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Maa Adventure Safaris

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Kenya - Traumreise zu den Savannen Afrikas - August 2005

Große Safari durch einige der wunderbaren Nationalparks Kenyas, eingerahmt von einem Hotelaufenthalt an der südlich von Mombasa gelegenen Diani Beach, von wo aus wir zu weiteren Tagesausflügen starteten

- Vierter Teil -

Beginn unserer achttägigen Safari

Erster Safaritag: Diani Beach / Mombasa - Tsavo East

Karte von Südwestkenya - die von uns besuchten Nationalparks sind blau-rot markiert

Wahrscheinlich vor Aufregung, wachte ich schon um 4 Uhr morgens auf und döste dann die nächsten 1 1/2 Stunden bis zum Klingeln des Weckers nur noch. Als wir kurz nach 6 Uhr zum Frühstück gingen, stellte sich heraus, dass es einer unserer Mitreisenden heute Nacht sehr schlecht ergangen war, sie hatte Durchfall, sich bereits mehrfach übergeben müssen und kaum geschlafen. Die ersten Anzeichen dieser Magenverstimmung hatten sich schon gestern mittag bemerkbar gemacht. Glücklicherweise hatten wir eine umfangreiche Reiseapotheke dabei und uns blieb nichts anderes übrig als zu hoffen, dass es ihr im Laufe des Tages wieder besser gehen würde.

Das Frühstück für die wenigen Gäste, die heute zu einer Safari aufbrachen oder aber ihren Rückflug nach Europa antraten, war zu dieser frühen Stunde recht spartanisch: Neben Tee, Kaffee und Ananassaft gab es nur eine Sorte Brötchen, Toast, für den der Toaster allerdings ewig brauchte, zwei Sorten Marmelade und erst auf unsere Nachfrage hin brachte ein Kellner ein Schälchen mit Butter.

Oben an der Rezeption wartete schon ein Safaribus der Firma Private Safaris samt Fahrer auf uns und unser Gepäck. Dieses wurde im Heck des Fahrzeuges verstaut und nachdem wir uns miteinander bekannt gemacht hatten - der Fahrer hieß Clifford, genannt Cliff und sprach sehr gut deutsch - starteten wir pünktlich um 7 Uhr zu unserer Safari. Zunächst ging es auf dem uns schon bekannten Weg nach Mombasa. Wir gingen davon aus, dass wir dort zum Flughafen fahren und weitere Safarigäste abholen würden, aber zu unserer großen Freude sagte Cliff, dass wir die Safari ganz alleine machen und direkt nach Tsavo East durchfahren würden. Das war natürlich super, denn so hatten wir den für sieben Passagiere ausgelegten Safaribus ganz für uns alleine!

Allerdings hatten wir uns ganz darauf verlassen, am Flughafen noch einmal Geld umtauschen zu können. Jetzt befürchteten wir, angesichts der uns grundsätzlich unbekannten, aufgrund diverser Aussagen von Safarireisenden im Internet allerdings als relativ hoch eingeschätzten Preise in den Safari-Lodges eventuell nicht genügend Bargeld in KSH bei uns zu haben. Die normalen Banken in Mombasa waren zu dieser frühen Stunde ja alle noch geschlossen, so dass ein Geldumtausch dort leider nicht in Frage kam. Doch Cliff wusste eine Lösung für dieses Problem. Ein Telefonat auf Swahili und er teilte uns mit, dass wir in Mombasa jemanden treffen würden, der unsere Euro in KSH tauschen würde. An der Likoni-Fähre kamen wir glücklicherweise recht schnell durch und hielten wenig später in einer Straße von Mombasa. Ein Mann stieg auf den Beifahrersitz ein und verhandelte mit Cliff, der dann auch den Geldumtausch vornahm. Logischerweise bekamen wir hier einen leicht besseren Kurs als letzte Woche am Flughafen, denn es handelte sich ja schließlich um einen Schwarztausch. Ich möchte an dieser Stelle aber noch einmal ausdrücklich betonen, dass uns dabei nicht ganz wohl war und wir das Geld lieber ganz legal in einer Bank getauscht hätten.

