte Schlosskirche gilt als einer der prächtigsten Rokokokirchenräume des Landes, war zur Zeit unseres Besuches aber leider geschlossen.

    Das eigentliche Schloss darf man nicht besichtigen, aber der schöne Park ist bei Abwesenheit der Königsfamilie öffentlich zugänglich und wir wanderten einmal rund um das Gebäude. Während wir durch die hübsch angelegten Gärten schlenderten, fiel uns auf, dass einige der Fenster, und zwar meistens die zu den Schlossecken gelegenen, nur auf die Wände aufgemalt waren. Diese Täuschung war allerdings so perfekt ausgeführt, dass man sie nur aus der Nähe bemerkte. Die wirklichen Fenster waren alle mit undurchsichtigen Gardinen verhängt, so dass man vom Park aus nicht hineinschauen konnte. Durch einige der leider relativ hoch gelegenen Fenster der Schlosskirche konnten wir jedoch Teile der prunkvollen, über und über mit Gold verzierten Einrichtung des Gotteshauses erkennen.

    Auf der Weiterfahrt überquerten wir bei Kruså die dänisch-deutsche Grenze völlig staufrei und problemlos; dann fuhren wir ohne größere Aufenthalte durch bis Hamburg, wo wir kurz nach 16 Uhr oberhalb der Landungsbrücken parkten, um anschließend an einer Hafenrundfahrt teilzunehmen. Trotz des mittlerweile von einer leicht grauen Wolkenschicht bedeckten Himmels wählten wir eine niedrige Barkasse mit offenem Heckteil, denn nur diese niedrigen Boote fahren auch durch die Speicherstadt. Bis unser Boot gefüllt war, dauerte es noch eine Weile, doch gegen 16:50 Uhr ging es dann endlich los.

    Zunächst schipperten wir zu den beiden ganz in der Nähe vertäuten Museumsschiffen: das eine ist die Rickmer Rickmers, ein schönes grünes Segelschiff und das andere ist ein altes Frachtschiff, das nur Stückgut und keine Container transportieren kann und daher als unrentabel ausgemustert wurde. Hier in Hamburg hat es schließlich eine neue Aufgabe als Museumsschiff gefunden. Nun kamen wir in den den historischen Kern des Freihafens, die 400 qkm Lagerfläche bietende Speicherstadt, die nur von niedrigen Booten, die unter den zahlreichen Brücken hindurchpassen, befahren werden kann. Links und rechts der Wasserstraßen stehen schöne alte Lagerhäuser aus rotem Backstein, von denen viele noch heute benutzt werden.

    Dann ging es hinaus in die Norderelbe und in den modernen Teil des Hafens. Sein Gesamtgebiet umfasst rund 87 qkm; darunter befinden sich rund 16 qkm Freihafen. Die 70 Hafenbecken bieten Platz für 340 See- und Binnenschiffe und sorgen für einen jährlichen Güterumschlag von ca. 50 Millionen Tonnen. Im Laufe eines Jahres legen 15.000 Seeschiffe an den Kais an; Liniendienste verbinden Hamburg mit 1100 Häfen in aller Welt.

    Besonders beeindruckend fanden wir die immense Größe der Ozeanriesen, gegen die unsere Barkasse wie eine Nussschale wirkte. Viele Schiffe befanden sich in Trockendocks, waren also in ihrer ganzen Größe zu bestaunen. Vor allem, wenn unser Boot ganz nahe an einem der Schiffshecks mit dem mehrere Meter hohem Ruder und der riesigen Schraube vorbeifuhr, bekam man einen Eindruck von der tatsächlichen Größe dieser Schiffe.