Hinter Mombasa wurde die Gegend schnell ländlicher und wir fuhren immer häufiger an kleinen, nur aus Hütten bestehenden Dörfern vorbei. Rings um diese Ansiedlungen, die oftmals an steilen Hängen lagen, waren Felder angelegt, auf denen hauptsächlich Mais wuchs. Nachdem wir ingesamt etwa zwei Stunden auf recht guten Straßen unterwegs gewesen waren, begann nun ein sehr schlechter Straßenabschnitt: Schlagloch folgte an Schlagloch. Das zwangsläufig daraus folgende Geschaukel mussten wir etwa 50 Kilometer weit ertragen. Später war die Straße dann glücklicherweise wieder besser. Überall am Straßenrand wurden große Säcke mit Holzkohle zum Verkauf angeboten und Cliff sagte, die hier ansässigen Menschen bestritten mit der Herstellung und dem Verkauf der Holzkohle einen Großteil ihres Lebensunterhalts.

Nach knapp vierstündiger Fahrt hielten wir an einem Souvenirshop zu einer Toiletten- und Teepause, nutzten die Gelegenheit, uns mit einigen Wasserflaschen einzudecken und fuhren dann nur noch wenige Minuten bis zum Buchuma Gate des Tsavo East Nationalparks. Cliff erledigte die Eintrittsformalitäten und dann wurde zum ersten Mal das Dach unseres Safaribusses hochgeklappt. Wir waren sehr aufgeregt, denn auf diesen Augenblick hatten wir lange, um nicht zu sagen: jahrelang, gewartet. Im warmen Wind stehend, genossen wir den Beginn unserer ersten Pirschfahrt. Passend zu diesem denkwürdigen Ereignis herrschte das schönste Wetter mit blauem Himmel, weißen Wolken und Sonnenschein!

Das Buchuma Gate des Tsavo East Nationalpark Beginn unserer ersten Pirschfahrt auf der roten Erde von Tsavo East

An einer von zwei Büffelschädeln 'gekrönten' Hinweistafel mit der Aufschrift "Keep to the road - stay in your car - speed limit 30 K.P.H" sowie einem riesigen weißen Elefantenschädel vorbei fuhren wir auf einer von der berühmten roten Tsavo-Erde bedeckten Piste hinaus in den knapp 11.750 Quadratkilometer großen Nationalpark. Die hier sehr flache Graslandschaft war von zahlreichen Büschen und ab und zu auch niedrigen Bäumen durchsetzt. Schon nach kurzer Fahrt hatten sich die zwei oder drei anderen Safaribusse, die etwa zur gleichen Zeit losgefahren waren, entfernt und wir fuhren ganz alleine durch diese schöne Landschaft.

Mit insgesamt fast 21.000 Quadratkilometern sind die beiden zusammengehörigen, nur durch den vielbefahrenen Highway zwischen Mombasa und Nairobi voneinander getrennten, 1948 gegründeten Nationalparks von Tsavo East und Tsavo West das bei weitem größte Naturreservat Kenias. Mit Ausnahme von einigen felsigen Erhebungen in der Nähe von Voi besteht der Tsavo East Nationalpark aus einer ununterbrochenen, unglaublich weiten und mit niedrigem Buschwerk bewachsenen Ebene, in der hier und da ein riesiger Baobab, ein Affenbrotbaum, steht.

Grantgazellen, vorne ein Männchen, hinten ein Weibchen (Tsavo East Nationalpark)

Fleißig links und rechts Ausschau haltend, entdeckten wir auch schon bald die ersten wilden Tiere: Grantgazellen, auf Swahili 'Swala Granti'. Ein Männchen und ein Weibchen grasten friedlich vor einigen Büschen und ließen sich von uns kaum stören. Sie blickten zwar wachsam zu uns herüber, liefen jedoch nicht weg. Grantgazellen haben ein kurzes, glattes, hellbraunes Fell mit weißer Unterseite und dunklen Flankenstreifen. Beide Geschlechter tragen Hörner, die beim Männchen kräftiger und auch ein ganzes Stück länger sind als beim Weibchen. Ihr Hinterteil ist schwarz-weiß gefärbt, wobei sich das Weiß über die Schwanzwurzel hinaus nach oben fortsetzt. Die Kopf-Rumpflänge der mittelgroßen Grantgazellen liegt zwischen 95 und 150 Zentimetern und ihr Gewicht beträgt zwischen 30 und 80 Kilogramm.

Zwei im Schatten eines Busches ruhende Löwinnen im Tsavo East Nationalpark

Auf der Weiterfahrt sahen wir nochmals einen stattlichen, wie ein Wachposten auf einer kleinen Erhebung stehenden Grantgazellenbock. Dann machte uns Cliff auf einen dunkelgrünen Busch aufmerksam, unter dem zwei Löwinnen dösten. Leider waren die Tiere recht weit entfernt, aber durchs Fernglas konnten wir sie trotzdem ganz gut erkennen. Immerhin waren sie unsere Nummer 1 der Big Five, der 'großen Fünf', einem noch aus den Tagen der Großwildjäger stammenden Begriff, der die fünf begehrtesten Trophähen der Jäger, nämlich Elefant, Nashorn, afrikanischer Büffel, Löwe und Leopard bezeichnet. Glücklicherweise ist die Jagd auf diese Tiere seit langer Zeit verboten, aber der Begriff Big Five und die damit verbundene Sammelleidenschaft haben sich bis in die heutige Zeit erhalten, in der Touristen wie wir nur noch ihre Kameras auf die Tiere richten.

Oryx-Antilopen am Aruba Damm im Tsavo East Nationalpark

Später passierten wir eine kleine Gruppe von langsam wandernden Steppenzebras und kamen dann an die Pfanne des jetzt in der Trockenzeit verdunsteten Stausees am Aruba Damm, in der eine Gruppe von Spießböcken, besser bekannt unter dem Namen Oryx-Antilopen, graste. Bei diesen recht großen, durch ihre kontrastreiche Färbung unverwechselbaren Tieren tragen beide Geschlechter lange Hörner. Ihre Kopf-Rumpflänge liegt zwischen 160 und 235 Zentimetern und sie wiegen bis zu 225 Kilogramm.

Eine noch junge Maasaigiraffe im Tsavo East Nationalpark

Dann begegneten wir unseren ersten freilebenden Giraffen und waren gleich wieder völlig fasziniert von diesen bis zu 5,80 Meter hohen Tieren. Hier im Südwesten Kenias lebt die Unterart der Maasaigiraffe, deren Fell einen hellbraunen Grundton und rotbraune, ausgezackte Flecken im sogenannten 'Weinblattmuster' aufweist. Wie bei allen Giraffen werden diese Flecken mit zunehmendem Alter immer dunkler. Giraffen leben meistens in kleinen Gruppen zusammen und die Männchen regeln ihre Rangordnung mit häufigen Kämpfen, bei denen sie mit Hals und Kopf auf die Flanke ihres Gegners einschlagen. Aus diesem Grund sind die wie kleine Hörner auf den Köpfen sitzenden Knochenzapfen der Männchen an der Spitze kahl, während sie bei den Weibchen mit Fell bedeckt sind. Männliche Maasaigiraffen entwickeln zusätzlich zu den beiden Hauptzapfen noch zwei Nebenzapfen, die bei den weiblichen Tieren fehlen.

Eine Riesentrappe im Tsavo East Nationalpark

Neben einem kleinen Baum entdeckten wir einen ganz still dastehenden, sehr großen Vogel, bei dem es sich um eine Riesentrappe handelte. Dieser in ganz Ostafrika verbreitete und vor allem in den kenianischen Nationalparks häufig vorkommende Vogel wird zwischen einem und eineinhalb Metern groß, wobei das Männchen erheblich größer ist als das Weibchen und bis zu 20 Kilogramm wiegen kann. Der Hals der Riesentrappen ist mit hellgrauen, Flügel und Rücken mit hellbraunen Federn bedeckt. Ihr Scheitel ist schwarz, Brust und Bauch hell und an den Seiten der Flügel befindet sich ein schwarz-weiß gepunktetes Muster. Droht ihnen Gefahr, versuchen Riesentrappen sich zunächst zu Fuß zu entfernen und fliegen nur in höchster Bedrängnis auf.

Eine männliche Impala oder Schwarzfersenantilope im Tsavo East Nationalpark

Mit einer Kopf-Rumpf-Länge von 120 bis 160 cm und einer Schulterhöhe von 92 bis 107 cm sind Impalas oder Schwarzfersen-Antilopen etwas größer als Grantgazellen und weisen eine ähnliche, wenn auch etwas dunklere Färbung auf. Ihre Gesichter sind jedoch braun und die Ohren etwas runder geformt. Sie werden zwischen 40 und 80 Kilogramm schwer. Den Namen Schwarzfersenantilopen verdanken sie den auffälligen schwarzen Flecken an beiden Hinterläufen oberhalb der Fersen. Auf Swahili heißen sie übrigens 'Swala Pala'. Während die Weibchen keine Hörner haben, tragen die Männchen prächtige, leierförmig geschwungene Hörner. Impalas leben sowohl im Südwesten als auch in einigen Nordprovinzen Kenyas.