    An der langen Dockwand der Werft Blohm und Voß befindet sich ein ganz besonderes Graffiti: Zur Feier des 800. Hafengeburtstages im Jahre 1989 wurde hier die Geschichte des Hafens aufgemalt. Wir starteten am "neuzeitlichen" Ende mit Containerschiffen und modernen Werften, fuhren dann an den schönen Lagerhäusern und den aus Segelschiffen bestehenden Handelsflotten vergangener Jahrhunderte vorbei zu der einstigen, noch kleinen Stadt und schließlich zu den frühen Schiffsbaustellen, die sich an einem alten Handelsplatz aus der Wikingerzeit entwickelten.

    Nach ziemlich genau einer Stunde waren wir wieder zurück an den St. Pauli Landungsbrücken und schauten uns anschließend den benachbarten, in den Jahren 1907-11 erbauten alten Elbtunnel an. Mit dem heute noch betriebenen Personenaufzug fuhren wir hinunter und warfen einen Blick in die beiden 448,5 m langen Tunnelröhren, die jetzt nur noch von Fußgängern benutzt werden. Die Tunnelmitte liegt 6 m unter der Sohle der Elbe, die hier bei mittlerem Niedrigwasser 10 m tief ist. Die vier Autoaufzüge, zwei auf jeder Seite, sind seit langem außer Betrieb; beim heutigen Verkehrsaufkommen kann man sich auch kaum noch vorstellen, dass hier jedes Auto einzeln hinunter und drüben wieder heraufgefahren wurde.

    Nach einem kurzen Fußmarsch durch mehrere hafennahe Straßen erreichten wir die St. Michaelis Kirche, die 1751-62 an der Stelle einer 1750 abgebrannten, gleichnamigen Renaissancekirche aus dem 17. Jahrhundert als "größtes und schönstes Gotteshaus Hamburgs" erbaut wurde. Zwischen 1777 und 1786 wurde der 132 m hohe Turm hinzugefügt, der sehr bald zum Wahrzeichen Hamburgs wurde und den Beinamen "Michel" erhielt. Durch die Unachtsamkeit von Dachdeckern fiel auch dieser Bau 1906 einem Brand zum Opfer, wurde jedoch bis 1912 mit einigen unwesentlichen Änderungen neu errichtet. Im zweiten Weltkrieg erlitt die Kirche beträchtliche Schäden, deren Beseitigung bis 1952 dauerte. Leider konnten wir weder das Kircheninnere besichtigen, noch den Turm besteigen, denn die Kirche war nur bis 18 Uhr und der Turm sogar nur bis 17:30 Uhr geöffnet; jetzt war es aber bereits 18:30 Uhr. Da ich hier schon einmal vor verschlossenen Türen stand, muss ich also mindestens bis zu meinem dritten Besuch bei dieser Kirche warten, bis ich eventuell auch einmal hineinkomme.

    Zum Abschluss unseres Hamburg-Besuchs machten wir - bei einsetzender Dämmerung - noch einen kleinen Spaziergang entlang der Außenalster - wir wollten eigentlich bis zur Binnenalster laufen, scheiterten dann aber daran, dass man an der Kennedybrücke die eingezäunten Gleise der S-Bahn nicht überqueren kann.Wir konnten die Binnenalster mit den dahinterliegenden, beleuchteten Häusern und Türmen zwar sehen, aber wegen des störenden Zaunes nicht fotografieren. Sehr schade, denn der Blick über die ruhige Wasserfläche mit der Fontäne im Vorder- und der beleuchteten Stadt im Hintergrund war wirklich toll.

    Kurz nach 20 Uhr starteten wir zur letzten Etappe unserer Heimfahrt: die ausgeschilderten Autobahnsymbole lotsten uns auf eine durch den Südosten Hamburgs und schließlich zur A1 in Richtung Bremen führende Autobahn. Ohne weitere Vorkommnisse hielten wir auf der Weiterfahrt jeweils nur zum Fahrerwechsel und kamen schließlich gegen 1:30 Uhr zu Hause an. Ein Blick auf den Tacho zeigte, dass wir heute 736 Tageskilometer und auf unserer 15tägigen Reise insgesamt 2.941 Kilometer zurückgelegt hatten.

    E N D E



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