Eine Familiengruppe von Elefanten im Tsavo East Nationalpark

Ein Höhepunkt jagte den Nächsten: einige Zeit später wanderte eine Gruppe von Elefanten recht nahe an uns vorbei durch den Busch. Nach den Löwen waren sie schon unsere Nummer 2 der Big Five. Es handelte sich um eine Familiengruppe von Weibchen mit ihren Jungen. Durch das 'Einpudern' ihrer empfindlichen Haut mit dem roten Staub des Tsavo hatte ihre Farbe von grau zu rotbraun gewechselt. Obwohl wir ja letztes Jahr in Sri Lanka schon ganz nahe an einer großen Gruppe von Elefanten gewesen waren, die sich zumindest relativ frei bewegen konnten, war dies doch etwas ganz anderes. Wirklich wilde, freilebende Tiere, die - mal abgesehen von der Tatsache, dass sie in einem besonders geschützten Nationalpark lebten - in keinster Weise von Menschen abhängig waren! Ganz zu Beginn unserer Pirschfahrt hatten wir uns dabei ertappt, uns irgendwie doch immer noch wie in einem Safaripark zu fühlen. Es dauerte eine ganze Weile, bis wir voll und ganz verinnerlicht hatten, dass wir jetzt tatsächlich am Ziel unserer Träume angekommen und dies da draußen wirklich wilde Tiere waren.

Eine Wegkreuzung im Tsavo East Nationalpark Unterwegs im Tsavo East Nationalpark

Natürlich sahen wir noch viel mehr Tiere, aber nicht alle waren so nahe, dass wir ein hier vorzeigbares Foto schießen konnten. Mit dem Fernglas waren jedoch auch alle diese etwas weiter entfernten Tiere gut zu beobachten. Und dann gab es natürlich noch häufig den Fall, dass die hier zu Beginn der Safari geschossenen Fotos einfach nicht so gut waren, wie spätere Fotos der gleichen Tierart, diese folgen dann logischerweise erst weiter hinten im Text (einzige Ausnahme: das eher schlechte Foto der beiden Löwinnen oben, das aber erstens für die Sichtung unserer Nr. 1 der Big Five steht und das außerdem auch zeigt, wie weit die Tiere doch manchmal von uns entfernt waren). So trafen wir beispielsweise immer wieder auf Zebras, ein paar Thomsongazellen und im Geäst einer ausladenden Sykomore, einem in den Savannen Ostafrikas weit verbreiteten Baumes, sahen wir einige Steppenpaviane herumturnen.

Unter den zahlreichen schönen Vögeln fiel uns vor allem der prächtige, etwa 17 cm grosse Dreifarbenglanzstar mit seinem in Schwarz, Blaugrün, und Orange schimmernden Gefieder auf. Er ist ein in ganz Ostafrika häufig anzutreffender Standvogel, der Dornbusch- und Akaziensavannen bevorzugt, sich aber auch in der Nähe menschlicher Behausungen aufhält.

Ein Dreifarbenglanzstar im Tsavo East Nationalpark Ein Helmperlhuhn im Tsavo East Nationalpark

Dann entdeckten wir eine Gruppe von Helmperlhühnern mit hübsch gepunktetem Gefieder, blau-rotem Kopf und einem knöchernen Horn auf dem Scheitel. Die 50 bis 55 cm großen, als Standvogel in Süd- und Ostkenya lebenden Helmperlhühner sind die einzigen afrikanischen Wildtiere, die auch als Haustiere gehalten werden. Später passierten wir noch eine größere Gruppe von grasenden Zebras und hier und da waren auch wieder verschiedene Antilopenarten unterwegs.

Ein männliches Gerenuk, auch Giraffengazelle genannt, im Tsavo East Nationalpark

Langer Hals und lange Beine bescherten dem zierlichen Gerenuk den Beinamen Giraffengazelle. Nur die Männchen dieser zwischen 140 und 160 cm langen und 30 bis 50 Kilogramm schweren Gazellenart, die auf Swahili 'Swala twiga' heißt, tragen geschwungene und mit Ringwülsten versehene Hörner auf dem schmalen, länglichen Kopf. Beim Äsen von Blättern, Trieben, Knospen und Früchten von Sträuchern und Bäumen stellen Gerenuks sich oft steil auf die Hinterbeine, um weiter hinauf reichen zu können. Da sie ihren Flüssigkeitsbedarf überwiegend über die Nahrung decken, können sie sehr trockene Lebensräume bewohnen. Meist sind dies grasige Buschlandschaften, die bis zu 1.300 Metern über dem Meer liegen können.

Ein männliches Dikdik im Tsavo East Nationalpark

Die in Kenya und Tanzania weit verbreiteten, hübschen kleinen Dikdiks, eine weitere Antilopenart, sind nur einen knappen halben Meter groß und wiegen 3 bis 6 Kilogramm. Auf der Flucht bewegen sie sich wie Hasen hakenschlagend durchs dichte Unterholz. Nur die Männchen tragen bis zu 10 cm lange Hörner. Dikdiks bekamen ihren Namen nach dem so ähnlich klingenden Warnlaut, den sie bei Erregung oder Gefahr ausstoßen. Sie leben paarweise in festen Territorien.

Unser Safaribus an der Voi Wildlife Lodge

Gegen 13:40 verließen wir den Tsavo East Nationalpark durch das Voi Gate und fuhren direkt am Zaun entlang zur nur wenige hundert Meter entfernten Voi Wildlife Lodge, die zwar außerhalb des Nationalparkgebietes liegt, aber von all ihren wie eine lange, leicht gebogene Kette aneinandergereihten, recht schmucklosen Gebäuden einen schönen Blick über den direkt davor verlaufenden Zaun hinweg in den Nationalpark bietet.

In der Lobby wurden wir mit feuchten, heißen Tüchern, mit denen man sich den Tsavo-Staub von Gesicht und Händen wischen konnte, und einem Fruchtsaft empfangen. Unsere beiden benachbarten Doppelzimmer lagen oben im ersten Stock eines zu unserem Bedauern recht weit vom Hauptgebäude entfernten Hauses (Gebäude S) - ohne den kühlenden Fahrtwind traf uns die Mittagshitze wie ein Schlag und wir wären froh gewesen, jetzt nicht so weit laufen zu müssen, denn unserer Mitreisenden ging es leider immer noch ziemlich schlecht. Aus den bis zum Boden reichenden, mit Schiebetüren und Fliegengaze versehenen Fenstern der Zimmer schauten wir auf vorbeiziehende Elefanten und Antilopen, was uns sehr gut gefiel. Nur auf das direkt vor dem Hauptgebäude gelegene Wasserloch konnten wir von hier aus leider nicht sehen, da hatten es die Gäste in den vorderen Häusern besser. Die Zimmer waren zwar nicht allzu groß, aber sauber, hell und freundlich eingerichtet, Betten und Badezimmer wurden für gut befunden und nachdem wir uns ein wenig frisch gemacht hatten, gingen wir zum Essen ins Restaurant.

Dort saßen wir wunderschön an einem Tisch mit Blick auf das direkt benachbarte, von Marabus und Steppenpavianen bevölkerte Wasserloch. Etwas weiter entfernt grasten Zebras, Antilopen und zwei Elefanten. Das Mittagessen war in Buffetform aufgebaut und bot eine recht große Auswahl an Gerichten. Wir aßen alle ein wenig Pilzcremesuppe und ansonsten nur von zwei vegetarischen, indischen Gerichten, die uns jedoch nicht so besonders schmeckten. Unsere kranke Mitreisende legte sich zu einer dringend notwendigen Ruhepause auf eine schattige Liege am Pool der Lodge und wir anderen gingen über den langen Steg hinaus zu der bis direkt an den Rand des Wasserlochs gebauten Beobachtungsplattform. Hier blies jetzt ein ganz schön starker Wind, aber es war sonnig und daher nicht kalt.

Ein Elefant auf dem Weg zum Wasserloch der Voi Wildlife Lodge

Am Wasserloch tummelten sich nur noch ein paar Marabus, aber draußen zwischen den Büschen sahen wir eine Gruppe von Elefanten, die augenscheinlich auf dem Weg hierher waren. Während sie langsam immer näher kamen, beobachteten wir fasziniert das Verhalten der einzelnen Tiere - manche waren vorwitzig und liefen schon mal ein ganzes Stück voraus, während die meisten Tiere dicht beieinander blieben und wieder andere als Nachzügler hinterher trotteten. Leider blieb die gesamte Gruppe dann in einiger Entfernung stehen und begann zu grasen. Nur ein einzelnes Tier kam langsam und immer wieder sichernd bis zum Wasserloch, um daraus zu trinken. Wir waren mucksmäuschenstill, um den Elefanten nicht zu stören. Natürlich wusste er ganz genau, dass hier oben Menschen saßen, denn er schaute herüber und witterte mit hoch erhobenem Rüssel. Doch da wir uns nicht (und schon gar nicht auf ihn zu) bewegten, fühlte er sich wohl sicher und trank von dem Wasser. Als das Tier schließlich zu seiner Familie zurückgekehrt war, kehrten auch wir zu unseren Zimmern zurück, um uns für die Nachmittagspirsch fertig zu machen.

Unserer kranken Mitreisenden ging es zwar ein ganz klein wenig besser, aber noch lange nicht so gut, dass sie uns auf der jetzt anstehenden Pirschfahrt hätte begleiten können. Wir befürchteten außerdem, dass die Anstrengung und das Gerüttel und Geschüttel ihren Gesundheitszustand weiter verschlechtern könnte. So schade es war, dass sie jetzt die Pirschfahrt verpasste, fanden wir es trotzdem alle besser, wenn sie sich jetzt ins Bett legte und ausruhte, um morgen wieder möglichst fit zu sein.

Ein Steppenpavian im Tsavo East Nationalpark

Also starteten wir nur zu dritt und etwas später als geplant, nämlich erst gegen 16:45 Uhr zur Nachmittagspirsch, die uns zunächst durch die schönen Voi Hills und später in die schier endlose Weite der Tsavo-Ebene führte. Nach einigen auf den Felsen sitzenden Klippschliefern, die jedoch zum Fotografieren entweder zu weit entfernt oder aber einfach viel zu schnell in der nächsten Felsspalte verschwunden waren, trafen wir auf einige Steppenpaviane, auf Swahili 'Nyani'. Ihr Fell wirkte viel dicker und strubbeliger als das ihrer in den Küstenwäldern am Indischen Ozean lebenden Verwandten.

Eine Schwarzbauchtrappe (Männchen) im Tsavo East Nationalpark

Einige Zeit später, als wir schon längst auf den roten Lateritwegen der Ebene unterwegs waren, hielten wir zunächst bei einem einzelnen Zebra und entdeckten dann eine Schwarzbauchtrappe. Diese um die 60 cm großen Vögel mit braun-schwarz marmorierter Oberseite und schwarzem Bauch ducken sich bei Gefahr und fliegen nur ungern auf. Beim Männchen ist auch die Vorderseite des Halses schwarz und die weißen Überaugenstreifen bilden im Nacken ein V, während die Weibchen ein einheitlich gelbbraun marmoriertes Gefieder mit ebenfalls schwarzem Bauch aufweisen. Bei dem hier entdeckten Vogel handelte es sich also um ein Männchen.

Eine junge Löwin im Tsavo East Nationalpark

Dann erreichten wir eine schon von weitem auffallende Stelle mit dunklem, matschigem Gelände. Diese Feuchtigkeit wurde durch ein Leck in der Fern-Wasserleitung von den Quellseen der Mzima Springs in Tsavo West nach Mombasa hervorgerufen. Da wohl immer noch genügend Wasser durch die unterirdisch verlaufende Leitung strömte, schienen es die Menschen nicht für nötig zu halten, dieses Leck zu reparieren, was den Wildtieren als unverhofften Nutznießern dieser Situation eine neue Wasserstelle bescherte.

Hier trafen wir zunächst auf einen am braunen Gefieder als Weibchen zu erkennenden Strauß (die Männchen haben ein überwiegend schwarzes Gefieder mit weißen Handschwingen) und dann auf zwei Löwinnen, die sich durch unsere Anwesenheit bei ihrer Siesta hinter einem kleinen Erdwall nicht stören ließen. Sie schauten nur ab und zu mal auf. Schließlich stand die rechte, an den gefleckten Beinen noch als Jungtier zu erkennende Löwin auf, aber nur um sich umzudrehen und gleich wieder hinzulegen. Löwen sind die einzigen in Rudeln lebenden Katzen. Sie kommen eigentlich in ganz Ostafrika vor, sind heute jedoch außerhalb der Nationalparks und anderer Schutzgebiete praktisch ausgestorben, weil zwischen den sich immer weiter ausdehnenden menschlichen Ansiedlungen kaum noch ein Lebensraum für ihre Beutetiere und damit auch für sie selbst übrig bleibt.

 

Gelbkehlfrankoline im Tsavo East Nationalpark Ein Elefantenbulle im Tsavo East Nationalpark

Die etwa 34 cm großen Gelbkehlfrankoline sind rebhuhnartige Hühnervögel mit kräftigen Läufen.

Ein wohl gerade ein wenig Siesta haltender Elefantenbulle. Seinen Rüssel hatte er ganz bequem in der Baumgabel abgelegt.

grasende Zebras im Tsavo East Nationalpark

Die einzelnen Mitglieder dieser Herde von grasenden Steppenzebras schauten sich immer wieder wachsam um. Ein Safaribus wie unserer gehörte längst zum normalen Anblick und stellte keinen Grund zur Flucht dar. Dicht beisammen zu bleiben und beim Grasen in entgegengesetzten Richtungen zu stehen, so dass das Blickfeld der einzelnen Tiere für alle zusammen die gesamte Umgebung abdeckte, bot der Herde den bestmöglichen Schutz vor Raubtieren. Durch den allgegenwärtigen roten Tsavo-Staub schimmerte auch die weiße Grundfarbe ihres Fells hier und da rötlich. Das schwarze Streifenmuster ist übrigens bei jedem Tier ebenso individuell wie der Fingerabdruck des Menschen.

Einige Elefantenfamilien schienen das letzte Licht des Tages zu nutzen, um zu neuen Futterplätzen zu wandern - sie schritten jedenfalls recht schnell und ohne Aufenthalt durch die Savanne. Auch eine Gruppe von Marabus hatte sich bereits auf ihrem Schlafbaum, einem knorrigen Baobab, eingefunden.

Eine Herde afrikanischer Büffel im Tsavo East Nationalpark

Sozusagen als krönenden Abschluss dieser Pirschfahrt trafen wir dann noch auf eine Herde afrikanischer Büffel, nach Löwe und Elefant schon unsere Nummer 3 der Big Five. Die rinderähnlichen, grauschwarzen Büffel sind mächtige Tiere mit ausladenden, geschwungenen Hörnern und großen, fransigen Ohren. Sie haben einen guten Geruchssinn; Gesicht und Gehör sind dagegen erheblich schwächer entwickelt. Ihre Kopf-Rumpflänge liegt zwischen 1,70 und 2,65 Metern und sie wiegen zwischen 250 und 800 Kilogramm, wobei die Bullen oft erheblich größer und schwerer sind als die Kühe. Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal ist außerdem die beim Bullen viel breitere Basis der Hörner. Wir blieben eine ganze Weile hier stehen und beobachteten die Tiere, die ihrerseits interessiert oder vielleicht auch alarmiert zu uns herüberschauten, denn zwischen den dunklen, massigen Körpern sahen wir hier und da auch ein braun gefärbtes, noch recht kleines Jungtier. Die erwachsenen Büffel trachteten aber immer, die Jungtiere durch ihre Körper vor uns abzuschirmen.

Gegen 18:40 Uhr waren wir zurück in der Voi Wildlife Lodge. Unsere kranke Mitreisende berichtete, sie habe die ganze Zeit über geschlafen und jetzt ginge es ihr ein wenig besser. Wir berichteten von der Pirschfahrt und begannen dann, die geschossenen Fotos auf unser X-Drive hochzuladen. Mit den beiden SD-Karten klappte das auch reibungslos, aber beim Microdrive zeigte das Gerät an, dass der Speicher voll sei. Das konnte aber doch gar nicht sein, denn die bisher hochgeladenen Daten summierten sich nie und nimmer auf 40 Gigabyte! Die einzige Erklärung, die uns einigermaßen plausibel schien, war, dass eventuell gelöschte Altdaten noch vorhanden sein könnten, da ich vor unserer Reise diese nur gelöscht, nicht aber das X-Drive neu formatiert hatte. Schöner Mist! Da mussten wir uns morgen wohl oder übel mit dem Fotografieren ein wenig beschränken und morgen abend in Nairobi dringend nach einem Computershop umsehen!

Recht niedergeschlagen gingen wir zum Abendessen, das sich als lange nicht so gut wie im Papillon Lagoon Reef erwies. Es gab gebackenen Fisch, eine Art Rindergulasch, Spaghetti, Reis, Kartoffeln, ein Gemüse aus Blumenkohl und Zuccini sowie ein indisches Gemüsecurry. Salat und Desserts jeweils von einem eigenen Buffet - die Auswahl war also gut, allerdings fanden wir alles geschmacklich eher fade.

Während wir noch beim Dessert saßen, sahen wir auf einmal einen Mann mit einem Notebook unter dem Arm an uns vorbei zu einem großen Tisch gehen, an dem er mit einer recht großen Gruppe saß. Unsere Kranke ging wieder zurück ins Bett und wir übrigen warteten ab, bis die ganze - wie wir mittlerweile mitbekommen hatten, englisch sprechende - Gruppe mit dem Essen fertig war. Dann ging ich hinüber und fragte, ob wir vielleicht mal das X-Drive an das Notebook anschließen könnten, um zu sehen, was auf dessen Festplatte los war. Vermutlich müssten die Daten auf das Notebook kopiert, das X-Drive neu formatiert und dann die Daten wieder zurückkopiert werden. Ja, gerne, aber leider war das Notebook von Apple und somit mit unserem X-Drive nicht kompatibel. Doch ein anderer Mann aus der Gruppe sagte, sie hätten auch vier Rechner mit Windows-System dabei, er würde sein Notebook schnell mal holen. Das war natürlich supernett!

Auf meine Frage, warum sie denn so viel technisches Equipment dabei hätten (an den Apple war momentan eine recht professionell aussehende Kamera angeschlossen, deren Fotos sich einige von ihnen anschauten), erfuhr ich, dass sie ein amerikanisch-kanadisches Filmteam waren (eine nette und außerdem blendend aussehende Dame wurde mir als bekannte kanadische Moderatorin vorgestellt), das für ein Kinderhilfswerk eine Dokumentation über die Kinder des Ortes Voi drehte. Sie waren schon seit 14 Tagen hier in der Lodge und würden auch noch eine weitere Woche bleiben. Die anschließende Nachbearbeitung zu Hause dauere nochmals etwa fünf bis sechs Wochen, dann seien der Film und zwei verschiedene Trailer dafür fertig und kämen irgendwann ins Fernsehen, aber nur in den USA und in Kanada. Schade, diese Doku hätte ich gerne gesehen.

Mittlerweile war der Amerikaner mit dem Notebook und einem Anschlusskabel zurück (blödsinnigerweise hatten wir in dem Glauben, diese nicht zu benötigen, sowohl das zu unserem X-Drive gehörende Kabel als auch diejenigen der Kameras zu Hause gelassen) und wir probierten, die beiden Geräte miteinander zu verbinden. Doch leider passte der Stecker seines Kabels (es war ein Mini-USB, genau wie benötigt) nicht in die Buchse des X-Drives. Einzige andere Möglichkeit: das Kamerakabel, mit dem die Profikamera an den Apple angeschlossen war. Also warteten wir, bis die Sichtung der Fotos beendet war und unterhielten uns in der Zwischenzeit über ihren Film und unsere Safari. Der Amerikaner, der das Notebook geholt hatte, konnte sogar Deutsch, denn er hatte drei Jahre lang in Heidelberg gewohnt und ließ sich meine E-Mail-Adresse geben; er würde mir etwas zu ihrem Film schicken. (Leider habe ich nie eine E-Mail von ihm erhalten.)

Dann versuchten wir es mit dem zweiten Kabel - doch leider passte auch dieses nicht in die X-Drive-Buchse. Ihnen tat es sichtlich leid, mir nicht weiterhelfen zu können und sie fragten, wo wir morgen in Nairobi übernachten würden. Jacaranda-Hotel, ja, das kannten sie. Direkt gegenüber sei eine große Einkaufspassage namens SARIT, dort gäbe es zwei Elektronik-Läden, in denen wir bestimmt ein Kabel für das X-Drive kaufen könnten. Dann müssten wir nur noch einen passenden PC finden.

An unseren Tisch zurückgekehrt, wollten wir gerade ins Bett gehen, da sahen wir einen Elefanten am Wasserloch. Schnell und so leise wie möglich gingen wir über den langen Steg auf die Beobachtungsplattform. Wir kamen gerade noch rechtzeitig, um das eindrucksvolle Tier in der Dunkelheit unter der einen Seite der Plattform verschwinden und auf der anderen Seite wieder auftauchen zu sehen. Der Elefant war jetzt damit beschäftigt, Gras zu fressen und störte sich auch nicht an dem vereinzelten Blitzlicht der fotografierenden Touristen schräg über ihm. An der Rezeption bestellten wir noch Wakeup-Calls für morgen früh um 5:50 Uhr, dann begaben wir uns in die Betten, über denen wir übrigens die lodgeeigenen Moskitonetze ab- und unsere eigenen, engmaschigeren Netze aufgehängt hatten. Ich schrieb noch eine Weile Tagebuch und schaltete das Licht schließlich um 22:15 Uhr aus.


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